(B) Das Geschäft mit den Lagern

Helmuth Penz Pewobe

Hintergründe zu den privaten Betreibern Gierso und PeWoBe
Die Unterbringung und Versorgung von Flüchtlingen ist unter den gesetzlichen und lokalen Bedingungen immer auch ein Geschäft. In Zeiten überteuerter Wohnungen, chronischer Unfähigkeit der Behörden und einer Oligopolstellung der beteiligten Unternehmen, ist der Betrieb von Sammelunterkünften im staatlichen Auftrag durchaus lukrativ. Im folgenden findet ihr Hintergründe zur Firma Gierso und deren Geschäftsführer Wilhelm Pleß. Dieser hatte letzte Woche die Moabiter Initiative "Neue Nachbarschaft" als LügnerInnen bezeichnet, weil sie Missstände im Gierso-Lager Levetzowstraße öffentlich machten. Gierso betreibt in Berlin 3 Sammelunterkünfte mit insgesamt 700 BewohnerInnen. Tendenz steigend.

In Berlin ist bezahlbarer Wohnraum auf Sozialhilfe-Niveau fast nicht mehr zu bekommen. Die meisten Flüchtlinge in Berlin haben das Recht auf den Bezug einer eigenen Wohnung, doch ihre Stellung auf dem Wohnungsmarkt ist besonders schlecht. Weil sich kommunale Organisationen (Wohnungsbaugesellschaften etc) dieser Aufgabe nicht stellen, kommen private Firmen ins Spiel. Das sind einerseits die bekannten Wohlfahrtsunternehmen mit karitativem Anstrich, wie die Arbeiterwohlfahrt (AWO) oder der Internationale Bund (IB). Hinzu gesellen sich private Unternehmen mit Profitinteresse. In Berlin sind dies vor allem die PeWoBe-Gruppe, die Prisod und seit einem Jahr die Gierso Boardinghaus. Die drei Firmen zeichnen sich für knapp die Hälfte aller Lager in Berlin verantwortlich. Vor allem die Einrichtung der sog. Notunterkünfte (Sammellager mit geringeren Mindestanforderungen) wird durch die genannten Firmen erledigt.

Das Land bezahlt den Betreiberfirmen pro Kopf und Tag der Unterbringung eine Pauschale. Wie das Geld genau verwendet wird, fragt sich das zuständige Landesamt für Gesundheit und Soziales nicht. Es kontrolliert die Firmen nicht oder ungenügend (1). Diese sparen ihrerseits an der Versorgung der Flüchtlinge. Unter anderem lässt sich dies an der fehlenden oder verzögerten Einstellung von SozialarbeiterInnen und an der Zweckentfremdung von Gemeinschaftsräumen in den Heimen aufzeigen. Die BewohnerInnen der Lager haben das Nachsehen. Nur über UnterstützerInnen gelingt es manchmal die Verhältnisse in den Lagern in das Licht der Öffentlichkeit zu zerren (wie in Moabit und Grünau). Doch was sind das für Firmen, die der öffentlichen Hand bei der Unterbringung von Flüchtlingen derart behilflich sind?

