Dresden 2010 - die Faschisten kamen nicht durch

No Pasarán!

Der 13. Fe­bru­ar 2010 war ein Sieg für die linke an­ti­fa­schis­ti­sche Be­we­gung in der BRD. Zum ers­ten Mal konn­te der größ­te Na­zi­auf­marsch Eu­ro­pas durch ent­schlos­se­ne Ge­gen­pro­tes­te ver­hin­dert wer­den. Ein brei­tes Bünd­nis von An­ti­fa-​Grup­pen über Ge­werk­schaf­ten bis hin zu lin­ken Par­tei­en und vie­len wei­te­ren Or­ga­ni­sa­tio­nen und Ein­zel­per­so­nen war ent­schlos­sen mit den ver­schie­dens­ten Mit­teln den Fa­schis­ten in Dres­den kein Fuß­breit zu über­las­sen. Bis es je­doch dazu kam, wurde ein Blo­cka­de-​Bünd­nis ge­grün­det, staat­li­che Re­pres­sio­nen er­fah­ren und flei­ßig bun­des­weit mo­bi­li­siert. Doch der Reihe nach.


Historie | Mobilisierung 2010 | Repression | Freiburger Mobi | Auswärtssieg | Fazit | Mehr Info

 

Kurze His­to­rie des so­ge­nann­ten „Trau­er­mar­sches“ der Faschisten


Die Bom­bar­die­run­gen der Stadt Dres­den in meh­re­ren An­griffs­wel­len er­reich­ten in der Nacht vom 13. auf den 14. Fe­bru­ar 1945 ihr größ­tes Aus­maß, als Bom­ber der bri­ti­schen Luft­waf­fe weite Teile der Stadt in Schutt und Asche leg­ten. His­to­ri­ke­r gehen davon aus, dass bei den Luft­an­grif­fen auf Dres­den am 13. und 14. Fe­bru­ar 1945 bis zu 25.​000 Men­schen ihr Leben lie­ßen. Das zum da­ma­li­gen Zeit­punkt noch flei­ßi­ge Pro­pa­gan­da­mi­nis­te­ri­um von Go­eb­bels sprach von ei­ni­gen hun­dert­tau­send toten Men­schen.

 

Dass diese mi­li­tä­ri­sche Ant­wort der Al­li­ier­ten auf einen deut­schen Ver­nich­tungs­krieg, der Jahre lang Angst, Schre­cken, Fol­ter und Mas­sen­mord über Eu­ro­pa ge­bracht hatte, in solch einer um­fas­sen­den Form er­folg­te, das be­stimmt noch heute die Dis­kus­si­ons­stand­punk­te um Dres­den.

Be­reits in den An­fän­gen der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land (BRD) nutz­ten fa­schis­ti­sche und re­van­chis­ti­sche Kräf­te die Zer­stö­rung, um ein deut­sches Op­fer­bild zu zeich­nen. Gleich­zei­tig re­la­ti­vier­ten sie die Kriegs­schuld Deutsch­lands, was sich zu­sam­men schnell fest­setz­te in der west­deut­schen Ge­sell­schaft, die, so muss man fest­stel­len, nur eine „Light-​​Va­ri­an­te“ der Ent­na­zi­fi­zie­rung ge­nie­ßen durf­te.

 

Nach der Wie­der­ver­ei­ni­gung, dem An­schluss der DDR an die BRD, er­reich­te der Re­vi­sio­nis­mus dann neue Höhen. Im Kanon san­gen die brau­nen und schwar­zen Vögel ge­mein­sam, nun auch in der Bei­tritts­zo­ne, das Lied vom deut­schen Op­fer­my­thos. Diese re­ak­tio­nä­ren Krei­se er­kann­ten die Zeit und for­der­ten laut­hals die Le­gi­ti­ma­ti­on zur Trau­er um die „ei­ge­nen Opfer“. Der deut­sche Fa­schis­mus sei be­wäl­tigt und es müsse doch end­lich ein Schluss­strich unter die Ver­gan­gen­heit der Jahre 1933-​45 ge­zo­gen wer­den. Es wurde ver­sucht, jeg­li­chen his­to­ri­schen Kon­text zu ver­wi­schen mit der Ver­dre­hung oder zu­min­dest der Aus­blen­dung von Ur­sa­che und Wir­kung.

