[B] Eine revolutionär-feministische Perspektive auf die „linksradikale, queerfeministische Perspektive“ (von Samstag) auf den 8. März

Rule: Resist Homophobia! Fight Sexism!

Die Diskussionen über die 8. März-Demo vom Samstag zeigen erneut, daß die queere / feministische Community hin- und hergerissen ist zwischen multikulturellem Identitäts-Kult und dekonstruktivistischer Identitäts-Kritik. Das folgende ist ein Plädoyer für die dekonstruktivistische Identitäts-Kritik, denn um die Welt zu verändern, ist es unabdingbar, Partei zu ergreifen. Schwierig wird es, wie bei der Auseinandersetzung zwischen Sex-ArbeiterInnen und Sexarbeits-Kritikerinnen auf der Demo, wenn also Konfliktlinien paradox erscheinen und nicht ins einfache Gut-Böse Schema passen. Doch statt eines linksradikalen Individualismus und Kulturalismus ist auch hier Gesellschaftsanalyse angesagt: Als Voraussetzung von effektiver politischer Handlungsfähigkeit, die es nur geben kann, wenn Ursachen und Wirkungen, Wechselwirkungen und Zusammenhänge analysiert und diskutiert werden.

 

Am Samstag erschien bei de.- und linksunten.-indymedia ein Artikel „für eine linksradikale, queerfeministische Perspektive auf den 8. März“ [1]. Der Text könnte mir sympathisch sein (und ist mir insoweit auch sympathisch), da (bzw. als) es dort zum einen heißt:

 

„Es ist wichtig feministische Inhalte auf die Straße und damit ins Bewusstsein der Menschen zu bringen.“

 

und zum anderen dort auch die Ausrichtung der 8. März-Demo von Samstag kritisch besprochen wird, die auch ich kritisiert hatte, nach dem ich dort war [2]. Die linksradikalen Queerfeminstinnen (ob auch „-feministen“ verraten sie uns leider nicht; obwohl sie ansonsten mit ihrer sozialen Positionierung hausieren gehen: weiß, cis, abled bodied, akademisch – warum macht Ihr dagegen aus Eurem/n gender[s] ein Geheimnis?!) schreiben:

 

„Eine derart große und breite Demo zu organisieren ist verdammt viel Arbeit. Trotzdem haben wir uns – aufgrund der beschriebenen Kritikpunkte – dazu entschieden nicht direkt an der Demo teilzunehmen. Statt dessen wollten wir hiermit einige kritisch-solidarische Anmerkungen ‚fallen lassen’“.

 

Nur muß ich leider sagen: Diese Anmerkungen überzeugen mich nicht; und ich finde sie auch nicht sonderlich kritisch.

 

Multikultureller Identitäts-Kult oder dekonstruktivistische Identitäts-Kritik?

 

Cornelia Klinger traf 1995 eine Unterscheidung zwischen Multikulturalismus und Dekonstruktion und schrieb: Dem Multikulturalismus gehe es in erster Linie um, „den Anspruch auf Hörbarkeit und Sichtbarkeit“, also darum, „eine adäquate Repräsentation der Marginalisierten bzw. auf die Anerkennung ihrer eigenen Identität einzuklagen“. Demgegenüber formuliere „der Dekonstruktivismus prinzipielle Zweifel an der Einlösbarkeit ebendieser Ansprüche, […]. Mit dem postkolonialen Multikulturalismus verbindet sich die Tendenz zur Toleranz, ja Indulgenz [Duldsamkeit, TaP] gegenüber allen möglichen, undiskriminiert und undiskriminierbar hinzunehmenden kulturellen und historischen Partikularitäten und zu einer weiteren Festschreibung vorgegebener Identitäten. Trotz des Übergangs von der Einzahl zur Mehrzahl beschwört das doch wieder den dekonstruktivistischen Verdacht gegen jede Art von Essentialismus bzw. Essentialisierung. Aus einer feministischen Perspektive wird nicht nur beargwöhnt, daß Identitäten festgeschrieben werden, sondern darüber hinaus, welche Identitäten damit zu Ehren kommen. Denn aus einer feministischen Perspektive sind keineswegs alle Kulturen gleichwertig und ihre Gleichrangigkeit gleichanerkennenswert.“ [3]

 

In diesem Sinne ist der am Samstag veröffentlichte Text „Für eine linksradikale, queerfeministische Perspektive auf den 8. März“ multikulturell und nicht dekonstruktivistisch. Das ist für sich weder ein Argument (für oder gegen den Text) noch politisch besonders aufregend.

 

Allerdings will ich im folgenden doch versuchen, zu zeigen, daß sich daran sehr wohl einige durchgreifende Argumente und – wenn auch vielleicht nicht aufregende, so doch aber immerhin – relevante politische Schlußfolgerungen knüpfen lassen.

 

Wenn Feminismus auf Feminismus prallt

 

Denn, falls wir uns einig sind, daß Feminismus eine parteiliche Sicht auf die gesellschaftlichen Verhältnisse ist, dann ist mit ihm eine Haltung der Duldsamkeit gegenüber allem und jedeN jedenfalls nicht vereinbar. Nun hat der queerfeministische Text von Samstag allerdings nicht viel mehr zu bieten als Duldsamkeit (oder etwas mehr als Duldsamkeit: nämlich Solidarität) – zwar nicht gegenüber allem und jedem/r, aber – gegenüber ziemlichen vielen einzufordern (siehe die Parolen am Ende): Women in Exile und allen PoCs*; Inter*- und Trans*-Positionen; FatupBlock; …

 

Das ist soweit auch erst einmal alles nicht verkehrt – zumindest nicht ganz verkehrt –, aber auf alle Fälle entschieden zu wenig. Dies zeigt sich an dem letzten in dem Text genannten Beispiel – und zwar ganz praktisch handgreiflich bei Demo selbst: den SexarbeiterInnen. Denn was ist demgegenüber mit Ex-Sexarbeiterinnen oder anderen Feministinnen, die die Position der SexarbeiterInnen nicht teilen, sondern den Tausch Sex gegen Geld prinzipiell – also auch schon hier und heute und nicht erst in einem fernen Kommunismus – ablehnen. Sollen deren Positionen nicht „konsequent mit[gedacht] und reflektiert“ werden? Haben die Sexarbeits-Kritikerinnen im Gegensatz zu den SexarbeiterInnen keinen Anspruch auf Solidarität, nicht einmal ein Recht auf Teilnahme an der Demo?

 

Genau darum ging es bei der Demo:

 

„Noch während oben auf dem Wagen Reden geschwungen wurden, auf denen erzählt wurde, dass Werbung Frauen zu Objekten degradiere, marschierte eine andere Gruppe von Frauen auf, die sich für die Rechte von ‚Sexworkerinnen’ einsetzt, also für freiwillige, selbstbestimmte Prostitution. Sie trugen rote Regenschirme mit entsprechenden Slogans und wurden begleitet von einem Mann im Rollstuhl, der ein Schild hochhielt: ‚Freier solidarisch mit Huren.’ Die Frauen in Echtpelzmänteln waren zuerst reichlich irritiert ob des Auftauchens der Abolutionistinnengruppe. Als sich der Demozug jedoch in Bewegung setzte, warteten sie am Rand und versuchten die friedliche Gruppe aggressiv einzukesseln. Diese blieben, offenbar demoerfahren, einfach stehen und brachten so die ganze Demo stoppen. Mehrfach forderten sie die ‚Sexworkerinnen’ friedlich auf, doch einfach weiterzugehen und die Demo nicht zu stören, doch diese wollten eine Konfrontation.“

http://diefreiheitsliebe.de/allgemein/der-frauenkampftag-2014-gegen-sexismus-und-prostitution

 

Ich bin in diesem Streit meinerseits sowohl von den Positionen als auch den Argumenten beider Seiten nicht wirklich überzeugt und war auch nicht in die Auseinandersetzung, über die „Die Freiheitsliebe“-bloggerin berichtet, nicht involviert.

 

Ich möchte das Beispiel nur nutzen, um ein grundsätzliches Argument vorzubringen: Es reicht bei weitem nicht, immer nur alles „mit[zudenken] und [zu] reflektier[en]“ und mit allen – oder fast allen – solidarisch zu sein. Manchmal ist es notwendig, eine Wahl zu treffen, eine Entscheidung zu treffen: und zwar nicht nur gegenüber Maskulisten, FundamentalistInnen aller möglichen Religionen, Faschisten und Faschistinnen (dem dürften sogar QueerfeministInnen zustimmen), sondern manchmal – und nur allzu oft – ist es sogar erforderlich, eine Entscheidung, eine Wahl zwischen unterschiedlichen feministischen Positionen zu treffen.

 

Wir können aus dem Text von Samstag auch noch das Beispiel Women in Exile und PoCs* nehmen: Wie gehen Feministinnen damit um, wenn die einen im Namen der Ablehnung von und des Widerstandes gegen Antisemitismus Solidarität mit dem Staat Israel fordern? Und wie gehen sie damit um, wenn andere im Namen der Ablehnung von und des Widerstandes gegen Rassismus Solidarität ganz allgemein mit dem „palästinensischen Volk“ oder gar konkret auch mit Hamas fordern?

 

Mitdenken und reflektieren ist dann etwas wenig – und solidarisch sein mit allen, denen es dreckig geht auch. Denn dreckig geht es sowohl den Opfern von Antisemitismus als auch vielen AnhängerInnen von Hamas.

