(B) Einladung zum offenen Treffen für Selbstorganisierung

plakat

Uns vereint der Kampf für eine herrschaftfreie, emanzipatorische Gesellschaft, doch uns fehlt der Raum, uns über all die verschiedenen Facetten und gemachten positiven, wie auch negativen Erfahrungen auszutauschen. Uns reichen die Diskussionen im Internet, in Texten und Broschüren nicht, wir suchen die direkte Auseinandersetzung. Wir laden deshalb zu einen offenen Treffen ein, um den Versuch zu wagen, diese Lücke mit Ideen und Gedanken zu füllen. Ob als Einzelperson oder organisierter Zusammenhang: Lasst uns endlich wieder über die Perspektiven von Kommunikation, Kooperation, direkter Aktion und Kontinuität unseres Kampfes mit dem speziellen Blick auf Berlin diskutieren!


Hier nun ein paar Gedanken zu der Idee und zu unserer Motivation, zu diesem Treffen einzuladen.
Im Anhang findet ihr eine Druckvorlage des Flyers bzw. des Posters in Englisch und Deutsch.
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Als Antwort auf die Ermordung des Antifaschisten Pavlos Fyssas am 18. September in Griechenland fand ein Offenes Treffen zur Organisierung von Aktionen und Gegeninformationen statt. Zu diesem Treffen kamen Individuen mit unterschiedlichen politischen Hintergründen innerhalb des anti- autoritären Spektrums. Obwohl wir keine homogene Gruppe waren, konnten wir einige Aktionen organisieren, wie die Demonstration am 27. September. Trotz der kurzen Zeit sich zu organisieren, war die Demonstration ein dynamischer Aufschrei unserer Wut und Solidarität. Dieser Ausdruck, der auf den Straßen von Kreuzberg und Neukölln deutlich wurde, spiegelte unsere Verbindung zu antifaschistischen und anti- autoritären Kämpfen in Griechenland und anderswo wieder. Der vorangegangene Prozess zeigte, dass Reaktionen selbstorganisiert, offen und direkt sein können!

Trotzdem gab es wie immer Punkte die in Zukuft verbessert werden können. Wir hoffen beispielsweise, dass sich die Teilnehmer_innen bei anstehenden Veranstaltungen motiviert sehen, noch mehr Eigeninitiative zu zeigen; etwa eigene Transpis und Flyer mitzubringen, um so die Außenwirkung der Demos zu verstärken.
In Berlin sind wir schnell von Demo- Situationen frustiert und stellen oft den Sinn und Bedeutung dieser Aktivitäten in Frage. Wir finden, dass es wichtig ist einen offenen Dialog über solche Themen zu führen und möchten uns auch deshalb bei den Genoss_Innen bedanken, die am Tag unserer Demo ein Treffen organisierten auf dem unsere Demonstrationskultur zur Diskussion gestellt wurde. (siehe auch Linksunten.Indymedia.org).

Wir leben in Zeiten einer globalen, finanziellen Krise, in welcher sich der Kaptitalismus weltweit enorm aggressiv und heftig äußert.
Harz 4, prekäre Arbeitsbedingungen, Ausbeutung und Gentrifizierung, dazu ein wachsender Rassismus und verschärfte Migrationspolitik, bestimmen derzeit unser Leben. Diese auswegslose Lage verstärkt die Unzufriedenheit in der Bevölkerung und hat das Potenzial Widerstand gegen die bestehenden Verhältnisse zu schaffen. Um sich selbst schützen und stärken zu können, braucht das System, sowie der Staatsapparat einen Sündenbock (Menschen aus verletzbaren Bevölkerungsschichten), der beschuldigt, marginalisiert und unterdrückt werden kann. Diejenigen, die Widerstand leisten erfahren harte Repression, soziale Kontrolle, Überwachung und Knast. Der kapitalistische Angriff ist ganzheitlich und genau so müssen wir ihm auch in unseren weiteren Kämpfen begegnen!