 

1998 und 1999 fin­gen dann re­gio­na­le Nazis an, sich unter die Trau­er­gäs­te beim jähr­li­chen Ge­den­ken an der Ruine der Dres­dner Frau­en­kir­che zu mi­schen und Krän­ze nie­der­zu­le­gen. Da­ge­gen gab es kei­nen Wi­der­stand, was den Geist von gro­ßen Tei­len der Trau­er­fei­er­lich­kei­ten er­ken­nen ließ.

Be­flü­gelt von die­sen Sym­pa­thi­en aus Tei­len der Dres­dner Be­völ­ke­rung or­ga­ni­sier­te im Jahre 2000 die da­ma­li­ge „Junge Lands­mann­schaft Ost­preu­ßen (JLO)“ erst­mals einen ei­ge­nen so ge­nann­ten „Trau­er­marsch“ in der Lan­des­haupt­stadt unter dem Motto „Ehre den Op­fern des Bom­ben­ter­rors“. An dem nächt­li­chen Auf­zug nah­men etwa 500 junge und alte Nazis teil. Dies kann wohl als die In­iti­al­zün­dung für eines der we­ni­gen ver­blie­be­nen, heute aber be­deu­tends­te re­gel­mä­ßi­ge Na­zi-​Gro­ßevent in der BRD ge­se­hen wer­den.

 

In den dar­auf fol­gen­den Jah­ren wuchs die Teil­neh­me­rzahl des Na­zi­ge­den­kens be­stän­dig an und er­reich­te am 13. Fe­bru­ar 2005, dem 60. Jah­res­tag der Bom­bar­die­rung, mit schät­zungs­wei­se 6.​500 Fa­schis­ten aus ganz Deutsch­land und Eu­ro­pa einen er­schre­cken­den Hö­he­punkt. Seit dem Jahr 2006 gibt es gar zwei Auf­mär­sche in der Stadt. Wäh­rend große Teile der Or­ga­ni­sa­to­ren zu dem Schluss kamen, mehr Teil­neh­me­r zu mo­bi­li­sie­ren, wenn der Auf­marsch am Sams­tag nach dem 13. Fe­bru­ar statt­fin­det, ver­folg­ten eher re­gio­na­le Kräf­te die Linie der Tra­di­ti­on und ver­an­stal­ten seit­dem ihren ei­ge­nen Auf­zug unter der Woche.

 

Der so ge­nann­te „Trau­er­marsch“ hat die Funk­ti­on der Ver­net­zung, Ideo­lo­gie­bil­dung und Fes­ti­gung einer fa­schis­ti­schen Iden­ti­tät. Mit sei­nem po­si­ti­ven Bezug auf den deut­schen Fa­schis­mus stärkt er die Nazis nach innen und soll strö­mungs­über­grei­fen­de Ei­nig­keit als Macht­de­mons­tra­ti­on nach außen trans­por­tie­ren.

 

Mo­bi­li­sie­rung 2010 – No Pasarán!


Nach­dem be­reits 2009 eine linke an­ti­fa­schis­ti­sche Mo­bi­li­sie­rung nach Dres­den statt­fand, al­ler­dings auf­grund vie­ler Fak­to­ren schei­ter­te, wurde 2010 ein neuer Ver­such un­ter­nom­men, den Fa­schis­ten kei­nen Fuß­breit in Dres­den zu über­las­sen.

 

Das Bünd­nis „No Pasarán!“, an dem sich zahl­rei­che An­ti­fa­grup­pen bun­des­weit be­tei­lig­ten in­itier­te eine Ak­ti­ons­kon­fe­renz. Am 6. und 7. No­vem­ber 2009 kamen dann über 250 An­ti­fa­schis­ten nach Dres­den, um zu be­rat­schla­gen, wie der all­jähr­li­che Na­zi­auf­marsch in Dres­den, ver­hin­dert wer­den kann. Die Kon­fe­renz ver­öf­fent­lich­te eine Re­so­lu­ti­on.

 

Un­ge­fähr einen Monat nach der Ak­ti­ons­kon­fe­renz grün­de­ten über 50 Ver­tre­ter aus ver­schie­de­nen an­ti­fa­schis­ti­schen Grup­pen, Ver­bän­den und Ge­werk­schaf­ten das Bünd­nis „Na­zi­frei – Dres­den stellt sich quer“. Die­ses an­ti­fa­schis­ti­sche Bünd­nis rief dazu auf, die Pro­vo­ka­ti­on der ex­tre­men Rech­ten mit­tels Blo­cka­den zu ver­hin­dern und ver­ein­te noch­mal mehr zi­vil­ge­sell­schaft­li­che Kräf­te. Auch das An­ti­fa-​Bünd­nis „No Pasarán!“ war Teil von „Dres­den Na­zi­frei“. Am Ende der Mo­bi­li­sie­rung nach Dres­den un­ter­stüt­zen etwa 600 Or­ga­ni­sa­tio­nen und 2.​000 Ein­zel­per­so­nen das Blo­cka­de­bünd­nis.