 

Worauf ich hinaus will, ist folgendes: Aufgabe von Gesellschaftsanalyse und Voraussetzung von effektiver politischer Handlungsfähigkeit ist, Ursachen und Wirkungen, Wechselwirkungen und Zusammenhänge zu analysieren; und Voraussetzung dafür die Welt zu verändern, ist Partei zu ergreifen – nicht notwendigerweise für eine von zwei Seiten; manchmal ist sogar notwendig, politisch oder sogar militärisch einen Zwei-Fronten-Krieg zu führen [4].

 

Einfach nur zu fordern, daß niemandE diskriminiert werden soll, weil er/sie fett, trans*, inter*, Frau, SexarbeiterIn ist, … ist billig [5]. Das machen auch alle konsequenten Liberalen. Und deshalb kommt ein Linksradikalismus, der analytisch und strategisch nicht mehr zu bieten hat, als seinerseits alle Diskriminierung abzulehnen, in die Verlegenheit, sich nur noch kulturalistisch oder – eher früher als heute – durch Militanz vom Liberalismus abgrenzen zu können.

 

Nun – von meiner Seite aus sicherlich kein Wort gegen Militanz. Aber Militanz und zumal kulturalistische Differenz, die nicht politisch bestimmt sind, sind für die Katz’ (womit von meiner Seite aus auch nichts gegen Katzen – meinen Lieblingstieren – gesagt werden soll, sondern nur eine gängige Redewendung aufgegriffen werden soll).

 

Bezüglich bloß kulturalistischer Abgrenzung vom mainstream hatte ich den hegemonialen Teilen der Berliner queer-Szene bereits früherer Gelegenheit entgegenzuhalten:

 

„Zu dieser ganzen Fehlorientierung, die den Radikalitätsanspruch des tCSD weder analytisch noch strategisch ausweisen kann, sondern untergräbt und praktisch auf eine Differenz des kulturellen Ausdrucks (Schmuddel-look statt Schickimicki) und des besseren Wollens reduziert, paßt auch noch, daß bei besagtem tCSD-Treffen als Aufgabe der – nach den sexuellen Belästigungen des Vorjahres – für dieses Mal zu schaffenden awareness-Struktur ‚Deeskalation’ (!) genannt wurde. Deeskalation statt Parteilichkeit! – aber: ach wie radikal sind wir und was für eine Spießer-Organisation ist der LSVD, der nur in der Mitte der Gesellschaft ankommen will.

http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/05/05/heute-5-5-11-17-h-queere-globalisierung-imperialen-begehrens/#fn1304697594963n

 

Stute und Reiterin

 

Aber zurück zur Notwendigkeit manchmal eine Wahl zu treffen: Praktisch erkennen das auch die VerfasserInnen des „linksradikalen, queerfeministischen“ Textes von Samstag – trotz ihrer ganzen Rhetorik von Hinterfragen, Mitdenken, Reflektieren, … – an. Denn sie schreiben in dem zweiten Absatz ihres Textes: „wir [möchten] eine Kritik an manchen Aufrufenden zu dieser Demo und deren Verständnis von ‚Feminismus’ äußern.“

 

Und daran setzt mein zweiter Kritikpunkt an (der erste war die Kritik an einer Position der Duldsamkeit statt einer kämpferischen Parteilichkeit). Denn der zitierte Satz ist zwar vorderhand sehr freundlich formuliert. In Wirklichkeit ist das aber eine ganz hinterhältige Methode, sich selbst gegen Kritik zu immunisieren: Welche Aufrufenden meint Ihr denn? Was, das Euch nicht gefällt, haben denn diese Aufrufenden geschrieben? Welche der von Euch kritisierten Feministinnen soll denn auf Eure Kritik antworten (können/wollen), wenn Ihr nicht Stute und Reiterin nennt?!

 

Die AutorInnen des „linksradikalen“ Textes schreiben: „Mit dem Begriff Patria[r]chat soll die Herrschaft von Männern* über Frauen* beschrieben werden. Oft wird dieser aber aus einer zweigeschlechtlichen, weißen, akademischen Perspektive geäußert, bei der jedoch die zahlreichen unterschiedlichen Verwebungen von Herrschaftsverhältnissen nicht mitgedacht werden.“

 

Beleg? Keiner! Beispiel? Keines!

 

Ich will meinerseits gar nicht bestreiten, daß es rassistisch denkende und handelnde weiße Feministinnen gibt (wie könnte es in einer rassistischen Gesellschaft anders sein?! – was die Sache keinen Deut besser macht); ich will auch nicht bestreiten, daß es vielleicht noch ein paar Feministinnen gibt, die überzeugt sind, daß es nur zwei Geschlechter gibt und diese naturgegeben sind. Und ich will schon gar nicht bestreiten, daß es in den letzten 20, 30 Jahren eine politisch hochproblematisch Akademisierung des Feminismus gab.

 

Aber:

 

  •  Ist nicht gerade „Queerfeminismus“ eine hochgradig akademische und – bei Zugrundelegung eines losen „Klassen“-Begriffs – mittelständische Angelegenheit, die um Längen hinter die politische Bissigkeit sowohl des sog. radikalen als auch des sozialistischen Feminismus der 1970er und 80er Jahre zurückfällt? Das heißt nicht, das alles, was in den letzten rund 25 Jahren im Namen von „queer“ geschrieben, falsch bzw. unzutreffend war. Aber ist es nicht so langsam an der Zeit zu fragen, ob alles, was im Namen von „queer“ geschrieben wurde, auch richtig bzw. zutreffend war?

 

  • Und ist es nicht andererseits so, daß was unter Feministinnen in Deutschland inzwischen an Bewußtheit in Sachen Rassismus und Antirassismus existiert, zu einem ganz erheblichen Teil angelsächsischen akademischen Diskursen, die ihrerseits wiederum zu einem erheblichen Teil von dortigen außer-akademischen Kämpfen angestoßen wurde, zu verdanken ist?

 

  •  Und schreibt Ihr nicht selbst, daß Ihr „alle auf die Uni gehen [konntet]“ – nicht: mußtet! Also anscheinend gar nicht so eine schlechte Angelegenheit, sich ein bißchen mit Theorie beschäftigen zu können; relativ häufig – verglichen mit Leuten, die nicht zur Uni gehen –, ohne allzu großen Handlungsdruck, alles mitbedenken und reflektieren zu können, oder?

 

M.E. ist das eine ganz billige Tour, erst mit dem eigenen Studium zu kokettieren und dann aber über „akademische Perspektiven“ abzuhecheln. Das sieht mir ganz danach aus, daß da die einen AkademikerInnen den anderen AkademikerInnen (ich bin auch eine/r, horribile dictu [wie furchtbar, es aussprechen zu müssen]!) wegen deren akademischer Bildung – statt wegen konkreter inhaltlicher Argumente – einen Tritt vor’s Schienbein verpassen wollen. Die Lektüre von Bourdieus Die feine Unterschiede [6] kann halt auch als Handlungsanleitung gelesen werden, um sich selbst einen kleinen „Distinktionsgewinn“ [7] (Bourdieu) zu verschaffen: ‚Wir wissen was, wir waren auf der Uni. Und wir sind sogar so reflektiert, daß wir wissen, wie schrecklich akademische Perspektiven sind.’ Geschenkt!

 

 

  •  Was mich aber wirklich interessiert: Wenn das so schrecklich ist mit den „akademischen Perspektiven“, wie gelangt Ihr dann zu Eurer Schlußfolgerung: „Die weißen akademisierten Teile der Queer-feministischen linksradikalen Szene, da schließen wir uns selbst mit ein, haben sich in den letzten Jahren zu wenig in die Vorbereitungen für einen 8.März mit eingebracht“ (meine Hv.)?

 

Wenn das mit „weiß“ und „akademisiert“ wirklich so ‚schlimm’ ist (und in gewissem Sinne ist es schlimm) und wenn sich daran auch nichts ändern läßt (sondern, das gegebene feststehende Identitäten sind, wie Ihr zu meinen scheint – und was ich dagegen gar nicht einsichtig finde), war es dann nicht vielmehr ein historischer Glücksfall, daß sich die „weißen akademisierten Teile der Queer-feministischen linksradikalen Szene […] in den letzten Jahren […] wenig in die Vorbereitungen für einen 8.März mit eingebracht“ haben“?

An dieser Stelle wird Euer individualistischer mea culpa-Exhibitionismus, Euer meine Schuld / meine Bürde (weiß, akademisch, usw. … zu sein)-Striptease, zum offenkundigen Selbstwiderspruch. Zur Kritik daran,

 

das Abklopfen des eigenen Selbst zum Nonplusultra zu erklären, siehe diesen Text von „Frauen aus der radikal“ von 1990:

http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/06/21/doku-frauen-aus-der-radikal-nov-1990-wir-weigern-uns-das-abklopfen-des-eigenen-selbst-zum-nonplusultra-zu-erklaeren/

 

und zur Kritik daran,

Rassismus in erster Linie als individuelles Vorurteile oder Bewußtseinsfrage und nicht als gesellschaftliche Struktur zu sehen, siehe diesen Text von Jenny Bourne:

http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/05/06/rassismus-vorurteil-oder-gesellschaftliche-struktur/.

 

Was vorderhand so unheimlich selbstkritisch rüberkommt – Euer Positionierungs-Striptease, der bezeichnenderweise nur die Positionierung in Sachen gender ausläßt – wird hier unter der Hand zum Machtanspruch, die Ausrichtung des 8. März mehr zu bestimmen. Da ist von meiner Seite aus zunächst einmal mal gar nichts gegen zu sagen – aber doch bitte sehr nicht, weil Ihr weiß und akademisiert seid!

