Was Mensch in Outings besser nicht machen sollte

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Sachlich, antikapitalistisch und menschlich antifaschistisch bleiben - Was Mensch in Outings besser nicht machen sollte
Aufgrund gewisser begrüßenswerter Vorkomnisse (Hausdurchsuchungen und Festnahmen) gegen Neofaschisten im Gebiet Aachen und Umland über Stolberg und Düren, bis Kerpen, Horrem und Pulheim, aber leider auch mancher falscher Töne in den Berichten über die junge Neonaziszene, fühlen wir uns genötigt einen kurzen Text zu veröffentlichen, was wir denken, was in einem Outing oder einem Bericht über (Neo)Nazis geht und was nicht.


Nicht ausdiskutiert ist für uns nämlich immer noch in der Linken Szene ob Handlungen durch den Staat "gegen Nazis" eigentlich so beglückwünschenswert sind und ob das zur Schau stellen von "Nazis" mit hierarchietreuen Methoden in Form von Lästern und Diffamieren eigentlich sogar wieder das Negative an der Gesellschaft hervorbringt die wir doch eigentlich ablehnen und ebenso bekämpfen sollten.


Dumme Faschist_Inn_en?

Auf de.Indymedia.org und Linksunten.indymedia.org wurden Texte gegen einen Faschisten in Aachen der Attentate auf linke Gegendemos und DemonstrantInnen vorbereitete sowie an Angriffen gegen das AZ Aachen beteiligt war veröffentlicht. Wir hoffen daß nicht alle Antifas aus Aachen mit der Textproduktion so viel zu tun haben. Sie haben aber darauf verlinkt. Inhaltlich ist es unzweifelhaft (für uns) korrekt so etwas zu veröffentlichen und den Nazi bloßzustellen, damit z.B. Alle wissen was er als Faschist macht und wie er es macht und vor allem um deutlich zu machen wie gefährlich er für andere Menschen ist, diejenigen nämlich die nicht in sein und das menschenverachtende Weltbild des Faschismus passen und um aufzuzeigen wohin der Nazismus mit allen seinen Konsequenzen führt. Vom Ausdruck und der Art der Beschreibung her war der Bericht aber leider gerade nicht so emanzipatorisch.


Der Faschist wurde darin als schlecht in der Schule und als Außenseiter dargestellt. Es wurde also ebenfalls ein chauvinistisches Weltbild positiv relativiert als gut gegenüber dem Faschisten suggeriert. Das er in seiner (menschlichen) Existenz scheitere sei also im übertragenen Sinne allein seine Schuld, bzw. weil er ein Faschist ist und damit nicht anpassungsfähig gegenüber den Doktrinen des damit zum Guten gemachten Systems. Wenn so etwas zum Persönlichkeitsbild von Neonazis gemacht wird und Persönlichkeitsbilder damit in Zukunft zur Nummer eins im Outing von Neonazis werden, hat deren Szene bald mehr Zulauf als Euch lieb ist. Denn der potentielle Identifikationscharakter und die davon ausgehende Gefahr ist in Jugend(-Sub-)Kulturen sehr hoch. Und welche Linke_r kennt es nicht? Sympathie für die Schwachen und Unterdrückten täuschen die Nazis nur vor. Nur wenige Naive Mitläufer_Innen unter den Faschisten sind überzeugt von der "Guten Sache". Jede/r echte Nazi_stin ist sich jedoch seines/ihres Machtstrebens und willkürlichen Herrschaftsanspruches - trotz aller rassistischen und antisemitischen Irrationalismen im falschen Bewusstsein - in Mindestmaßen klar. Selbst die biologistischste Begründung von naturdeterministischen (z.B. erblich - genetischen) Herrschaftsansprüchen stößt an ihre Grenzen. Es ist also nicht pauschal von der Irrationalität im Bewusstsein von Neonazis auszugehen, daß sie jedoch auch da ist ist ebensowenig zu unterschlagen, nur anders hervorzuheben.

 

Und Verrückte?

Nazis und Neonazis als einfache "Verrückte" abzustempeln, wie das die kapitalistische Gesellschaft auch gerne mit der Psychatrisierung macht, wäre eine grobe Verharmlosung und die eigentliche Unterstellung von "Strafunmündigkeit", bzw. von unschuldhaftem Verhalten im Rechtsstaat BRD. "Psychopathisch", wird nämlich im Weiteren in dem Artikel der Faschist genannt. Seine Angriffe sind aber nicht "psychopathisch" sondern eindeutig faschistoid motiviert. Der Neonazi hat also ein klares soziales Motiv für seine Taten. Er will seinen Feinden schaden und ist der Feind der Menschheit selbst. Hinter ihrem Herrenmenschendenken steckt nämlich eigentlich selbstverständlich nichts Anderes als der überhöhte und klassische Sozialdarwinismus + Rassismus gemischt mit Kulturalismus und Fundamentalismus + Antisemitismus! Wer aber mit dem Sozialdarwinistischen Menschenbild und seinen Projektionen anfängt "herumzuspielen" gibt den Raum frei für faschistische Fortsetzung(stendenz)en die in dieser negativen Gesellschaft, vor allem auch der BRD, noch fest mit inbegriffen sind. Vgl. die Sarrazindebatte. "Verrückte" wurden im deutschen Nationalsozialismus von 1933 bis 1945 umgebracht. Das tödliche Gas wurde u.a. an ihnen als erste getestet. Die Anfänge des Faschismus (u.a.) im Kaiserreich und deutsche Ärzte haben ihren Teil dazu beigetragen. Die Zwangspsychatrie wurde nach 1945 in Kooperation mit Altnazis fortgesetzt. (Vgl. Irrenoffensive - www.irrenoffensive.de/kontinuitaeten_zwangspsychiatrie.pdf)

