„Nationaler Sozialismus oder Tod!“

Am 1. Mai 2010 in Berlin.

Heute wurde der Neonazi Mario Alexander Müller an der Uni Magdeburg geoutet.
Mario Alexander Müller wurde am 19. November 1988 in Bremen geboren. Seine E-Mail-Adresse ist mario_1988@web.de. Er nutzt einen auf seinen Vater zugelassenen silbergrauen Dacia Logan mit dem amtlichen Kennzeichen OL-X 4707. Müller wuchs bei seinen Eltern in Harpstedt (Landkreis Oldenburg) auf und legte 2008 am Gymnasium Wildeshausen das Abitur mit Schnitt 2,3 ab. Nachdem er ca. 6 Monate Wehrdienst geleistet hatte, wurde er durch Intervention des Militärischen Abschirmdienstes unehrenhaft aus der Bundeswehr entlassen. Seit Oktober 2010 studiert er im ersten Semester Sozialwissenschaften auf Bachelor an der Otto-von-Guericke-Universität zu Magdeburg.

Neonazi, Anti-Antifa ...

Müller ist ein ideologisch gefestigter Neonazi. Nachdem es in seiner Familie zu Konflikten aufgrund seiner politischen Aktivität kam und er vor die Frage „Politik oder Familie?“ gestellt wurde, antwortete er „Nationaler Sozialismus oder Tod!“ und schlug sich wochenlang teils im Wald übernachtend durch.

 

Müller ist in der Kundendatenbank der bei Neonazis bzw. Autonomen Nationalisten beliebten Kleidungsmarke Thor Steinar verzeichnet. Er beteiligte sich an den geschichtsrevisionistischen Naziaktivitäten in Dresden im Februar 2010 und nimmt als aktionsorientierter Aktivist regelmäßig an Demonstrationen teil, beispielsweise am 1. Mai 2010 in Berlin unter dem Motto „Unserem Volk eine Zukunft! Den bestehenden Verhältnissen den Kampf ansagen! Nationaler Sozialismus – jetzt!“. In Bad Nenndorf war er 2009 als Demosanitäter unterwegs. Zwischenzeitlich versuchte sich Müller als Anti-Antifa-Fotograf.

… und Querfrontaktivist

Sein äußeres Erscheinungsbild entspricht fast prototypisch dem eines Querfrontaktivisten der Autonomen Nationalisten. So trägt er ein schwarzes Basecap, schwarze Windbreaker und hat mitunter auch bei schlechtem Wetter auf Demos eine Sonnenbrille auf der Nase. Seine Ohren sind getunnelt, und er trägt markante Unterlippenpiercings. Vegan lebend, bezeichnete er sich zumindest zeitweise als straight edge. Er mag Hardcore-Musik und als zweiter Sänger der Band Projekt 144 – benannt nach dem irakischen Militärprogramm, in dessen Rahmen im zweiten Golfkrieg Scud-Raketen auf Israel geschossen wurden – verbreitet er Texte, die zum „Kampf“ für „deine Stadt“ aufrufen und betonen, Delmenhorst gehöre in „deutsche Hand“.  Während zur Säuberung der Städte von unliebsamen Personen aufgefordert wird, verlautbart Müllers Aktionsgruppe Delmenhorst: „Tierrecht ist unser Ding!“ und schreibt auf ihrer Webseite: „Tierrecht ist Politik gegen ein Wirtschaftssystem und eine Gesellschaft, die durch Ausbeutung und soziale Ungleichheit gezeichnet sind – eine Lebensweise gegen das westliche Konsumverhalten und für die Befreiung von Mensch und Tier!“

Die Aktionsgruppe Delmenhorst störte im Januar 2008 eine Veranstaltung zum Thema „Rechtsextremismus im Alltag“; Müller ergriff ein Megaphon und verkündete, „den antiimperialistischen Kräften der deutschen Linken die Hand zu reichen“.

