[LE] Plakatierte Militanzdebatte, oder: Autoritärer Pazifismus

Weitere Mobi-Plakate

Der Naziaufmarsch am 18. März rückt immer näher. Die Mobilisierung zu Gegenaktionen nimmt ebenso zunehmend an Fahrt auf: viele unterschiedliche Plakate rufen zu direkten Aktionen gegen Nazis auf, Graffitis verschönern die Straßen und mehrere Kundgebungen/Demos sind bereits angemeldet. Doch schon im Vorfeld wurde sich im virtuellen Raum über die Kampfansage mancher Plakate beschwert, da diese angeblich einen breiten Protest verhindern würde. Die ganze leidige Militanzdebatte wurde nun erweitert, indem einige Plakate überklebt wurden und mit haltlosen Vorwürfen hantiert wird das einem schlecht werden kann.

 

Gegenstand der Kritik ist insbesondere ein Plakat mit Anlehnung an den Film „8 Mile“, einer darauf gezeichneten vermummten Figur und dem Ausspruch „Nazischweine jagen!“. Das sich popkultureller Ergüsse seit Jahrzehnten (mal mehr, mal weniger sinnvoll) zur Mobilisierung bedient wird, sei mal dahingestellt. Zur Nazidemo am 12. Dezember 2015 mobilisierte ein Plakat in Anlehnung an das Cover von N.W.A. und rief ebenso dazu auf Nazis anzugreifen. Man kann das aktuelle Plakat also auch als lustige Fortführung der Vereinnahmung solcher Filme verstehen oder sollte nicht allzu viel rein interpretieren.

 

Kern der Kritik ist aber die Androhung von Gewalt, sollten Nazis marschieren wollen. Gehässig spricht das Plakat von fehlender „Analyse und Kritik“ (welches Plakat könnte das jemals leisten?) und „Gewaltphantasien kleiner Jungs“. Im großen und ganzen also ein „Leipziger Armutszeugnis“. Diese Art von Analyse ist aber in mehrfacher Hinsicht bescheuert. Erstmal werden nicht-männlichen Personen militante Handlungen per se abgesprochen, anders ist der sinnlose Spruch von „Gewaltphantasien kleiner Jungs“ nicht zu verstehen. Hinzu kommt eine gehörige Portion vermeintlicher Altersweisheit. In ähnlicher Art und Weise artikuliert sich auch Legida und Co., wenn der Gegenprotest als „Schreikinder“ diffamiert wird und diese erstmal den Ernst des Lebens (wozu natürlich notwendig eine geregelte Lohnarbeit gehört) im Erwachsenenalter verstehen würden. Letztlich also eine eklige, großkotzige Pose bestehend aus Ressentiments und ohne Analyse.

 

Weiterhin verklärt das Plakat angeblich Gewalt zu Sport. Im Zeitalter florierender Katzenvideos darf auch da nicht eine entsprechende Zeichnung fehlen, weshalb eine Katze scheinbar ganz frech eine Hassi in ihrem Maul hat. Ein Bild, was den Anständigen dieser Welt sicherlich gefallen würde, gilt es doch: „Gesicht zeigen gegen Rechts!“ Das das Tragen einer Hassi gerne zu Mackertum einlädt mag nicht bezweifelt werden, es erfüllt aber eben auch sehr viele nützliche Dinge und zuvörderst ist ein Schutz gegen Repressionen. Gerade in Gegenden mit einer hohen Dichte an Nazi-Strukturen kann es dort wohnenden Personen helfen antifaschistischen Inhalte transparent zu machen ohne unmittelbarer Gefahr im Alltag ausgesetzt zu sein. Ferner birgt die Hassi auch einen gewissen Schutz gegen Tränengaskartuschen und anderen Spielzeug der Bullen in sich. Wenn dieses Gadget nun zum Style vekommt, dann ist das peinlich, aber sollte nicht von der Funktionsweise abhalten. Wie rappten nicht einst AMK zurecht: „Ihr macht aus der Handlungsweise identitäre Scheiße. Alle schwarz gekleidet Antifa heißt mehr als Styling.“

 

