Berlin 2016: Luxusneubauten, Modeboutiquen, schicke Cafés, Einkaufszentren, Bürogebäude, Beton und Glasfassaden. Eingezäunt, mit Kameras überwacht und durch Securitys beschützt. Die Stadt in der wir leben wird immer mehr zu einem entfremdeten Ort an dem die Menschen die sie bewohnen nur noch als Konsumenten und Zuschauer dienen. Ehemals einfache Wohngegenden mit einer gewachsenen Sozialstruktur werden durch den Ausverkauf von Mietwohnungen und Luxussanierungen für den Einzug des Kapitals bereit gemacht. Für die BewohnerInnen bedeutet dies Mieterhöhung, Verdrängung und nicht selten Zwangsräumung. Neben dem Schicksal das die Betroffenen erleiden müssen, führt diese Entwicklung längerfristig zu einer tiefgreifenden Veränderung der Beziehungen der Menschen zu ihrer Umgebung.
Das Verhältnis was wir zueinander haben ist zunehmend ein ökonomisches, anonym und von Konkurrenz und Ausschluss geprägt.
Durch die fortschreitende Technologiesierung findet eine Verschiebung von Kommunikation in die sozialen Netzwerke des Internets statt, während uns gleichzeitig immer mehr reale Orte an denen wir uns ohne Zwang treffen und austauschen, kennenlernen und organisieren können, abhanden kommen. Die Vereinzelung ist ein Instrument der Macht um zu verhindern das wir uns finden und verbünden.
Einer der Orte wo sich Menschen gegen diese Prozesse wehren ist die Rigaer Straße in Friedrichshain. Eine Gegend, die aufgrund der Auseinandersetzungen um die Aufwertung im Kiez zum Gefahrengebiet erklärt wurde. Als Höhepunkt einer Reihe von Angriffen durch die Polizei wurde nun eine Kneipe in der Rigaer 94 geräumt. „Rebellische Kieze schaffen und Verteidigen“ schallt es aus dem Nordkiez, lasst uns diese Parole weitertragen und die vielen kleinen Feuer des Widerstandes zum Flächenbrand ausweiten. Für ein gutes Leben, solidarisch und wütend. Holen wir uns die Stadt zurück!
Heraus zur Demo, Samstag 9. Juli 20:30 Wismarplatz: Rigaer 94 verteidigen! Investor*innenträume platzen lassen!
„lasst uns verbünden: zwei oder drei, hundert oder hunderte von tausenden, um die gegenwärtige soziale Ordnung zu erschüttern und anzugreifen, und zwar jetzt durch kleine Akte, die sofort Freude auslösen, die zeigen, dass Sabotage für alle möglich ist; oder durch größere Momente der Massenzerstörung, in denen sich Kreativität und Zorn in einer unberechenbaren Kollision vereinigen.”
Fragen über Fragen
Schon einmal darüber nachgedacht,
- dass zu lebenswerten Kiezen mehr gehört als ein oder zwei besetzte Häuser in denen einige dutzend Personen wohnen und die ein Umfeld von ein paar hundert gleichgesinnter Personen haben?
- dass zu einer demokratischen und egalitären Stadtgesellschaft nicht nur teens und twens zwischen 18 und 28 Jahren gehören?
- dass nicht nur Subkulturen enen Kiez bewohnen und bewohnen dürfen?
- dass befreites Leben nicht nur das Chillen in einem besetzten Hinterhof in der Freizeit ist?
Klare und
richtige Einwände.
hm
Jetzt wo du es sagst...ok, ich bleib zu Hause.
Solidarität ist trotzdem wichtig
Ich halte deine Fragen für berechtigt und hätte diverse weitere kritische Fragen bezüglich einer politischen Vorgehensweise. Ich frage mich allerdings ob diese der aktuellen Situation gerecht werden. Die Rigaer werden vom hochgerüsteten Polizeiapparat ja nicht deswegen angegriffen weil sie eventuell ihre Nachbarn nerven oder einer Subkultur zugeordnet werden, sondern deswegen, weil sie sich der Linken zugehörig fühlen.
Von daher halte ich es ebenfalls für notwendig, Perspektiven und Ziele der Linken dringendst zu diskutieren bzw. festzulegen. In Anbetracht der Bedrohung durch die Bürgerkriegsarmee des kapitalistischen Staatsapparates geht es doch akut aber darum, der Mehrheit der Bevölkerung nahe zu bringen, wieviel die Angelegenheit mit der allgemeinen Wohn- und Mietsituation in dieser Stadt, in diesem Land zu tun hat. Eine grosse, starke und Aussagekräftige Demonstration könnte dafür sicher nützlich sein. Ich bedaure den späten Beginn der Demo, aber das nur nebenbei.
