M31 Rückblick: Große Demo und Riots in FFM

M31 - 57687

+++ 6000 auf Demonstration in Frankfurt am Main +++ Heftige Auseinandersetzungen, Sachbeschädigungen und Bullengewalt +++ Laut Bullen über 1.000.000 Euro Sachschaden +++ Europaweit Aktionen in über 40 Städten setzen deutliches Zeichen gegen Kapitalismus +++ 10.000 auf Demonstration in Mailand +++ Repression & Solidarität (Informationen von EA und Rote Hilfe Frankfurt) +++


Am 31. März gab es im Rahmen des europaweiten Aktionstag gegen Kapitalismus “M31” in mehr als 40 europäischen Städten, unter anderem in Mailand, Zagreb, Utrecht, Wien, Moskau, Athen und Kiew, sowie in New York Aktionen. In Mailand kamen mehr als 10.000 zur Demonstration. In Frankfurt gab es rund um die zentrale Demonstration mit 6.000 Menschen heftige Auseinandersetzungen mit den Bullen und massive Sachbeschädigungen. Die Bullen sprechen von über einer Million Euro Sachschaden. Die Folge der Bullengewalt sind unter anderem mehr als 450 Festnahmen und über 150 Verletzte. Das Ziel der Demonstration - die Großbaustelle des künftigen Sitzes der Europäischen Zentralbank - wurde nach massiven Bullenangriffen auf die Demonstration nicht erreicht. Die Presse berichtete im Anschluss ausführlich über die Ereignisse, der antikapitalistische Charakter wurde hervorgehoben.

Links
Video-Rückblick der Filmpiraten | Video-Rückblick von Leftvision | PM des M31 Bündnisses | Vorfeld Feature-Artikel

Inhalt
Ablauf der Demo in FFM | Fazit | Repression | Fotos, Videos & Presseschau | Kommentare

 

Front-Transpi
Demo startet lautstark in der Innenstadt

 

Inhalt

Ablauf der Demonstration in Frankfurt

 

Auftakt- aktueller Sitz der EZB - erste militante Aktionen

Front-Transpi
Demo-Spitze vor der alten EZB

 

Etwa 6.000 Menschen sind am vergangenen Samstag, dem 31. März 2012, in Frankfurt zusammen gekommen, um entschlossen und kämpferisch gegen die neoliberale und autoritäre Krisenpolitik der EU zu demonstrieren. Mit einer Samba-Gruppe, kurdischen Jugendverbänden, linken Hochschulgruppen, Alt-Kommunist*innen, anarcho-syndakalistischen Gewerkschaften, (Post-)Autonomen aus der ganzen BRD und vielen weiteren Gruppen war der Charakter sehr offen und vielschichtig. Die Demonstration war Teil des europaweiten Aktionstags gegen Kapitalismus, der vom M31-Bündnis organisiert wurde.

Am Startpunkt der Demonstration wurden mehrere Redebeiträgen vorgelesen. Unter anderem hielt ein Genosse der FAU einen Beitrag zu Arbeitskämpfen

weltweit, und Ökolinx eröffnete die Perspektive auf eine neue Antiautoritäre Internationale. Anschließend startete die Demonstration vom Hauptbahnhof.

 

Aktionen gegen EZB 1 Aktionen gegen EZB 2 Aktionen gegen EZB 3
Militante Aktionen gegen die EZB

 

Mit lautstarken antikapitalistischen und antinationalen Parolen zog die Demo zunächst zum aktuellen Sitz der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese war mit sog. “Hamburger Gittern” und BFE-Bullen massiv geschützt. Dennoch konnten die Bullen Angriffe auf das Gebäude mit Farbbeuteln, Steinen und Feuerwerkskörpern nicht verhindern. Am Gebäude der alten EZB wurde ein weiterer Redebeitrag vorgelesen.

