Die neue Freiburger Arbeitsgruppe der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) trifft sich jeden ersten Freitag im Monat im „Café Satz“, das von der Evangelischen Stadtmission betrieben wird.
"Das waren schlimme zwei Stunden", erzählt Adnan Yousaf – und man sieht dem 33-Jährigen an, wie ihn die Erinnerung an den 22. September mitnimmt. An jenem Sonntag sprengten sich vor der All Saints Church in Peschawar in Pakistan zwei Selbstmordattentäter in die Luft und rissen mehr als 100 Menschen mit in den Tod. "Mein Vater wäre eigentlich auch im Gottesdienst gewesen, aber nach zwei Stunden habe ich ihn Gott sei Dank unverletzt am Telefon erreicht", berichtet Yousaf weiter. In Freiburg hat sich nun eine neue Gruppe zusammengetan, die Menschen wie Yousaf und seinen Angehörigen hilft.
Die neue Freiburger Arbeitsgruppe der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) trifft sich jeden ersten Freitag im Monat im "Café Satz" in der Guntramstraße 57, das von der Evangelischen Stadtmission betrieben wird. Treibende Kraft ist Hans Matzke. Der Freiburger, der früher stellvertretender Personalleiter bei der Sparkasse war, setzt sich schon länger mit dem Thema auseinander. "An vielen Orten auf der Welt werden Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt. Gerade Christen droht in manchen Ländern Gewalt – wie etwa in Pakistan", berichtet Matzke. Ihm sei es ein großes Anliegen, darüber zu informieren und die Betroffenen zu unterstützen und sie zu stärken. "Ich habe mich schon mein Leben lang ehrenamtlich engagiert – in der Kirche und dann auch einige Jahre in der Klinikseelsorge. Durch Beziehungen und Reisen habe ich dann mehr und mehr entdeckt, wie sehr andere Christen leiden müssen, einfach nur wegen ihres Glaubens", so Matzke weiter. Darum habe er sich entschlossen, seine Energie für diese Menschen einzusetzen. "Mit einigen Mitstreitern, Interessenten und Betroffenen aus anderen Ländern haben wir uns schon eine ganze Zeit lang formlos getroffen. Meist waren wir so knapp zehn Leute. Nun wollen uns als IGFM-Arbeitsgruppe eine verbindlichere Struktur geben", erklärt der pensionierte Banker.
Adnan Yousaf kommt meist auch zu den Treffen. "Es ist schön, dass jemand merkt, wie es uns geht", sagt er. In seiner Heimatstadt Peschawar im Norden Pakistans könnten Christen ihres Lebens nicht mehr sicher sein. Er selbst konnte schon 2009 zur Promotion im Fach Mikrosystemtechnik nach Freiburg kommen – und so der Verfolgung entgehen, seine Geschwister sind auch im Ausland. Seine Eltern sind nach dem Bombenattentat in die Hauptstadt Islambad umgezogen, wo es etwas sicherer ist. Dass in Peschawar nun jene Kirche, die er als Kind und Jugendlicher oft besucht hat, Ziel eines Anschlags wurde, habe ihn sehr schockiert.
Riaz Masih (31) wird ebenfalls von der IGFM-Gruppe betreut. Er stammt aus Narowal in Pakistan – und wurde dort auch als Christ an Leib und Leben bedroht. Der Staat tue wenig, um die Christen zu schützen. Nun hofft er auf Asyl in Deutschland.
Einen Vortrag mit dem Religionssoziologen und Theologen Thomas Schirrmacher zum Thema "Die Verfolgung christlicher und anderer religiöser Minderheiten weltweit" veranstaltet die Freiburger IGFM-Arbeitsgruppe am Donnerstag, 17. Oktober, um 19.30 Uhr im Uni-Hörsaal 1098, Kollegiengebäude I. Der Eintritt ist frei.
Die IGFM behauptet, sie sei eine Menschenrechtsorganisation
Die IGFM behauptet, sie sei eine Menschenrechtsorganisation. Sie unterstütze Menschen, die sich gewaltlos für die Verwirklichung der Menschenrechte in ihren Ländern einsetzen oder die verfolgt werden, weil sie ihre Rechte einfordern.
Nach Auffassung der IGFM sind nach dem Recht auf Leben und Sicherheit der Person, die bürgerlichen Rechte wie Meinungs-, Versammlungs- Religions- und Pressefreiheit die wichtigsten Menschenrechte. Ohne sie könne es weder Frieden noch sozialen Fortschritt geben. Die Grundlage ihrer Arbeit bilde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948.
weiter
https://linksunten.indymedia.org/de/node/89272