!
alles richtig, der feind ist die kapitalistische stadt, aber was ändern deine einwände an der kritik der demo aufrufe, diese beziehen sich nämlich exakt auf die kapitalistische stadt, was nichts, von dem ausschließt was du geschrieben hast!
einen kiez für alle, fernab von einkommen, kapital und staat (nation sowieso ;-)!
Peace
"hundere von tausenden" zu mobilisieren erscheint angesichts der ungezielten Zerstörungswut gegen alles und jeden utopisch, woher die Aktivisten den Rückhalt aus dem Nordkiez (oder Friedrichshain oder Berlin) herleiten bleibt rätselhaft.
Wer bitteschön aus dem Kiez hat Interesse an "größere Momente der Massenzerstörung, in denen sich Kreativität und Zorn in einer unberechenbaren Kollision vereinigen"?
Dererlei Kriegsrhetorik führt nur dazu, dass sich aus Angst vor Racheakten der nicht radikale Teil der Kiezbewohner von den Kiezversammlungen, Demos etc. fernhält - eine andere als die radikale Lebensanschauung ist nicht erwünscht und wer nicht ins Gruppenkollektiv passt oder gar mal anderer Meinung ist, dem droht die Gefahr Opfer von Selbstjustiz zu werden.
Schade, denn ich finde der Kiez hat mehr verdient als den Kampf von Linksradikal gegen Links.
Wie wäre es denn mit einem Umsonst-Flohmarkt in der ganzen Straße inkl. Neubau-, Altbau-, Plattenbau oder Wagenplatzbewohnerinnen, Hartz IV-Empfängerinnen, Yuppiesienen, Arbeitslosinnen, Arbeiterinnen, Studentinnen, Beamtinnen, Rentnerinnen, (Lebens-)Künstlerinnen, - eben dem ganzen Mischmasch aus Bewohnerinnen; Männer dürfen natürlich auch teilnehmen. Es gäbe bestimmt genug was von Reich nach Arm umverteilt werden könnte oder in ein Gemeinschaftskollektiv fließen könnte ...
Aber wahrscheinlich ist auch das nur eine Utopie - dieses mal gesponnen von einem Kind der 70er welches in der Friedensbewegung der 80er aufgewachsen ist und jedwede Gewalt immer verabscheut hat und verabscheuden wird!
Liebes "Kind der 70er"
Ja, Gewalt ist mit Sicherheit, gerade auch für einen Menschen der Linken, eine belastende Angelegenheit und man sollte mit der Anwendung derselben auch nicht leichtfertig umgehen. Es ist aber realitätsfern zu erwarten, dass man durch Propagieren von frommen Sprüchen und dem abhalten eines Strickkurses irgendetwas gegen die reale Gewalt in dieser Gesellschaft ausrichten wird.
Den Gewalttätern dieser Welt, seien es einfache Kriminelle, faschistisches Mörderpack oder Staatsbüttel, welche den berechtigten Anliegen der Bevölkerung die brutale Unterdrückung des kapitalistischen Staatsapparates entgegen setzen, werden sich von deinen hehren gewaltfreien Wünschen wenig beeindrucken lassen.
Bei der Gewaltfrage kommt es doch immer darauf an, wer wendet zu welchem Zweck Gewalt an. Um dies vielleicht etwas zu verdeutlichen.
Wenn meine Oma einem Menschen, der sie überfällt, die Krücke über den Schädel zieht, so ist dies erstens berechtigt und sie ist zweitens hoffentlich damit erfolgreich.
Wenn ein Staat ungerechtfertigt überfallen wird, so ist es eine zwingende Notwendigkeit dass dieser sich dagegen zur Wehr setzt.
Wo wären wir heute, wenn der deutsche Faschismus nicht äusserst gewalttätig vom konzentrierten Willen von internationalen aber auch deutschen Antifaschisten geschlagen worden wäre.
Vielleicht kann, insbesondere das letzte Beispiel, etwas Nachdenklichkeit bei dir auslösen.
no war
Mein Kommentar bezieht sich auf den Nordkiez und nicht auf die ganze Welt, schon gar nicht auf den zweiten Weltkrieg. Mich nerft nur dieses ganze Geschwurbel eines heraufstilisierten Bürgerkriegs im Samariterviertel und mit Vergleichen wirklich bürgerkriegsgeplagter Länder kommt man auch nicht weiter und gewinnt auch keine Sympatien für den Erhalt der Ri94. Soll ich wirklich solidarisch mit einer Gemeinschaft sein, die das Auto meines Nachbarn anzündet als Rache für einen Einsatz der Poliizei?