 

Die Demonstration führte weiter vorbei an dem Luxushotel Steigenberger/Frankfurter Hof und an einer Filiale der Wirtschafts- Anwaltssozietät Baker & McKenzie. Auch hier gab es jeweils militante Aktionen und in der Folge Glasbruch. Spätestens ab hier versuchten Riot-Cops massiv, die Demonstration anzugreifen. Durch die Entschlossenheit der Teilnehmenden wurden die Angriffe abgewehrt, es kam aber zu ersten Verletzten auf beiden Seiten. Die Presse berichtet in diesem Zusammenhang vor allem von einem angeblich schwer verletzten Kontakt-Bullen. Ebenfalls laut Presse geht es diesem bereits wieder besser. Die über 150 - teils schweren Verletzungen auf Seiten der Demonstrierenden blieben in der Regel unerwähnt. Einen genauen Überblick gibt es wohl noch nicht, mehrere Knochenbrüche und Sehnenrisse sind aber bestätigt.

 

Paulsplatz - Stadtpolizei - Jüdischer Friedhof


Bullenwache Am Paulsplatz gab es einen Redebeitrag des “...ums Ganze!”-Bündnisses zur Perspektive linker Praxis. Die Demonstration führte anschließend vorbei an der kaum geschützten Zentrale der Stadt-Bullen. Wie bereits bei der IMK-Demonstration im Juni 2011 wurde diese angegriffen. Diesmal blieb es nicht bei einigen Flaschenwürfen. Die Wache wurde komplett entglast und mit passenden Graffities (“Fight Law and Order”) verziert.








juedischer friedhof Weiter ging die Route vorbei am Börneplatz und dem Jüdischen Friedhof, dessen Mauer mit hervorstehenden Stahlblöcken an die fast 12.000 Jüdinnen und Juden erinnert, die zwischen 1933 und 1945 deportiert und ermordet wurden. Die Moderator*innen auf dem Lautsprecherwagen wiesen auf die historische Bedeutung dieses Ortes hin.





Gewaltsame Trennung der Demonstration - Kessel - heftige Auseinandersetzungen


trennung trennung trennung
Demonstration wird angegriffen und getrennt es folgen kurze aber heftige Auseinandersetzungn


In der Battonstraße zogen die Bullen vermehrt BFE-Spalier an die Seiten der Demonstration. An der Ecke Battonstraße/Lange Straße griffen die Bullen den hinteren Teil der Demonstration erneut an, und spalteten den letzten Teil der Demo inklusive zweite Lautsprecherwagen komplett ab (Videos: 1 | 2).
In der Folge kam es zu teils heftigen Auseinandersetzungen mit den Bullen, die jedoch recht schnell wieder abebbten. Aus dem hinteren Kessel mussten zwei Personen aufgrund schwerer Verletzungen mit dem Krankenwagen abtransportiert werden.

 

Die Demoleitung versuchte wiederholt, die Bullen zum Abzug aus der Demo zu bewegen. Nachdem mehr als eine Stunde gewartet und verhandelt wurde, war klar, dass die Bullen sich nicht mehr aus der Demo zurückziehen würden. Der hintere Lautsprecherwagen wurde wiederholt durchsucht, und alle eingekesselten Demonstrierenden sollten festgenommen werden. Die Bullen hielten den Kessel vom hinteren Teil der Demo noch unglaubliche neun Stunden aufrecht. Den Leuten wurde über Stunden hinweg der Zugang zu Toiletten, Wasser und Essen verwehrt, Betreuungsteams und Anwält*innen wurden längere Zeit nicht an die Eingekesselten heran gelassen.

 

Auflösung - militante Reaktionen

militant 1 militant 2 militant 3
Militante (Re)aktionen gab es bis Tief in die Nacht


Nachdem der vordere Teil der Demonstration mehr als eine Stunde gewartet und verhandelt hatte, entschied dieser sich, nicht weiter bis zum eigentlichen Ziel der Route - der Großbaustelle der Europäischen Zentralbank - zu gehen, sondern zurück in die Innenstadt zur Konstablerwache. Auf dem Weg wurden mehrfach Bullenautos angegriffen, und so die Wut auf die Situation zum Ausdruck gebracht. Am Main stoppten die Bullen plötzlich den gesamten Demo-Zug und erklärten die Demonstration für polizeilich aufgelöst. Vorne und hinten machten die Bullen den Weg zu, und versuchten so, die restliche Demonstration einzukesseln.

