Bau was! - Ein Rückblick auf das Jahr 2009 aus militanter Sicht...

Deckblatt der Broschüre

...und einige Denkanstöße, um das Jahr 2010 weiterhin militant zu begehen...
Inspiriert von den eher schlechten als rechten Bemühungen des Berliner VS eine Broschüre über die "extreme Linke" zu verfassen, fanden wir es wichtig, eine eigene Dokumentation zu veröffentlichen, die sich mit militanter Intervention innerhalb der sozialen Konflikte auseinandersetzt.

 

Die Broschüre gibt es im gut sortierten Infoladen und als PDF auf linksunten!


Das Video:

http://www.youtube.com/watch?v=srZfdS9Kbs8

 

http://www.myvideo.de/watch/7459312/BAU_WAS

 

Das Vorwort:

Inspiriert von den eher schlechten als rechten Bemühungen des Berliner VS eine Broschüre über die "extreme Linke" zu verfassen, fanden wir es wichtig, eine eigene Dokumentation zu veröffentlichen, die sich mit militanter Intervention innerhalb der sozialen Konflikte auseinandersetzt.

Wir wollen keinen Militanzfetisch bedienen, sondern eine Dokumentation auf Papier liefern, um Geschehenes zu reflektieren und die Möglichkeit bieten, auf einen Blick - auf ein paar Seiten - zu sehen, was, wo und wie passiert ist, welche Strategien und Ziele hinter den Aktionen stehen und wie eine Verbreitung stattgefunden hat. Wo lagen Stärken, Schwächen, welche Schwerpunktsetzung gab es, was wurde vernachlässigt und wo wurde mehr reagiert als anzugreifen? ...

Im letzten Jahr ist eine Menge passiert: Von Freiburg bis Rostock, von Köln bis Dresden. Und in vielen kleineren Orten, von denen wir vorher nie gehört hatten ... Geographische und politische Distanzen, die von einer zunehmenden Unversöhnlichkeit mit den bestehenden Verhältnissen erzählen.

Wir hoffen, Ihr habt die gleiche Freude beim Lesen dieser Broschüre, wie wir bei der Erstellung.

Eine Dokumentation auf Papier?

Manch eine­_r fragt sich vielleicht, worin der Nutzen einer solchen Broschüre liegen soll, wenn wir doch tagtäglich die Möglichkeit haben, uns in einem Meer von anderen Medien darüber zu informieren, was passiert. Webseiten wie directactionde, indymedia linksunten, Zeitungen wie Interim, Zeck, Swing, verschiedene anonyme Blogs und andere Medien bieten zwar die Möglichkeit, Erklärungen zu lesen und zu sehen, was in den Nächten (und an den Tagen) so an Aktionen stattfand, sind aber nicht für alle erreichbar und erfordern eine Menge Zeit und Recherche. Der Nutzen dieser Broschüre soll also darin liegen, alles auf einen Blick in den Händen zu halten. Von dem Wunsch einer vollständigen Dokumentation mussten wir uns jedoch frühzeitig verabschieden, weil es an gebündelten Infos fehlte.

Beim Erstellen der Broschüre konnten wir erahnen, warum die Herrschenden und ihre Gehilf_innen sich zunehmend Sorgen über den Anstieg der militanten Interventionen machten, die jeden Tag und jede Nacht an einem anderen Ort stattfanden. Es scheint, dass die Idee der Direkten Aktion bestechend ist und Verbreitung findet. Vom Farbei bis zum Brandanschlag halten wir alle Interventionen für notwendig. Auch wenn die Nächte ein Stück weit uns gehören, brauchen wir eine Debatte, um über unsere eigenen Grenzen, Ängste, Bestrebungen, Ziele, Strategien und schließlich, nicht zuletzt, auch über Repression.

Wir würden uns wünschen, dass es eine verstärkte Auseinandersetzung um die Wichtigkeit aller Arten der Intervention gibt. Wir plädieren für eine kollektive Auseinandersetzung, die für alle Interessierten zugänglich ist.

Quantität ist nicht immer Qualität - für eine zielgerichtete militante Praxis!