Die Penz-Connection …
PeWoBe gehört zum Firmenkonglomerat von Helmuth Penz (in Hellersdorf gab er sich sogar als Geschäftsführer von PeWoBe aus). Dieser ist ein Urgestein des Westberliner Bau- und Sozialbusiness-Sumpfs, der schon in den 90ern kräftig Kasse mit Heimen für Spätaussiedler machte. Trotz zahlreicher Bau- und Betrugsskandale hält der Berliner Senat an ihm fest.
"Völlig unabhängig" (Wilhelm Pleß/Gierso) von Penz sei die Betreiberfirma Gierso, die sich derzeit mit Dumpingangeboten auf dem Markt für Flüchtlingsunterkünfte in Berlin positioniert. Doch die Gierso-Wohnanlagen GmbH ist eine vor 25 Jahren von Helmuth Penz gegründete Firma (2). 2012 fand eine Auftrennung der Gierso-Firmen statt (3). Leiter der „Gierso Boardinghaus GmbH“ ist Wilhelm Pleß, der für Helmuth Penz in ca. 30 Firmen die Arbeit als Geschäftsführer erlernte und sich nun mit Gierso offensichtlich (schein)selbstständig machte. Geschäftsführer der Gierso Boardinghaus Berlin GmbH ist seit 2012 der Mittzwanziger Tobias Dohmen (zu ihm später mehr).
Wilhelm Pleß war seit den 90er Jahren Geschäftsführer von zahlreichen Firmen des Konglomerats: Unter anderem in allen ca. 20 Gesellschaften der Sorat-Hotelkette, in mehreren Wohnheim-Gesellschaften, für die Gesellschaften zur Beherbergung von Flüchtlingen (u.a. die PeWoBe-Gruppe), Altenheime, in Fitnesscenter-Firmen und im Immobilienhandel. Pleß verdiente sein Geld vor 2010 aber vor allem mit elektronischen Verfahren (4). Aus antirassistischer Sicht interessant ist die Firmengruppe MIXX, in denen Pleß IT-Dienstleistungen anbot. Die Sodexho Card Services GmbH, die in den 90er Jahren das Chipkartensystem für Flüchtlinge verwaltete, nutzte bei Ihren Chipkartenanwendungen die Terminal- und Chipkartenprogrammierung der MIXX. Diese Firmengruppe stand in den 90er Jahren mindestens in personellem Kontakt, eventuell aber auch unter der Kontrolle von Helmuth Penz. Die personellen Verbindungen von Pleß bzw. der MIXX-Firmen führen zu zwei weiteren Gestalten der Westberliner Kaufmannsszene:

Die Schriver-Rausch-Connection

Günther Erich Michael Schriver und Karsten Rausch sind schlicht ausgedrückt Großinvestoren im Sozialbusiness. Und, sie sind vielfach mit Helmuth Penz verbunden. So teilen sich manche ihre Firmen die gleichen Faxnummern und Anschriften mit Penz/Pleß (5).
Eine über die Adressengleichheit hinaus gehende Zusammenarbeit von Schriver/Rausch und Penz lässt sich mittelbar darlegen. Rausch und Penz sind über mehrere Immobiliendeals und -firmen miteinander verstrickt, unter anderem über die Helene Gastronomiebetriebsgesellschaft mbH, die in den 90er Jahren in Frankfurt/Oder sehr umstrittene Geschäfte machte, die P.B.C.S Baubeteiteiligung GmbH und über die Fam Fides Asset Managment Ltd (Grundkapital 100 Mio. Britische Pfund, Briefkastenfirma, England). Ein weiteres Beispiel der Penz-Rausch-Zusammenarbeit aus neuerer Zeit ist die Kara Asset Management Limited, ebenfalls mit Umsätzen von mehreren hundert Millionen Britischen Pfund (6).
Ein Beispiel für das Geschäftsmodell: 2010 war Schriver gemeinsam mit Wolfgang Pink Geschäftsführer der "PVGS - Gemeinnützige Pflege- und Versorgungsgesellschaft für Senioren mbH", einem Firmenverbund der DRK-Behindertenhilfe (7). Unter teilweise dubiosen Umständen wurde dieser Firmenverbund in die Insolvenz geschickt und ging an die Anderson Holding, die Finanzierungen für Pflegeeinrichtungen anbietet. Geschäftsführer der Anderson Marshall & Cie Group LLC (8) ist nun derselbe Wolfgang Pink.
Der Branchendienst "Kapitalmarkt-intern" warnte 2013 vor einer der Anderson-Firmen und ihren Geschäftsführern Rausch und Schriver, das Reportage-Magazin „Monitor“ veröffentlichte 2012 den Beitrag "Pflege-Monopoly: Dubiose Geschäfte mit Pflege-Heimen" mit Bezug zur Anderson Holding. Die Anderson-Gruppe besitzt Baufirmen, die in den eigenen Immobilien eingesetzt werden. Praktische Ausgangsposition für den Betrieb von Wohnheimen für Flüchtlinge.