Zuletzt helfen solche Spaltungsversuche breiter Gegenproteste nur der Polizei. Denn die freuen sich diebisch, wenn ihr Kalkül vom legitimen, friedlichen Protest vs. strafbaren, militanten Protest aufgeht. Der Blick in die Geschichtsbücher sollte jedoch aufklären, dass gerade ein Zusammenspiel beider Pole den maximalen Erfolg bringt. Hier geht es nicht darum die eigene Aktionsform als einzig Richtige darzustellen. Vielmehr soll diese Entscheidung jede Person für sich treffen. Doch stinkt es gewaltig nach autoritären Gebären, wenn der pazifistische Weg nun auch selbst zur Tat schreitet und Plakate überklebt. Das der vielbeschworene Schutzraum Connewitz nicht ausschließlich mit friedlichen Mitteln erreicht wurde, sollte klar sein. Es mag frustrierend sein und nicht ins rationale Weltbild hineinpassen, aber mit Nazis lässt sich nicht diskutieren. Deren menschenverachtendes Treiben muss Grenzen gesetzt werden und hat glücklicherweise zum Rückzug in einigen Teilen/Vierteln dieser Welt geführt.Wie lautet nicht gleich eine alte autonome Weisheit: Ob friedlich oder militant – wichtig ist der Widerstand!

 

Wir sehen uns am 18. März auf der Straße! Die Rechten zu Boden!

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Eine Hassi schützt NICHT vor Tränengas, Pfefferspray und Co - im Gegenteil, das Dreckszeug reichert sich in Textilien jeder Art an, und solche die auch noch direkt an der Haut liegen verstärken das Problem. Nicht umsonst heißt es in jedem Demosani-Ratgeber, von Kampfstoffen getroffene Kleidungsstücke sofort von der Haut zu entfernen!

Auch schützt eine Hassi nicht zwingend vor behördlichen Repressionsmaßnahmen: Beliebte Strategie der BFE Greiftrupps ist es, bei AktivistInnen z.B. auf Schuhe oder Logos an Klamotten, Rucksäcken etc zu gucken und dann im Nachgang darüber Leute einzusacken - auch gern mal Wochen später.

Also zum Selbstschutz bitte aufpassen und Logos oder sonstige Auffälligkeiten an der eigenen Kleidung eliminieren.

schwarzes klebeband ist da ein guter helfer um alles zu überkleben was auffällig ist.

kann mir jemand sagen ob es eine anreise aus dem süden von d gibt und wenn ja wo ich mich schlau machen kann?

Was natürlich auch nur funktioniert, wenn der eigene Körper, nicht nur die Kleidung, "unauffällig" > stromlinienförmig (jungschlanknormschönableisiert) ist ...

Außer du bist jetzt weit außerhalb "der Norm", gerade in Richtung Übergewicht, haben die Bullen es schwer Personen nur aufgrund des Gewichts auf Bildern zu identifizieren.

Kritisch wirds bei Brillen, die BFE-Kameras sind heutzutage schon mit 4k unterwegs und können "exotische" Brillenformen recht eindeutig erkennen. Kontaktlinsen wiederum reichern Kampfstoffe an. Alles scheiße :/

AMK? 25 Jahre her, wird dadurch aber nicht besser.

mit AMK und "RAP" wird das hier gemeint sein: http://amk161.blogsport.eu/

 

AMK ist Zeckenrap aus dem Dortmunder Norden. Musik von und für Versager*innen, Arbeitslose und Ausgebeutete, Trinker*innen, Gutmenschen, Aktivist*innen, Kurz: Alles muss kaputt. Arbeit mein Kryptonit. Autonome mit Krätze. Angeln mit Knarren.
AMK liefert den Soundtrack zum "3-übern-Durst-trinken" oder "Viel-zu-früh-aufstehen-und-die-verkackten-nazis-blockieren" - Wie du willst.

Wenn die_er Autor_in dieses Textes vlt. mal das Katzenplakat gelesen hätte, wäre es aufgefallen, dass es nicht um die Kritik um die Gewalt an sich, sondern um die Art und Weise geht, wie hier Gewalt verherrlicht wird. Und es ist schon irgendwie lustig, dass das Plakat nicht einmal als Debattenbeitrag unkommentiert stehen gelassen werden kann.

 

Warum muss ein nicht sonderlich geistreiches (und auch gestalterisches einfallsreiches) Plakat mit "Nazischweine jagen" verteidigt werden? Zumal die gebrachten Argumente einfach nur herbeigezogen sind. Am 12.12 befanden sich erstaunlich wenige Straßenkämpferinnen in der Südvorstatt, was auch die allgemeine Situation bei anderen Riots widerspiegelt. Warum ist das so? Weil irgendwelche Plakate als weiblichgelesene Menschen Militanz absprechen? Wohl kaum. Es hat dann wohl doch etwas damit zu tun, welches Stellenwert Gewaltverherrlichung und Männlichkeitskult spielen. Folgerichtig ist dann auch ein Mann vor einem Wasserwerfer abgebildet.