Beeindruckend war für uns, dass in der gesamten BRD fast jede Nacht irgendwo eine militante Aktion stattfindet. Wir dürfen aber nicht in die Falle tappen, zu glauben, dass allein eine Vielzahl von Aktionen eine neue Qualität darstellt. Natürlich ist es für uns wichtig, unserer Unversöhnlichkeit mit den bestehenden Verhältnissen durch permanenten Angriff Ausdruck zu verleihen. Trotzdem sollten wir dabei aber auf keinen Fall aus den Augen verlieren, dass der Inhalt einer Aktion und ihre Vermittelbarkeit ebenfalls im Fokus stehen müssen. Wenn wir uns zum Beispiel die Praxis des Autoflambierens ansehen, so scheint es von Vielen als Aktionsform angenommen worden zu sein. Bestechend einfach in der Anwendung liegt darin auch eine Gefahr. Es ist seit geraumer Zeit klar, dass sich diese Aktionsform gegen Vertreibungs-und Gentrifizierungsprozesse in den Städten richtet. Das haben selbst die Boulevardpresse und die Repressionsorgane begriffen.

Sympathie, Solidarität, und im besten Fall Nachahmung finden dann statt, wenn die Ziele klar und deutlich bleiben und die Vermittelbarkeit mit gedacht wird. Brennt das Auto eines Carloftbesitzers oder geht ein Hummer in Flammen auf, vermittelt sich die Aktion im Moment von selbst. Brennt jedoch der Kleinwagen, ist das Ziel verfehlt und unvermittelbar.

Wenn wir eine zielgerichtete militante Praxis propagieren, müssen wir in Kauf nehmen, dass es Zeiten gibt, in denen nicht ganz so viele Autos brennen. Uns geht es um die militante Praxis, die Aneignung und Nachahmung, die Möglichkeit, dass mehr Menschen sich Mittel der direkten Aktion aneignen können, ihre Aktionen vermittelbar bleiben und eine gesellschaftliche Basis haben. Der Hass auf das System, die Bereitschaft das System anzugreifen und Schritte hin zu sozialen Unruhen, lassen sich nicht allein an der Quantität von Aktionen messen. Nur durch qualitative Aktionen und Subversion in sozialen Beziehungen und allen Bereichen des täglichen Lebens, können wir in Ereignisse wie Aufstände und Revolten unseren Ideen und Vorstellungen einbringen. Das ist die Logik die unsere Praxis inspiriert. Wir fordern hier nicht eine Reduzierung militanter Aktionen, sondern die Rücksichtnahme darauf, wie sie sich vermitteln, in eine gesellschaftskritische Strategie einbetten und durchführen lassen, mit einem Minimum an Risiko und der Vermeidung ungewollter Nebeneffekte. Wir wollen darauf verweisen, dass ein Überdenken der Mittel oft von großem Nutzen sein kann: Farbe, Säure und/oder platte Reifen, kreative Aktionen wie zum Beispiel Nobelkarossen zu isolieren und Parkverbote durch Aufkleber auszusprechen, thematisieren nicht weniger als brennende Luxusautos den sozialen Widerspruch der Verdrängung.

Strategisch denken! Taktisch handeln!

Auf Grund von ausbleibenden oder nur wenig geführten Diskussionen innerhalb der Bewegung scheint es für uns einen Strategieverlust auch in militanter Intervention zu geben. Worum geht es uns? Was wollen wir eigentlich und wie glauben wir das erreichen zu können? Möglichst viele Aktionen "für uns", oder aber für die Ausbreitung unserer Ideen, die hinter unseren Aktionen stehen. Und das in andere Teile der Gesellschaft, in die Teile, wo die bestehenden Verhältnisse in Frage gestellt werden, und eine Veränderung gedacht wird? Wie kann generell eine Praxis aussehen, die sich in allen Bereichen unseres täglichen Lebens widerspiegelt? Geht es uns bei Aktionen alleine darum, unsere Feinde auf Trab zu halten? Überschätzen wir dabei vielleicht unsere gesellschaftliche Relevanz und Stärke?

Wenn wir Naziaufmärsche nicht nur verhindern wollen, sondern rassistisches Gedankengut in der Gesellschaft überhaupt thematisieren und bekämpfen wollen, reichen nur militante Aktionen - wie schlagkräftig und spektakulär sie auch sein mögen - nicht aus. Genauso stellt sich vereinfacht die Frage, ob wir Bonzen und Investor_innen lediglich dazu bringen wollen, ihre Karren in Garagen zu parken, oder ihre gesellschaftliche Stellung aufzudecken und diese anzugreifen. Wollen wir unzählige Angriffe auf Bullen, oder für eine Gesellschaft kämpfen in der sie nicht mehr notwendig sind? Permanentes Angreifen ist eine wichtige Sache, um unsere Gegner_innen klar zu benennen, zu treffen, und auch zu zeigen, dass es Möglichkeiten der Verwundbarkeit gibt. Es geht auch darum, Wut frei zusetzen.