Namen und Adressen kommen und gehen …
Die meisten der hier genannten Firmen besitzen an keiner der aktuellen oder ehemaligen Adressen ein Klingelschild und häufig auch keinen Briefkasten. Sie werden über Postfächer bedient. Aufschlussreich ist, dass teilweise gleiche Telefonanschlüsse zu sehr verschiedenen Firmen führen.
Ein Beispiel: Tobias Dohmen, Geschäftsführer der Gierso Boardinghaus, schuf 2013 die "BBV-Tours-Fahrdienst für Personen mit Behinderung GmbH", um 2 Monate später wieder aus der Geschäftsführung auszusteigen. Eine ganz ähnlich klingende Firma, „BBV-tours GmbH mit gemeinnützigem Charakter“, Berlin, wurde 10.10.2012 insolvent. Der übrig gebliebene Fahrdienstleiter, Andreas Pauli, wurde 2010 als Not-Geschäftsführer bestellt. Die beiden (verschiedenen) BBV-Firmen haben den gleichen Geschäftsführer, Jörg Schirrmeister, das gleiche Angebot, die gleiche Faxnummer. Sie sind praktisch gleich. Das Modell dürfte klar geworden sein.
Ähnliches lässt sich bei Pleß finden. Sein e-Business (siehe oben: Das Chipkartensystem für Flüchtlinge) ist übergegangen auf die "Syrcon Marketing Services GmbH", die mit ähnlichem Firmenprofil am gleichen Ort (Torstraße 35, Berlin-Mitte) existiert. Syrcon bietet Sozialchipkarten im großen Stil bundesweit an (9). Der Chef von Syrcon, Dr. Marc Nicolai (bis 2010) ist mit dem Ehepaar Pleß und Gierso-Geschäftsführer Dohmen über den gemeinsamen "Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee e.V." verbandelt.. Das Aufnahmeverfahren dort ist extrem reglementiert (10).

Pleß/Gierso vs. Penz/Pewobe
Dies ist ein Ausschnitt aus den Zusammenhängen der Geschäfte von Wilhem Pleß. Halten wir fest: Fast alle der genannten Firmen werden von Postfächern aus operiert. Ebenso bleiben die Eigentumsverhältnisse im Dunkeln. Bis vor zwei Jahren war Pleß öffentlich nur in der BLPG Beteiligungs- und Lizenzpool GmbH (Dorotheenstraße 3) geschäftsführend, seit einem (vermeintlichen) Bruch mit dem Penz-Konglomerat tritt er auch als Leiter der Gierso Boardinghaus auf.
Während Helmuth Penz, gelernter Elektriker, sich zum Kaufmann, Hotel- und Wohnheimbetreiber sowie Bauunternehmer (vor allem in Osteuropa) mauserte, ist Wilhelm Pleß aus dem Zehlendorfer Geldadel und widmete sich recht erfolglos dem IT-Business sowie in neuerer Zeit dem Geschäft mit Flüchtlingsunterkünften.
Eine Vielzahl der Geschäfte von Helmuth Penz erregten in der Presse keine öffentliche Aufmerksamkeit, sondern liefen „geräuschlos“. Kritisiert wurden in den 90ern nur einige seiner Projekte, wie die Flüchtlingsunterbringung und mehrere größere Pleiteprojekte mit ökonomischen Folgen für die betroffenden Kommunen. Er arbeitet meistens mit unterschiedlichen PartnerInnen und parkt sein Geld in der Schweiz und in England.
Pleß hingegen blieb lange im Schatten seines ehemaligen (?) Chefs. Vor 2012 und dem (eigenen) Betrieb von Flüchtlingsunterkünften in Berlin hatte er nur die Verwaltung von Beteiligungen und die kleine IT-Firma MIXX in seinem Portfolio.

Kommentare und besonders gerne öffentlich nicht zugängliche Informationen über Zusammenhänge zu den genannten Namen Pleß, Penz, Schriver, Rausch, Pink u.a. könnt ihr an dieser Stelle gerne posten.