 

Auschlusz von Faschist(Innen) ja bitte! Aber dann über klare emanzipative Wertevermittlung. Für die Freiheit - für das Leben. Für die befreite Gesellschaft kämpfen.

 

Der Artikel auf den sich hier bezogen wird:
* Die Akte Falko W., von Antifaschist aus Aachen, vom 02.09.2010 23:59, in Themen: Antifa
Ordentlicher, hervorhebenswert recherchierte Hintergrundberichte:
* Bombenstimmung in der KAL
* Situation vor dem Naziaufmarsch am 25.9.

 

Arbeitsgruppe Antifaschistische Freiheitsbewegung

 

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Weitere Empfehlung:

Weblog über Demokultur (nicht von "uns") http://demokultur.blogsport.de/
Darin angesprochene Themen u.a.: Unvorsichtigkeiten, Videos, Mackertum und Dominanzverhalten auf Demos...

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bei klarmann kann mensch sich wenigstens sicher sein einen menschlich gut lesbaren artikel zu lesen zu bekommen
ach wenn er sonst jeden bürgerlichen bockmist aufgreift und mitmacht

hier nochmal was zur kal aus der aktuellen sache worum es auch hier wegen der klarstellungen ging

 

Rechts: Keimzelle einer Art Braune Armee Fraktion?
Administrator - am 20. Oktober 2010 in Rechts

Aachen. „Erklären Sie mir das,“ sagt eine der beiden Personen zu dem jungen Mann mit Glatze, auffälliger Halskette und pechschwarzem T-Shirt. Das Trio sitzt bei strahlendem Sonnenschein am Tisch eines Straßencafés in Aachen im Schatten von Dom und Rathaus. Passanten eilen vorbei, Touristen schlendern durch die Altstadt. Und der damals 19-jährige Neonazi gibt sich redselig gegenüber den Beamten des nordrhein-westfälischen Innenministeriums. Er berichtet über die „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) – und seinem Wunsch, politische Gegner erschießen zu wollen.

Das Treffen im August 2010 dient den Beamten des Verfassungsschutzes dazu, einen Informanten anzuwerben. Tage später wird der junge Neonazi aus dem Aachener Vorort Richterich, der seit seinem 15. Lebensjahr mehrfach wegen verschiedener Delikte polizeilich aufgefallen ist und vor Gericht gestanden hat, abermals Kontakt mit Polizisten haben. Am Morgen des 1. September greifen Beamte des Landeskriminalamtes (LKA) und der Polizei aufgrund eines Amtshilfeersuchens der Staatsanwaltschaft Berlin zu. Seitdem sitzt der heute 20-Jährige in Untersuchungshaft.

Durchsucht werden am Morgen mehrere Wohnungen, darunter auch die der Eltern des Neonazis, bei denen er zu dem Zeitpunkt lebt. Die Beamten müssen sich anhören, sie würden nur gegen den Sohn vorgehen, weil er ein gespanntes Verhältnis zu Ausländern habe, „Kinderschänder“ oder Autodiebe würde die Polizei hingegen laufen lassen. Ermittelt wird gegen den Heranwachsenden wegen des Verdachtes auf Vorbereitung von Sprengstofftaten, unter anderem am 1. Mai im Umfeld eines Neonazi-Aufmarsches in Berlin.

Zu dem Aufmarsch waren Neonazis aus der Region, aus den Niederlanden und Belgien gemeinsam mit einem angemieteten Reisebus gereist. Getroffen hatte man sich vor der Abfahrt auf einem Parkplatz in der Nähe des Tivolis. Angesichts starker Vorkontrollen durch die Polizei hatten die Neonazis in Berlin Dinge weggeworfen. Polizisten sicherten diese. Gegenüber Medien wird es später heißen, es seien mit Glasscherben umwickelte Knallkörper gewesen, mit denen die Neonazis möglicherweise Polizisten und Gegendemonstranten attackieren wollten. Die frisierten Silvesterböller hätten Menschen erheblich verletzten können.