Laß Euch doch noch mal Euren zweiten Absatz auf der Zunge zergehen:

„Wir verstehen uns als Teil einer linksradikalen, queer-feministischen Szene, sind weiß-deutsch, […], sind cis (also nicht trans), abled bodied (der körperlich/geistigen Norm von ‚gesund’ weitestgehend entsprechend)und konnten alle auf die Uni gehen. Aus diesen Positionen heraus möchten wir eine Kritik an manchen Aufrufenden zu dieser Demo und deren Verständnis von ‚Feminismus’ äußern.“ (fette Hv. von Euch, kursive von mir)

Es kann doch wohl in emanzipatorischer Perspektive – wenn überhaupt – nur darum gehen, sich aus dem Versuch des Bruchs mit diesen oder des ‚Verrats’ an diesen oder aus dem Versuch deren Transzendierung – oder wie wir es auch immer ausdrücken wollen –, zu äußern, aber doch nicht „[a]us diesen Positionen heraus“!

Ich will Euch mal zugute halten, daß Ihr es vermutlich nicht so gemeint, wie geschrieben habt. Aber, daß Ihr es so geschrieben habt, liegt m.E. in der – multikulturellen statt dekonstruktivistischen – Logik Eures Textes: Ihr geht von den Individuen und deren Identitäten aus und entwickelt davon ausgehen eine moralische (pluralistische, [fast] alle anerkennende) Haltung zu den gesellschaftlichen Verhältnissen; statt von den gesellschaftlichen Verhältnisse auszugehen und davon ausgehen eine politische Haltung zu den Individuen und deren Identitäten zu entwickeln.

 

 

  •  Kommen wir noch mal auf Eure Problematisierung des Begriffs „Patriarchat“ zurück: Wie oft ist die nicht schon in den letzten 20, 30 Jahren geleistet worden? Wurde der Begriff „Patriarchat“ nicht schon Anfang der 1980er von einer sozialistische Feministin wie Frigga Haug verworfen worden (mich hat ihr Argument diesbzgl. schon damals nicht überzeugt und mich überzeugt es heute noch immer nicht, auch wenn ich ansonsten viel von ihr über das Geschlechterverhältnis, das sie selbst nicht patriarchal nennen mag, gelernt habe [8]). Wie oft ist der Begriff seitdem von anderen verworfen worden? Gibt es heute, 2014, noch eine, die den Begriff „Patriarchat“ verwendet, ohne dazu zu sagen,

 

§          daß das Patriarchat keine homogene Totalität ist,

§          sondern, daß „patriarchy is a differentiated, contradictory structure“

§          daß „Woman thus occupy the ‚same‘ position within patriarchy differently, divided by the conjunctions of race, class, nationality, (post)colo­nialism, and so on“ [9]?

 

 

  •  Was soll also die zehntausendste Problematisierung des Begriffs „Patriarchats“? Um welchen politischen Einsatz geht es Euch dabei?

 

 

Nennt doch bitte nachträglich Stute und Reiterin.

 

Ist Queerfeminismus eine totale Theorie?

 

Einen letzten Kritikpunkt möchte ich ansprechen. In dem Text heißt es: „Das [eine linksradikal queerfeministische Perspektive auf den 8. März stark machen] heißt für uns patria[r]chale, rassistische und andere Machtverhältnisse, die auch immer durch den Staat getragen, erhalten und (re-)produziert werden, zu kritisieren, aufzubrechen, zu bekämpfen.“

 

Was den Staat anbelangt, sind wir uns auf alle Fälle einig: Heute Feuer und Flame für den deutschen, rassistischen, bürgerlichen und patriarchalen Staat – und später für jeden Staat! Für den Kommunismus, für die Anarchie [10]!

 

Ansonsten: Queerfeminismus ist also für (fast) alles ‚zuständig’: „patria[r]chale, rassistische und andere Machtverhältnisse“ (meine Hv.). Ich halte das für keinen Gewinn – weder für den Feminismus, noch für queer, noch für den Antirassismus, noch für den Klassenkampf der Lohnabhängigen noch für andere Kämpfe gegen Herrschaft und Ausbeutung [11]. Die Wahrheit ist nämlich immer konkret (wie Lenin mit Hegel sagte [12]); und die Kämpfe sind auch immer konkret. Sie erfordern immer eine konkrete Analyse und eine konkrete Parteilichkeit; mit einer pauschalen Draufsicht auf ‚alles’ ist uns wenig geholfen. Und deshalb benötigen wir Feminismus und queer und Antirassismus und Marxismus! – Aber daß wir einen „Queerfeminismus“ benötigen, der meint für ‚alles’ zuständig zu sein, davon hat mich noch keineR überzeugt.

 

Mitte der 1970er, in der von ihm sog. „Krise des Marxismus“, schrieb Louis Althusser: ‚Der Marxismus ist eine endliche Theorie.’ [13] – und zog sich damit den Zorn derjenigen auf sich, die den Marxismus weiterhin für eine totale Theorie hielten, für eine Theorie, die für alles zuständig ist. Louis Althusser artikulierte demgegenüber implizit die selbstkritische marxistische Einsicht, daß der Feminismus dem Marxismus in Sachen Geschlechterverhältnis und dessen eventueller Umwälzung überlegen ist. Und er artikulierte auch die Einsicht, daß Karl Marx eine ziemlich brauchbare Analyse der kapitalistischen Produktionsweise vorgelegt hat, aber hinsichtlich anderer Produktionsweisen nicht besonders weitgekommen ist.

 

Und ich bin mir ziemlich sicher: Es wird ein Tag der Krise des Queerfeminismus kommen, und eine Queerfeministin wird – zwar nicht sagen, daß er nackt sei, aber daß er sehr wohl auch nur eine endliche Theorie ist; und vielleicht sogar eine ganz besonders endliche Theorie, weil der Queerfeminismus in gar keinem Analyse- und politischen Kampfbereich wirklich in die Tiefe geht, sondern – außer letztlich moralischen Postulaten – immer nur betont, daß alles mit allem zusammenhängt – was wahr ist, aber sicher zu wenig ist, um die Welt zu verstehen und zu verändern.

 

Für einen revolutionären Feminismus!

 

Für einen revolutionären Antirassismus!

 

Für einen revolutionären Marxismus!

 

Für eine Berliner queer-Szene, die ihren linksradikalen Individualismus und Kulturalismus überwindet!

 

 

Zum Weiterlesen:

 

Reden wie der Main­stream. Für eine femi­nis­ti­sche Kri­tik an quee­rer Poli­tik, in: analyse & kritik. zei­tung für linke Debatte und Pra­xis Nr. 563 v. 19.08.2011, S. 12

http://www.akweb.de/ak_s/ak563/11.htm

 

Aus gegebenen Anlaß: Gegen queere politische und gesellschaftsanalytische Indifferenz

http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/08/05/aus-gegebenen-anlass-gegen-queere-politische-und-gesellschaftsanalytische-indifferenz/

 

Noch mal: Diversity-Management statt Klassenkampf?

http://www.lafontaines-linke.de/2011/07/na-endlich-fortsetzung-debatte-pruetz-schilwa-seibert-schulze/

 

 

 


 

[1] https://linksunten.indymedia.org/de/node/107894 und http://de.indymedia.org/2014/03/352930.shtml.

 

[2] Eine feministische Kapitulation! Warum ich die 8. März-Demo in Berlin verlassen habe, bevor sie losging

http://scharf-links.de/51.0.html?&tx_ttnews[pointer]=1&tx_ttnews[tt_news]=43055&tx_ttnews[backPid]=56&cHash=7b01f07dc9.

 

[3] Cornelia Klinger, Über neuere Tendenzen in der Theorie der Geschlechterdifferenz, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 5/1995, 801 - 813 [804] – Hv. i.O.; vgl. außerdem von Cornelia Klinger: http://www.uni-tuebingen.de/fakultaeten/philosophische-fakultaet/fachbereiche/philosophie-rhetorik-medien/philosophisches-seminar/mitarbeiter/prof-dr-phil-habil-cornelia-klinger/publikationen.html.

 

[4] http://maedchenblog.blogsport.de/2010/06/20/dis-identification-means-to-transform-the-imperialist-war-into-revolutionary-civil-war/; vgl. http://maedchenblog.blogsport.de/2010/06/20/ent-identifizierung-jenseits-von-frauenfeindlichkeit-und-weiblichkeitskult/.