 

Kommen wir zum Argument mit der Hassi: Hier wird wieder von einer ganz allgemeinen Situation - die für Leipzig nicht gilt - auf die hiesigen Aktionen geschlossen. Vermummung kann auch Anlass zur Repression sein und sollte daher auch überlegt eingesetzt werden. Klar kann mensch an Anfang der Demo sofort mit der Hassi auftauchen. Die Person wird dann ja nur von den Cops auseinandergenommen oder die Demo wird vorzeitig gestoppt, bevor noch irgendwas gemacht werden konnte. Wenn man(n) Bock auf Stress hat, dann sollte vielleicht eine andere Aktionsform gewählt werden als andere Leute unüberlegt, weil man(n) ja so militant ist, zu gefährden - das ist bekanntlich auch nicht so solidarisch.

 

Und zu dem diebischen Freuen der Cops über Spaltungsversuche, kann mensch auch nur den Kopf schütteln, als hätte sich militanter Protest je durch so etwas beindrucken lassen. Zudem muss immer wieder der Mythos Connewitz beschworen lassen, um die Platitüde des erkämpften linken Stadtteils ins Feld zu führen, was einfach nicht stimmt. Am 11.1. konnte bekanntlich nichts gegen die randalierende Nazihorde entgegen gesetzt werden.

 

Also warum mal nicht den Schritt zur Reflexion gehen, anstelle eine scheinheilige Argumentation zu fahren? Warum muss hier ein stumpfsinniger Plakat verteidigt werden? Warum sich nicht einmal auch vergegenwärtigen, dass die linke Bewegung zurzeit nicht die Kraft hat eine Umwälzung der Gesellschaft voranzubringen oder gar einen einfachen Naziaufmarsch in Leipzig zu verhindern? Warum immer wieder die gesellschaftliche Ohnmacht durch die Triebabfuhr über Gewaltfetisch kompensieren?

Es ist kein Debattenbeitrag, wenn die Plakate über andere Plakate geklebt werden und eben z.B. nicht daneben. Und die meisten Kommentare hier und unter dem anderen Artikel verteidigen gar nicht das "161 Plakat", sondern kritisieren das überkleben, sowie den Verweis auf angebliche "kleine Jungs" (Sexismus). Und cool, dass du am 12.12. überall warst und eine Zählung von "Straßenkämpferinnen" durchgeführt hast, respekt.

 

Wo sagt das Plakat, dass du mit der Hassi auf der Demo rumlaufen sollst? Vielleicht will das Plakat genau darauf hinaus, dass die Leute sich andere Aktionsformen suchen sollen (Nazis jagen) und nicht auf eine Demo gehen sollen. Es wird auch keine Demo beworben.

 

Zum 11.1. was hast du denn den Nazis entgegen gesetzt? Und das es nichts gab, stimmt auch einfach nicht: https://www.inventati.org/leipzig/?p=4015
Genauso wie du den Menschen absprichst Connewitz in den 90ern erkämpfen zu müssen und Nazis in Leipzig zu bekämpfen. Als wenn es in Leipzig keinen militanten Widerstand gegen Neonazis gäbe. Wenn das eine Platitüde ist, dann zieh doch mal nach Wurzen und versuche dort linke Politik zu machen.

 

Warum kannst du nicht mal die Selbstreflexion aufbringen, dass dein Kommentar nichts für eine linke Bewegung hat ausser blöde zu motzen. Da steckt nichts drin. Keine Verbesserung der Mobilisierung gegen Naziaufmärsche, wie mehr Genossinnen sich an militanten Aktionen beteiligen, wie Demos besser laufen können, wie auf einen Mob von mehr als 200 Nazis reagieren, der eine Straße angreift oder wie eine Umwälzung der Gesellschaft voranzubringen sein.

 

Immerhin hattest du deine Triebabfuhr beim Kommentare schreiben auf Linksunten, klasse.

Ok, wenn die Mehrheit der Leute, die mit Steinen die Cops beworfen haben und Barrikaden gebaut haben, männlich waren, dann wird das bestimmt nur der Trugschluß sein, den die Cops einen weißmachen wollten. Es gab ja keine Bilder oder Videoaufnahmen, die eigene Beobachtung stützt das Ganze auch, aber egal ... dann muss das wohl auch ein sexistischer Reflex sein. Sorry, aber die Debatte über Mackertum und Riots gibt es schon etwas länger.