Wie wollen wir vermitteln: Eine ganz andere Welt ist machbar, Frau Nachbarin?

Nicht allein der Militanzanstieg ist Grund zur Freude, sondern wenn mit Militanz Fragen nach Inhalten, Zielen und Strategien aufgeworfen und beantwortet werden, und damit der Wille, die bestehenden Verhältnisse verändern zu können, verbunden ist. Was ist dabei unser gemeinsames Projekt? Strategisch und taktisch zu handeln bedeutet für uns, dass Aktionen auch in den Teilen der Gesellschaft, die Veränderung möchte verstanden werden. Hierbei kommt es auf die Kommunikation mit eben diesen Menschen an.

Unsere Bereitschaft uns in bestehende Kämpfe einzubringen und eigene Formen des Widerstandes zu praktizieren schaffen bei guter Kommunikation eine Möglichkeit, eigene Themen zu setzen, diese zu verbreiten und dadurch Denkanstöße zu liefern. So können wir es schaffen, radikale Vorstellungen in gesellschaftliche Auseinandersetzungen zu bringen. Praktisch bedeutet das auch, uns in sozialen lokalen Kämpfen zu engagieren. Das scheint alles nicht unbedingt neu zu sein, doch sollten wir uns auch mehr um die Umsetzung dieser Ideen kümmern. Unterschiedliche Zusammenschlüsse, von Treffen mit der Nachbarschaft bis zur militanten Kleingruppe verbreiten die Idee der Selbstorganisierung, schaffen Orte der Kommunikation und somit Verständnis füreinander.

So schaffen wir möglicherweise die Widersprüche in der Gesellschaft auf die Spitze zu treiben und damit den Staat und seine Gehilf_innen zu entlarven. Es ist wichtig darüber Debatten zu führen, wo unsere Interventionen hinführen sollen, welche andere Gesellschaft wir der bestehenden entgegen zusetzen haben. In Zeiten von Krisen, sozialen Spannungen und der Unzufriedenheit und Wut der Menschen sehen wir auch eine Gefahr, dass systematisch geschürter Hass "nach unten" kanalisiert wird, und explodiert dann zum Beispiel in Rassismus.

Erfolgreich?

Gelungene Strategien waren für uns die Kämpfe gegen Stadtumstrukturierung, die Kombination aus brennenden Luxusautos und Angriffen auf Lofts, des weiteren die bundesweite Renaissance antimilitaristischer Praxis und Diskurse. Die ermutigende DHL-Kampagne hat es geschafft, das vergessene oder ausgesparte Thema von kapitalistischen und neuen kolonialistisch geführten Kriegen, die Rolle der Bundeswehr, der BRD und die zivil-militärische Zusammenarbeit in Deutschland und in den Kriegsgebieten neu in den Fokus zu rücken. Eine Kampagne, die sich bundesweit entwickelte und ein Gefühl des gemeinsamen Intervenieren vermittelt. Selbst die Presse nennt DHL "Deutsche Heeres Logistik", bei einem brennenden Porsche wird der Bezug zu Gentrifizierungskämpfen hergestellt. Beides sind Themenfelder, die direkt mit dem Alltag zu tun haben, und mittlerweile verständlich sind. Einige Menschen überlegen mittlerweile mit wem sie ihr Paket verschicken oder was die/der Porschebesitzer_in mit der Vertreibung aus der Innenstadt zu tun hat. Bei beiden Kampagnen hat ein Aufgreifen des Inhaltes zu einer Verbreiterung und Nachahmung verschiedenster Aktionsformen geführt. Dies zeigt unter anderem, dass die Wahl der Mittel wichtig ist. Denn ein zum Feldpostkasten umgestalteter Briefkasten, der auf die Beteiligung der Post und DHL am Krieg hinweist, lässt sich besser vermitteln, als verkohlte Briefe in einem brennenden Briefkasten. Die Frage nach der Zielgenauigkeit, also wer oder was getroffen werden soll, um ungewollte Schäden zu vermeiden, muss immer wieder diskutiert werden.