 


(1) Kleine Anfrage 117/12406 im Berliner Abgeordnetenhaus: "Wegen der besonderen Arbeitsbelastung …, kann diese Aufgabe [die Prüfung der vertraglich vereinbarten Qualitätsstandards] derzeit nur in Form von stichprobenartig durchgeführten Begehungen wahrgenommen werden." Laut RBB-Bericht vom 15.11.2013 hat das Lageso in 2013 kein einziges Lager inspiziert.
(2) Das war nur wenige Jahre nachdem Penz und seine Geschäftspartner einen Bau-Finanzskandal verursacht hatten in folge dessen der West-Berliner Stobbe-Senat abdanken musste. Die Firmen von Penz (und seinem Partner Garski) hatten sich zu vielen anderen Themen einen schlechten Ruf erarbeitet. Dazu zählen u.a. der Konkflikt um das linke Hausprojekt Yorck59 in den 90er Jahren, der Betrieb zahlreicher lukrativer Unterkünfte für Asylsuchende und Spätaussiedler (dazu alte Artikel in ZEIT und Spielgel). Zu Penz Verflechtungen siehe auch den Artikel zur Secruity-Firma B.O.S.S., die ebenfalls zum Penz-Imperium gehört(e).
(3) Die „Gierso Boardinghaus Berlin GmbH“ sowie mehrere Fantasiefirrmen von Tobias Dohmen sind derzeit in der Kleinen Rosenthaler Straße 2 registriert. Die meisten sind Briefkastenfirmen ohne Klingelschild; die jeweiligen Geschäftsführungen sind personalidentisch mit anderen Penz-Firmen.
(4) Belegt sind Tätigkeiten für MIXX Ticket- und Internetsysteme GmbH bzw. MIXX Chipkartensysteme GmbH (u.a. Torstraße 35), Erste BLPG Beteiligungs- und Lizenzpool GmbH (alle Dorotheenstraße 3) und Fit Fun Uhland 194 GmbH.
(5) z.B. mit Pleß Firma "Fit Fun Uhland 194 GmbH" teilt sich Schriver/Rausch Fit Fun Ltd. sogar die Postadresse
(6) Die Organisation dieser Gesellschaft nach britischem Recht übernahm die L4you (Leuschnerdamm 13, 10999 Berlin-Kreuzberg, Geschäftsführerin: Kristin Steinmann).
(7) Der damalige geschäftsführende Mitarbeiter des DRK-Kreisverbandes Steglitz-Zehlendorf, Reiner Michael Krüger wurde 2011 entlassen nachdem er in die Presse geraten war, weil er seine Gattin mit Firmengeldern begünstigt hatte. Die Geschäftsführung der „VBG - Gemeinnützige Heim-Versorgungs-und Betreuungs GmbH“ wurde 2010 an Wolfgang Pink übergeben. Weiterer Geschäftsführer war Günther Erich Michael Schriver. Diese Gesellschaft zog auch im Jahr 2010 an den Stammsitz der Anderson-Gruppe in der Französischen Straße 13-14.
(8) Anderson, Marshall & Cie ist ein Joint Venture international agierender Investoren. Die Bilanzsumme der Gruppe beträgt ca. 3 Mrd. US Dollar. Der deutsche Ableger, die Anderson Holding AG, wurde bis 2010 durch den Vorstand Dr.-Ing. Heinrich Regenbogen geleitet. Dr. Regenbogen wird im Internet u. a. als Firmenlieferant der "Abofallen-Mafia" verdächtigt
(9) Sie bieten Chipkarten für Kommunen zur Abrechnung des Bildungspaketes (Jobcenter) an. Beispielsweise die FamilienCard Stuttgart: die Stadt Stuttgart war schon Anfang der 00er Jahre (also zu Pleß/MIXX-Zeiten) eine der wenigen Kommunen, die Chipkarten für Flüchtlinge heraus gab (Firma: ACCOR). Diese recht spezielle und von antirassistischen Gruppen stets kritisierte Leistung wurde vordem von der Firma Mixx für Sodexho Card Services erbracht
(10) Ausführliche Aufnahmegespräche und persönlich unterschriebene Empfehlungen zweier Paten sind zwingend. Im "Golf- und Land-Club Berlin-Wannsee e.V." treffen sich der Berliner Geldadel und der Hochadel. Eingeladen wird unregelmäßig die politische Prominenz, wie z.B. Rösler, das Ehepaar Sarrazin, Landowsky, Botschafter der USA.