Kämpfe können auf vielen verschiedenen Ebenen und mit unterschiedlichen Erfahrungwerten stattfinden. Diese Auseinandersetzungen in unterschiedlichen Bereichen, zum Bespiel gegen Bullen, Nazis, Sexismus, Rassismus, Chefs und Arbeitsplätze, Gentrifizierung, usw.. sind wichtig! Dennoch glauben wir, dass eine Selbstorganisierung auf anderer Ebene nötig ist. Eine Ebene auf der diese Teilbereichskämpfe miteinander verknüpft werden und wir eine offene und breitere Möglichkeit entwickeln Kapitalismus mit allen seinen ausbeutenden und unterdrückenden Institutionen zu zerstören. Der selbstorganisierte, soziale Kampf muss eine allgegenwärtige Präsenz in der Gesellschaft haben. Wir müssen uns vehement gegen die vielseitigen Angriffe von Staat, Parteien und Institutionen zur Wehr setzen, mit denen sie uns unterdrücken, eingliedern und isolieren wollen. Ein selbstorganisierter Kampf gibt uns nicht nur die Option auf gegebene Umstände zu reagieren sondern auch die Möglichkeit unser eigenes Handeln wieder selbst zu bestimmen.

Aktuell sehen wir in Berlin einen enormen Bedarf eine Diskussion über Organisierung, Strategie, Bedeutung und Zielrichtung unserer Kämpfe zu führen. Sogar in den kleinsten Zusammenhängen fehlt es uns oft an dieser Reflektion und meist auch an Antrieb. Damit unsere Kämpfe nicht in der Isolation verbleiben und wir eine Basis schaffen können auf der wir kontinuierlich gemeinsam Kämpfen, müssen wir unsere sozialen Beziehungen revolutionieren, und engere Verbindungen zueinander knüpfen. Was von der autonomen Organisierung aus den letzten Jahren übrig geblieben ist, sind ein paar größere politische Zusammenhänge. Diese Formationen sind zwar wichtig, aber auch limitiert.
Häufig verleitet ihre Existenz und die Übernahme jeglicher Verantwortung dazu, dass man seiner eigenen Inaktivität und seinem Konsumverhalten auf den angebotenen Demonstrationen, Aktionen oder anderen Spektakeln nachgibt. Dies sehen wir als problematisch. Wir denken, dass es nötig ist, autonome Strategien der Organisierung mit neuen Bemühungen, Ideen und Vorschlägen zu verknüpfen. Offene Kommunikation zwischen Gruppen und Individuen können unsere Perspektiven erweitern und unseren revolutionären Geist wiederbeleben.

Während der letzten Monate haben wir auf den Straßen von Berlin und Hamburg -sei es bei Protesten gegen Migrationspolitik oder gegen faschistische Übergriffe- eine Dynamik festgestellt, die uns zusammen mit dem Ausdruck von Solidarität die Hoffnung gibt, dass Selbstorganisierung und der Geist der Revolte neu entfachen können!

Um auf eine gemeinsame politische Basis hinarbeiten zu können und auch um zu vermeiden, dass spezifische Charakteristiken einer Gruppe anderen Gruppen aufgedrängt werden, ist die Entwicklung selbstorganisierter Strukturen, Kommunikationskanälen und Netzwerken durch offene Versammlungen notwendig. Aus dem Austausch von Erfahrungen und Ideen sollten auch Direkte Aktionen möglich sein. Durch Teilnahme von nicht homogenen Gruppen und Individuen öffnen sich Möglichkeiten einer weitreichenderen Kommunikation in verschiedene soziale Sphären, unabhängig von der Mediation des Staates, der Propaganda der Mainstream- Medien und irgendwelcher dogmatischer Ideen und vorgefertiger Lösungen. Nicht zuletzt könnte es uns helfen unsere Fähigkeit zu verbessern, flexibel und zügig auf alle spontanen Ereignisse oder Notfälle reagieren zu können.

Inspiriert von den positiven Eigenschaften vergangener Zusammentreffen und der Einsicht, dass es notwendig ist, gemeinsame Prozesse in einem größeren Zusammenhang zu entwickeln, möchten wir zu einem offenen Treffen einladen, um über die Perspektiven von Kommunikation, Kooperation, Direkter Aktion und Kontinuität unseres Kampfes mit dem speziellen Blick auf Berlin zu diskutieren.

Wenn Du, als Einzelperson oder Ihr, als Zusammenhang diese Notwendigkeit auch seht, dann kommt am 9.12.2013 um 19:00 Uhr zum offenen Treffen für Selbstorganisierung im Mehringhof.

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Find ich gut ! Danke.