 

Die 90iger sind auch nicht die 2010er. Und zum Mythos Connewitz zählt halt auch, dass die Nazis nicht ständig und überall aus Connewitz herausgeprügelt wurden. Da zählten noch ein paar Faktoren mehr hinein. Nazis wurden ja auch verprügelt, aber nicht in dem Maße, wie es immer beschönigend beschworen wird. Gewalt hatte damals auch keinen Selbstzweck sondern eine Notwendigkeit. Die Leute haben doch damals nicht Nazis verprügelt, weil halt Nazis verprügelt werden, sondern sie eine Gefahr für Leib und Leben der Bewohner waren.

 

Apropos Wurzen: Wo bleibt da die Militanz? Das bestärkt doch nur die Feststellung, dass es hier nur noch darum geht Aggression irgendwie rauszulassen. Überlegte militante Aktionen? Strategien? Fehlanzeige. Bereits Ende der 80iger wurde das der Linken klar. Wenn mensch halt weiter in den autonomen Träumen schwelgen will, der braucht halt keine Analyse des hier und jetzt. Soweit hat das Katzenplakat ins Schwarze getroffen.

?

weil es zu wenige weibliche autonome gibt die steine werfen und barrikaden bauen ist militanz gegen cops und nazis also falsch? ist das deine analyse?

 

mackterum gibt es nur heute und nazis in den 90ern waren eine gefahr für leib und leben, nur heute eben nicht mehr. alles klar. natürlich waren in den 90ern auch alle viel reflektierte und nazis verprügeln war kein selbstzweck, nur heute sind alle jungen antifaschistInnen stumpfe gewaltaffine leute. was für eine starke beschreibung.

 

von der gegenwart bekommst du auch nicht mehr viel mit oder? Wurzen (achtungm, böses antifa-macker gehabe mit keiner analyse):

 

Sachsen * Days Of Revenge - https://linksunten.indymedia.org/de/node/174961

 

ja, wirklich starkes katzenplakat, richtig tiefgreifende analyse, voll in schwarze...

Nein. Die Zustände waren in den 90igern andere. Das war die Aussage. Wer nun tradierte Argumentationen ohne jeglichen Realitätscheck herauswirft, ohne einen Vergleich von damals mit heute überhaupt einmal anzustellen. Das nicht sich dann nicht mehr Gesellschaftskritik. Das ist der gleiche oberflächliche "Die sind dran Schuld"-Gelaber, was es überall gibt. Eine perspektive für die bedrohnten Menschen, wird das nicht offenbaren.

 

Und schaut den kein Mensch mehr in den Spiegel? "Days of Revenge" - "Tage der Rache". Diese erträumte Gesellschaft, die die Leute mit solchem unreflektierten Scheiß offenbaren, kann nur Terror bedeuten. Erschreckt erst einmal vor euch selbst.

wo zur hölle hat denn "das katzenplakat" irgendetwas an analyse geleistet? es hat ne sehr platte botschaft des erhobenen zeigefingers an anhänger_innen und angesprochene des überklebten plakats transportiert, mehr aber auch nicht. echt eine super sache. zwei wochen vor der naziparade diskutieren wir hier jetzt plakate und was sie vielleicht bedeuten. gibt ja auch echt nicht wichtigeres.

Dass Connewitz in den frühen 1990-ern erkämpft wurde, stimmt schon. Aber das ist lange her und der Mythos eben nur noch ein Mythos.

 

Und auch sonst: klasse Text.

Mythos, Mythos, Mythos. Da ihr beide es kritisiert, was ist denn der "Mythos Connewitz"? Wie füllt ihr den auf? Wie andere? Was stimmt daran nicht im Vergleich zur "Realität"? Wann ist Mythos zerstört? Braucht es dafür eine Ausnahme? Wenn z.B. gesagt wird, Nazis haben es im Alltag schwer, ist der "Mythos" dann dahin, wenn einer es mal mit TS-Klamotten ohne Beulen geschafft hat? Ist er dann wieder vorhanden, wenn der nächste es nicht schafft? Erklärt das doch mal, wenn ihr über den angeblichen Mythos kotzt.

Und es ist schon irgendwie lustig, dass das [Katzen-]Plakat nicht einmal als Debattenbeitrag unkommentiert stehen gelassen werden kann.