Müller trat 2008 – damals noch bei den Autonomen Nationalisten Nord/West aktiv – in Verbindung mit dem antifaschistischen Rechercheportal Recherche-Nord. Er leitete interne Informationen an die Journalist_innen weiter mit dem Ziel, gemeinsam gegen die NPD und Freien Kameradschaften vorzugehen. Angestrebt war somit von Müllers Seite eine Querfront nach dem historischen Vorbild Otto Strassers.

Nachdem die Treffen bekannt geworden waren, wurden die Autonomen Nationalisten Nord/West auf dem Naziportal Altermedia geoutet und als „Nationale Antifaschisten Nord/West“ bezeichnet. Es folgte der Ausschluss aus sämtlichen niedersächsischen Neonazistrukturen.

Müller – seltsamerweise vom Szeneausschluss verschont und fortan ob seiner Piercings als „Metallfresse“ diffamiert – widmete sich dem Aufbau seiner Aktionsgruppe Delmenhorst.

Totalitärer Waffennarr mit mangelnder Impulskontrolle

Bereits beim ersten Treffen der neugegründeten Aktionsgruppe Delmenhorst machte Müller klar, dass er keine demokratische, sondern eine „totalitäre“ Gruppenstruktur anstrebe. In der Vergangenheit ließ er keinen Zweifel daran, die Gruppenführerschaft für sich zu beanspruchen. Bei politischen Aktionen tritt er als Wortführer auf. Sofern es zu körperlichen Auseinandersetzungen kommt, animiert er seine „Kameraden“, „standhaft [zu] bleiben“; an ihm scheint sich die gesamte Konfliktdauer zu orientieren. Müller war an zahlreichen Übergriffen auf Linke und antifaschistische Jugendliche beteiligt.

Personen aus Müllers Umfeld charakterisieren ihn als „soziopathisch“, „labil“, „Psychopathen“ und „Neurotiker“. Er verfügt über eine mangelnde Impulskontrolle. Freunde bezeichnen ihn als Waffennarr. Es verwundert daher kaum, dass der schmächtige Nazi bei Konflikten mitunter auf den Einsatz von Waffen zurückgreift. Er verfügt über selbstgebaute Totschläger und Eisenstangen sowie Reizstoffe (Pfefferspray und -gel). Am Rande einer Gerichtsverhandlung im Juli 2009 versuchte er vor den Augen der anwesenden Polizeikräfte, Linke mit einem Karabinerhaken zu attackieren. Außerdem äußerte er in der Vergangenheit mehrfach, ein Messer mitzuführen und bekräftigte, dies ggf. auch einsetzen zu wollen. Im Internet beschrieb er detailliert den Umbau von Gaspistolen zu Waffen, die scharfe Munition verschießen können.

Müller kam schon öfter mit dem Gesetz in Konflikt. Bei einem Angriff auf einen Jugendlichen machte er sich der gefährlichen Körperverletzung schuldig und wurde zu vier Tagen Jugendarrest verurteilt. Verfahren wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz, unerlaubten Schießens mit einer Schrotflinte, Widerstandes gegen Vollstreckungsbeamte, versuchter Gefangenenbefreiung, versuchter Nötigung bzw. Zeugenbeeinflussung sowie gemeinschaftlichen Landfriedensbruchs wurden gegen Auflagen eingestellt.

Kontakte nach Magdeburg

Schon vor seinem Umzug nach Magdeburg pflegten Müller und die Aktionsgruppe Delmenhorst Kontakte zur Magdeburger Neonaziszene, namentlich zur NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten – deren Kader Matthias Gärtner übrigens im letzten Jahr auf dem Universitätsgelände von Antifaschist_innen daran gehindert wurde, einen Vortrag zur „Sprache und Symbolik des Nationalsozialismus“ zu halten. Die Delmenhorster Neonazis erhielten in der Vergangenheit von ihren Magdeburger Kamerad_innen unter anderem Unterstützung beim Entwurf und Layouten von Propagandamaterial sowie ihrer Webpräsenz.

