Kommentar zur "Zeitung gegen die Einheitsfeierlichkeiten"

Kommentar zur "Zeitung gegen die Einheitsfeierlichkeiten"

Die “Zeitung gegen die Einheitsfeierlichkeiten am 3. Oktober in Stuttgart” von der Revolutionären Aktion Stuttgart ist erschienen. Lesenswert vor allem, wenn ihr immer schon wissen wolltet, warum Weltraumreisen die großen Erfolge des Sozialismus sind oder wenn ihr noch nicht wusstet, dass es "Fehlentwicklungen und Problemen" in der DDR gab.

 

Nach einer Einleitung über die DDR beginnt die Zeitung mit dem Artikel “Es gibt kein Ende der Geschichte”. Da erfährt der Leser “Dass die Gesellschaft der BRD zunehmend von sozialen Missständen geprägt ist” was sich scheibar “kaum noch verschleiern, oder verklären” lässt. Das Wort Missstände indes stammt nicht umsonst aus dem Sozialdemokratischen Wortschatz, setzt es doch Empörung an eine Stelle, an welcher Analyse angebracht wäre. Ist doch “die anwachsende Armut unter Millionen von Arbeitslosen und prekär Beschäftigten” so wie “die Privatisierung der öffentlichen Daseinsfürsorge” sowie “die Rolle des Staates als Sozialabbauer und repressiver Kontrolleur von sozial Schwachen” sicher kein “Misstand” einer eigentlich sinnvollen Einrichtung, sondern aus der Struktur und dem Zweck eines bürgerlichen Staates heraus zu erklärender Normalbetrieb.

 

Überhaupt ließt sich der Artikel über weite Strecken als eine Kritik besonders “schlimmer” Auswüchse des Kapitalismus. So fällt auch das Stichwort “Neoliberalismus”, der Hauptfeind einer Linken von Attac bis zu den Grünen, und über eine Seite sind Auflistungen wie diese zu lesen: “Das öffentliche Verkehrswesen, die Telekommunikation, die Post und die Energieversorgung befinden sich nun zu großen Teilen in privater Hand und müssen den Gesetzen der Verwertbarkeit neu angepasst werden: Hunderttausende Stellenstreichungen in diesen Bereichen in den letzten 20 Jahren gehen einher mit enormen Lohnverlusten und verschlechterten Arbeitsbedingungen.”

 

Das folgende Kapital zur Bundeswehr sieht in guter alter Manier der Friedensbewegung die Demokratie und die Menschenrechte als hehere Werte, die leider so oft für Kriege missbraucht werden: “Und auch die vorgeblichen Kriegsziele “Demokratie und Menschenrechte” haben nichts mit der Realität in Staaten wie Afghanistan oder Mali zu tun.” Anstatt Menschenrechte als Sittlichkeit des Imperialismus zu kritisieren und die Demokratie als bürgerliche Herrschaftsform, wird sich den beiden heiligen Kühen des Bürgertums auf affirmative Weise genährt; Sie müssten ja endlich realisiert werden in Mali, statt einfach nur Bomben abzuwerfen. Auch die Empörung über “Bundeswehr-Kurse für LehramtsstudentInnen, die sogar als offizielle Studienteile anerkannt werden und gratis Unterrichtsmaterialien, an denen sich Lehrer verschiedener gesellschaftspolitischer Fächer orientieren sollen” versteht die Schule scheinbar als eine Institution, welche “an sich” ja eine feine Sache wäre, so ohne Bundeswehrpropaganda. Dabei ist auch hier kein Missbrauch am Werke, sondern der Gemeinschaftskunde- und Geschichtsunterricht hatte nie einen anderen Zweck als gute Staatsbürger hervorzubringen.