 

An­ti­fa­schis­mus ist not­wen­dig – nicht kri­mi­nell


Nach­dem die Mo­bi­li­sie­rung in die säch­si­sche Lan­des­haupt­stadt rich­tig gut an­lief, razz­te die po­li­ti­sche Po­li­zei am 19. Ja­nu­ar 2010 in Dres­den und Ber­lin linke Ein­rich­tun­gen und Or­ga­ni­sa­tio­nen. Die Be­am­ten such­ten Auf­ru­fe zur Ver­hin­de­rung des Na­zi­auf­mar­sches. Be­trof­fen waren dabei so­wohl das bun­des­wei­te An­ti­fa­bünd­nis „No Pa­sa­ran“ als auch das Bünd­nis „Dres­den – Na­zi­frei“. Durch­sucht wur­den Büros des An­ti­fa-​Shop „Red Stuff“ in Ber­lin, sowie Ein­rich­tun­gen der Par­tei „Die Linke“. In Dres­den wur­den meh­re­re tau­send Pla­ka­te be­schlag­nahmt und Rech­ner der Links­par­tei ein­ge­zo­gen.

 

Doch damit nicht genug, es ging mun­ter wei­ter:

 

Die Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te Do­ro­theé Menz­ner (Linke) wurde am 20. Ja­nu­ar 2010 in Ber­lin von der Po­li­zei fest­ge­nom­men, weil sie mit meh­re­ren Ju­gend­li­chen Pla­ka­te gegen den Na­zi­auf­marsch in Dres­den pla­ka­tiert hatte. Ihnen und Menz­ner wird ein Auf­ruf zu Straf­ta­ten vor­ge­wor­fen. Auf­ge­ru­fen hatte zu der öf­fent­li­chenn Pla­ka­tier­ak­ti­on der Stu­den­ten­ver­band der Lin­ken SDS. “De­mons­tra­tiv” soll­ten die ver­bo­te­nen Pla­ka­te des Bünd­nis­ses „Dres­den Na­zi­frei“ in Ber­lin ver­klebt wer­den.

 

Und noch mal:

 

Kurz dar­auf wurde dem Pro­vi­der der In­ter­net­sei­te dres­den-​na­zi­frei.​de vom LKA Sach­sen eine Ver­fü­gung zu­ge­stellt. In die­ser wurde die Ab­schal­tung der be­sag­ten Seite ge­for­dert. Die Be­grün­dung war auch hier ein „Auf­ruf zu Straf­ta­ten“. Die Seite wurde dann auch tat­säch­lich ab­ge­schal­ten, die In­hal­te zogen auf dres­den-​na­zi­frei.​com um. Da­nach hörte man nicht mehr so­viel von den Re­pres­si­ons­or­ga­nen.

 

Als Re­ak­ti­on auf diese Re­pres­si­ons­wel­le gab es bun­des­wei­te Ak­tio­nen von an­ti­fa­schis­ti­scher Seite, die zeig­ten, dass wir uns nicht ein­schüch­tern las­sen wür­den. So ver­öf­fent­lich­ten etwa wir Frei­bur­ger An­ti­fa­schis­ten an­schlie­ßend eine ge­mein­sa­me Pres­se­er­klä­rung, in der zwölf Or­ga­ni­sa­tio­nen die Re­pres­si­on gegen an­ti­fa­schis­ti­sches En­ga­ge­ment ver­ur­teil­ten. Am 29. Ja­nu­ar 2010 kleb­ten Frei­bur­ger Linke, wie in vie­len an­de­ren Städ­ten auch, in einer an­ge­kün­dig­ten Ak­ti­on am Platz der Alten Syn­ago­ge Pla­ka­te, die zur Ver­hin­de­rung des Dres­dner Na­zi-​Auf­mar­sches auf­ru­fen.

