Auch am fünften Tag heftige Kämpfe mit den Bullen in der Mohamed Mahmoud Strasse, zahlreiche Demos in Ägypten gegen Mursi und die Herrschaft der Moslembrüder. Deren Parteizentrale in Alexandria brennt...
Ein erster Zwischenbericht, updates in der Kommentarfunktion
Kämpfe in Assiut, eine Stadt mit 400.000 Einwohnern, 400 km südlich von Kairo - Zusammenstösse zwischen hunderten von Demonstranten und Anhängern der Moslembrüder.
Port Said, heftige Zusammenstösse vor dem Parteibüro der Partei für Freiheit und Gerechtigkeit (PFG), dem politischen Arm der Moslembrüder.
Das Hauptquartier der PFG in Alexandria brennt, eine heftige Strassenschlacht zwischen tausenden Demonstranten und Anhängern der Moslembrüder tobt in der Innenstadt.
Kämpfe in der Industriestadt Mahalla zwischen Moslembrüdern und Demonstranten.
Kairo:
Hunderte vor dem Büro des Ministerpräsidenten: "Hau ab, hau ab !"
Seit dem Morgen neue Kämpfe in der Mohamed Mahmoud Strasse, die Bullen werfen immer noch Gegenstände vom Dach des französischen Gymnasiums auf die Demonstranten, die sich nicht vertreiben lassen.
Versuche, die Bullen auf dem Dach mit Steinen vom Boden aus zu treffen, was ziemlich aussichtslos ist,.
Zahlreiche Mollis wurden in den letzten Tagen in das Gebäude geworfen, das von innen ausgebrannt ist, aber immer noch werfen die Schweine vom Dach aus...
Gestern Abend war die Strasse Treffpunkt für viele, nachdem die neuen Dekrete von Mursi bekannt wurden. dessen Anhänger versammelten sich auf dem Tahrirplatz, nicht besonders zahlreich, ein paar hundert.
Versuche dorthin zu gelangen, wurden von den Bullen mit CN verhindert.
Heute trauen sich die Islamisten nicht dorthin, ein paar Tausend stehen mit Bildern ihres neuen Pharao vor dem Präsidentenpalast (die Anhänger der Moslembrüder sind teilweise mit Bussen aus dem ganzen Land herangekarrt worden) , während seit dem Morgen kleine und grosse Demozüge durch die Innenstadt in Richtung Tahrirplatz ziehen, der sich immer weiter füllt.
Unter den Demonstranten sind Freude, Nachbarn und Gefährten von Gaber Salah, der am Dienstag von den Bullen in der Mohamed Mahmoud Strasse ermordet wurde. Sie tragen ein Banner mit seinem Gesicht, rufen:
"Vergesst nicht, der Innenminister hat Gaber Salah getötet !"
Unterdessen ist Mursi mit dem Hubschrauber zum Präsidentenpalast geflogen worden, der ebenso wie alle anderen Regierungsgebäude von Unmengen an Soldaten und Bullen abgesichert ist, heute morgen wurden weitere Strassen in der Innenstadt mit Stacheldraht abgesperrt.
Während Mursi zu seinen Anhängern spricht, toben in der Nähe des Tahrirplatzes Kämpfe mit den Bullen, das Tränengas dringt bis zum Platz....
update
Es hatte sich schon in den letzten Monaten abgezeichnet (und wir hatten diese Entwicklung in mehreren Beiträgen prognostiziert, soviel Narzissmus sei an dieser Stelle ausnahmsweise gestattet): Die Halbwertzeit der Moslembrüder ist erreicht.
Schon bei den Protesten im September gegen den IWF und für die Freilassung aller Gefangenen der Revolte (einer Forderung, der Mursi jüngst nachkommen musste) und bei der Rückeroberung des Tahrir Mitte Oktober als eine Mischung aus Ultras, frustierten Jugendlichen, Aktivisten, Feministinnen und Mitglieder der diversen linken Gruppen die Islamisten vom Tahrir Platz jagte, wurde deutlich, dass die machttrunkenden Moslembrüder einer neuen erstzunehmenden Opposition gegenüber stehen, die nicht willens ist, "ihre Revolution" den Islamisten zu überlassen.
Oder wie es heute ein Jugendlicher in der Mohamed Mahmoud Strasse ausdrückte: "Es hat sich nichts geändert, die gleichen Bullen, die gleiche Scheisse, alles nur noch schlimmer !"
Die Moslembrüder scheinen die reale Situation völlig falsch eingeschätzt zu haben. Eben noch liess sich Mursi für "seinen Waffenstillstand" zwischen Israel und der Hamas feiern, kassierte Lob von Westerwelle bis Obama, nun fliegt ihm nach seinem neusten Dekreten zur absoluten Machtübernahme alles um die Ohren.
Und dabei kommen weitere heftigste Verwerfungen auf ihn und seine Moslembrüder zu: Nach dem Deal mit dem IWF über 4,8 Milliarden Dollar, der weitere internationale Kredite über 10 Milliarden nach sich zieht, muss er "Strukturanpassungsprogramme" durchziehen, die massive Kürzungen bei Subventionen für Grundnahrungsmittel und bei Kraft- und - Brennstoffen notwendig machen.