 

Wenn der Artikel schließlich übergeht zu dem Mob in Lichtenhagen und all den anderen Orten nach der Wende, wird der Rassismus als ein Mittel von Oben herbeihalluziniert, der “schon Jahre zuvor in der BRD geschmiedet” wurde: “Die Ausbreitung einer zunehmend feindlichen Stimmung gegenüber AsylbewerberInnen in den späten 1980er Jahren wurde durch CDU-Forderungen wie “Zuwanderung eindämmen, Grundgesetz ändern” angestoßen und aufgeheizt. Ihren politischen Höhepunkt fand diese Hetze schließlich im Jahre 1991, als die CDU ganz offen eine Kampagne gegen das Grundrecht auf Asyl unter dem un- säglichen Motto “Asylmissbrauch stoppen!” initiierte.” Zwar wird der “tausendfach beklatschte Pogrom” in Lichtenhagen erwähnt, unerklärt hingegen bleibt, warum so viele Deutsche sich an den Pogromen beteiligt haben. Kein Wort über den positiven Bezug auf die Nation durch breite Teile der Bevölkerung. So richtig auch die Feststellung ist, dass der Nationalismus von Oben befeuert wird, bleibt es doch Notwendig zu erklären, warum sich immer wieder von unten affirmativ auf den Staat bezogen wird. Hier erfährt man nur labidar, dass “Das wechselseitige Verhältnis von institutionellem Rassismus zu rassistischen Stimmungen in der Bevölkerung bestimmt” wird – was sich hier wie bestimmt, bleibt im dunkeln…

 

Im zweiten Teil der Zeitung, “Gegen jeden Antikommunismus”, geht es um eine Betrachtung der realsozialistischen Staaten, die von Anfang an seltsam abstrakt kritisiert werden. So erfährt der Leser zwar sofort, dass es “Probleme und Fehlentwicklungen” gab, dass aber auch niemand ernsthaft behaupten könne, ” fundamentale gesellschaftliche Umbrüche würden reibungslos und von heute auf morgen stattfinden können” So erfährt man von diesen “Fehlentwicklungen und Problemen” erstmal nichts, sondern von den massiven Problemen durch Konterrevolution, Sabotage und all den anderen Dingen, die von außen die sozialistischen Projekte bedrohten. Schnell ist man dann bei der Liste der Erfolge des realen Sozialismus, und da kann man dann als Kommunist doch staunen:

 

“Wenige Jahrzehnte nachdem die dortige Gesellschaft noch in Teilen feudal geprägt war, überholte die Sowjetunion die kapitalistischen Staaten etwa im Hinblick auf die Raumfahrt durch den ersten Menschen im Weltall.” Ein staatlichen Prestigewahnsinn, wie denjenigen, einen Menschen auf den Mond zu schießen als sozialistischen Erfolg zu feiern ist dann doch mehr als Geschmacklos – erscheint dieser “Erfolg” doch gerade als symptomatisch dafür, dass die Bedürfnisse der Menschen auch bei der realsozialistischen Wirtschaft nicht der Zweck der Produktion waren – wer will schon arbeiten, damit irgendein Irrer sich in einer Kapsel um den Mond drehen kann. Gerade hier wird deutlich, dass die Kritikpunkte der RAS an der DDR nicht aus der Struktur des realsozialistischen Staates erklärt werden, sondern als Feinabstimmungen verstanden werden: Etwas mehr beteiligung hier, etwas weniger Repression da.

 

In der ganzen Zeitung zum 3. Oktober, dem Nationalfeiertag, findet sich keine Kritik der Nation als solche. Statt dessen eine “kritische” Huldigung der DDR – eines Staates, nachdem seit 23 Jahren kein Hahn mehr kräht.