Es ist davon auszugehen, dass bestehende Kontakte seit Müllers Umzug nach Magdeburg intensiviert werden.

Auch nach dem Umzug pflegt er Verbindungen zu heimischen Nazis; so wurde er erst vor Kurzem in Begleitung des Aktivisten Stefan Rabe gesichtet.

Konsequenzen

Mario Alexander Müller ist aktiver Neonazi und Begründer der neonazistischen Aktionsgruppe Delmenhorst. In Konfliktsituationen neigt er zu impulsivem Verhalten. Er verfügt über Waffen und gab in der Vergangenheit an, nicht davor zurückzuschrecken, ein Messer gegen Menschen einzusetzen. In seinem Weltbild gefestigt, würde er laut eigenen Aussagen bis zum Tode für den Nationalsozialismus einstehen. Es ist ausgeschlossen, eine derartige Person zu einem liberaleren Weltbild zu bekehren.

Wir erachten es als Notwendigkeit, ein progressives Miteinander an unserer Hochschule zu praktizieren. Dies schließt antiemanzipatorische Ideen wie Neonazismus zwingend aus; sie müssen konsequent bekämpft werden. Wir fordern Studierendenschaft, Lehrkräfte und Verwaltung auf, geeignete Mittel zu ergreifen: Müller stellt eine Gefahr für nichtrechte Studierende dar und muss aus dem Umfeld der Universität verbannt werden.

 

Durch die Verteilung hunderter Flyer und dutzender Aufkleber heute in der Universität möchten wir auf die Problematik aufmerksam machen und andere Menschen ermutigen, offen für eine emanzipatorische Gesellschaft einzustehen.

 

BAM! // Blue Antifa Magdeburg, AG Hochschulen
in Zusammenarbeit mit der Antifa Delmenhorst

 

 

Referenzen:


Achtung, sämtliche Adressen führen auf Nazi-Seiten. Es ist nicht auszuschließen, dass dort Verbindungsdaten gespeichert werden.

  • „Tierrecht ist unser Ding!“ – logr.org/delmenhorst/2010/06/05/tierrecht-ist-unser-ding/ [hoch]
  • „Nationale Antifaschisten Nord/West“ – de.altermedia.info/general/soltauer-wirrkopfe-020408_13547.html [hoch]
  • „Aktionsgruppe Delmenhorst“ – logr.org/delmenhorst/ [hoch]
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Schönes Outing :-)

Gute Arbeit, weiter so

Aber ich z.B. kann mit diesen QR-Codes nichts anfangen ;-)

Die QR-Codes codieren Zeichenfolgen. Aktuelle Smartphones können diese Codes scannen und die Zeichenfolge anzeigen. Die Codes im Outing codieren für die Internetadresse zu diesem Artikel. Smartphonebenutzer_innen können auf diese Weise sehr einfach den Artikel abrufen.

weiter so!!!

der passt doch prächtig an eine Fakultät, deren fachschaftsrat Veranstaltung die sich gegen Rassismus engagieren boykottiert!!!

Habt ihr nicht auch diesen platten Rapper der mit seiner Sexisten-Truppe gegen "Rechts" singt?

 

Sozialistische Grüße nach Magdeburg!

 

Es geht um's Ganze!

 

Antifa heisst Angriff!

hätte nichts dagegen gehabt, wenn das früher gekommen wäre.

Der Artikel wurde auch beim IMC Germany gepostet. Dort gibts noch einige Ergänzungen durch Leser_innen:

http://de.indymedia.org/2010/12/295971.shtml?c=on#comments

Das Mario auch in Dresden am Start war sieht man bei sekunde 7-8 in diesem Recherche-Video von vorm HBF: http://www.youtube.com/watch?v=FzTnQFL6iJI