Trotzdem schafften die Demonstrierenden, massenhaft aus dem Kessel rauszukommen. Die Folge waren massive Sachbeschädigungen in der gesamten Frankfurter Innenstadt. Viele unkontrollierbar vorgehende Gruppen von Autonomen machten auf diese Weise deutlich, was sie von den unmenschlichen kapitalistischen Verhältnissen halten, in denen es Armut für viele und vergoldete Scheiße für wenige gibt, in denen tagtäglich Hundertausende an Hunger und z.B. an den Außengrenzen von EU und USA sterben. Auch die Wut auf das brutale Verhalten der Bullen fand so ihren Ausdruck.

 

Im Laufe der nächsten Stunden wurden verschiedene Arbeitsämter entglast, das Luxushotel Steigenberger / Frankfurter Hof, das Rathaus auf dem Frankfurter Römer und viele viele Bankfilialen wurden militant angegriffen. Auf der Zeil und der Leipziger Straße wurden ebenfalls mehrere Filialen von Geschäftsketten und Banken entglast. Die Bullen sprechen inzwischen von mindestens 1.000.000 Euro entstandenem Sachschaden.

 

Ein Pressesprecher des M31-Bündnisses kommentierte die Ereignisse folgendermaßen:

 

“Die Angriffe mit Farbbeuteln und Steinen auf u.a. den Sitz der Europäischen Zentralbank, die Wache der Stadtpolizei und die Arbeitsagentur können wir in Anbetracht der immer brutaler werdenden sozialen Bedingungen nachvollziehen. Wir verstehen diese militanten Aktionen als Ausdruck der Wut über die autoritäre Krisenpolitik in der EU. Die Staaten sanieren den Kapitalismus auf Kosten der Lohnabhängigen und sozial Schwachen. Dagegen wehren wir uns.”

Quelle: M31 Pressemitteilung

Fazit - politischer Gehalt - Ausblick


auswertung

 

Die Aktionen am 31. März waren sowohl in Frankfurt als auch europaweit ein erfolgreiches Zeichen gegen die Krisenpolitik der EU und den Kapitalismus im allgemeinen. Europaweit sind bis zu 20.000 Menschen gegen Kapitalismus, “nationale Interessenpolitik und nationalistische Krisenideologie” ( http://vimeo.com/38600136 ) auf die Straße gegangen.

 

In Frankfurt brachten 6.000 Menschen auf einer großen, kämpferischen Demonstration deutlich ihre Unzufriedenheit mit den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen zum Ausdruck. Die militanten Aktionen führten zu einem enorm großen Presse-Echo, alle großen Nachrichten in Deutschland berichteten prominent von den Ereignissen in Frankfurt. Insbesondere die Vermittlung von Inhalten hat dabei gut geklappt. Unisono wurde von “antikapitalistischen Protesten” berichtet, vereinzelt fielen sogar ein paar Sätze zur konkreten Kritik an der EU-Krisenpolitik. Die Pressesprecher des M31-Bündnis wurden in mehreren Zeitungsartikeln (z.B.: FR & Bild) zitiert. In Radio-Beiträgen (HR) und Fernsehberichten (HR) wurden sie direkt interviewt. Dabei wurden auch differenzierte Positionen aufgenommen.

 

Der politische Gehalt und die mediale Wahrnehmung eines so umfangreichen Protestes als explizit antikapitalistisch - und nicht etwa als bloße Kritik konkreten Sparmaßnahmen oder Banken - ist ein notweniger und großer Fortschritt für die Linke.

 

Ob die beteiligten Gruppen und Bündnisse den Anspruch einlösen können, M31 als weitergehende Organisierung einer neuen antiautoritären Internationalen zu begreifen, und wie viele emanzipatorische Initiativen sich an diesem Prozess beteiligen, wird sich zeigen. Es liegt an uns allen, an dem Kampf für eine menschlichere, postkapitalistische Gesellschaft teilzunehmen. Um das Mobi-Video des M31-Bündnisses zu zitieren:

 

“Die Aktionen in vielen europäischen Staaten sind mehr als ein Zeichen antikapitalistischer Solidarität. Sie sind schon jetzt Teil einer europaweiten Diskussion und Vernetzung. Wir laden alle emanzipatorischen Initiativen ein, diesen Prozess mitzugestalten. Wir müssen uns außerhalb der staatstragenden Institutionen organisieren. Wir wollen den Kapitalismus nicht retten, sondern überwinden. Wir widersetzen uns nationaler Interessenpolitik und nationalistischer Krisenideologie. Die Verteidigung bestehender sozialer Rechte ist wichtig. Aber unsere Perspektive muss weiter sein. Wir müssen die fatalen Zwänge des Kapitalismus brechen. Echte Demokratie - wie sie in vielen Protesten gefordert wird - das geht nur ohne Kapitalismus, ohne Staat und ohne Nationalismus.”