Debattenbeiträge sind dazu da, um über sie zu debattieren.

 

Warum muss ein nicht sonderlich geistreiches (und auch gestalterisches einfallsreiches) Plakat mit "Nazischweine jagen" verteidigt werden?

Weil es einen Beitrag zur Mobilisierung gegen einen Naziaufmarsch leistet.

Weil es einen Beitrag zur Mobilisierung gegen einen Naziaufmarsch leistet.

 

Das ist keine Diskussion sondern ein es-muss-so-gemacht-werden-Tribunal, wobei das Katzenplakat explizit zu Protesten gegen den Naziaufmarsch aufruft. Von daher ist das alles autoritäres Homogenitätsbedürftnis mit einem verbundenen Strafbedürfnis. Die uniforme Persönlichkeit und der Dorfmob lässt grüßen.

...wer A sagt ("Man kann das aktuelle Plakat also auch als lustige Fortführung der Vereinnahmung solcher Filme verstehen oder sollte nicht allzu viel rein interpretieren") und unter B dann kategorisch argumentiert ("Erstmal werden nicht-männlichen Personen militante Handlungen per se abgesprochen..."), sollte sich entscheiden, welche deutungshoheitsprämissen nun eigentlich gelten sollten...

fakt bleibt dennoch die leidige kontinuität der debatte, wobei der begriff der "militanz" in seiner deutschen reduktion auf "gewaltbereitschaft" erscheint...im englischen und französischen ist der begriff viel weiter gefasst, was ggf. sogar ein grund für die dort solidarischere widerstandskultur ist (?!)

...um's klar zu sagen: plakate zum gleichen event zu überkleben, sollte ein klares no-go sein! - noch dazu in einem kiez wie connewitz, der offensichtliches angriffsziel gleich mehrerer "institutionen" ist, die sich allesamt auch nicht durch friedfertigkeit hervortun!...

Ich fand die Schriftart schon in diversen #platznehmen Aufrufen eher peinlich. Soll jedeR nach seiner Fasson mobilisieren und #platznehmen aber überkleben geht mal garnicht.

Denkst du wirklich, dass die Bürgis in Connewitz(!) fremde Plakate überkleben, aus lauter Dummheit das offene Scheunentor mit den drei Pfeilen dazu malen und dann aber ihre lächerliche Schriftart benutzen? Das ist echt unwahrscheinlich. Vermutlich ist die Anlehnung an das Logo der Eisernen Front ein besserer Hinweis.

"Zuletzt helfen solche Spaltungsversuche breiter Gegenproteste nur der Polizei. Denn die freuen sich diebisch, wenn ihr Kalkül vom legitimen, friedlichen Protest vs. strafbaren, militanten Protest aufgeht. Der Blick in die Geschichtsbücher sollte jedoch aufklären, dass gerade ein Zusammenspiel beider Pole den maximalen Erfolg bringt."

 

Also ich will ja nicht irgendwie konspirativ wirken, aber genau solche Schwachpunkte kriegen faschistischen und Bullen und notfalls neoliberale Sozialdemokraten auch mit. Die scheißen sich alle ein was diesen Aufmarsch angeht und versuchen natürlich alles zu tun, um den protest zu Spalten und den Keil in der geschwächten linken Szene tiefer zu treiben. Fakt ist dass dieses gegenseitige angepisse einer der Hauptgründe ist wieso die linke Szene gerade so geschwächt scheint. Da brauch Mensch sich nur mal die linken Szene in B und die diversen fails bei den Merkel muss weg aufmärschen anschauen. Und woher diese uberklebenden Plakate stammen wird auch nicht klar... Wenn ein Plakat gegen Gewalt debattiert in dem es mackertum durch zu hilfenahme adultistischer und sexistischer Klischees verurteilt und sich dem uberkleben der "unerwünschten" Art der mobi bedient, ist dies allenfalls als unreflektierter Beitrag zu der wichtigen Auseinandersetzung zum Thema militanz in der linken Szene zu werden. Wer die unerwünschte mobilfix überklebt,  wird überklebt.  Wer einen Diskurs schaffen will geht mit einem Beispiel eines "besseren" Plakaten voran. Das katzenplakat kommt diesem Anspruch jedenfalls nicht nahe...