Kein Platz also für Fetischismus und eine Hierarchisierung von Aktionsformen oder -mitteln. Unsere Fähigkeit des "nicht berechenbar seins" ist eine unserer Stärken.

Über Kommunikation, Vermittlung und Wahrnehmbarkeit


Wenn eine militante (oder sonstige) Aktion durchgeführt wird, stellt sich immer wieder die Frage, was dabei wie vermittelt werden soll. Da Aktionen, und militante im Besonderen, von Repression von allen möglichen Stellen (Bullen, Gerichte, Presse ...) betroffen sind, müssen Wege gefunden werden, das deren Inhalte nicht verloren gehen, oder noch schlimmer, ihre Vermittlung irgendwelchen Schreiberlingen oder Bullentickern überlassen wird. Auf Grund dessen hat sich eine autonome, anarchistische und/oder linksradikale Szene von je her ihre eigenen Medien geschaffen, um eben jener Gefahr zu entkommen und kontinuierlich in Kommunikation zu bleiben. Zeitungen mit lokalem Bezug, Flugis zu bestimmten Themen, neue Internetseiten und die gute alte Radikal boten und bieten Platz für Erklärungen militanter Aktionen und für Debatten unter klandestin agierenden Gruppen oder Individuen. In den 70er Jahren wurden teilweise bewaffnete Aktionen sogar mit Flugblättern in tausendfacher Auflage begleitet. Auch in den 80ern bis Mitte der 90er wurde größerer Wert auf das Verteilen von Infos an Schulen, Jugendzentren, Betrieben usw. gelegt. In den letzten Jahren versiegte dieses Engagement jedoch leider weitestgehend.

Viel zu selten scheint der Anspruch zu sein, Aktionen anderen Menschen erklären zu wollen. Es gibt die Interim, Zeck, Swing und wie sie alle heißen zwar immer noch, jedoch kann niemand erwarten, dass jede_r die/der nicht schon tief in der Szene verwurzelt ist, entweder Zugang oder aber Interesse an diesen Publikationen hat. Und so glauben dann einige andersherum der burgerlichen Presse. Manchmal scheint es auch, als würden sich Kleingruppen darauf verlassen, dass ihre Erklärungen schon unter kommen werden, und schicken sie somit nur an die bürgerliche Presse. Bei der Lektüre dieser Broschüre wird auffallen, dass manche Gruppen, die Aktionen durchgeführt haben, sich nicht die Mühe machen irgendetwas zu schreiben.

So bleiben ihre Ziele, Perspektiven und Bestrebungen im Dunkeln. Auch wenn wir weiterhin der Meinung sind, dass die besten Aktionen die sind, derer es keiner weiteren Erklärung in Wort oder Schrift bedarf, finden wir es trotzdem wünschenswert, dass sich Menschen anderweitig zu Wort melden.

Wir halten es für notwendig mehr Anstrengungen zu unternehmen, um militante Aktionen zu vermitteln. Es kann keine Alternative sein, irgendwelchen billigen VS-Broschüren oder den Medien zu überlassen, für uns die Werbetrommel zu rühren, oder? Wege scheint es uns hierfür genug zu geben – mal mehr, mal weniger, keine Frage - aber es gibt sie: Briefkästen der Nachbarschaft, Verteilen von Flugis mit Bezug auf militante Aktionen an öffentlichen Orten ... Es gibt Teile der Gesellschaft, die angesichts direkter Aktionen klammheimliche Freude, Verständnis oder zumindest nicht offene Ablehnung empfinden. Wenn in der Kommunikation mehr darauf geachtet wird, eben auch in Interaktion mit diesen Teilen der Bevölkerung zu treten, sehen wir darin die Möglichkeit, dem Bild, dass es sich bei den Militanten nur um ein paar verrückte Kriminelle handelt, etwas entgegenzusetzen und klarer gesellschaftliche Konflikte zu benennen. Überwachung, Repression, Sozialabbau, Verdrängung, Rassismus, Sexismus sind Themen, die viel mehr Menschen etwas angehen, und in direktem Bezug zu ihnen stehen.