Quelle: M31 - The Movie


Repression - gewalttätige Bullen

polizei
Über 130 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt infolge von Bullengewalt

Im Verlauf der Demonstration und der Aktionen in Frankfurt wurden bis zu 465 Personen festgenommen, es gab mehr als 150 teils schwer Verletzte. Der Kessel des hinteren Teils der Demonstration wurde von den Bullen neun Stunden lang aufrecht erhalten, Anwält*innen und Betreuungs-Teams wurden nicht zu den Eingekesselten vorgelassen. Die Bullen haben angekündigt, gegen alle eingekesselten und festgenommenen Personen Anzeige zu erstatten (Artikel in der FAZ), es soll eine Sonderkomission zu M31 eingerichtet werden (Artikel in der FR).

 

In den folgenden Tagen und Wochen wird vermutlich noch einiges an Repression gegen die Beteiligten des Aktionstages folgen. Wenn ihr Betroffen seid, meldet euch unbedingt bei der Roten Hilfe Frankfurt, und koordiniert euer Vorgehen. Wie immer gilt natürlich: Keine Aussage bei den Bullen - bei Vorladungen einfach garnicht erst hingehen. Nur gemeinsam sind wir stark - Anna und Arthur halten's Maul!

 

Artikel der Roten Hilfe zu Repression nach M31: [M31] Die RH empfiehlt: Schweigen ist Gold ...


Molon Labe HelmEbenfalls bemerkenswert ist das Abzeichen “Molon Labe” einiger BFE-Bullen an ihrem Helm. Diese altgriechische Redewendung bedeutet scheinbar so viel wie "komm und hol sie dir!", und wird aktuell u.a. von Waffen-Aktivist*innen in den USA verwendet.
Quelle: spotter.blogsport.de






Fotos, Videos & PresseschauFlickr Albenboeseraltermann | pm_cheung | strassenstriche | rassloff | kamisilenceaction | agfreiburg | kietzmann

Presseschau

 

31. März 2012
HR Anti-Kapitalismus-Demo Frankfurt | Bild Ausschreitungen bei Anti-Kapitalismus-Demo | SZ Krawalle und Verletzte bei Anti-Kapitalimus-Protest | Spiegel Randalierer verletzen Polizisten schwer | FAZ Randalierer verletzen Polizisten schwer | Welt Polizist bei Protesten in Frankfurt schwer verletzt

 

1. April 2012
FR Autonome melden sich zurück | FR Krawall gegen das Kapital | FR Autonome melden sich zurück | FR Krawall gegen das Kapital | AFP Verletzte und Festnahmen bei Banken-Protesten | Reuters Verletzte und Festnahmen bei Anti-Kapitalismus-Demo in Frankfurt | Focus EU: Mehrere Verletzte bei Anti-Kapitalismus-Demo | Dradio Heftige Reaktionen auf Euro-Krisenpolitik | FNP Geschockt von der "extremen Gewalt" | Telepolis Europäischer antikapitalistischer Aktionstag | derFreitag Was brachte der europäische antikapitalistische Aktionstag | Frankfurter Gemeine Zeitung Bei M31 kracht es in Frankfurt | FAZ Kommentar Das wahre Gesicht gezeigt

 

2. April 2012
FR Mehr als eine Million Euro Sachschaden nach Krawallen | FNP Ein schwarzer Samstag | FNP Polizist erleidet bei Randale schwere Augenschäden | HR Schuldzuweisungen nach Straßenschlacht | HR Randale bis tief in die Nacht | FAZ Polizist erleidet schwere Augenschäden | FAZ Im Gespräch: Achim Thiel “Übergriffe erinnern an die Startbahn West” | FR Leitartikel: Hooligans! | FAZ Nach Straßenschlachten “Linksextreme Demonstrationen verbieten” | FNP Ich hatte Todesangst | Bild Frankfurt wurde zum Schlachtfeld | FR Occupy-Anhänger verurteilen Gewalt