 

[5] Vgl. dazu den Klappentext des Buches „From Resis­tance to Rebel­lion. Texte zur Rassismus-​​Diskussion“ von Jenny Bourne, A. Sivanandan und Fiz Fekete: Ras­sis­mus ist ein sehr viel mili­tan­te­rer Begriff als „Aus­län­der­feind­lich­keit“, „Dis­kri­mi­nie­rung“ oder „mul­ti­na­tio­nale Klas­sen­zu­sam­men­set­zung“ (http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/06/21/auf-zu-schwarze-risse-in-den-mehringhof/). Vgl. außerdem meine dortigen: http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/06/25/transgenialer-csd-2011-in-berlin-ohne-offiziellen-aufruf/ Unterscheidungen zwischen dem „indi­vi­dua­li­sie­ren­den Begriff ‚Dis­kri­mi­nie­rung’“ und den „struk­tu­rel­le­ren Begriffe[n] ‚Herr­schaft und Aus­beu­tung’“ sowie zwischen dem „struk­tu­relle[n] Begriff ‚Patri­ar­chat’“ und dem „auf ein­zelne Äuße­run­gen und Hand­lun­gen fokus­sie­rende Aus­druck ‚Sexis­mus’“. Vgl. schließlich die Kritik von Tove Soiland (Die Ver­hält­nisse gin­gen und die Kate­go­rien kamen. Inter­sec­tio­na­lity oder Vom Unbe­ha­gen an der ame­ri­ka­ni­schen Theo­rie): „Die Kate­go­rien kri­ti­scher Gesell­schafts­theo­rie zeich­nen sich […] dadurch aus, dass sie kom­plexe Mecha­ni­ken gesell­schaft­li­cher Pro­duk­tion und Repro­duk­tion bezeich­nen; sie bezeich­nen nicht oder nicht in ers­ter Linie Grup­pen. Und dies ver­weist zurück auf das Pro­blem, dass die For­de­rung nach inter­sek­tio­nel­len Ana­ly­sen in einem Dis­kri­mi­nie­rungs­dis­kurs behei­ma­tet ist. […]. Es geht [bei inter­sek­tio­na­len Ana­ly­sen, TaP], wie Dietze et al. (2007, S. 10) zu Recht for­mu­lie­ren, um ‚Kate­go­rien der Benach­tei­li­gung‘, die weni­ger kom­plexe Mecha­nis­men gesell­schaft­li­cher Orga­ni­sa­tion als die Zuschrei­bung ‚rea­ler‘ oder vor­ge­stell­ter Merk­male und die damit ver­bun­de­nen Vor­ur­teile bezeich­nen. So ist denn auch selbst­ver­ständ­lich die Anzahl der Gründe, die zu einer Benach­tei­li­gung Anlass geben, in der Ten­denz offen (Degele/​Winker 2007, S. 11)“ und dazu wiederum meinen Text: http://theoriealspraxis.blogsport.de/2010/07/03/intersektionalitaet-und-gesellschaftstheorie/.

 

[6] http://de.wikipedia.org/wiki/Die_feinen_Unterschiede.

 

[7] Vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Distinktion_%28Soziologie%29.

 

[8] Z.B.: http://arschhoch.blogsport.de/images/Von_FFrage_zu_Feminismus.pdf.

 

[9] Teresa L. Ebert, Ludic Feminism, the Body, Performance, and Labor: Bringing Materialism Back into Feminist Cultural Studies, in: Cultural Critique Iss. 23, Winter 1992/93, 5 - 50 (21, 22).

 

[10] http://www.nao-prozess.de/blog/gemeinsam-und-organisiert-fuer-den-kommunismus-fuer-die-anarchie/. 

 

[11] Siehe dazu bereits meine Kritik bei früherer Gelegenheit: „In der ‚pro­gres­sive’ (deut­li­cher: auto­no­men, links­ra­di­ka­len) queer Szene wird queer als Gegen­be­griff zu single-​​issue sexual eman­ci­patory poli­tics ver­wen­det. Ber­li­ner ‚pro­gres­sivequeers haben näm­lich durch­aus etwas an den ‚deut­schen Zustän­den’ zu kri­ti­sie­ren: an der Bun­des­wehr, an der Mie­ten­po­li­tik, an der Sozi­al­po­li­tik, sogar am Ras­sis­mus – jeden­falls wie­der am tCSD-​​Aufruf 2010 gemes­sen –; nur eben fast nichts an den hie­si­gen sexu­el­len und geschlecht­li­chen Ver­hält­nis­sen.

Das hat einen dop­pelt pro­ble­ma­ti­schen Effekt:

1. Auf dem ori­gi­nä­ren Feld von queer poli­tics (die Aneig­nung des Begriffs und die Ent­wick­lung ent­spre­chen­der Poli­tik­for­men erfolgte in den USA bekannt­lich im Kon­text der AIDS-​​Krise und den daran anknüp­fen­den Ausgrenzungs-​​ und Dis­kri­mi­nie­rungs­er­fah­run­gen) hatpro­gres­sive’ (deut­li­cher: auto­nome, links­ra­di­kale) queer Poli­tik dem quee­ren main­stream über­haupt nichts ent­ge­gen­zu­set­zen. Die Radi­ka­li­tät des tCSD im letz­ten Jahre war voll­stän­dig eine ‚gelie­hene’ – ‚gelie­hen’ durch Über­nahme eig­ner Paro­len des hetero/​a/​normativen Teils der auto­no­men Szene gegen Gen­tri­fi­zie­rung, Mili­ta­ris­mus und andere jewei­lige Mode-​​Themen.

2. Wenn also ‚queer’ in die­sem ‚pro­gres­sive’ (deut­li­cher: auto­no­men, links­ra­di­ka­len) Sinne fast gar nichts zum Feld der Sexual-​​ und Geschlech­ter­po­li­tik zu sagen hat, dann ist queer in die­sem Dis­kurs ein Ersatz­wort für ‚auto­nom’, ‚links­ra­di­kal’ oder ‚revo­lu­tio­när’. Und spä­tes­tens bei dem letz­ten Wort wird deut­lich, worum es bei ‚queer’ geht: ‚revo­lu­tio­när’ will auch in der ‚pro­gres­sivequeer-Szene kei­neR ‚sein’ (genauso wenig wie beim main­stream-CSD); und eine revo­lu­tio­näre Pra­xis ent­wi­ckeln schon gar. Selbst die Wör­ter ‚auto­nom’ und ‚links­ra­di­kal’ wer­den – wie­derum an den tCSD-​​Aufrufen gemes­sen – gemie­den.

queer’ im Sinne die­ser ‚pro­gres­sivescene in Ber­lin zeich­net sich also nicht durch eine – gegen­über dem schwulles­bi­schen main­stream – grö­ßere Radi­ka­li­tät auf sexualitäts-​​ und geschlech­ter­po­li­ti­schem Felde, schon gar nicht durch mehr Femi­nis­mus aus, son­dern ist ein­fach eine soft-​​Variante links­ra­di­ka­ler Poli­tik: Glit­ter statt Steine; Sekt statt Bier. ‚Kein Alk auf Demos’ – das ist vori­ges Jahr­tau­send.“

http://theoriealspraxis.blogsport.de/2011/05/05/heute-5-5-11-17-h-queere-globalisierung-imperialen-begehrens/

 

Mit ‚geliehener’ Radikalität haben wir es auch wir in dem „linksradikale[n], queerfeministische[n] Text“ von Samstag zu tun. Dort heißt es: „Parteien, die mit zu dieser Demo aufgerufen haben, sind Vertreter_innen des Staates. Der Staat – und damit auch alle Parteien – erhalten aber eben genau solche Machtverhältnisse aufrecht und legitimieren somit Unterdrückung: Deutschlands Grenzen und die Festung Europa werden durch Staatspolitik aufrecht erhalten. Deutsche Kriegseinsätze werden mit dem vermeintlichen Eintreten für ‚Frauenrechte’ legitimiert und damit Unterdrückung von Frauen* als Problem der ‚anderen Kulturen’ dargestellt. Durch die deutsche Vormachtstellung in den aktuellen Krisen und Nationalismus werden Bilder von ‚selbstverschuldeter Verarmung’ hergestellt und aufrechterhalten. Das verdeckt, dass die entscheidend von Deutschland diktierte Sparpolitik die Wettbewerbsfähigkeit der südlichen Länder Europas systematisch niedrig hält, um den eigenen Wohlstand zu erhalten und ein ‚Warnsignal’ an andere kriesenerschütterte Staaten zu senden. Damit bleibt ein mörderischer, rassistischer, kolonialistischer, kapitalistischer Ist-Zustand bestehen, wird reproduziert und ausgedehnt.“

Mal abgesehen von dem pauschalen „alle Parteien“, das einer genaueren Diskussion über die Parteiform bedürfte, ist auch das nicht falsch – nur: 1. Überzeugt es in dieser Kürze welche, die nicht eh gegen den „mörderische[n], rassistische[n], kolonialistische[n], kapitalistische[n] Ist-Zustand“ sind? und 2. (und im vorliegenden Zusammenhang m.E. wichtiger): Gibt es an der Geschlechterpolitik von Union, FDP, SPD und Grünen erst etwas zu kritisieren, wenn sie mittels Bundeswehr in mehr oder minder fernen Ländern praktiziert wird? Und entsprechend zur Linkspartei, die ohnehin (jedenfalls noch) zur Kriegesfrage eine teilweise andere Position als die vorgenannten Parteien hat: Gibt es an deren seichter Rede von „Geschlechtergerechtigkeit“ aus (queer)feministischer Sicht nichts zu kritisieren? Was ist mit dem seichten grünen Konzept der „Geschlechterdemokratie“? Gibt es daran aus (queer)feministischer Perspektive nichts zu kritisieren? – Aus „queerfeministischer“ vielleicht nicht, aus feministischer aber schon: http://theoriealspraxis.blogsport.de/1999/10/15/die-ueberzeugungskraft-charmanter-unterwerfungsgesten-hat-ihre-grenzen-elfriede-hammerl/.

Und wenn es schon erst der von „Deutschland diktierte[n] Sparpolitik“ bedarf, um sich als „queer-feministische Aktionsgruppe“ von den mainstream-Parteien abzugrenzen, wäre dann nicht am 8. März vielleicht zumindest ein Wort zu geschlechtshierarchischer Arbeitsteilungsteilung, zur Reprivatisierung sozialer Dienstleistungen und – als Folge von beidem – zu der geschlechtshierarchischen Verteilung der Krisenlasten zu sagen?

