Wo immer es ein Nazi-Problem gibt, bilden sich „Bürgerbündnisse“, die sich auf die Fahnen schreiben, „gegen jeglichen Extremismus“ vorzugehen, wo rechte Straftaten heruntergespielt werden und linkes Engagement kriminalisiert wird. Opfer der Naziübergriffe erfahren kaum, bis gar keine Solidarität von der örtlichen Politik und sowohl Polizei, als auch Presse schweigen das Poblem tot. Niemals gibt es laut allgemeinpolitischer Öffentlichkeitsmeinung eine organisierte rechte Szene.
Es wird von „rivalisierenden Jugendbanden“ und „ideologisch
nicht gefestigten Jugendlichen“ gesprochen, die sich einen
„territorialen Machtkampf“ liefern.
So auch in Bückeburg...
Bückeburg? Nie gehört...
Nicht weit von der
Nordrhein-Westfälischen Grenze schmiegt sich die niedersächsische
Provinzhaupstadt Bückeburg an die letzten Ausläufer des Weserberglandes.
Zwischen einer ausgewiesen guten Hofreitschule, fürstlichem
Wasserschlösschen und den Kasernen der Heeresfliegerwaffenschule,
scheint es in der fürstlichen Residenzstadt beschaulich zuzugehen. Dass
sich in ihrer Stadt eine äußerst umtriebige und gewaltbereite Naziszene
etabliert hat – davon wollten die Bückeburger_innen lange Zeit nichts
wissen.
Und selbst heute, während bewaffnete Überfälle junger
Neonazis auf alternative Jugendliche, Angriffe auf Wohnhäuser, massive
Sachbeschädigungen und Morddrohungen gegen Antifaschist_innen an der
Tagesordnung sind, streiten viele die Existenz einer organisierten
rechten Szene ab – allenfalls eine handvoll "anpolitisierter
Jugendliche" gäbe es in Bückeburg. So zumindest stellen Polizei und
Staatsschutz die Situation dar.
Straight outta Bückeburg
Die
Realität allerdings sieht anders aus und die Nazis in Bückeburg stellen
eine ernstzunehmende Gefahr für alle dar, die nicht in ihr
nationalsozialistisches Weltbild passen. Seit 2008 entwickelte sich die
Bückeburger Szene nahezu ungestört. Zwar konnten die Zeichen der Zeit
schon damals von denen, die es wollten, erkannt werden und zusätzlich
warnten lokale Antifagruppen vor dem Enstehen einer gewaltbereiten
rechten Szene, ernstzunehmende Reaktionen seitens der Stadt, Schulen
oder den politischen Parteien ließen jedoch auf sich warten. Derart
unwidersprochen, haben sich die kontaktfreudigen Nostalgiker_innen der
deutschen Barbarei unlängst in die bestehenden Strukturen der regionalen
Naziszene integriert. Unterstützt vom Nazinetzwerk Westfalen-Nord
vernetzten sie sich mit diversen anderen Gruppierungen in der Umgebung.
Mitglieder des als "Aktionsgruppe Bückeburg", im Stil der Autonomen
Nationalisten auftretenden Zusammenschlusses haben sich in der
Vergangenheit mehrfach in Aufmärschen beteiligt, verteilen
Propagandamaterial in ganz Schaumburg und erschienen als Gäste der
Wintersonnenwendfeier 2010 auf Hof Naatz in Eschede, im Landkreis Celle.
Vor allem aber fallen sie durch ihre maßlose Aggressivität auf.
Seit Dezember 2010 überziehen sie die Stadt mit einer Welle der Gewalt.
So traten sie etwa am zehnten jenes Monats derart hemmungslos auf einen
alternativen Jugendlichen ein, dass dieser anschließend im Krankenhaus
behandelt und mehrfach am Kopf operiert werden musste. Bewaffnete
Überfälle sind in Bückeburg seitdem an der Tagesordnung. Mit
Teleskopschlagstöcken, Schlagringen und Pfefferspray bewaffnete Gruppen
lauern Antifaschist_innen und alternativen Jugendlichen auf oder greifen
sie bei zufälligen Begegnungen auf der Straße rücksichtslos an. Bei
gezielten Angriffen auf Wohnhäuser gingen bisher glücklicherweise nur
Fensterscheiben zu Bruch. Und obwohl die Polizei angekündigt hat Präsenz
zu zeigen und eine weitere Eskalation nicht zuzulassen, hat sich die
Situation nicht verbessert – im Gegenteil. Inzwischen terrorisieren
Bückeburger Nazis auch andere Städte wie das nahegelegene Stadthagen
oder Barsinghausen am Deister.
Links-Rechts-Links-Rechts – Vor allem Rechts!
Wo
immer rechte Umtriebe auf antifaschistische Gegenwehr stoßen sind auch
die Apologet_innen der Extremismusdoktrin nicht fern. So auch in
Bückeburg. Während die Neonazis ihrer nationalsozialistischen Ideologie
Rechnung tragen und erbarmungslos auf all das einschlagen, was ihnen
anders und damit vernichtenswert vorkommt, berichtet die Lokalpresse von
einem Links-Rechts-Konflikt, in dem es scheinbar zu einem
gleichwertigen Schlagabtausch zweier extremistischer Lager kommt. Da es
nun aber einmal die Nazis sind die zuschlagen, werden unter Berufung auf
Staatsschutz und Polizei und mangels linksorientierter Menschenjagden
rechte Gewaltexzesse mit dem Verkleben antifaschistischer Sticker und
dem Sprühen linker Graffitis gleichgesetzt. Aus Opfern rechter Gewalt
werden TäterInnen – wer das Maul gegen Nazis aufmacht ist eben selbst
schuld!
Einer solchen Logik stellen wir uns entschieden
entgegen, auch wenn wir damit einen Marginalposten beziehen. Für uns ist
klar, dass es keinen Raum für Nazis geben darf – nicht in Bückeburg,
nicht sonstwo! Aus diesem Grund findet am 09.04.2011 eine
antifaschistische Demonstration in Bückeburg statt.
Unterstützt uns und kommt zur Demo – gegen Naziterror und die Kriminalisierung antifaschistischen Widerstands!
Kein Fußbreit den Faschist_innen! Für einen offensiven Antifaschismus!
AN-Bückeburg: jetzt auch Internetpräsenz
Hier kann man sich jetzt selbst davon überzeugen, dass es in Bückeburg keine Nazis gibt - oder doch?:
logr.org/anbbg/