 

3. April 2012
FR Sonderkommission gegen Randalierer | FAZ Schwerste Verletzungen werden in Kauf genommen

 

Video / Audio Presseschau


31. März 2012
ARD Tagesschau: Demonstration Frankfurt (Video) | Euronews: Aktionstag gegen Kapitalismus (Video) | ZDF Heute: Frankfurt: Protest gegen Kapitalismus (Video) | Reuters: Anti-capitalism protests turn violent in Germany (Video) | Reuters/Welt: Zahlreiche Verletzte bei Antikapitalismus-Demo (Video) | HR Hessenschau: Verletzte bei schweren Krawallen (Video) | HR: Verletzte bei schweren Krawallen (Audio)

 

1. April 2012
HR Hessenschau: Randale bis tief in die Nacht (Video) | HR: Ausschreitungen in Frankfurt (Audio) | Spiegel: Krawalle in Frankfurt: Zahlreiche Verletzte bei Anti-Kapitalismus-Demonstration (Video)

 

2. April 2012
HR: Randale bis tief in die Nacht (Audio) | HR Hessenschau: Entsetzen über Straßenschlacht (Video)

 

Linke Presse/Blogs

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ein großes lob an das medien-kollektiv.wieder einmal ein sehr guter artikel!

danke

Die eigentlich progressive und emanzipatorische Kapitalismuskritik in der Tradition von Marx, Adorno, Horkheimer und Co. des M31-Bündnis und der meisten teilnehmenden Gruppen wird durch diesen, die Gewalt gegen vermeintliche Feindbilder im Stile regressiver Kapitalismuskritik verherrlichten, Artikel ad absurdum geführt. Jedenfalls sind diese Hooligans, welche die Demo, Demoteilnehmer*innen und unbeteiligte Passant*innen durch ihre Aktionen gefährdeten und mal wieder ganze Arbeit an der Ramponierung des Images der Antikapitalist*innen als Chaot*innen leisteten nicht meine Genoss*innen. Wenn die Bullen die Demo aktiv einfach so angreifen, dann gut, da kann mensch sich wehren. Aber das Abfeiern der eigenen, aktiven Gewaltbereitschaft ist einfach nur erbärmlich und so was von patriachalisch und antiemanzipatorisch. Und gerade dieser moralischen Selbsüberhöhung und die daraus resultierende Rechtfertigung der Gewalt gegen Bullen, staatliche Einrichtungen, Banken, Unternehmen und Einzelhändler*innen weil mensch ja auf der richtigen Seite steht und die anderen nicht, sprich Böse sind, ist doch gerade die verkürzte Kapitalismuskritik gegen die doch sonst auch immer so von der radikalen Linken aus dem Umkreis von M31, umsGanze! und Co. angestunken wird. Jedenfalls diejenigen, welche die Vorstellung des "Schönen Lebens" nicht teilen oder einfach nicht kapieren oder von Vorurteilen zerfressen sind und gut und gerne die Extremismustheorie kultivieren freuen sich mal wieder genügend Steilvorlagen zur Diffamierung der radikalen Linken zu bekommen und demnächst wieder als Scharfmacher*innen aktiv zu sein. Wenn mensch die gewalt- und herrschaftsfreie Gesellschaft will, dann sollte mensch auch diese Ideale verkörpern und nicht das Gegenteil davon.

"steilvorlagen zur diffamierung" ...
ja klar, wenn alle lieb und friedlich sind wird man auch nicht "diffamiert", was ja ganz bestimmt nicht geschähe wenn nicht die "hooligans"(!) wären. da fällt einem nix mehr ein.

"ideale verkörpern"?
ein ideal ist etwas das man anstrebt ohne es erreichen zu wollen, ein leitbild von "schön wär´s wenn, doch aber leider".

wenn nichts anderes mehr passiert ist alles längst vorbei.

antikapitalistischer widerstand ist vielfältig...nicht jeder hat bock adorno zu lesen (ich habs getan) und ewigkeiten auf plena oder in diskussionszirkeln rumzuhocken (mach ich viel zu oft). die wut ist verständlich und anstatt dich zu distanzieren und zu entsolidarisieren, solltest du dir die frage stellen, ob du es dir damit nicht ein bisschen einfach machst, indem du dich hinter deiner von dir geschaffenen moralischen selbsterhöhung zurückziehst.