 

Einer geht noch:

 

Un­mit­tel­bar vor dem Wo­chen­en­de wurde eine wei­te­re Un­ver­schämt­heit be­kannt. Die Po­li­zei führ­te eine Te­le­fon­ak­ti­on durch. Bus­un­ter­neh­men wur­den di­rekt an­ge­ru­fen und unter Druck ge­setzt. Die Busse dürf­ten nicht nach Dres­den ein­fah­ren, die De­mons­tra­tio­nen seien für die Teil­neh­mer zu ge­fähr­lich.

 

Frei­bur­ger Mo­bi­li­sie­rung


Aus Frei­burg fuh­ren zwei Rei­se­bus­se nach Dres­den, die rest­los aus­ver­kauft waren. Rück­bli­ckend wäre ein drit­ter Bus die beste Lö­sung für das Ti­cket­pro­blem ge­we­sen. Die An­ti­fa­schis­ti­sche Linke Frei­burg (ALFR) or­ga­ni­sier­te sie ge­mein­sam mit der ört­li­chen Links­ju­gend und dem SDS. Dass die Ti­ckets so güns­tig waren ver­dan­ken wir ei­ni­gen Or­ga­ni­sa­tio­nen, Pro­jek­ten und Ein­zel­per­so­nen. Vie­len Dank dafür.

 

In Frei­burg und dem nä­he­ren und fer­ne­ren Um­land fan­den ins­ge­samt vier In­fo­ver­an­stal­tun­gen statt, bei denen wir über die The­ma­tik in­for­mier­ten und die je­weils sehr gut be­sucht waren.

 

Durch die Frei­bur­ger Er­klä­rung gegen die Re­pres­si­on, durch Pla­ka­tie­run­gen in der ge­sam­ten Stadt und eben die Ver­an­stal­tun­gen ist es uns ge­lun­gen so­wohl zu den Blo­cka­den des Fa­schis­ten­auf­mar­sches auf­zu­ru­fen als auch den My­thos Dres­den und den deut­schen Opfer­dis­kurs in un­se­rer Stadt zum Thema zu ma­chen.

 

Der Aus­wärts­sieg


Am 13. Fe­bu­ar 2010 selbst fuh­ren wir sehr sehr früh los und er­reich­ten auf der Stre­cke nach Dres­den eine be­acht­li­che Größe des Bus-​Kon­vois.

 

Über die Ak­tio­nen in Dres­den wurde schon viel ge­schrie­ben. Zu­sam­men­ge­fasst war der Tag ein Er­folg. An meh­re­ren Punk­ten um den Start­punkt der Fa­schis­ten herum fan­den große und klei­ne Blo­cka­den statt. In der ge­sam­ten Neu­stadt be­weg­ten sich Groß- und Klein­grup­pen und er­wisch­ten ver­spreng­te Nazis und ihre Fort­be­we­gungs­mit­tel, lie­fer­ten sich Schar­müt­zel mit dem Staat, der oft­mals erst fünf Mi­nu­ten nach den Ak­tio­nen an Ort und Stel­le ein­traf. Ins­ge­samt waren laut Po­li­zei 6.​400 Fa­schis­ten in der säch­si­schen Lan­des­haupt­stadt. Dar­über, wie­vie­le es tat­säch­lich waren, kann nur ge­mut­maßt wer­den. Der Staat setz­te etwa 6.​000 Po­li­zis­ten und über 1.​000 Bun­des­po­li­zis­ten ein.

 

12.​000 An­ti­fas, Ge­werk­schaf­ter usw. har­mo­nier­ten und er­gänz­ten sich prima in ihren Ak­ti­ons­for­men. Spal­tungs­ver­su­che gab es nicht, die rech­te Po­li­zei­in­ter­es­sens­ver­tre­tung DPolG jam­mert bit­ter rum über uns „Links­ex­tre­mis­ten“.

 

Sehr er­freu­lich war auch, dass sich viele Dres­de­ner Bür­ger an den Blo­cka­de­ak­tio­nen be­tei­lig­ten. Die Spal­tungs­tak­tik des Dres­dner Es­ta­blish­ments ging damit nicht auf. Par­al­lel zu den di­rekt gegen den Fa­schis­ten­auf­marsch ge­rich­te­ten an­ti­fa­schis­ti­schen Blo­cka­den in der Neu­stadt hatte die­ses im Vor­hin­ein zu einer Men­schen­ket­te in der Alt­stadt auf­ge­ru­fen, unter dem Motto „Er­in­nern und Han­deln. Für mein Dres­den“. Nach Pres­se­be­rich­ten be­tei­lig­ten sich an die 15.​000 Men­schen daran und ge­dach­ten auf ihre Weise den Op­fern der Bom­bar­die­run­gen, streng dar­auf be­dacht, es han­de­le sich hie­bei um ihr Mo­no­pol.