 

Mehr auf www.keinort.noblogs.org

 

Alle Zitate aus der “Zeitung gegen die Einheitsfeierlichkeiten am 3. Oktober in Stuttgart” – https://linksunten.indymedia.org/de/node/95571

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Och Lila Fee, immer das selbe bei dir: Du interpretierst in Texte Dinge die so da garnicht drin stehen. Nur weil etwas nicht expliziert kritisiert wird bedeuted das auch noch lange nicht dass man es toll findet sondern gegebenenfalls auch nur dass man andere Schwerpunkte setzt als du sie gerne hättest. Wenn Dinge im Dunkeln bleiben liegt das evtl. auch daran dass es eine politische Zeitung ist und keine soziologische Doktorarbeit. Anstatt konkreter Kritik am Inhalt beschwerst du dich darüber was nicht drinsteht. Natürlich gibt es massig soziale Misstände, und wer die Zeitung aufmerksam liest wird durchaus merken dass die VerfasserInnen sicherlich nicht nur einen sozialeren Kapitalismus im Sinn haben sondern diese Misstände auf eben diesen zurückführen. Kann nur jeder und jedem empfehlen sich die Zeitung selbst durchzulesen.

Erstmal kann ich auch nur empfehlen die Zeitung selbst durchzulesen - ist ja auch die einzige Möglichkeit, dass Leute wirklich beurteilen können ob ich mit meiner Kritik Recht habe oder nicht.

Das mit dem Interpretieren verstehe ich nicht. Der Weltraumausflug, der positive Bezug auf Menschenrechte und Demokratie, eine ganze Seite [!] zum Neoliberalismus, keine Erklärung der Grundstruktur von Kapital & Nation, sowie die Pogrome als von Oben erzeugte Ergebnisse - das habe ich doch alles mit Zitaten belegt. Wie kommst du darauf das es sich hier nur um Interpretationen meinerseits handelt?

So nun habe ich mir auch mal die Zeit für die Zeitung genommen und wie gedacht: deine Kritik ist bei Gegenstandpunkt gut aufgehoben, sonst aber zum Glück nirgends.
Wie kommt man denn auf die Idee zu behaupten, dass Leute, die bestimmte Symptome des Kapitalismus thematisieren um damit eben deutlich zu machen, was in der realen Welt als Folge des Kapitalismus schief läuft, den Kapitalismus nicht ausreichend kritisieren würden? Wie kommt man denn darauf, dass bei so einer Zeitung die "Kritik an der Nation" fehlen würde, wenn das doch in einer ausreichenden Dosis durchaus raus zu lesen ist und bei deinen Texten eigentlich immer fehlt: ein Klassenstandpunkt, eine (mögliche) Perspektive, eine Kritik die kein Selbstzweck ist, sondern zur Überwindung der Verhältnisse beiträgt...? Dass mit dem technischen Fortschritt, von dem eben auch ein Punkt die Raumfahrt war (zu einer Zeit übrigens als in der Sowjetunion längst niemand mehr verhungert ist, von den diversen zivilisatorischen Vorzügen von Sateliten und Kenntnissen in der Forschung in diesem Gebiet will ich hier gar nicht anfangen), nimmt in dem Zeitungstext eine so geringe Rolle ein, dass völlig klar wird, dass es dir ums skandalisieren und nicht um eine sachliche Kritik geht.

Zivilisatorische Vorzüge der Raumfahrt? Spinnst du? Da ist zu 99% reine Militärtechnik, dient vor allem Überwachung und Spionage, zerstört Mensch und Umwelt (z.B. auch durch sowjetische Nuklearreaktoren oder Satellitentreibstoff - google: Hydrazin)  und verschlingt Unsummen von Ressourcen, die definitiv zur Lösung terrestrischer Probleme besser benutzt werden könnten...

Nenn mir einen Nutzen von (vor allem, aber nicht nur, bemannter) Raumfahrt! Und komm mir nicht mit Navigationssystemen oder Telekommunikationssatelliten - die wurden dafür entwickelt, um mit Atomraketen zielgenau zu töten, bzw. um militärische Kommunikation sicherzustellen.

Für die, deren Ideen nicht zur Ideologie versteinert sind - im Gegensatz zu deinen, die genauso tot wie die Arbeiterklasse sind - könnte zivilisationskritische (nicht primitivistische!) Autoren wie Alfredo Bonanno, Bookchin oder Wolfi Landstreicher spannend sein...