Natürlich gibt es Wut, aber diese in blinde Gewalt umschlagen zu lassen ist nicht verständlich. Insbesondere wenn mensch sich selber für eine gewaltfreie Gesellschaft einsetzt. Und du solltest dir die Frage stellen, ob du es dir nicht ein bisschen einfach machst, einfach nur Wut als Grund zu nennen und nicht die Leute zu hinterfragen, welche wirklich nur mit der Motivation Stunk zu machen anreisen und die Masse als menschliche Schutzschilder für ihre Aktionen missbrauchen. Ich finde es hat nichts mit Solidarität zu tun, aus der Masse heraus mit Steinen, Flaschen, Pyros und der gleichen zu schmeißen und dabei dann die Sicherheit und körperliche Unversehrtheit anderer Menschen zu gefährden. Von solchen Leuten sollte mensch sich bitte schön distanzieren können. Deswegen lasse ich den Vorwurf der moralischen Selbstüberhöhung nicht gelten. Ich solidarisiere mich durchaus mit den Leuten, die Opfer von staatlicher Gewalt werden ob bei der M31-Demo oder sonstwo. Wer aber von vorneherein absichtlich mackerhaft auf Konfrontationskurs und das im Schutz der Menge und somit diese und die Demo, sowie deren Ziele gefährdet, hat keine Solidarität verdient. Wenn diese so was schon wollen, dann bitteschön außerhalb der Demo. Aber nein, so wird den Bullen nur ein Vorwand geliefert die Demo zu sprengen und einen Haufen Leute zu kesseln, drangsalieren und zusammenzuprügeln. Und das Demoziel, die neue EZB zu erreichen wurde auch verfehlt.

is für mich keine blinde gewalt, wenn symbole des kapitalismus angegriffen werden...und ja, du hast recht...es ist sicher mehr als wut, da es spät ist versuche ich mich nun aber nicht mehr in pseudopsychologie...und keine frage, du kannst dich distanzieren von wem du willst...was du damit erreichen willst leuchtet mir jedoch nicht ein...die "pösen chaoten" wirst du damit nicht beeindrucken, der presse ist es auch scheißegel und die "linke" is doch sowie schon gespalten genug...aber fein, dass du ganz uneigennützig jede aufkeimende solidarität ersticken magst...selbst die "bürgerlichen" (vgl kommentare z. b . bei spiegel online) scheinen mehr verständnis für die aktionen an dem tag zu haben als du...nicht mal mehr die haben bock auch noch die andere backe hinzuhalten und sich dann zu freuen, wenn jemand befunden hat, dass sie es "verdient" haben, dass man sich mit ihnen solidarisiert...

Deine "Bürgerlichen" haben selbstversändlich mehr verständnis für deine "aktionen" weil sich darin ihre kapitalismuskritik oder sagen wir ressentiments wiederholen. Merkst du was?

sind weder meine bürgerlichen noch meine aktionen. aber ein gefühl der ungerechtigkeit macht sich breit und ja, es ist nicht jedem adorno in die wiege gelegt...muss erstmal jeder auf ne kapitalismuskritik im sinne der frankfurter schule gebracht werden?

was ein pseudo-elitärer Bullshit! Schön wenn mensch die Schattenseiten des Kapitalismus nicht zu spüren bekommt oder? 

 

Ihr macht euch Sorgen um euern Ruf? Hetzt im Stile der bürgerlichen Presse und tituliert die Genoss_innen als "Hooligans" und "Chaot_innen"? Dazu fällt mir nur ein herzliches "FICKT EUCH" ihr elendes Spalter-Pack ein!

 

Bleibt bitte auf euerm Ponyhof und schließt euch mit euerm Lesekreis ein!

 

 

Guter Artikel und danke dafür!

 

Fight the Game and the Players!

Ich fand die beiden haben auf recht hohem Niveau über Militanz diskutiert und beide (!) teils stichhaltige Gründe vorgebracht. Mir machen eher Leute wie du Angst, die aggressiv werden und Menschen ad hominem angehen, sobald sie eine Nichtunterordnung eines Einzelnen unter die ach so wichtige Bewegung wittern

Du solltest dir überlegen ob die nicht eine Position entwickeln und dann vertreten solltest anstatt Menschen leich als "elendes Spalter-Pack" zu bezeichnen.