Was die Ermittler bisher nur vage mitteilten, aber aus einem den „Nachrichten“ vorliegenden Papier hervorgeht: es wurden nicht nur eine Reihe mit Glasscherben umwickelte Böller aufgefunden, sondern auch verschiedene andere selbst gebaute Sprengkörper bis hin zu Rauchbomben. Aufgefundene DNA-Spuren können dem jungen Neonazi aus Richerich zugeordnet werden. Eine weitere DNA-Spur wird die Beamten später zu einem zweiten Neonazi aus Aachen führen, der 25-Jährige wird am 22. September ebenfalls in Untersuchungshaft genommen.

In derselben Sache ermittelt die Polizei nach „Nachrichten“-Recherchen ebenso gegen eine Handvoll Neonazis, die sie wie die Inhaftierten der lange Zeit eng mit der örtlichen NPD verwobenen Neonazi-Bande „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) zurechnet. Aus dem den „Nachrichten“ vorliegenden Papier geht ferner hervor, dass man gegen ein weiteres KAL-Mitglied ermittelt, dass „untergetaucht“ ist. Bisher konnte diese Person offenbar nicht gefasst werden. Laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Aachen, Robert Deller, gab es in den betreffenden Ermittlungen bisher keine weiteren Festnahmen.

Entstand in der Region zwischen Aachen, Nordeifel, Düren und Heinsberg aus dem Umfeld der derzeit rund 30 KAL-Mitgliedern die Keimzelle einer Art Braunen Armee Fraktion? Die Beamten, die am 1. September mehrere Wohnungen durchsuchen, finden zumindest Beweise dafür, dass mindestens zwei „Kameraden“ bis Ende August weiter mit Sprengstoff experimentiert haben. Es werden abermals Böller sichergestellt, zudem Kleinkalibermunition, aus der zum Teil das Schwarzpulver entfernt worden war. Daraus und aus Abhörprotokollen schließen die Ermittler, dass neue, stärkere „Sprengkörper“ gebaut und getestet, vielleicht sogar an „Kameraden“ zwecks Nutzung weitergegeben wurden. Wo die „Sprengkörper“ abgeblieben sind, scheint unklar.

Dass der Verfassungsschutz Kontakt zu dem Richtericher hatten, will die Pressestelle des Innenministeriums auf Anfrage nicht bestätigen. Nach Recherchen der „Nachrichten“ ordneten die Ermittler den 25-Jährigen bis zu seiner Festnahme am 22. September weiter der KAL zu. Den jüngeren „Kameraden“ hatte die Neonazi-Bande selbst Anfang Juli ausgeschlossen, weil er, so „Kameradschaftsführer“ René Laube, untragbar geworden sei. Angeblich soll Laube dem Heranwachsenden höchstselbst eine scharfe Schusswaffe abgenommen haben, weil sein „Kamerad“ geprahlt hatte, Antifaschisten erschießen zu wollen.

„Erklären Sie mir das,“ hatte einer der Beamten gesagt. Und der junge Neonazi, der 2009 zur Bundeswehr gegangen war, sich zum Einzelkämpfer oder Fallschirmspringer ausbilden lassen wollte und nach Intervention des Militärische Abschirmdienstes (MAD) die Armee wieder verlassen musste, erklärte im August 2010 kurz vor seiner Festnahme freimütig. Kopf einer Handvoll Neonazis sei er. Man halte Wehrsportübungen und Schulungen ab. Die überwiegend jungen Mitglieder würden ihm „bedingungslos folgen“ und seien auf ihn „eingeschworen“. Er selbst habe einen Hang zu terroristischen Aktionen. Aus seiner Gruppe heraus seien seit Frühjahr 2010 Angriffe und Sprühaktionen gegen Nazigegner und den linksalternativen Veranstaltungsort „Autonomes Zentrum“ (AZ) in Aachen verübt worden, so der Neonazi.

Nach Recherchen der „Nachrichten“ waren AZ-Besucher etwa aus dem Auto des heute 20-Jährigen heraus mit einer Gaspistole und mittels einer Zwille mit Stahlkugeln beschossen worden. Parteibüros und der jüdische Friedhof in Aachen wurden im Sommer mit rechten Parolen und Symbolen beschmiert, zudem wurde ein Aussteiger aus der rechten Szene bedroht. Der Neonazi und sein mit inhaftierter, 25 Jahre alter „Kamerad“ gelten hierbei als Hauptverdächtige. Und die Polizei vermutet, dass eine Paketbombenattrappe am AZ aus eben jenen Kreisen und von Mitgliedern der KAL abgelegt wurde.

Mitte Juli war es, als jene Attrappe vor der Tür des nahe dem Aachener Hauptbahnhof gelegenen „Autonomen Zentrums“ an einem Samstag aufgefunden wurde. Die Polizei forderte rasch Sprengstoffexperten des LKA aus Düsseldorf an. Diese nahmen das Paket wegen der Bauweise so ernst, dass sie es entschärften. Beobachter vermuteten schon damals, dass Personen, die in der Lage sind, derlei zu konstruieren, auch echte Bomben und Sprengsätze bauen könnten. [© Michael Klarmann; für AN (Seite 3, Politik)]