Und schließlich am Rande noch – Ihr schreibt: die „von Deutschland diktierte Sparpolitik [hält] die Wettbewerbsfähigkeit der südlichen Länder Europas systematisch niedrig“. – Ich meine: Also, 1.: Niedrige (oder hohe) „Wettbewerbsfähigkeit“ als Maßstab „linksradikaler“ Kritik – das kann doch nicht Euer Ernst, oder? und 2.: Ich verstehe auch die Logik des Satzes gar nicht: Abgesehen von allen richtigen Argumente gegen die Spardiktate – daß das Drücken der direkten und indirekten Lohnkosten (= Sozialleistungen) die Wettbewerbsfähigkeit der Einzelkapitale, die dadurch weniger Kosten haben, steigert, und daß das dann wiederum die anderen Einzelkapitale unter Kostensenkungsdruck setzt, das liegt doch nun wirklich auf der Hand. – Diese „Spardiktate“ sind nicht verrückt, sondern haben schon eine kapitalistische Logik.

 

[12] S. dazu meine Kritik in anderem Kontext: „Für den Nationalsozialismus (als deutscher 30er Jahre-Variante des Faschismus) ist bspw. der Antisemitismus zentral, der keinesfalls nur ein Epiphänomen des Klassenkampfs ist; auch die Modernisierung des Geschlechterverhältnisses während der Weimarer Republik und männerbündische Gegenbewegungen als reaktionäre Antwort darauf spielten eine Rolle. Auch in Spanien war der Franquismus, der sich dort auch erst gegen andere rechtsaußen-Strömungen durchsetzen mußte, nicht nur eine Antwort auf zugespitzte Klassenwidersprüche, sondern auch auf zugespitzte Konflikte zwischen den kastilisch-sprachigen und anderen Sprachgebieten im spanischen Staat.
Hegel soll zwar – laut Lenin – gesagt haben: ‚Die Wahrheit ist immer konkret!’ – Aber die hegelsche Wesen-Ausdruck-Erscheinungs-Dialektik der drei SoKo-Mitglieder liquidiert jede konkrete Wahrheit und läßt nur Allgemeinplätze zu: ‚Der Faschismus ist u.a. ein Ausdruck bürgerlicher Herrschaft’ – parlamentarische Demokratie aber auch! – Was lehrt uns diese Ausdrucks-Dialektik…? Nichts!“ (http://www.scharf-links.de/266.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=30895&cHash=0cd119a870; die fragliche Lenin-Stelle findet sich in Lenin, Werke. Bd. 32, 85).

 

[13] Louis Althusser, La questione dello stato oggi e nella transizione, in: Il Manifesto, 04.04.1978 / Der Marxismus als eine endliche Theorie, in: ders. u.a. Den Staat diskutieren. Kontroversen über eine These von Althusser hrsg. von Elmar Altvater / Otto Kallscheuer, Berlin, 1979, 42 - 52 = (mit leichten Abweichungen): Zu einigen Voraussetzungen der Staatsfrage in der marxistischen Theorie, in: ders., Krise des Marxismus (Positionen Bd. 6 hrsg. von Peter Schöttler), Hamburg, 69, 71 - 79.

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Es reicht bei weitem nicht, immer nur alles „mit[zudenken] und [zu] reflektier[en]“ und mit allen – oder fast allen – solidarisch zu sein. Manchmal ist es notwendig, eine Wahl zu treffen, eine Entscheidung zu treffen: und zwar nicht nur gegenüber Maskulisten, FundamentalistInnen aller möglichen Religionen, Faschisten und Faschistinnen (dem dürften sogar QueerfeministInnen zustimmen), sondern manchmal – und nur allzu oft – ist es sogar erforderlich, eine Entscheidung, eine Wahl zwischen unterschiedlichen feministischen Positionen zu treffen.

Ich glaube, du realisierst nicht die Konsequenz dieses Gedankens für QueerfeministInnen: Würden sie das so unterschreiben, würde ihre ganze Argumentationslinie zusammenbrechen. In ihrer moralisierender Argumentation bedienen sie sich den verschiedenen Minderheiten, die sie für ihre Identitätspolitik instrumentalisieren: Dort heißt es dann, "hört auf die Betroffenen", "sie ist eine PoC, deshalb ist es rassistisch, ihr zu widersprechen". (Dass die entsprechenden Betroffenen natürlich sehr selektiv ausgewählt sind, so dass deren Position wundersamerweise immer identisch ist, mit der der QueerfeministInnen, die solche Sachen von sich geben, ist wohl jedem mit einem Fünkchen Intelligenz klar. Es ist also nichts weiter als ein perfides, arschlochmäßiges Durchsetzen der eigenen Position.)

Wenn QueerfeministInnen akzeptieren würden, dass es unterschiedlichste progressive Positionen zu Feminismus oder Rassismus geben, die gleichberechtigt nebeneinander stehen, dann müssten sie politisch argumentieren und können nicht einfach auf ihre Freunde zeigen und sagen: "Aber die PoC finden das rassistisch", weil es dann nicht mehr DIE PoC gibt, sondern Menschen, die sicherlich sozial unterschiedlich positioniert sind, aber aus deren Verortung nicht die eine richtige politische Haltung folgt. Das heißt, würde deine Erkenntnis, sich auch in den Seminarräumen der HU verbreiten, dann wäre der aktuelle Queerfeminismus in weiten Teilen erledigt.


Ich setze deinen Schlussatz ans Ende, weil er alles auf den Punkt bringt:

weil der Queerfeminismus in gar keinem Analyse- und politischen Kampfbereich wirklich in die Tiefe geht, sondern – außer letztlich moralischen Postulaten – immer nur betont, daß alles mit allem zusammenhängt – was wahr ist, aber sicher zu wenig ist, um die Welt zu verstehen und zu verändern.

 

Ich fürchte meinerseits, daß Du vielleicht etwas mehr aus meinem Text herausliest, als ich hineinschreiben wollte. - Aber auf alle Fälle hast Du die Grundtendenz meiner Argumentation so verstanden, wie ich sie verstanden wissen wollte.

 

Ich würde jetzt nur drei Dinge noch ergänzen wollen:

 

  • Der von Dir herausgehobene Punkt ist m.E. kein spezifischer Mangel des Queerfeminismus, sondern er hat ihn u.a. von bestimmten - vermutlich sogar: den dominierenden - Marxismus-Lesart übernommen: Das Proletriat nicht nur als Subjekt der Geschichte (was auch schon problematisch ist), sondern auch der Erkenntnis; Parteilichkeit nicht nur in der Politik und Philosophie (was richtig ist), sondern auch in den Wissenschaften (was falsch ist).
    Das ist die Traditionslinie, die vom jungen Marx selbst über Lukàcs und Bogdanow bis zur Konzeption der "Proletarischen Wissenschaft" unter Stalin (Lyssenko-Affäre) reicht. Außerhalb des Marxismus traten dann bei Karl Mannheim die "freischwenden Intellektuellen" in die Position des privilegierten Erkenntnissubjektes. Wie waren die Kritischen TheoretikerInnen bei Horkheimer und Adorno soziologisch bestimmt? Bei Marcuse waren es die Randgruppen.
    Dann wurden es die Schwarzen und die Frauen; und im Queerfeminismus sind es heutzutage alle möglichen Betroffenen.
  • In alldiesen Konzeptionen gehen politische Richtigkeit/Parteilichkeit und wissenschaftliche Wahrheit fließend in einander über. In alldiesen Konzeptionen wird ein epistemologischer Materialismus (Verhältnis Erkenntnis - Erkenntnisobjekt) durch einen soziologistischen Materialismus (Verhältnis 'Erkenntnis' - 'Erkenntnis'subjekt) ersetzt. Vgl. dazu: http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/11/07/konvergenzen-des-wissens....
  • M.E. wär es völlig falsch, sich den Queerfeminismus diesbzgl. zur Brust zu nehmen; aber die entsprechenden Marxismus-Varianten zu schonen.

  • Allerdings gibt in dem Zusammenhang schon einen spezfischen Kritikpunkt in Bezug auf den Queerfeminismus: So ein bißchen wollen die meisten Queerfeministinnen ja schon identitäts-kritisch sein und die meisten tragen Anti-Essentialismus als hohen Anspruch vor sich her. - Aber im hier interessierenden Zusammenhang vertreten sie eine völlig essentialistische Konzeption hinsichtlich des Zusammenhangs von Subjekt einerseits und Richtigkeit/Wahrheit andererseits.