Zusammengefasst finden wir es also wichtig, zu einem Punkt zu gelangen, an dem militante Praxis Teil eines gemeinsamen Konsens ist, und selbst organisierte Nachahmer_innen findet. Menschen müssen die Möglichkeiten haben zu erfahren worum es uns denn eigentlich geht, wenn eine Polizeiwanne abgefackelt wird, wenn bei einem Luxuswohnprojekt die Scheiben klirren, oder ein Kriegsdenkmal rosa eingefärbt wird. Wir setzen auf direkte Kommunikation ohne Vermittlung durch unsere Feinde. Denn nur durch den anhaltenden Versuch Kommunikation so aufrecht zu erhalten, haben wir die Möglichkeit, eine Reflektion bei uns und anderen anzustoßen. Das gilt für militante wie aber auch für alle anderen Arten von Aktionen.

Ohne Vermittlung kann fast jede Aktion zu einer individuellen Beweihräucherung in der Szene werden. Wir sollten gemeinsam zu dem Konsens kommen, Aktionen kritisieren zu können, was mit der Bereitschaft einhergehen muss, offen für solche Kritik zu sein. Die Basis dafür ist der solidarische Umgang miteinander, d.h. sich nicht einfach nur von Aktionen zu distanzieren.

Militanzdebatte: Ein weiterer Versuch, eine Leiche aus den Keller zu holen...

In unseren Zusammenhängen finden nur wenige Debatten zu diesem Thema statt, und es haben zu wenige Menschen Zugang zu diesen. Die von verschiedenen Gruppen wieder aufgenommene Militanzdebatte in der Interim starb schon vor einiger Zeit, trotz einzelner Versuche, sie wieder ins Leben zu rufen. Es scheint uns nicht so, als gäbe es keinen Bedarf für eine solche Auseinandersetzung und das meinen wir jenseits der beendeten Versuche. Gründe eine solche Debatte kollektiv zu führen gibt es genug, gerade auch wenn wir wie zuvor schon über Strategien und mögliche Entwicklungen sprechen wollen.

Einmal mehr also der Aufruf schriftlich zu diskutieren, sodass möglichst viele Menschen auch daran teilnehmen können. Eine Möglichkeit sich vor Repression zu schützen kann hierbei sein, Diskussionsbeiträge getrennt von Bekenner_innenschreiben in Diskussionen mit einzubringen. Kurze Erklärungen für eine Aktion, unter anderem Namen dann den Diskussionsbeitrag.

Bei allen Diskussionen und dem Auftreten verschiedener Gruppen in den letzten Jahren finden wir es nicht von allzu großem Wert, auf Namen und Labels zu setzen, wie es die mg gemacht hat, wenn es uns eigentlich um die Kontinuität einer Debatte und einen kollektiven Prozess geht, in dem wir unsere Analysen und Praxen voranbringen wollen.

Selbstorganisierung und Massenmilitanz


Die Nächte scheinen zwar uns zu gehören, doch tagsüber sieht es auf den Straßen ganz anders aus. Wir haben kaum noch gemeinsame, befreiende Erfahrungen auf der Straße. Durch den martialischen Aufbau und hohen Organisierungsgrad der deutschen Bullen ist der Raum für Aktionen auf angemeldeten Demos sehr erschwert. Wer fühlt sich heute hierbei nicht wie beim Spaziergang und einer Kamera·Show mit den Bullen. Wer fragt sich nicht ob es überhaupt noch sinnvoll ist, eine Demo zu machen, wenn es noch nicht mal mehr Sichtkontakt zu den Leuten auf der Straße gibt, da sie uns durch die grün-blaue Sichtwand der Bullen nicht mehr wahrnehmen können. Nicht nur an Sichtkontakt, sondern auch an Flyern zur Vermittlung fehlt es fast auf all unseren Demos.

