Neonazi-Marsch von Polizeikräften durchgesetzt – Antifaschistischer Protest wird kriminalisiert
Am letzten Samstag, den 10. Mai 2014 fand in Völklingen ein
Aufmarsch von 24 Neonazis statt. Über 200 Antifaschist_innen
demonstrierten an diesem Tag in unmittelbarer Nähe der Neonazis
gegen deren menschenverachtende Ideologie. Versuche den
Aufmarsch der Neonazis zu stoppen wurden — teilweise mit brutaler
Gewalt – durch die Polizei zerschlagen. Eine Gruppe von ca. 40
Antifaschist_innen wurde über mehrere Stunden lang in einem
Polizeikessel festgehalten.
Während die Polizei in diesem Zusammenhang von drei verletzten
Polizisten spricht und sich dahingehend äußert, sie wären von den
Antifaschist_innen angegriffen worden, ergab sich für die Anwesenden
vor Ort ein ganz anderes Bild. Nachdem es zu kurzen
Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und einer Gruppe von
Antifaschist_innen kam, die die Wegstrecke der Nazis blockierten,
wurden anwesende Journalist_innen bedroht und weggeschickt. Nur Wenige
widersetzen sich in diesem Moment erfolgreich den Anweisungen der
Polizei und verteidigten ihr Recht auf Pressefreiheit. Während die
antifaschistische Kundgebung am Wehrdener Platz bereits von Anfang
an durch sogenannte „Hamburger Gitter“ und ein massives
Polizeiaufgebot daran gehindert wurde, effektiv gegen den
Naziaufmarsch vorzugehen, wurde die Gruppe auf der Wehrdener Brücke
gegen ihren Willen über mehrere Stunden durch die Polizei eingekesselt
und festgehalten.
Die Situation eskalierte, als die Polizei dann in den Kessel stürmte, um eine Festnahme zu tätigen und dabei mutwillig Transparente zerriss, Fahnenstangen entwendete und auf die Antifaschist_innen mit Faustschlägen und Fußtritten eindrosch. Begleitet wurde der Polizeieinsatz durch rassistische, sexistische und persönliche Beleidigungen durch einige der eingesetzten Beamten.
Alexander Breser, Pressesprecher der Antifa Saar / Projekt AK erklärte dazu:
„Menschen, die regelmäßiger gegen Naziaufmärsche auf die Straße
gehen, dürfte ein solches Verhalten der Polizei nicht ganz unbekannt
sein. Interessant an der Situation in Völklingen ist, dass auch
viele ortsansässige Gewerkschafter_innen und Parteienvertreter_innen
Opfer bzw. Zeug_innen dieser bewussten Gewalteskalation wurden. So
verweigerten beispielsweise die eingesetzten Polizeibeamten die
Herausgabe ihrer Dienstnummer auch gegenüber anwesenden
Vertreterinnen und Vertretern des saarländischen Landtags und
bedrohten diese auch.“
Der „Völklinger Kessel“ ist Teil einer ganzen Reihe von Maßnahmen der letzten Wochen mit deren Hilfe antifaschistischer Protest im Saarland kriminalisiert werden soll.
Ergänzung vom 15. Mai 2014: Die Erklärung unseres Pressesprechers Alexander Breser bezüglich der Bedrohung von Landtagsabgeordneten bezieht sich auf Drohungen gegenüber einer Landtagsabgeordneten der Piratenpartei ihr Handy zu beschlagnahmen, wenn sie nicht damit aufhören würde den Polizeieinsatz zu dokumentieren.
Antifa Saar / Projekt AK
.
Auch bei der eher bürgerlich geprägten Veranstaltung am Wehredener Platz verhielt sich die Polizei äußerst aggressiv. Die Hamburger Gitter wurden nicht einfach aufgestellt, sondern auch umherstehenden Antifaschist_innen auf die Füße geworfen. Es wurde mit Festnahmen gedroht und alles abgefilmt, was sich bewegt hat.
Bilder
https://www.flickr.com/photos/bundphotography/sets/72157644596563231/