  • Hinsichtlich politischer Richtigkeit würde ich nun allerdings - wenn auch mit einer starken Abschwächung und einer Verkomplizierung - an einem ziemlichen engen  Zusammenhang von Subjekt und Richtigkeit festhalten: 'Die Befreiung der ArbeiterInnenklasse kann nur das Werk der ArbeiterInnen selbst sein.' Das bleibt m.E. richtig; und entsprechend auch hinsichtlich der Frauen und Schwarzen. - Nun die starke Abwächung: Es ist keinesfalls sicher, daß sie sich befreien werden; und es ist nicht einmal sicher, daß sich irgendwann einmal befreien werden wollen... - im Moment sieht es bei der großen Masse eher nicht danach aus. - Und daraus ergibt sich zugleich die Verkomplizierung: Die Lohnabhängigen, die Frauen, die Schwarzen - das sind alles keine homogenen (Kollektiv)subjekt (das betonen ja auch Queerfeministinnen; nur scheinen es mir viele nicht richtig ernstzunehmen). Und deshalb kann 'Die Befreiungen der ArbeiterInnenklasse kann nur ... [usw.]' nur eine generelle anti-paternalistische Leitlinie sein, aber es stellt keine unmittelbare Handlungsanleitung dar. - Am Selberdenken und am politischen Linienkampf auch innerhalb dieser gesellschaftlichen Gruppen führt kein Weg vorbei. - Der Weltgeist ist weder proletarisch noch queerfeministisch, sondern existiert nicht.
  • Schließlich noch ein pragmatischer, aber wichtiger Gesichtspunkt: Auch wenn die Wahrheit weder bei den "Unterdrückten" noch bei den Beherrschten und Ausgebeuten liegt, so ist es doch in bestimmten Kontexten politischen sinnvoll, von der Fiktion auszugehen, sie läge bei den Beherrschten und Ausgebeuteten - und zwar als Kompensation eines Machtgefalles.
    Ich würde Dir also zustimmen, der Satz, "sie ist eine PoC, deshalb ist es rassistisch, ihr zu widersprechen", ist Quatsch. Trotzdem ist m.E. in bestimmten Situationen sinnvoll (nicht als 'Erkenntnis'-Leitlinie, aber) als Handlungs-Leitlinie so zu tun, als sei dieser Satz kein Quatsch. - Bspw. bin ich entschiedene AnhängerIn des Konzeptes des weiblichen Definitionsmacht, in Bezug darauf, ob eine Vergewaltigung vorgefallen ist. - Dies nicht als staatlicher Strafmechanismus, aber politischer Selbstregulierungs-Mechanismen von sich als emanzipatorisch verstehenden Zusammenhängen. Siehe dazu die dortige Diskussion: http://maedchenblog.blogsport.de/2010/08/06/nichts-kapiert/.

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  • Der von Dir herausgehobene Punkt ist m.E. kein spezifischer Mangel des Queerfeminismus, sondern er hat ihn u.a. von bestimmten - vermutlich sogar: den dominierenden - Marxismus-Lesart übernommen: Das Proletriat nicht nur als Subjekt der Geschichte (was auch schon problematisch ist), sondern auch der Erkenntnis; Parteilichkeit nicht nur in der Politik und Philosophie (was richtig ist), sondern auch in den Wissenschaften (was falsch ist).
    Das ist die Traditionslinie, die vom jungen Marx selbst über Lukàcs und Bogdanow bis zur Konzeption der "Proletarischen Wissenschaft" unter Stalin (Lyssenko-Affäre) reicht. [...] Bei Marcuse waren es die Randgruppen. Dann wurden es die Schwarzen und die Frauen; und im Queerfeminismus sind es heutzutage alle möglichen Betroffenen. [...]
  • M.E. wär es völlig falsch, sich den Queerfeminismus diesbzgl. zur Brust zu nehmen; aber die entsprechenden Marxismus-Varianten zu schonen.

Zum einen sehe ich nicht, dass dieser Arbeiterbewegungs-Marxismus noch irgendwo wirkmächtig ist. Zumindest nicht in Deutschland. Ganz anders der Queerfeminismus, der über die Grüne Parteistiftung und die zahlreichen linksliberalen Gender/Ethnologie-Lehrstühle zuerst in die Hirne der Studis und darüber auch in die linke Szene gebracht wird. Die queerfeministischen Studis denken dann, linksradikal sei es, ein wenig radikaler zu klingen als ihre Professorinnen, ohne zu bemerken, dass es damit grundsätzlich nicht mehr viel zu tun hat. Sich den Queerfeminismus zur Brust zu nehmen und dafür zu kritisieren, dass er vorangig dafür verantwortlich ist, dass "radikale" Linke nur noch die besseren Antidiskriminierungsbeauftragten sein wollen, ist relevanter als eine Kritik an der MLPD ihrer Arbeitertümelei wegen.

Aber du liegst mit deiner These auch grundsätzlich daneben: Bei Lukács ging es nicht darum, dass jeder Proletariar zu jeder ihn betreffenden Frage richtiger liegt als der Bourgeois. Die Standpunkt-Theorie bei Lukács war eine in aller Vorsicht behauptetes Erkenntnisprivileg, das sich nicht in einzelnen Subjekten manifestiert, sondern als Klassenbewusstsein in den Tagen der Revolution. Abgesehen davon, dass es nicht zwingend entsteht und er sich auch davon später distanziert hat, ist das etwas völlig anderes als die (queer)feministische Standpunkttheorie.

 

Die Befreiung der ArbeiterInnenklasse kann nur das Werk der ArbeiterInnen selbst sein.' Das bleibt m.E. richtig; und entsprechend auch hinsichtlich der Frauen und Schwarzen.

Bliebe nur die Frage übrig, was denn Befreiung innerhalb des Kapitalismus sein soll: Mehr Kitas, mehr Gender-Stipendien, Gleichstellungsbeauftragte für jede Klitsche? Das, was du Befreiung nennst, ist der Kampf von Interessengruppen um Geld und Einfluss. Das ist niemandem zu verdenken, aber das soll Befreiung sein?

 

Auch wenn die Wahrheit weder bei den "Unterdrückten" noch bei den Beherrschten und Ausgebeuten liegt, so ist es doch in bestimmten Kontexten politischen sinnvoll, von der Fiktion auszugehen, sie läge bei den Beherrschten und Ausgebeuteten - und zwar als Kompensation eines Machtgefalles.
Ich würde Dir also zustimmen, der Satz, "sie ist eine PoC, deshalb ist es rassistisch, ihr zu widersprechen", ist Quatsch. Trotzdem ist m.E. in bestimmten Situationen sinnvoll (nicht als 'Erkenntnis'-Leitlinie, aber) als Handlungs-Leitlinie so zu tun, als sei dieser Satz kein Quatsch. - Bspw. bin ich entschiedene AnhängerIn des Konzeptes des weiblichen Definitionsmacht, in Bezug darauf, ob eine Vergewaltigung vorgefallen ist.

Die Definitionsmacht scheint mir auch Pate zu stehen, bei dieser queerfeministischen Verfallsform der Standpunkttheorie. Deine Argumentation halte ich hier für abstrus. Zur Kompensation eines Machtgefälles lügt man sich selber in die Tasche? Die Definitionsmacht bezieht sich ursprünglich auf Situationen, die nur zwei Personen erlebt haben und sie ist deshalb entstanden, weil nur die Schilderung des Mannes juristisch relevant war: Die Frau konnte eine Vergewaltigung benennen, sofern der Mann nicht gestand, sondern widersprach musste er in den 1970er Jahren in der Regel in dubio pro reo freigesprochen werden. Einfach weil Aussage gegen Aussage stand und dann im Zweifel für den Angeklagten entschieden wird. 

Das ist aber keine Frage des erkenntnistheoretischen Standpunktes von Frau und Mann. Die Definitionsmacht gibt es nicht deshalb, weil eine Frau besser in der Lage wäre, eine Vergewaltigung als solche zu erkennen, sondern weil der Täter für gewöhnlich aus Eigeninteresse lügt und damit zumindest früher durchkam.

Was du machst, ist genau diese gefährliche Verknüpfung von Definitionsmacht und Standpunkttheorie, die du bei QueerfemistInnen richtigerweise kritisierst. Demgegenüber würde ich behaupten, dass man Definitionsmacht auch anders begründen kann, ohne von Fiktionen und falschen Voraussetzungen auszugehen.

-

 

I. Weder Queerfeminismus noch Partei-Marxismus!

 

"Zum einen sehe ich nicht, dass dieser Arbeiterbewegungs-Marxismus noch irgendwo wirkmächtig ist."

 

Ja, sagen wir so, der 'linksradikale Queerfeminismus' ist jetztzeitiger und 'organischer'/intensiver mit seinem auch subjektiv linksliberalen Umfeld verbunden, als der sich als revolutionär verstehende 'ArbeitERbewegungs-Marxismus' mit seinem sozialdemokratischen Umfed.

 

Trotzdem gibt es in der BRD sicherlich sehr viel mehr StalinistInnen, PoststalinistInnen, TrotzkistInnen u.ä. als Querfeministinnen (-en). Jedenfalls mir ist wichtig, daß meine Kritik am 'linksradikalen Queerfeminismus' weder mit der Position der MLPD noch mit der Kritik der GAM an dem, was sie für "Dekonstruktion" hält (http://www.nao-prozess.de/blog/zur-frage-der-ueberwindung-der-geschlecht... - leider hatte ich es damals zeitlich nicht geschafft, darauf zu antworten; vielleicht hole ich das demnächst im Kontext der jetzigen Debatte nach), verwechselt wird.

 

Zu meiner Kritik am 'Traditions-Marxismus' siehe bspw.: http://www.nao-prozess.de/blog/absage-an-den-parteimarxismus/.

II. Lukàcs / Standpunkt-Theorien

 

Hier im Detail die Nuancen-Unterschiede zwischen verschiedenen Standpunkt-Theorien zu diskutieren, würde - fürchte ich - wohl etwas weit vom Ausgangsthema wegführen (falls wir diesen Aspekt dennoch weiterführen wollen, würde ich vorschlagen, dies unter meinem 'Relativismus'-Artikel zu tun: http://theoriealspraxis.blogsport.de/2009/11/07/konvergenzen-des-wissenschaftstheoretischen-relativismus/).

 

Daher an dieser Stelle nur dazu etwas:

 

"Die Standpunkt-Theorie bei Lukács war eine in aller Vorsicht behauptetes Erkenntnisprivileg, das sich nicht in einzelnen Subjekten manifestiert, sondern als Klassenbewusstsein in den Tagen der Revolution."