 

Die Ak­ti­on soll­te „sym­bo­lisch die Dres­dner In­nen­stadt schüt­zen“, ge­ra­de so als ob ein neues al­li­ier­tes Bom­bar­de­ment be­vor­stün­de oder den Fa­schis­ten Ähn­li­ches im Sinn stün­de. An­läss­lich die­ser Men­schen­ket­te be­rich­te­ten zahl­rei­che Me­di­en fälsch­li­cher­wei­se, bei die­ser habe es sich in ers­ter Linie um einen Aus­druck gegen den Fa­schis­ten­auf­marsch ge­han­delt, oder gar, sie habe in ir­gend­ei­ner Weise zur Ver­hin­de­rung von die­sem bei­ge­tra­gen.

 

Doch im­mer­hin ist fest­zu­stel­len, dass der deut­sche Op­fer­my­thos un­über­seh­ba­re Risse be­kommt. So kam auch die Dres­de­ner Ober­bür­ger­meis­te­rin Helma Orosz bei ihrer Rede auf der Ak­ti­on nicht darum, daran zu er­in­nern, „wer die­sen ver­damm­ten Krieg los­ge­tre­ten hatte“. Si­cher­lich hat die star­ke an­ti­fa­schis­ti­sche Mo­bi­li­sie­rung und die damit ver­bun­de­ne Kri­tik des deut­schen Op­fer­my­thos einen ent­schei­den­den An­teil daran, dass nun auch hier Thema wird, was Ur­sa­che, und was Wir­kung war, denn der auch me­di­al un­über­seh­ba­re An­ti­fa­schis­mus zwang das Dres­dner Es­ta­blish­ment zu einer Po­si­tio­nie­rung.

 

Die frus­trier­ten Nazis ran­da­lier­ten in den Abend­stun­den noch in säch­si­schen Klein­städ­ten, in denen die Bür­ger­stei­ge schon hoch­ge­klappt waren und zeig­ten so noch­mal ihre häß­li­che Frat­ze. Auf der Rück­fahrt gab es dies­mal wohl keine Über­grif­fe von Fa­schis­ten auf Linke.

 

Fazit


Der Na­zi­auf­marsch in Dres­den wurde erst­mals ver­hin­dert, und das ob­wohl Staats­an­walt­schaft und Po­li­zei im Vor­hin­ein alles daran ge­setzt hat­ten, die an­ti­fa­schis­ti­sche Mo­bi­li­sie­rung zu sa­bo­tie­ren. Das muss als Sieg ge­wer­tet wer­den. Nicht für Deutsch­land oder Dres­den, wie es ei­ni­ge so­ge­nann­te „An­ti­deut­sche“ hal­lu­zi­nie­ren, son­dern als ein Sieg für eine an­ti­fa­schis­ti­sche Be­we­gung. Die Bünd­nis­ar­beit hat nicht ver­sagt, weil sich die Be­tei­lig­ten re­spek­tier­ten und die ver­schie­de­nen Her­an­ge­hens­wei­sen im An­ti-​Na­zi-​Kampf ak­zep­tier­ten. Dabei wurde ein ge­mein­sa­mer Ak­ti­ons­kon­sens wei­test­ge­hend ein­ge­hal­ten.

„No Pasarán!“ und „Dres­den Na­zi­frei!“ ver­mit­tel­ten, er­folg­reich, dass wir mit einer brei­ten bun­des­wei­ten Mo­bi­li­sie­rung die Nazis stop­pen kön­nen. Über­zeu­gend war dabei das Kon­zept der Mas­sen­blo­cka­den und die pro­fes­sio­nel­le Orga und Ko­or­di­na­ti­on vor Ort. Tau­sen­de Men­schen aus den ver­schie­dens­ten lin­ken und fort­schritt­li­chen Zu­sam­men­hän­gen nah­men z.T. weite Stre­cken auf sich, um die Leute in Dres­den zu un­ter­stüt­zen. Der Kampf­geist wurde ge­weckt.