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https://linksunten.indymedia.org/de/system/files/data/2013/12/4390721865.pdf

 

Die Tabelle zeigt die wesentlichen Inhalte (Tagessätze, Personalvorgaben, Vertragsbeginn- und Ende usw.) der Verträge mit den Betreibern von Sammelunterkünften in Berlin. Die Zahlen zeigen, dass sehr unterschiedliche Tagessätze gezahlt werden. Die Abweichungen lassen sich durch die unterschiedliche Lage, die Ausstattung des Gebäudes, das eingesetzte Personal, die Vertragsdauer und die Kompensation von Investitionen der Betreiber begründen. Eigentlich gelten Mindeststandards der Personalausstattung, die entweder unterlaufen werden, oder aber für die jeweilge Klientel (z.B. mehr Kinder) nicht zielführend wäre. In den Verträgen wird teilweise von einem vorläufigen Belegungssatz geschrieben. Dafür dürften die Errichtungskosten verantwortlich sein. Diese werden in den ersten Monaten bzw. Jahren über höhere Tagessätze kompensiert. Die angegebenen Brutto-Löhne sind für gleiche Qualifikationen sehr unterschiedlich. Alle Verträge wurden in den vergangenen Jahren neu gefasst. Die „kalkulatorischen Kostensätze“, die z.B. bei im Bedarfsfall und entsprechender Anordnung einer „unverzüglichen Erhöhung des Personalbestandes“ greifen, liegen nicht vor.

Hallo! Vielen Dank. Mich würde interessieren, ob Herrn Wilhelm Pleß im Zusammenhang mit der Insolvenz von PeWoBe / Palladion Ende der 90er (oder im Rahmen einer anderen Insolvenz) ein Berufsverbot bzw. eine Sperre (z.B. nach  § 70 Abs. 1 StGB) als Geschäftsführer ausgesprochen wurde, was erklären würde, warum er zur Zeit als de-facto Geschäftsführer von Gierso auftritt, aber dort gar keine rechtliche Position innehat. Der Herr Dohmen, der gerade noch als Model arbeitete, scheint ja nun eher als Strohmann für das PeWoBe/Gierso...-Firmenkonglomerat zu agieren. Da man wohl nicht direkt an das polizeiliche Führungszeugnis kommt, müsste man dazu wohl in den Urteilen aus den Insolvenzen des Sorat-Komplexes recherchieren, bzw. erstmal recherchieren, wo und wann diese Urteile gesprochen wurden. Grüße!

Bitte an ALLE Eure Bekannten, Vereine, Freunde, Initiativen, Arbeitskollegen, Nachbarn, Familie, Parteien, Politiker etc. weitermailen!
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Protestieren : Neuköllner und Berliner sagen jetzt endlich: NEIN zur PeWoBe!

Das Schicksal der Oranienplatz-/ Lampedusaflüchtlinge ist wohl inzwischen in Berlin besiegelt: Die Abschiebung erfolgt nun in kleinen Schüben, die Senatsverwaltung fährt die ganz harte Linie gegenüber allen Flüchtlingen vom Oranienplatz und der Gerhart-Hauptmann-Schule!

Und die Oranienplatz-/ Lampedusaflüchtlinge aus Kreuzberg sind -fast alle- im dem rein auf Profit betriebenen PeWoBe Flüchtlingswohnheim  in der Haarlemer Straße 89 in Neukölln untergebracht.

Besucht dort die Menschen vor Ort: Schauen Sie sich das neue, bunte Wohnheim an (auf dem ersten Blick) aber dann entdecken sie hinter dem trüben Schein: dreckige Gemeinschaftsküchen, Zimmer aneinander gereiht, viele dreckige Bäder mit nur kaltem Wasser, 3 Menschen in einem Zimmer zusammengepfercht auf weniger als 21 qm,  keine Privatsphäre in den Zimmern, keine Möglichkeit der Verdunkelung der Zimmer, Kabel der Brandschutzanlage hängen offen überall in den Fluren rum, in den Gemeinschaftsbädern sind keine Feuchtraumdosen vorhanden-Gefahr des Stromschlages bei Kontakt mit Wasser, drückende Hitze in den Fluren/ Räumen, verkohlte und verbrannte Stromleitungen hinter den Herden der Küchen (alles Made aus Osteuropa, kein Sicherheitsstandard), für 400 Menschen nur 8 Waschmaschinen, nur ein kleiner Kühlschrank  pro Zimmer mit kleinem Gefrierfach für bis 3- 5 Personen), Gefahr des Brandes, keine Erste-Hilfekästen in den Küchen etc. keine echten Informationstafeln, keinen Sonnenschutz im Hof (die Kinder sind der glühenden Sonne ausgesetzt!)Behinderten WC mit Schimmelbefall und ohne Notschalter, Schimmelbefall an vielen Wänden/ massive Gesundheitsgefährdung, Flüchtlinge haben keinen Zugang zur ärztlichen Versorgung, keine Erzieher in der Kinderbetreuung, Sozialbetreuer,  Fachkräfte- ohne erzieherische/ pädagogische Ausbildung....