Da sind mir fromme Sprüche allemal lieber als gewaltverherlichende Kriegsrhetorik. Letztendlich wird man sich zusammensetzen müssen (unbewaffnet) um diesen Konflikt zu lösen, darum geht es mir. Die Stricknadeln dann aber lieber vor der Tür abgeben, bevor dann doch noch jemand durchdreht ;-)
.. und Beispiele für friedliche Revolutionen und Konfliktlösungen gibt es auch genügend - mit Gewalt aufrechterhaltene oder auferzwungene "Lösungen" funktionieren vielleicht temporär, werden aber niemals als Basis für ein dauerhaft friedliches und tolerantes Miteinander sein können.
lala. ein bisschen empathie wär gut.
Das Kriegsgebrüll nervt mich auch. Mein Erklärung dafür ist, dass die direkt Betroffenen nun seit vielen Tagen einem massiven psycho Terror ausgesetzt sind. Das ist etwas was viele hier nicht bedenken: Unsere Genossen in der R94 haben keinerlei Privatssphäre mehr und werden 24 Stunden am Tag übel schikaniert.
Darüber hinaus steht Folgendes fest: Ohne die bisherige Gewalt hätte es KEINE Aufmerksamkeit gegeben und absolut NIEMAND hätte von Verhandlungen gesprochen. Leider ist es in dieser gewaltvollen Gesellschaft so, dass man ein Bedrohungspotential braucht um gehört zu werden.
Man kann dich einordnen
Schön für dich, das du so vollkommen unbetroffen von Ausbeutung und Unterdrückung auch in diesem Land bist. Das dir die internationaler Entwicklung, an der ja auch die herrschende Klasse dieses Landes nicht wenig beteiligt ist, ebenfalls am Arsch vorbeigeht, passt dann gut zu allem anderen.
Es ging doch um die Gewaltfrage und da drückst du dich um die Offenlegung deiner Haltung etwas herum, darf man nun kriminelle und faschistische Gewalttäter an ihren Handlungen, zur Not ebenfalls mit Gewalt, hindern oder nicht. Eine durchaus wirklichkeitsnahe Frage, auch für hiesige Verhältnisse.
Das angeblich verbrannte Auto deines angeblichen Nachbarn, den Rigaern in die Schuhe zu schieben, damit wäre ich vorsichtig, man weiss ja inzwischen wer hier so alles zündelt.
Und die Beispiele für friedliche Revolutionen sind mir leider auch nicht bekannt. Ich kenne nur angebliche (friedliche) Revolutionen, die oftmals letzten Endes für die Mehrheit der Bevölkerung die Verhältnisse noch verschlimmert haben.
Hallo ich kucke in einen Tunnel ohne Lickt
Sicher, wenn die Leute die man nicht mag sofort Kriminelle und Faschisten sind und alle Falschhandlungen eh False Flag Aktionen sind, dann waere ich auch stark davon ueberzeugt die einzige Wahrheit zu vertreten.
Die Informationen zu geglueckten friedlichen Informationen findest du zudem in Buecher und Artikeln, leider aber nicht auf deinen "Alle Bullen toeten" Aufklebern.
Du koenntest auch versuchen ein System subversiv zu unterwandern und mit sinnvollen Aktionen eine Gesellschaft nach deinen Wuenschen zu beeinflussen, aber Krawall veranstalten ist halt deutlich einfacher.
Leider ist dir nicht zu helfen
Wo findest du in meinen Texten die Aussage "Alle Bullen töten", entweder hast du ein gesundheitliches Problem oder du bist sowieso am Ende mit deinen Argumenten. Aber wie auch immer, dein irrealer, gegen jegliche Gewalt Standpunkt ist offensichtlich widerlegt. Damit würde ich das dann hier auch beenden.
Pflastersteine machen alles besser
Den Unterschied zwische einem Argument welches der Satz mit den Aufkleber sicherlich nicht war und Zynik wirst hoffentlich auch du verstehen.
Und ist der Standpunkt der Vermeidung von Gewalt, wenn es nicht unmittelbar um das eigene Leben geht, offensichtlich widerlegt? Die Wiedervereinigung, die Revolution im Iran, die Amerikanische Buergerrechtsbewegung sind also alles mit Gewalt erwirkte Revolutionen? Spannend! Und komm bloss nicht mit der bekackten franzoesischen Revolution um die Ecke, die hat mit ihrer Brutalitaet erstmal garnichts erreicht. Die wenigsten Menschen verletzen andere wenn von fuer sie keine akute Gefahr ausgeht (abgesehen mal von trainierten Soldaten) und deswegen ist es wichtig bis zum Schluss friedvoll zu bleiben(-> "Men against Fire" S.L.A. Marshall)
Aber bitte, halt dich an Psychopathen wie Che Guevara oder so und freu dich ganz dolle wenn du den naechsten Stein wirfst, morgen wird bestimmt irgendjemand sagen dass du ja doch Recht hattest und das politische System jetzt ueber den Haufen geworfen wird (Achtung, nicht als valides Argument gedacht). Witzfiguren die ihr Gewaltspaten doch seid.
Soliatlas