 

Wie groß der Er­folg der dies­jäh­ri­gen Kam­pa­gne ist, zeigt sich schon al­lei­ne daran, dass es dem Bünd­nis „No Pasarán!“ be­reits im zwei­ten Jahr des Be­ste­hens ge­lun­gen ist, den Dres­dner Fa­schis­ten­auf­marsch zu ver­hin­dern. Doch nicht nur das: Auch wurde er­reicht, den Fokus vom deut­schen Rum­ge­op­fer auf den An­ti­fa­schis­mus und damit auch die Frage zu len­ken, warum Dres­den ei­gent­lich bom­bar­diert wurde. Jah­re­lang waren die Pro­tes­te gegen die Fa­schis­ten in Dres­den lei­der maß­geb­lich von „An­ti­deut­schen“ do­mi­niert ge­we­sen, die den An­ti­fa­schis­mus und die in der Sache rich­ti­ge Kri­tik am deut­schen Opfer­dis­kurs zur Ver­herr­li­chung der Bom­bar­die­rung von Zi­vil­be­völ­ke­rung sowie zu So­li­da­ri­täts­be­kun­dun­gen mit im­pe­ria­lis­ti­schen und kriegs­füh­ren­den Na­tio­nal­staa­ten in­stru­men­ta­li­sie­ren konn­ten. Dabei haben die „An­ti­deut­schen“ die letz­ten Jahre nicht einen Bruch­teil des dies­jäh­ri­gen Er­fol­ges er­reicht, und zwar weder in Bezug auf die Fa­schis­ten, noch in Bezug auf den Er­in­ne­rungs­dis­kurs.

 

An­ti­fa­schis­mus ist und bleibt ein Teil­be­reichs­kampf. Die Hür­den für eine Be­tei­li­gung an die­sem Kampf müs­sen nied­rig sein, vor allem in der Bünd­nis­ar­beit. Nur so krie­gen wir eine pro­gres­si­ve brei­te Be­we­gung spek­tren­über­grei­fend hin, die Er­fol­ge er­zie­len kann durch Masse. Al­ler­dings müs­sen wir be­den­ken, ob wir wei­ter mit Leu­ten de­mons­trie­ren wol­len, die Fah­nen kriegs­füh­ren­der Staa­ten tra­gen und ras­sis­ti­sche Res­sen­ti­ments pfle­gen.

 

Der Kampf ums Ganze wird diese Brei­te zur Zeit nicht er­rei­chen kön­nen, dabei soll­ten wir auch nicht so kom­pro­miss­be­reit sein. Wenn wir heute zu­sam­men mit vie­len Men­schen Nazis zu­rück­drän­gen, haben wir klas­sen­kämp­fe­ri­sche Linke mehr Raum um un­se­re re­vo­lu­tio­nä­re Or­ga­ni­sie­rung vor­an­zu­trei­ben. Wir müs­sen nach wie vor das Ziel vor Augen haben, die bür­ger­li­che Ge­sell­schaft zu über­win­den. Die Wur­zeln von Fa­schis­mus, Hun­ger und Krieg kön­nen wir nur so be­sei­ti­gen.

 

Antifaschistische Linke Freiburg im Februar 2010

 

www.antifaschistische-linke.de

 

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Der Dresden-Opfer-Schwindel begann nicht erst 1990. Die SED hatte sich bereits in den 50er Jahren darum "verdient" gemacht, Dresden als Opfer des anglo-amerikanischen Imperialismus umzudeuten. Dies sollte wir als Linke nicht vergessen, wenn uns an einer kritischen Aufarbeitung des staatssozialistischen Experiments auf deutschem Boden gelegen ist.

 

Als Leseempfehlung: Gunnar Schubert: Die kollektive Unschuld. Wie der Dresden-Schwindel zum nationalen Opfermythos wurde, konkret verlag

genau

so siehts aus

 

ich würde mich stark für eine nachbereitung der radikalen "linken" interesieren

 für wen war dresden nun ein erfolg ? "Für die Antifa, das Image einer Stadt oder gar das Selbstbild einer Nation? Oder einfach alle zusammen?

 

 

 

Also, U. Meinhof schrieb in der konkret, Nr. 3, 1965 über Dresden was anderes. Und sie war bestimmt keine Nazisau.

Vor zwanzig Jahren, am 13. und 14. Februar 1945, in der Nacht von Fastnachtdienstag auf Aschermittwoch, ist der größte Luftangriff der alliierten Bomberkommandos im Zweiten Weltkrieg auf eine deutsche Stadt geflogen worden: Der Angriff auf Dresden. Dreimal innerhalb von 14 Stunden wurde die Stadt bombardiert. Von 22 Uhr 13 bis 22 Uhr 21 dauerte der erste Schlag. Als die englischen Bomber abflogen, hinterließen sie ein Flammenmeer, das über 80 Kilometer weit den Himmel glühend machte. Der zweite Schlag erfolgte von 1 Uhr 30 bis 1Uhr 50. Die abfliegenden Bomber haben die Feuer von Dresden über 300 Kilometer weit beobachten können. Den dritten Angriff flog ein amerikanisches Bombengeschwader am nächsten Vormittag zwischen 12 Uhr 12 und 12 Uhr 23.