 

Daß der lukàcsiansche Ansatz kollektiver und revolutions-bezogener war als der queerfeminstische ist, würde ich teilen - nur machte diese Lukàcs' Annahmen m.E. noch spekulativer.

 

III. "Befreiung"

 

"Bliebe nur die Frage übrig, was denn Befreiung innerhalb des Kapitalismus sein soll: Mehr Kitas, mehr Gender-Stipendien, Gleichstellungsbeauftragte für jede Klitsche? Das, was du Befreiung nennst, ist der Kampf von Interessengruppen um Geld und Einfluss. Das ist niemandem zu verdenken, aber das soll Befreiung sein?"

 

1. "Befreiung" - das war ja nur ein Marx-Zitat. Ich stehe dem Wort genauso skeptisch gegenüber, wie seinem Komplementär- (Ergänzungs-)Begriff "Repression" (s. zu letzterer Skepsis noch mal: http://theoriealspraxis.blogsport.de/index.php?s=Meulenbelt+Foucault#fn1252751639938n).

 

2. "Mehr Kitas, mehr Gender-Stipendien, Gleichstellungsbeauftragte für jede Klitsche" - nein, alldies und ähnliches bedeutet sicherlich nicht das Ende des Patriarchats. - Das Patriarchat läßt sich - ähnlich wie der Kapitalismus nur durch eine sozialistische Revolution, letztlich (da der Sozialismus eine Kombination von Elementen der kapitalistischen und kommunistischen Produktionsweise ist) sogar nur durch den Kommunismus - nur durch eine feministische Revolution überwinden.

 

3. Dagegen ist von einer ausschließlich sozialistischen / antikapitalistischen, aber nicht auch ausdrücklich feministischen Revolution hinsichtlich Überwindung des Patriarchats wenig zu erwarten.

 

IV. Definitionsmacht / Vergewaltigungsprozesse

 

1. "Die Definitionsmacht scheint mir auch Pate zu stehen, bei dieser queerfeministischen Verfallsform der Standpunkttheorie. Deine Argumentation halte ich hier für abstrus." - Inwiefern? - Aber auch das sollten wir vielleicht nicht hier, sondern unter dem alten Artikel beim Mädchenblog weiter diskutieren: http://maedchenblog.blogsport.de/2010/08/06/nichts-kapiert/. - Das dort damals von mir zitierte Papier zu Definitionsmacht gibt es an der damaligen Stelle nicht mehr, aber inzwischen dort: http://asbb.blogsport.de/2008/03/23/when-my-anger-starts-to-cry/.

 

2. "Zur Kompensation eines Machtgefälles lügt man sich selber in die Tasche?" - Nein, eine Fiktion ist keine Lüge, nicht einmal eine Unwahrweit, sondern eine Fiktion ermöglicht ein Handeln auf hypothetischer Grundlage. - Ich mache jetzt auch mal eine riskante Hypothese: Ich vermute, daß ich ziemlich viel von dieser Argumentation: http://www.jstor.org/discover/10.2307/40601580?uid=3737864&uid=2129&uid=2&uid=70&uid=4&sid=21103646716687 teile (obwohl ich sie noch nicht gelesen habe und obwohl Kelsen sowohl Kantianer als auch Sozialdemokrat war).

 

3. "Die Frau konnte eine Vergewaltigung benennen, sofern der Mann nicht gestand, sondern widersprach musste er in den 1970er Jahren in der Regel in dubio pro reo freigesprochen werden. Einfach weil Aussage gegen Aussage stand und dann im Zweifel für den Angeklagten entschieden wird." - Daran hat sich seitdem weder de jure noch de facto etwas geändert. - Siehe de facto bspw. den Kachelmann-Prozeß; und de jure wurde zwar die Vergewaltigungs-Definition seit den 1970er Jahren ausgeweitet, aber die strafrechtlichen Beweislast-Regeln wurden diesbzgl. nicht geändert.

 

4. "Die Definitionsmacht gibt es nicht deshalb, weil eine Frau besser in der Lage wäre, eine Vergewaltigung als solche zu erkennen, sondern weil der Täter für gewöhnlich aus Eigeninteresse lügt und damit zumindest früher durchkam." - Ich würde sagen "weder - noch": Meines Erachtens geht es um zwei Punkte:

 

a) Vergewaltigung heißt Bruch des Willens der vergewaltigten Person, keinen Sex gewollt zu haben. - Ungeachtet der Möglichkeiten von Psycho-Gutachten ist die fragliche Person zunächst einmal die Erkenntnisquelle Nr. 1 über ihren eigen Willen.

(Nur der Genauigkeit halber: Von der Frage, welche Willen die Person hatte, ist die Frage zu unterscheiden, ob es ihr in der Situation auch möglich war, ihren Willen zu artikulieren und ob sie diese Möglichkeit genutzt hat.)

 

b) aa) Das eine ist, daß TäterInnen generell geneigt sind, ihre Tat zu leugnen (Ausnahme: politisch motivierte TäterInnen, die mit ihrem Tatbekenntnis ein politisches Statement verbinden). - Das (die Leugnungs-Neigung von TäterInnen) ist meines Erachtens kein Grund von der Regel in dubio pro reo (im Zweifel für den Angeklagten) abzuweichen.

 

bb) Im Falle von Vergewaltigungen in patriarchalen Gesellschaften haben wir es aber noch mit einem zweiten Umstand zu tun - nämlich dem, daß die Kommunikationssituation zwischen Frauen und Männern verzerrt ist (entsprechend in rassistischen Gesellschaften zwischen Schwarzen und Weißen, usw.). - Diese Verzerrung der Kommunikationssituation will, soll und kann das Konzept der Definitionsmacht m.E. (teilweise) ausgleichen.

 

Nachbemerkung:

Am Queerfeminismus und ähnlichen Ansätzen ist nicht zu kritisieren, daß sie jene Verzerrung der Kommunikationssituation thematisieren, sondern daß sie dazu neigen, gesellschaftliche Verhältnisse auf eine Verzerrung von Kommunikationssituationen zu reduzieren.

Trotzdem gibt es in der BRD sicherlich sehr viel mehr StalinistInnen, PoststalinistInnen, TrotzkistInnen u.ä. als Querfeministinnen (-en). 

So sicher wäre ich mir da nicht, aber Relevanz ist ja in keinster Weise eine quantitative Frage. Die MLPD, die seit mehr als 10 Jahren zu fünft jede Woche eine Montagsdemo veranstaltet, hat die Relevanz eines Reissacks, mag sie auch mehr Mitglieder haben als alle queerfeministischen Gruppen zusammen.

 

Daß der lukàcsiansche Ansatz kollektiver und revolutions-bezogener war als der queerfeminstische ist, würde ich teilen - nur machte diese Lukàcs' Annahmen m.E. noch spekulativer.

Ich würde das umgekehrt sehen: Der kollektivere Ansatz erlaubt eben auch Abweichungen. Der platt-individualistische Ansatz der QueerfeministInnen kann Abweichungen nicht mitdenken, weil sonst ihre moralisierende Argumentation in sich zusammenbricht. Wenn ein Schwarzer sagt: "Mich stört es nicht, wenn Wörter wie Neger irgendwo auftauchen, mich stört es nur, wenn ich damit beleidigt werde", dann können all die Queerfeministen nicht mehr mit "Aber die Betroffenen" kommen, um ihre "N-Wort"-Ideologie durchzusetzen.

 

2. "Zur Kompensation eines Machtgefälles lügt man sich selber in die Tasche?" - Nein, eine Fiktion ist keine Lüge, nicht einmal eine Unwahrweit, sondern eine Fiktion ermöglicht ein Handeln auf hypothetischer Grundlage.

Eine Fiktion ist keine Lüge, eine Fiktion als Realität hinzustellen, ist eine und ein Handeln auf hypothetischer Grundlage macht nur dort Sinn, wo man es nicht besser weiß. Deshalb kann ich mit deiner Überlegung immer noch nicht viel anfangen.

 

3. "Die Frau konnte eine Vergewaltigung benennen, sofern der Mann nicht gestand, sondern widersprach musste er in den 1970er Jahren in der Regel in dubio pro reo freigesprochen werden. Einfach weil Aussage gegen Aussage stand und dann im Zweifel für den Angeklagten entschieden wird." - Daran hat sich seitdem weder de jure noch de facto etwas geändert. - Siehe de facto bspw. den Kachelmann-Prozeß; und de jure wurde zwar die Vergewaltigungs-Definition seit den 1970er Jahren ausgeweitet, aber die strafrechtlichen Beweislast-Regeln wurden diesbzgl. nicht geändert.

Die Beweislast-Regeln wurden nicht geändert, aber die Beweismöglichkeiten (DNA, auf Vergewaltigungen spezialisierte Gutachter) und die Taten werden nicht mehr verharmlosend behandelt. Da liegt sicher noch viel im Argen, aber der Zustand ist weit besser als in den 1970ern. Und zum Thema Kachelmann: Wenn sich eine Frau, sich im Internet informiert, wie man am besten Vergewaltigungsverletzungen inszeniert (blaue Flecken an den Oberschenkeln etc.) und zwei Wochen später eine solche anzeigt, dann bin ich ganz froh, dass auch in diesem Fall in dubio pro reo gilt. Deshalb halte ich den Fall Kachelmann für ein Paradebeispiel dafür, warum uneingeschränkte Definitionsmacht keine sonderlich gute Idee ist.