Welche Kürzungen dies sein werden, ist bisher ein gut gehütet Geheimnis.
Die gerade angekündigten Preiserhöhungen für Superbenzin sind wahrscheinlich nur ein Probelauf und noch ein populistisches Manöver dazu, betroffen davon sind vor allem die Besitzer von Wagen der Mittel- und - Oberklasse.
Die wirklichen Einschnitte werden aber zeitnah erfolgen müssen. Und dies vor dem Hintergrund anhaltender Streiks, die in Wellen sämtliche Berriche der Wirtschaft durchziehen und die weder der Militärat, noch jetzt die Moslembrüder, in den Griff bekommen haben.
Für die Bullen dürfte es ab Mitte Dezember ebenfalls hoch hergehen.
Der Spielbetrieb in der ersten Liga, der seit dem Massaker von Port Said ausgesetzt war, soll dann wieder aufgenommen werden.
Dies war schon mehrmals angekündigt worden, wurde dann jedoch aufgrund der Drohungen der Ultras nicht umgesetzt, die nach wie vor "Gerechtigkeit" fordern und erst am Mittwoch mit Tausenden durch Kairo gezogen waren und die bei den seit fünf Tagen andauernden Auseinandersetzungen in Kairo stets in vorderster Front zu finden sind.
Es folgt unser update zu aktuellen Entwicklung:
Zu Zusammenstössen zwischen Anhängern der Moslembrüder und Demonstranten kam es in zahlreichen
ägyptischen Städten: Alexandria, Ismailia, Assiut, Port-Said, Suez, Mahalla, Damietta, Menya, Aswan, Kafr El-Sheikh, Menoufiya and Qalioubiya.
Parteibüros wurden in Ismailia, Port-Said und Suez angegriffen.
In Alexandria, wo die Zusammenstösse am heftigsten waren, das Parteibüro des politischen Arms der Moslembrüder gestürmt, zerlegt und angezündet wurde, hätten sich übrigens laut Sprecher der Partei gar keine Moslembrüder an der Schlacht mit den Demonstranten beteiligt, diese seien alle nach Kairo gefahren, um ihren Präidenten zu unterstützen.... aha!!
In Kairo selber sind am späten Nachmittag mehrere tausend Ultras geschlossen zu den Demonstranten auf dem Tahrir Platz gestossen, mittlerweile bilden sie die vorderste Font in den Kämpfen mit den Bullen, die seit Stunden in den Strassen um sowie am Rand des Platzes selber stattfinden.
Die Bullen setzen bei den Kämpfen massiv Tränengas ein, sie rücken mit gepanzerten Fahrzeugen gegen die Menge vor, die sich mit Steinen und reichlich Molotows wehrt, mehrere Bullenwagen sind in Flammen aufgegangen.
Die Anhänger von Mursi sind mittlerweile weitgehend vom Präsidentenpalast abgezogen.
Während ein Sprecher der Moslembrüder die Demonstranten wie zu Mubarak Zeiten als "Gangster" bezeichnete, erklärte sich Mursi beis einer Rede zum "Präsidenten aller Ägypter, auch jener, die gegen mich demonstrieren", er "gehöre keinem Lager an", sic !!!!
Videos:
Kairo, Bericht al jazeera:
http://aje.me/R45R67
Kairo, Bericht Russia Today/ Angriff auf Büro der Moslembrüder, Auseinandersetzungen mit den Islamisten in Alexandria:
http://youtu.be/EajfD-eblD0
Al Ahram hat einen ganz annehmbaren "Ticker" auf englisch
http://english.ahram.org.eg/NewsContent/1/64/58992/Egypt/Politics-/Live-Updates---Rival-protests-across-Egypt,-fierce.aspx
dummer Headliner
Eine noch dümmere Überschrift ist euch wohl nicht eingefallen? Könnte so auch bei Pro Köln stehen.
dummer kommentar
wenn etwas im jargon von "schlagen" und etwas wie "muslim" in einem satz steht, bist du wohl frei vom kontext gleich erzürnt, ohne zu gucken worum es eigentlich geht. das die muslimbrüder einfach ein reaktionärer haufen sind muss man einfach einsehen, dies mit der pro-denke gleich zu setzen ist nicht nur hart denunziatorisch, sondern spielt durch die relativierung auch noch den salafisten in die hände. super! -.-
lern mal bitte zu diffrenzieren, "moslem/muslima", "islamist", "djihadist" und "salafist", sind verschiedene begriffe, lern diese bitte mal zu definieren, bevor du immer überall antimuslimisches ressentiement vermutest.
Du verstehst nichts!
Der Headliner ist Bild - Zeitungsstil und was du da hinein interpretierst kindisch. Ich frag mich halt, warum es für einen sachlischen Artikel so eine Überschrift braucht. Ist hier nicht Springer.
Mehr nicht! Der Rest, wie gesagt spielt sich in deiner Denke ab, nicht in meiner!
Scheint
dann halt wohl doch "Springer" zu sein, wenn Typen wie du lediglich überschriftenfixiert sind, ohne sich mit Inhalten auseinanderzusetzen, Pfeife.