Über 200 000 Menschen sind in den Flammen von Dresden umgekommen. Der Engländer David Irving schreibt in seinem Buch „Der Untergang Dresdens“: „Zum ersten Mal in der Geschichte des Krieges hatte ein Luftangriff ein Ziel so verheerend zerstört, daß es nicht genügen unverletzte Überlebende gab, um die Toten zu begraben.“

 

http://www.kommunisten-online.de/blackchanel/dresden3.htm

 

Es spielt ja auch für den Kampf gegen das Nazitum keine rolle, ob es auch über 200000 Tote gewesen sind. warum auch? Das stellt doch Kriegsverbrechen nicht in Frage. Selbst kommunistische Quellen schreiben von Dresden auch anders, als die meinsten, welche nur abschreiben. Wieso sollte auch ein  BRD Gutachten grundwahrheitlich sein? Schließlich ist offensichtlich, dass der Staat wie gedruckt lügt, unterdrückt und naja wissen wir ja alles. Aber auf einmal spricht er die Wahrheit?

 

Lest mal auf http://www.kommunisten-online.de/blackchanel/dresden3.htm eine Stellungnahme aus kommunistischer Sicht. Mich würde mal eine sachliche Meinung dazu interessieren.

einfach mal David Irving in googel hauen und schauen was kommt...

zu zeiten von meinhofs war Irving zahlen noch nicht als fälschung entlarvt ...

Netter Versuch...

Niemand nennt hier U. Meinhof eine "Nazisau". Trotzdem sind ihre Äusserungen zu Dresden, Auschwitz und die darin geäusserten Entlastungsversuche des "deutschen Volkes" bzw. seines Proletariats mehr als bedenklich.

David Irving braucht man an dieser Stelle glaub ich eh nicht weiter kommentieren, einfach ein Revisionist und Holocaustleugner.

 

Nur weil jemand links ist oder sich als solchen betrachtet, heisst das nicht, dass man quasi automatisch eine politisch vernünftige Einstellung zu gewissen Dingen hat. Auch Linke können Sexisten, Antisemiten, Rassisten usw. sein und manche waren bzw. sind es auch.

 

Die, die sich in die eigene Tasche lügen, nur um die "Unschuld des Volkes" zu beweisen und damit ihr revolutionäres Subjekt vor dem "Sündenfall" namens Faschismus zu retten, tun mir leid.

 

Dass viele Menschen in Dresden umgekommen sind unter denen auch "Unschuldige" waren, steht ausser Frage. Doch vor Dresden waren Warschau, Coventry, Rotterdam, Stalingrad (wo allein 40'000 sowjetische Zivilisten den deutschen Bombardements der ersten Woche zum Opfer fielen) und nicht zuletzt Auschwitz und all die anderen Vernichtungslager.

Spätestens seit 1945 kann man sich als Linker nicht mehr ungebrochen und unhinterfragt positiv auf eine Kategorie wie "Volk" beziehen.

Die hunderttausenden Täter aus "einfachen Verhältnissen", unter denen nicht wenige Arbeiter waren, die sich am Vernichtungskrieg der Wehrmacht, Polizeistaffeln und SS in Osteuropa und anderswo beteiligten, sprechen meines Erachtens für sich.

 

Der Stalino/Maoist oder was auch sonst immer der Du anscheinend bist, kann ja die Querfront mit den "Sachwaltern der deutschen Opfer" in Gestalt von NPD, JLO, Rechtskonservativen usw. suchen. Dann hör aber bitte auf, dich links bzw. kommunistisch zu nennen

hm irgend wie fällt es mir schwer diesen kommentar einzuordnen

 

heist das jetzt das die "massen"für immer als faschistisch gebrandmarkt sind ??

weil nicht wenig arbeiter den hitler faschismus mit getragen haben ???

ist die arbeiterklasse aufgrund ihrer verfehlungen in der vergangenheit ökonomisch nicht mehr die klasse die vom umsturz der verhältnisse profitieren sollte ??

und was hat das alles mit dem VOLK zu tun ??

war völkische rrassimus vor 45 dufte ??