Nazideutschland war gegen Kriegsende in Sachen Raumfahrttechnik noch weiter als die USA und SU zusammen...

Ich erinnere mich noch, als ein Uniprofessor von Brauns tolle Leistungen (google: Aggregat 4/V2) in Penemünde lobte und das angeschlossene KZ Mittelbau-Dora verschwieg.

Deine Lobhudelei und die deines Kollegens weiter unten erinnern mich nicht nur ein bisschen an ihn.

zu geil wie sich hier an der Raumfahrt aufgehangen wird. Also ich bin froh über Akkuschrauber und GPS. Und ja, auch ein Kompass kann zu militärischen Zwecken gut verwendet werden, trotzdem find ichs gut dass es ihn gibt, ebenso Elektrizität, Stift und Papier und und und. Wenn die Raumfahrtthematik ein Hauptkritikpunkt an der Zeitung ist hat die RAS wohl alles richtig gemacht damit ;)

Raumfahrt ist Raketentechnologie und damit militärisch. Alles andere ist schmückendes Beiwerk.

und Luftfahrt ist Düsentechnologie und damit militärisch, und das Rad erst, hätte nur niemand das Rad erfunden...

Es ist eben nicht so, dass jede Technologie gleich gut militärisch oder zivil nutzen kann. Raketentechnologie gehört zur ersten Kategorie. Aber was erzähle ich einem Anhänger der Sowjetunion das? Für dich hat sicher auch eine Atombombe ihre guten Seiten.

ich finde die Zeitung durchaus noch aus anderen Gründen lesenswert. Der Aspekt, dass die sozialistischen Staaten in einzelnen Branchen technisch weiter waren als die kapitalistischen ist allerdings auch interessant.

 

Insgesammt finde ich das Schema nach dem du deine Kritik aufbaust etwas befremdlich. Das die RAS "Demokratie und Menschenrechte" als legitimierungsgrund der Herrschenden für imperialistische Kriege aufführt, drehst du um und tust so als fände die RAS diese Kriegsbegründung legitim fände. Das ist zwar völlig absurd, wenn man deinen Kommentar liest, entsteht dennoch der Eindruck. Ähnlich ist das auch mit den "Fehlentwicklungen und Problemen" im real existierenden Sozialismus. Wenn man deinen Text gelesen hat, denkt man hierauf würde gernicht eingegangen und der Satz würde nur als Floskel dastehen. Das stimmt aber nicht, der Text benennt sehr präzise die Fehlentwicklungen bspw. Überwachung die oft die falschen traf und einen bürokratischen Apparat. An anderer Stelle deines Textes ist die Kritik änlich leer aufgebaut. Es wirkt so als hätten dir lediglich die 10 Best Of Zitate und nicht der ganze Text vorgelegen. Ein Großteil deiner Kritik geht daran leider vorbei.

 

Warum du die Frage des "Nationalismus" als vernachlässigt siehst verstehe ich auch nicht ganz. Sie wird nicht in den Vordergrund gestellt, da stehen ja auch schon Kapitalismuskritik und Antikommunismus, aber ansonsten wird sie doch durchaus aufgegriffen - was du ja auch selber zugestehst. Ich find es durchaus erfrischend, dass die RAS eine inhaltliche Stoßrichtung fährt, die sich nicht in "Raven gegen Deutschland" oder "Aber hier leben, nein Danke" Worthülsen und Verbalradikalismus verliert.

"Jährlich finden in einer der Landeshauptstädte die zentralen Feierlichkeiten zum „Tag der deutschen Einheit“ statt. Statt „blühender Landschaften“ hat die Einverleibung der DDR aber für Millionen Menschen dort Arbeits- und Perspektivlosigkeit mit sich gebracht. Zusammen mit der nationalistischen Welle der „Wiedervereinigung“ führte dies nicht zuletzt dazu, dass rechte und faschistische Strukturen dort vielerorts einen Nährboden fanden und finden.