-

1. MLPD - Queerfeministinnen

 

"Die MLPD, die seit mehr als 10 Jahren zu fünft jede Woche eine Montagsdemo veranstaltet, hat die Relevanz eines Reissacks, mag sie auch mehr Mitglieder haben als alle queerfeministischen Gruppen zusammen."

 

Ja, da sind wir uns einig. Siehe oben: "der 'linksradikale Queerfeminismus' ist jetztzeitiger und 'organischer'/intensiver mit seinem auch subjektiv linksliberalen Umfeld verbunden, als der sich als revolutionär verstehende 'ArbeitERbewegungs-Marxismus' mit seinem sozialdemokratischen Umfed."

 

2. Lukàcs

 

Ich:

 

"Daß der lukàcsiansche Ansatz kollektiver und revolutions-bezogener war als der queerfeminstische ist, würde ich teilen - nur machte diese Lukàcs' Annahmen m.E. noch spekulativer."

 

Du:

 

"Der kollektivere Ansatz erlaubt eben auch Abweichungen. Der platt-individualistische Ansatz der QueerfeministInnen kann Abweichungen nicht mitdenken, [...]"

 

Ja, das finde ich schon plausibel. Mit "spekulativ" meine ich bei Lukàcs die Vorstellung: 'Irgendwann kommt die finale kapitalistische Krise und dann ist das >zugerechnete< proletarische Klassenbewußtsein nicht mehr nur zugerechnet, sondern wird Wirklichkeit.'

 

Ich gehe dagegen davon aus: Die wirkliche Geschichte wird sich nicht danach richten, was sich irgendwelche GeschichtsphilosophInnen im voraus ausdenken; und: innerhalb von gesellschaftlichen Gruppen wird es immer politische Fraktionierungen geben - auch im Moment der vermeintlichen Erleuchtung durch die (vermeintlich) finale Krise (sei es das Kapitalismus oder von was auch immer).

 

3. "wo man es nicht besser weiß."

 

"ein Handeln auf hypothetischer Grundlage macht nur dort Sinn, wo man es nicht besser weiß."


Ja, aber jedenfalls solange Herrschaft und Ausbeutung existieren, können wir uns niemals sicher sein, 'es' besser zu wissen, als hypothetisch. Denn die Wahrheitssuche ist immer schon durch ein Machtgefalle verzerrt. Deshalb bin ich für DefMa als Versuch, dieses Machtgefälle zumindest teilweise ausgleichen.

 

4. DNA- und andere Vergewaltigungsbeweise / Kachelmann

 

a)

 

"die Beweismöglichkeiten (DNA, auf Vergewaltigungen spezialisierte Gutachter) und die Taten werden nicht mehr verharmlosend behandelt."

 

Was beweist eine DNA? Allenfalls, daß zwei Personen am gleichen Ort waren und - je nach gefundendem DNA-Material - daß Körperflüssigkeiten flossen. - Nun geschehen ja aber die meisten Vergewaltigungen im sozialen Nahbereich der Opfer, und es ist meist gar nicht strittig, daß sich Täter und Opfer am gleichen Ort befanden und daß sexuelle Handlungen stattfanden.

 

Strittig ist vielmehr, ob diese Handlungen einvernehmlich waren, und da hilft Dir DNA gar nicht. - Und so war's doch auch im Fall Kachelmann, oder? (Ich habe jetzt nicht noch mal nachrecherchiert, sondern mich auf meine Erinnerung verlassen.)

Und hinsichtlich der Einvernehmlichkeits-Frage hat sich nach meinem Eindruck nicht wirklich etwas an der männlich-projektiven Unterstellung von Einverständnis geändert: Mit einander nett reden / flirten wird als Einverständnis mit einander unter einer Bettdecke zu liegen gewertet; unter einer Bettdecke zu liegen, wird als Einverständnis mit Sex gewertet; Einverständnis mit dieser oder jener Sexpraktik wird als Einverständnis mit allen denkbaren anderen Sexpraktiken gewertet; und selbst wegen Drogenkonsum nicht zurechnungsfähig zu sein, wird als Einverständnis gewertet...

 

Und die gleichen Mechanismen von Schuldumkehr und Viktim Blaming, wie schon in den 70er Jahren und noch früher, sind am Werk. - Und weil das da thematisiert worden ist, fand ich die Slutwalks 2012 (s. http://theoriealspraxis.blogsport.de/tag/slutwalks/) viel besser als die Berliner 8. März-Demo 2014 - auch wenn schon die Slutwalks gemischte Demos waren.

 

b)

 

"Wenn sich eine Frau, sich im Internet informiert, wie man am besten Vergewaltigungsverletzungen inszeniert (blaue Flecken an den Oberschenkeln etc.)"

 

aa) Der grundlegende Fehler ist schon, darauf abzustellen, ob der Wille der Frau gewaltsam (blaue Flecken etc.) gebrochen wurde - der entscheidende Punkt ist vielmehr, daß der Wille des Opfers gebeugt wurde - egal mit welchem Mittel.

 

bb) Warum sollte eine Frau ein Interesse an einer solchen Inszenierung haben?! - In der Regel erleidet sie sogar mit wahrheitsgemäßen Angaben in Patriarchaten Schiffbruch.

 

Klar sind Ausnahmefälle denkbar, in denen sich Frauen wegen einer außer-sexuellen Verletzung mittels einer Vergewaltigungsbeschuldigung rächen oder wegen 'bösen Charakters' eine falsche Vergewaltigungsbeschuldigung aussprechen. - Aber diese beiden Fälle sind doch hundertmal mehr hypothetisch, als die Annahmen,

 

  • daß wir in einer patriarchalen Gesellschaft leben
  • daß in einer patriarchalen Gesellschaft die Kommunikationsverhältnisse zwischen Frauen und Männern durch Macht verzerrt sind

und

  • daß deshalb in emanzipatorischer Perspektive ein Versuch des institutionellen bzw. strukturellen Ausgleichs geboten ist.

Cool, damit kommt vielleicht auch in Berlin mal ein Stein ins Rollen.

Hier ein Text, der ähnliche Konflikte im Bezug auf Rasse führt (lest die Zusammenfassung im Text um einen besseren Einblick zu bekommen):

https://linksunten.indymedia.org/node/107465

 

Ich kam noch nicht dazu, den Text komplett und in Ruhe zu lesen, kann aber schon mal sagen, daß ich - abgesehen von dem Wort "Unterdrückung" [1] - mit der auf S. 7 f. angekündigten Stoßrichtung einverstanden bin:

 

"Wir kritisieren, wie vorherrschende Formen von Anti-Unterdrückungsaktivismus handlungsunfähig gemacht wurden - durch eine unhinterfragte Rhetorik des Überprüfens individueller 'Privilegien', durch eine therapeutische Idealisierung von „Kultur“ und kommunaler Herkünfte und schließlich durch die Unterstellung, dass Identitätskategorien homogene 'communities' mit geteilten politischen Vorstellungen beschreiben. Wir argumentieren, dass diese Praktiken unhinterfragt zu lassen, die Ernsthaftigkeit und den strukturellen Charakter von identitätsbasierter Unterdrückung in den US minimiert und verdreht.

Beispielsweise im Hinblick auf den dominanten Diskurs über 'weiße Privilegien' ist weiße Herrschaft vorwiegend eine psychologische Attitüde, welche Individuen einfach aufgeben könnten, anstatt eine verwurzelte materielle Infrastruktur, welche Rasse an Schlüsselpositionen durch die Gesellschaft hindurch reproduziert – von rassistisch segmentierten Arbeitsmärkten bis zur Militarisierung der Grenzen. Weißsein wird lediglich eine weitere 'Kultur' und weiße Herrschaft eine psychologische Haltung anstatt einer strukturellen Position der Dominanz – bestärkt durch Institutionen, ziviler und Polizeigewalt, dem Zugang zu Ressourcen, sowie der Wirtschaft. Gleichzeitig ist die Kritik an 'weißen Privilegien' zu einer Art Deckmantel geworden: konfrontativer, störender Protest jeglicher Art wird reflexiv verurteilt, während der Fokus auf das Reformieren des Verhaltens und der Überzeugungen von Individuen zurückgeschoben wird. Wir behaupten, dass die Privilegienpolitiken schlussendlich in einer idealistischen Theorie der Macht wurzeln, welche die psychologische Attitüde von Individuen als den Ursprungskern der Unterdrückung und Ausbeutung darstellt und bekräftigt, dass schwammige Programme der Bewusstwerdung irgendwie Herrschaftsstrukturen transformieren würden.
Diese Politik unterstellt, dass demographische Kategorien widerspruchsfreie und homogene 'communities' oder 'Kulturen' sind. In Oakland haben Polizei, Politiker_innen, innerstädtische Businessunternehmer_innen und sogar viele 'progressive' Aktivist_innen Versionen von 'community' mit radikal konservativem politischem Inhalt angepriesen."

 

Nebenbemerkung:

"Versionen von 'community' mit radikal konservativem politischem Inhalt" - das kann m.E. (abgesehen von unserem hiesigen Thema) gleich auch noch auf eine bestimmte Art von Kiez-Kult und verkürzter, pseudo-antikapitalistischer Gentrifizierungs-Kritik gemünzt werden.

 

[PS.: Auf den anderen Diskussionsstrang (Standpunkttheorien, DefaMa) komme ich morgen zurück.]


[1] S. dazu: http://theoriealspraxis.blogsport.de/index.php?s=Meulenbelt+Foucault#fn1...