 

oder wer bezieht sich den positiv aufs volk ??

"Die, die sich in die eigene Tasche lügen, nur um die "Unschuld des Volkes" zu beweisen und damit ihr revolutionäres Subjekt vor dem "Sündenfall" namens Faschismus zu retten, tun mir leid"

 

mir tun eher die leid die glauben das unschuld des deutschen volkes etwas mit seinem ökonomischen interesse oder den aklassen gegensätzen zu tun haben

ökonomisch gesehn ändert der hitler faschismus die rollen

 

Sei gegrüßt, der oder diejenige der mir abspricht mich irgendwie zu nennen und zur NPD zurechnen will. Ich habe lediglich 2 Links gebracht, von einer kommunistischen Onlinezeitung. Ich finde es auch kein Merkmal eines Kommunisten, sich an deutschen Toten runterzurechnen. Ich habe in der Schule noch andere Zahlen als die 25000 gelernt, mein Opa (auch Kommunist und in einigen KZs eingesperrt) war Augenzeuge der Dresdenbombardierung und hat schon vor 40 Jahren anders gesprochen, als deine dir zuträglichen Quellen, also Quellen die dir zugeneigt sind und dir zusagen.

 

Ich persönlich glaube nicht das, was mir von dir und allgemeinen Großbrdeutschen quellen hingeworfen wird. Zudem ist der Inhalt dieser Seiten NICHT meiner, ich wollte nur gerne darüber andere sachliche Meinungen hören bzw. lesen.

 

Danke für deine Toleranz mit mir zu schreiben, mit mir der eine andere Meinung haben kann (ist mein Recht)
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Hab vergessen; was haben die Zahlen der Toten mit dem Kriegsterror und dem Unrecht dieses Weltkrieges zu tun? Diese fanden statt, überall in Europa, auch wenn in Dresden bspw. 1 Mio Menschen umgekommen wären. Wieso hängt soviel an den Toten dieser Stadt? Auch in Paris, Warschau oder meinetwegen in Stockhausen kamen Menschen zu Unrecht um. Also, zusammengefasst; die Toten in Dresden zeigen nur eine Fratze des Krieges.  Sie relativieren gar nichts.

auch wenn dein opa kommunist und in mehreren konzentrationslagern eingesperrt war und deshalb meinerseits auch hochachtung geniesst, so qualifiziert ihn das keineswegs dazu, nur weil er augenzeuge der bombardierung und meinetwegen auch von massenbegräbnissen war, eine geschätzte opferzahl zu nennen.

er mag vielleicht damals die leichenberge gesehen haben oder die massengräber. allerdings kann er aufgrund dessen wohl kaum abschätzen, wieviele menschen sich dort befanden.

er mag vieleicht auch zahlen von vermeintlich neutralen menschen wie ärzten oder feuerwehrmännern oder sonstwem gehört haben, aber er weiß nicht woher diese ihre zahlen haben. zum damaligen zeitpunkt konnte nämlich niemand die genaue opferzahl wissen, weil entweder keine genauen zählungen stattfanden oder diese streng vertuscht wurden (mancheiner hat sich vielleicht aufgespielt und angegeben die genauen zahlen solcher zählungen zu kennen, aber zu trauen ist solchen menschen nie).

 

andererseits sind historische schätzungen immer mit vorsicht zu genießen, nicht nur wegen dem faktor zeit sondern auch weil ihre unabhängigkeit gerade bei einem solch sensiblen thema immer anzweifelbar bleibt.

 

mit sicherer gewissheit wird man also nie sagen können, ob nun 18.000 oder 150.000 menschen gestorben sind, aber vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig. fakt ist: in dresden sind unglaublich viele menschen gestorben.

Ist es nicht egal, wie viele Menschen wo gestorben sind? Das Kriege und besonders der II.Weltkrieg Unmengen Tote gefordert haben, ist doch jedem klar. Sich über die Zahlen zu streiten finde ich aber ziemlich markaber. Jede/r einzelne Tote ist eine Tragödie. Eine rießige Zahl von Toten ist entsetztlich, aber sie ist kein Argument. Naja. Aber grundsätzlich finde ich es toll, dass sich zu einem Beitrag der ALFR mal eine halbwegs sachliche Diskusison entwickelt und nicht nur die üblichen Freiburg-internen Kleinkriege ausgetragen werden :)