Ziemlich autistische Reaktion, wenn die regressiven Ersatzhandlungen als Erfolg gefeiert werden. Wenn das politische Projekt schon inhaltlich nicht ankommt, dann macht Euch wenigstens mal Gedanken über Militanz und versucht die Protestformen weiterzuentwickeln. 

das mit der gegeninformation hat überhaupt nicht funktioniert. jemensch, der/die sich am 31. märz über die aktionen informieren wollte, die in frankfurt gelaufen sind, war fast ausschließlich auf die massenmedien angewiesen, daneben gab es nur völlig verwirrende, widersprüchliche tweets von m31, die zudem noch recht mager ausfielen, ansonsten funkstille. und jetzt fast eine woche später wird in diesem artikel das "enorme medienecho" abgefeiert. wozu haben wir eigene strukturen (aufgebaut), wenn sich im augenblick der ereignisse nur auf die massenmedien verlassen wird? totaler fail, leute! schaut bitte z. B. auf griechenland, italien, spanien etc., wie dort berichtet wird, von der straße und im augenblick des geschehens, parallel zu den massenmedien, die eh nur grütze schreiben... hier liest es sich so, als wäre der hauptgrund für die organisatoren die medienwirksame inszenierung des protests gewesen nach dem motto: "hauptsache er verkauft sich gut..."

 

das ist eine verhöhnung all jener, die stundenlang im kessel gefangen waren und aller verhafteten. statt die infos zu verbreiten als sie bitter gebraucht wurden (z. b. über indymedia, wo ihr ja auch die aufrufe massig verbreitet hattet), zu dem zeitpunkt als unsere genossInnen soliaktionen nötig hatten, waren m31 pressesprecherInnen also damit beschäftigt sich den massenmedien anzubiedern. überdenkt eure positive einstellung den massenmedien gegenüber! let's get radical!

schade, dass auch hier in den kommentaren wieder das übliche sich-bashen stattfindet.

ich hab kein mitleid für bullenreviere, die arge oder was da sonst noch kaputt gegangen ist. scheiße ist hingegen, dass auch wieder einige demoteilnehmer*innen getroffen wurden.

ich möchte dennoch zu bedenken geben, dass die aktionen gleich nach demostart auch wieder einen vorwand für die cops lieferten, die demo zu spalten, wie sich es getan haben. klar, das hätte auch ohne einen vorwand passieren können, aber so macht es das denen leichter.

aus ner stategischen sicht ist es schade, dass deshalb nicht die baustelle erreicht wurde. bilder von vielen menschen, die an der baustelle ihre wut zeigen, wären imho politisch ein größerer erfolg als sachschaden in der city, auch wenn eine bauplatzbesetzung vllt nicht geklappt hätte. (nach der demo sind wir mit ner kleingruppe vor der ezb-baustelle langgegangen, auf diesen kontainern direkt hinter dem zaun waren cops mit mp's, bei einem sah seine tragetasche auch nach nem scharfschützengewehr aus, aber da bin ich nicht sicher. wollte das mal loswerden, weil ich es noch nirgendwo gelesen hatte und schon krass finde)

stellt euch die bilder vor, 5000-6000 menschen greifen dieses prestige-projekt an...

wow toll ein paar fensterscheiben sind kaputt, klischees über die radikale linke sind gefestigt worden und ein paar tolle bilder von prügelbullen und riot-szenen sind auch entstanden, klasse.

ich frage mich ob es dabei wirklich darum ging politisch etwas zu bewegen oder doch nur um adrenalin-schübe getreu dem motto "no risk, no fun."

klar riot macht spaß, aber dann soll man gefälligst fernab der demo irgendwas kaputt machen und nicht andere demoteilnehmer*innen gefährden.

danke dass ich stundenlang im kessel stand, habt ihr toll gemacht -.-

Ein verspäteter Rückblick auf die Krisenproteste von M31 und Blockupy unter http://bea.blogsport.de/2012/08/07/verspaeteter-rueckblick-krisenprotest...