"Ihr habt die Macht, uns gehört die Nacht." Unsere Unvereinbarkeit mit dem System kann sich nicht nur in der Nacht und in unseren Kleingruppen ausdrücken. Dies erleichtert die Strategie der Bullen, uns in die Dunkelheit der Nacht abzudrängen, sodass wir nicht mehr real sichtbar sind. Wir müssen uns auch öffentliche Räume wieder aneignen. Im Moment könnten für die hellen Stunden des Tages unangemeldete Spontandemos oder auch Mob-Actions eine sinnvolle Antwort sein. Wir erinnern uns an einige Aktionen vor dem G8 2007 (ASEM-Demo), während des Antira-Klimacamps in Hamburg (Ausländerbehörde), aber auch an wütende Spontandemos zum Beispiel durch Berlin (nach den NATO-Protesten und Naziüberfällen), durch Weimar und Leipzig (wegen der Räumung des TOPF-Squats). Leider werden diesen Möglichkeiten bisher kaum und gut organisiert eingesetzt. Um eine Vermittelbarkeit unserer Aktionen zu gewährleisten braucht es alltäglichen Bezug, wie zum Beispiel dem Arbeitsamt tagsüber Besuche abzustatten, wie vom "Zahltag" oder den Aktionen der Überflüssigen.

Immer wieder machen wir die Erfahrungen, dass wir gehemmt sind in spontanen Situationen zu agieren. Ist es weil wir kein Vertrauen in uns und untereinander haben, weil wir uns in unseren Kleingruppen abschotten oder weil wir lieber bei den alten Programmen stehen bleiben? Obwohl der Feind sich schon längst weiterentwickelt hat, sind wir stehen geblieben.

Wir plädieren für Offenheit gegenüber neuen Konzepten, wie zum Beispiel "out of control". Wir müssen unsere Strategien dem Tempo den gesellschaftlichen Veränderungen anpassen. Wie können wir angreifen und die Abläufe des Kapitalismus stören? Beispielsweise wurden Shuttles der Delegierten während des NATO-Summits angegriffen, die Schienen beim Castortransport verbogen, oder der Feueralarm im Arbeitsamt ausgelöst, wenn die Bundeswehr mal wieder die Werbetrommel rühren wollte.

Wir denken, dass es an der Zeit ist wieder gemeinsame Erfahrungen auf der Straße zu machen, dieses Gefühl gemeinsam zu kämpfen und den einen oder anderen Teilerfolg zu erzielen. Keine Nachtaktion kann das ersetzen.

Wir hoffen mit diesen Fragestellungen, eine feurige Debatte unter uns zu entfachen, um das Jahr 2010 mit vielen gemeinsamen, unkontrollierten Momenten zu erleben, ohne dabei die Nächte zu verschlafen.

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Gute Broschüre, aber leider fehlen einige Aktionen:

Die Aktionen rund um den NATO-Gipfel in Kehl, Baden-Baden und Strasbourg
http://linksunten.indymedia.org/de/ticker/nato09

17. April: Störung der Piusbruderschaft in Freiburg
http://linksunten.indymedia.org/de/node/4907

1. Mai: Militante Aktionen gegen Naziaufmarsch
http://www.ag-freiburg.org/index.php/content/view/79/32/
http://www.ariane-raad.de/cms/index.php?option=com_content&view=article&...

15.-20. Mai: Hausbesetzung, Räumung und Demonstration mit kleinen Ausschreitungen in Freiburg
http://linksunten.indymedia.org/node/7031
http://linksunten.indymedia.org/node/7121
http://linksunten.indymedia.org/de/node/7212

19. Juni: Mit dem ICE zur Flughafenbesetzung
http://linksunten.indymedia.org/de/node/8150

11. Juli: Antikapitalistische Demo mit Kontrollverlust in Freiburg
http://linksunten.indymedia.org/de/node/8781
http://linksunten.indymedia.org/de/node/8810

14. August: Mercedes-Benz-Niederlassung in Freiburg mit Farbe angegriffen
http://linksunten.indymedia.org/de/node/9671

12. Dezember: Transpiaktionen in Freiburg für mehr Wagenplätze
http://linksunten.indymedia.org/de/node/14395

Ich habe mir die Broschüre noch nicht runtergeladen/gekauft, aber ich finde, dass so eine Zusammenfassung und eine begleitende Diskussion notwendig ist. Der Text hier im Artikel liesst sich richtig gut - obwohl mit der Vermittelbarkeit von militanten Aktionen (in Zusammenhang mit Repression - auch der ein oder andere Vogel (fragend) abgeschossen wurde. Macht weiter so!! 

Die Broschüre könnt ihr jetzt auch online lesen:  http://www.scribd.com/documents/31407577/Bau-Was-2009  

 

ps: Liebe "Ergänzer_in", melde Direkte aktionen doch in Zukunft: directactionde[At]riseup.net , sie erscheinen dann auch auf https://directactionde.ucrony.net/

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