Genau! Die Spalter sind dran Schuld, dass "die Szene" so geschwächt ist. Schon einmal daran gedacht, das was linke Person A will, nicht unbedingt deckungsgleich mit linke Person B ist? Vielleicht begeht mensch hier mal wieder den Fehler und exportiert Geschichtsnarative über eine starke Linke in das Jetzt. "Früher war alles besser" lässt grüßen - Nein! Früher war es nur anders Scheiße. Früher gab es auch unterschiedliche Ansichten und die gibt es auch heute noch. Das kam schon in diesen komische Dingern vor ... jetzt erinnere ich mich! Geschichtsbücher hießen die.

Mal wieder die Spalterthese, die auf was beruht? Feindbilddenken? Ihr seit gegen oder für mich? Das ist finsteres ZK-Denken.

 

Und welche Schwäche der Linken bitte schön? Nur weil nicht mehr alles so ist, wie es früher war? Die Zustände aus den 90igern in Leipzig wünscht sich wohl kaum jemensch wieder her. Damals waren es andere Zustände, dementsprechend haben Menschen auch anders handeln müssen. Heute ist es an anderen Stellen beschissen. Darüber sollte mensch mal reflektieren und nicht immer den Geschichtsnarativen auf dem Leim gehen, dass damals "die Szene" sich einig war.

Diese Debatte ist kaum zu ertragen.

 

Irrsinnig wie unsoldarisch (Plakate überkleben), selbstherrlich ('kleine Jungs') und dümmlich-verkürzt (süße Katze vs. Gewalt-Fetisch) diese Debatte ist.

Noch schlimmer aber: Es ist kein Einzelfall, sondern unter dem Banner des Pseudo-Feminismus gehen fast täglich Einzelne auf andere Linke los, auf so durchdachte Weise wie eine Kneipenschlägerei innerhalb des lokalen AZs.

 

Aber Hauptsache, ohne jede Geschichtskenntnis das Symbol der anti-kommunistischen Eisernen Front (u.a. vom Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold gegründet) unter die Katze malen. Hurra!

An die Katze: Die Formulierung "Gewaltfantasien kleiner Jungs" ist inhaltlich und rhetorisch vielleicht doch nicht so treffsicher. Und an die Maske: Ein bisschen weniger martialisch - im Vorfeld - ist möglicherweise auch nicht verkehrt. Die Mythen von Leipzig, Connewitz, Südvorstadt, Plagwitz … etc. sind keine Mythen sondern ein fast schon einzigartiges, schutzbedürftiges und schützenswertes Stück Realität. Realität, die entstehen konnte weil bislang Katzen und Masken immer ganz gut an einem Strang gezogen haben. Sorgen wir dafür, dass es dabei bleibt, jetzt im Vorfeld genauso wie am 18.3.2017

guten Kommentare hier. Danke!

Wenn ich mir hier so die Kommentare ansehe, dann haben einige Leute zu viel Zeit. (Ich auch, aber dafür bekomm ich ja Geld vom Jobcenter.)

 

Da wurden ein paar Plakate überklebt.

Das wars, kein Grund, sich aufzuregen oder nen Indy-Artikel zu schreiben.

Es gibt nämlich echt viele alternative Umgangsstrategien: Einfach wieder abmachen oder überkleben, ignorieren und drüber lachen und dann wieder zurück zu Schritt eins.

 

Aber offensichtlich wurde ja das Ehrgefühl einiger Antifas nachhaltig verletzt. Anders kann ich mir diese vielen Kommentare bis hin zu Gewaltandrohungen nicht erklären. Offensichtlich scheint da die eigene Identität wichtiger zu sein als die Politik, die mensch angeblich betreibt.

 

Wenn ihr es mit der Parole auf dem Plakat wirklich ernst meint, dann zeigt das am 18ten und regt euch nicht über so ein paar Plakatspielereien auf. Letzteres ist nämlich wirklich peinlich.

Ich habe nicht den Eindruck dass das Reduzieren auf verletztes Ehrgefühl der Debatte gerecht wird.  Richtig scheint, dass das "Niveau" der Debatte (du beschreibst das ganz gut) dem Sachverhalt (überklebte Plakate) nicht entspricht. Ist sicher ne Variante das mit nem Schmunzeln und etwas Gelassenheit im Sande verlaufen zu lassen. 


Andererseits ist es nicht zu verleugnen dass die Diskussion um das Aktionsniveau gegen rechte Mobs in Sachsen längst überfällig ist. Beispiele, wie sich Menschen, die ideell "auf der selben Seite" stehen, an diesem Diskurs völlig voneinander entfernen, finden sich in den letzten 2 Jahren nicht nur in Sachsen zuhauf. Und es stimmt, es schwächt uns. Und das haben die Nazis nicht verdient.