Rechtsradikale/ rassistische Äußerungen vom Sicherheitsdienst des Hauses gegenüber den Flüchtlingen.......

Und das alles dulden die Politiker, der Senat und das Bezirksamt.

Und es gibt Wohnheime der PeWoBe, da ist die Lage noch viel dramatischer und menschunwürdiger (geht das überhaupt?). Aber die zuständige Senatsverwaltung und die zuständigen Bezirksämter werden nicht aktiv: Flüchtlinge sind wohl immer noch Menschen zweiter Klasse in der PeWoBe, wo es nicht um die Flüchtlinge geht- denn nur die Kasse muss hier stimmen!

  • 2.08.2014 in der taz
Nur kaltes WasserFLÜCHTLINGE Bewohner beschweren sich über Mängel in Neuköllner Unterkunft

Der Linke-Abgeordnete Hakan Tas kam unangekündigt. Aufgrund eines anonymen Berichts über massive Mängel in der Flüchtlingsunterkunft Haarlemer Straße in Neukölln stattete er dem Heim am vergangenen Freitag einen Besuch ab. In dem Bericht von Ende Juli hieß es, Leitungen der Brandschutzanlage hingen lose von der Decke, Kabel an Elektroherden seien verbrannt, in Behindertentoiletten befände sich Schimmel und Notschalter würden fehlen. Der Bericht macht vor allem Profitinteressen des Betreibers Pewobe für die Situation verantwortlich.

Tas sagte, dass ihm Schimmel bei seinem Besuch nicht aufgefallen sei, allerdings seien die Behindertentoiletten nicht zugänglich gewesen. Der Wachschutz habe angegeben, über keine Schlüssel für die WCs zu verfügen. In einigen Gebäudeteilen, so Tas, habe es in den Duschen und Handwaschbecken nur kaltes Wasser gegeben. Zudem sei eine Reihe von Feuernotknöpfen im Haus außer Betrieb gewesen. Nach der Begehung habe ihm die Pewobe in einem Telefonat gesagt, dass ihr der anonyme Bericht bekannt sei. Mängel würden derzeit behoben.

Der Berliner Flüchtlingsrat bestätigte auf taz-Anfrage ebenfalls Mängel in der Unterkunft. Bei einem Besuch nach dem Bekanntwerden des anonymen Berichts habe der Flüchtlingsrat Vorkommen von Schimmel und lose Kabel an der Brandschutzanlage vorgefunden. Als größte Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität nähmen die Bewohner_innen aber die Videoüberwachung wahr. Außerdem würden die rund 400 Bewohner_innen beim Betreten und Verlassen des Geländes per Chipkarte registriert. Damit ließen sich Bewegungsprofile erstellen, kritisierte der Flüchtlingsrat. Er äußerte auch sein Unverständnis darüber, dass das Landesamt für Gesundheit und Soziales die Unterkunft trotz Kritik an der Pewobe nicht von Wohlfahrtsverbänden wie der Caritas oder der AWO betreiben lässt. So gab es im vergangenen Jahr Vorwürfe, dass in einem Heim in Grünau nicht genügend sanitäre Anlagen und Kinderbetreuung vorhanden seien. Außerdem habe der Betreiber die Zusammenarbeit mit ehrenamtlichen Deutschlehrer_innen beendet, die dort Sprachkurse angeboten und sich kritisch zu Missständen geäußert hätten.

Gegenüber der taz teilte die Pewobe mit, sie dürfe zu der Angelegenheit keine Auskunft geben - und verwies auf das Lageso.

HILKE RUSCH

Der Wachschutz habe angegeben, nicht über Schlüssel für die WCs zu verfügen