Wo nur noch Geld zählt, erfrieren die Armen

Moscha und seine beiden besten Kumpels

In Freiburg erfror am 29. Januar 2010 der Obdachlose Christian „Moscha“ Mertz. Die Badische Zeitung gibt den in diesem Winter in Baden-Württemberg bisher vier erfrorenen Obdachlosen durch die perfide Frage „Warum werden die Notunterkünfte nicht immer genutzt?“ eine Mitschuld an ihrem Tod. Doch Moscha starb am hellichten Tag mitten in der Freiburger Innenstadt – keine 150 Meter vom BZ-Haus entfernt.


Moscha wurde 41 Jahre alt und hatte viele Freundinnen und Freunde unter den Freiburger Straßenpunx. Er starb an einem Freitag gegen 14 Uhr am Platz der Alten Synagoge, doch niemand nahm Notiz von der Leiche. Erst seine Freunde fanden ihn und informierten den Rettungsdienst. Dieser zog ihn noch an Ort und Stelle nackt aus und behandelte die Leiche nach Angaben seiner Freunde „wie ein rohes Stück Fleisch“. Und die Polizei? „Die sagt uns nur: Verlasst die Stadt, ihr seid hier unerwünscht.“

Am Morgen war Moscha aus seinem kleinen Zimmer bei der Heilsarmee geflogen, weil er immer wieder bei größter Kälte andere Obdachlose bei sich übernachten ließ. Um 9 Uhr musste er sein Zimmer endgültig verlassen und fuhr mit der Tram in die Innenstadt. Dort angekommen wollte er sich in der Uni aufwärmen, doch der Hausmeister warf ihn raus. Moscha trank Alkohol gegen die Kälte und schlief vor dem Buchladen Walthari neben der Uni ein.

Andere Straßenpunx errichteten nach Moschas Tod eine improvisierte Gedenkstätte, die seither mehrmals von Unbekannten zerstört wurde. Die Gedenkzettel wurden mit Parolen wie „Hoffentlich bleibst du tot, du Fotze“ beschmiert. Trotzdem erbetteln sich die Straßenpunx jeden Tag ein bisschen Geld für neue Kerzen, damit Moscha nicht schon vor Ende des Winter in Vergessenheit gerät.

 

Wenn die Badische Zeitung einmal mit den Obdachlosen vor ihrer Haustür gesprochen hätte, wüsste sie die Antwort auf ihre Frage: Weil sie weder ihre Freundinnen und Freunde noch ihre Hunde mit in die Notunterkünfte nehmen dürfen. Weil die Obdachlosen sich nicht bevormunden lassen und sich den letzten Rest Würde bewahren wollen. Weil Besetzungen sofort geräumt werden und weil wir im Kapitalismus leben.

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Purer Hass kommt in mir hoch, wenn ich so etwas lesen muss. Menschen erfrieren doch ihr schweigt, Scheiben klirren und ihr schreit.

In Gedenken an Moscha und die vielen anderen!!!

Solidarische Grüße aus dem Ruhrgebiet.

Laßt Euch nichts gefallen.

 

Liebe und Kraft all denen, die "Moscha" kannten und mit ihm befreudet waren.

Passt auf euch auf, geht in die Notunterkünfte, denn Tot haben euch Freunde und Hunde auch nicht mehr!

Hast du den Text gelesen? Der Mann starb am hellichten Tag.