Persönlich lese ich auch den Text oben eher so, dass sich in dieser Art der Zu-Wort-Meldung (Katzenplakat) wieder viele der schon oft kritisierten Punkte des bürgerlichen Antifaschismus finden. Und von dieser Debatte müssen wir weg, sie hilft unseren Gegnern und schadet uns. Wer in Sachsen immer noch meint, dass die Linke sich weiter ausschliesslich selbst besser reflektieren muss und angeblich zu gewalttätige Verhaltensweisen ächten muss, um anschlussfähig zu sein (an wen eigentlich?), ist einfach nicht auf der Höhe, um nicht zu sagen: Denjenigen gehts einfach zu gut!

 

Die ehemalige Stärke der Linken speziell in Leipzig, diese Debatten in eine Zeit nach der Notwendigkeit zu verlegen und sich bis dahin in Solidarität zu üben, vermisse ich. Deswegen finde ich es OK wenn sich diese Debatte an etwas so lächerlichem wie überklebten Plakaten wieder entzündet, wenn auch sicher nur kurz, ist halt indymedia, also nur Internet. 

Die "verletzte Ehre" kam mir deswegen in den Sinn, weil ich das Level der "Debatte" hier mir anders als mit einem verletzten "Stolz" nicht erklären kann. Alternativ würde halt auch Reviergehabe passen. Aber eine gewalttätige Aufregung über ein paar Katzenplakate erscheint mir doch Fehl am Platze.

 

Dabei habe ich gar kein Problem mit militantem Antifaschismus, der ja immernoch sehr oft notwendig ist. Aber "Militanz" und "Gewalt" sind auch unterschiedliche Begriffe. Gewalttätigkeit darf nicht zum Selbstzweck oder zur Triebabfuhr werden, auch ein gewalttätiger Habitus ist mehr als nur kontraproduktiv. Auch sollte "Nazis jagen" nicht ein Sport werden, der aus "Spaß" betrieben wird - das ist der falsche Weg. Gewalt bzw. Militanz sind schlechte Notwendigkeiten und umso weniger sie nötig sind, umso besser.

Wer das nicht versteht und aus Spaß "Nazis klatscht" und "Bullen töten" an Hauswände sprüht, Gewalt dabei zum eigenen Fetisch werden lässt, ist für politische Arbeit nicht mehr zu gebrauchen, sondern betreibt nur noch einen apolitischen Hooliganismus im Antifa-Kostüm.

 

Zudem hat andauernde Gewalttätigkeit auch Auswirkungen auf die Psyche der Ausführenden (nicht nur der Betroffenen). Gewalterleben kann PTSD hervorrufen, auch wenn die Gewalt selbst angewendet wird. Eigentlich müsste jede gewaltsame Aktion entsprechend nachbereitet werden und nicht bei zig Bierchen abgefeiert werden.

 

DAS ist eine Diskussion, die ich über Militanz (und Gewalt) führen möchte. Das bürgerliche Pazifismusgehabe ist für mich nichtmal diskutabel.

 

Es ist eine schlechte Sache, dass wir im Kampf gegen den aufkommenden Faschismus zur Gewalt greifen müssen. Ich wünschte mir, es würde ohne gehen. Da es aber notwendig ist, muss auch darüber geredet werden, aber leider findet diese Diskussion nicht statt. (Und das Katzenplakat gibt bei aller Niedlichkeit auch keine Anregung in diese Richtung.)

 

Viel Erfolg am 18ten!

Das oben gehört eindeutig zu den besten Beiträgen, die hier so rumschwirren.

An die Autor*innen des Artikels: Ich finde es heuchlerisch, Slidarität mit allen Aktionsformen einzufordern, gleichzeitig aber zu behaupten, dass man mit Nazis nicht diskutieren könnte.

 

Der Blick in die Geschichtsbücher sollte jedoch aufklären, dass gerade ein Zusammenspiel beider Pole den maximalen Erfolg bringt. Hier geht es nicht darum die eigene Aktionsform als einzig Richtige darzustellen. Vielmehr soll diese Entscheidung jede Person für sich treffen. Doch stinkt es gewaltig nach autoritären Gebären, wenn der pazifistische Weg nun auch selbst zur Tat schreitet und Plakate überklebt. Das der vielbeschworene Schutzraum Connewitz nicht ausschließlich mit friedlichen Mitteln erreicht wurde, sollte klar sein. Es mag frustrierend sein und nicht ins rationale Weltbild hineinpassen, aber mit Nazis lässt sich nicht diskutieren.

 

Diskutieren oder das inhaltliche Auseinandersetzen mit Faschos ist auch eine Aktionsform. Nur weil ihr da keinen Bock drauf habt, sollte ihr dieser Protestform nicht die Legitmiation mit solchen Äußerungen absprechen. Schönes Beispiel ist die Arbeit von Ausstiegsbegleitern für Neonazis (z.B.: EXIT Deutschland), die vor allem mit Diskussionen Menschen helfen, aus der rechten Szene auszusteigen.

#

Hast du dich denn schon mal mit EXIT und deren VertreterInnen beschäftigt? Wie du das als gute Beispiele anbringen kannst um mit Nazis zu reden, schon abenteuerlich. Nur mal zwei andere Beispiele zu EXIT:

 

"Interview mit Jörg Fischer über Aussteigerprogramme" - https://www.antifainfoblatt.de/artikel/interview-mit-j%C3%B6rg-fischer-%...

 

"Nick Greger – Umgestiegen statt ausgestiegen" - https://www.antifainfoblatt.de/artikel/nick-greger-%E2%80%93-umgestiegen...

 

Über was du mit Nazis so "diskutieren" möchtest, will ich mir gar nicht vorstellen.

Leipzig: Solidarität im Kontext militanter Kämpfe - Podiumsdiskussion zum Tag der politischen Gefangenen

 

Sonntag, 12. März 2017, 19:00 @ G16


» » » Vorwärts und nicht vergessen, worin unsere Stärke besteht: die Solidarität!

» » » Wir sind nicht alle. Es fehlen die Gefangenen.

» » » Betroffen sind wenige, gemeint sind wir alle.

» » » Solidarität muss praktisch werden.


Aber spiegelt das die Realität wider? Ist der Solidaritätsbegriff wirklich unteilbar und strömungsübergreifend unwidersprochen gültig? Oder ist Solidarität vielmehr abhängig von Zustimmung zu bzw. Ablehnung von politischen Inhalten der Betroffenen? Ist Solidarität also „selektiv“ möglich und damit möglicherweise auch Ausdruck von Trennung und Abgrenzung? Und warum verhält sich die Radikale Linke auffallend zurückhaltend zur Repression gegen §129b-Gefangene? Was hat sich in den letzten 25 Jahren am Verständnis von Solidarität verändert? Hat sich überhaupt etwas verändert oder war es schon immer anders als gedacht?

 

Diese und weitere Fragen zum Umgang mit Solidarität, ihren Bedingungen und den Widersprüchen und Möglichkeiten in der täglichen Praxis wollen wir auf einer Podiumsdiskussion aufgreifen. Ausgangspunkt dieser Diskussion ist die Einschätzung, dass alle, die kämpfen oder gekämpft haben, auch Ziel staatlicher Verfolgung werden können. Sie sind somit potenziell bedroht von Repression, Verfolgung und Knast, egal mit welchen Mitteln dieser Kampf geführt wird oder wurde, egal ob mit Bleistift oder Knarre und egal ob oder wann dieser Kampf beendet wurde. Das haben Prozesse, Fahndungsmaßnahmen und Auslieferungsverfahren in den letzten Jahren immer wieder bewiesen. Die Botschaft, die dahinter steht, ist klar: Der Staat bestimmt, wann es vorbei ist. Entscheidend ist dabei nicht, wie wir selbst die Ebene und Qualität der Konfrontation mit dem Staat einstufen – entscheidend ist, auf welcher Seite der Barrikade wir stehen. Solidarität ist unsere wirksamste Waffe gegen staatliche Repression, wenn wir erkennen, dass wir einen gemeinsamen Kampf führen.

Podiumsdiskussion mit:

  • Andreas-Thomas, als Militanter der Stadtguerilla „Bewegung 2. Juni“
    zehn Jahre in Haft, heute in der interventionistischen Linken [iL*]
  • Sophie, Solikomitee „Freiheit für Sonja und Christian“
  • Peter und Piet, Solidaritätsgruppe zur Unterstützung von Bernhard
    Heidbreder und für die Einstellung des K.O.M.I.T.E.E.-Verfahrens
  • Henning, Bundesvorstand der Roten Hilfe e.V.

Veranstaltet von der Roten Hilfe Leipzig