Nach und nach wurden die Errungenschaften der DDR beseitigt, Unmengen an Industrie und Infrastruktur abgebaut. Nachdem vormals Völkerverständigung, Frieden, Antifaschismus und Solidarität zu den politischen Leitlinien gehörten, wurden nun wieder Militarismus, Nationalismus,  Konkurrenz und Verwertungslogik durchgesetzt.


Es hat zweifelsohne problematische und zu kritisierende Entwicklungen in der DDR gegeben, sie war dennoch der fortschrittlichste Staat, der jemals auf deutschem Boden existiert hat."

 

Das ist eben eine andere Perspektive und Betrachtungsweise der DDR bzw. von sozialistischen Staaten überhaupt, als der Autor es gewohnt ist. Wenn er eine eigene Position zur DDR bzw. zu anderen sozialistischen Staaten entwickelt und kundtut, könnte eine andere - gleichberechtigtere - Diskussion stattfinden denke ich, aber er tut sich offensichtlich gut daran, (mal wieder) keine Stellung zu beziehen und nur unliebsame Punkte herauszupicken und sie vermeintlich zu zerlegen. Wo wir wieder bei den Ähnlichkeiten zum Gegenstandpunkt wären...

 

Außerdem halte ich folgendes für höchst bedenklich:

Ein staatlichen Prestigewahnsinn, wie denjenigen, einen Menschen auf den Mond zu schießen als sozialistischen Erfolg zu feiern ist dann doch mehr als Geschmacklos – erscheint dieser “Erfolg” doch gerade als symptomatisch dafür, dass die Bedürfnisse der Menschen auch bei der realsozialistischen Wirtschaft nicht der Zweck der Produktion waren – wer will schon arbeiten, damit irgendein Irrer sich in einer Kapsel um den Mond drehen kann.

Aha, die Weltallforschung bzw. Astrophysik nicht als Bedürfnis von Menschen zu sehen und ihr grundsätzlich erstmal undifferenzierte "Nutzlosigkeit" zu unterstellen...Obacht!

Und dieser Galileo (ersetzbar durch jedEn andereN NatuwrissenschaftlerIn) erst, so ein Depp, statt was zu arbeiten und die Bedürfnisse der Menschen zu stillen, hat er lieber durch ein Fernrohr geschaut und die Naturwissenschaften mit Beobachtungen und Theorien bereichert, von der wir und die Wissenschaft bis heute fundamental profitieren, vorangebracht... Hat er/sie denn nicht genau durch diese Tätigkeiten die rationalen Bedürfnisse von Menschen gestillt?

Willst du eine Diskussion über Sinn und Unsinn der Weltraumfahrt? Dann nenne es auch so und beziehe sachlich und wissenschaftlich Stellung.

 

Eventuell könnte es doch sogar sein, dass die AutorInnen der Zeitung, mit denen ich übrigens ernsthaft nichts praktisch/politisch zu tun habe, den Fakt mit dem ersten Menschen im Weltall durch die Sowjetunion deshalb erwähnt haben, um an EINEM Beispiel zu verdeutlichen, dass Wissenschaft, Technik und die Produktivkräfte in gewissen bzw. einigen Branchen den westlichen kapitalistischen Staaten um einiges voraus waren und dennoch auch auf die materielle Bedürfnisbefriedigung der Bevölkerung ausgerichtet waren, zumindest um einiges mehr als im Westen? Vielleicht ist die Raumfahrt da aber auch nicht das allerbeste Beispiel dafür und definitiv geht es denke ich dabei auch nicht um eine "wer war besser"-Gegenüberstellung...

 

Eine Kritik der Nation als solche in deinem Sinn bei den Einheitsfeierlichkeiten ist meiner Meinung nach auch kompletter Mumpitz, da sie nicht losgelöst von der Geschichte, ihrer Entstehungsbedingungen und ihrer Funktion in verschiedenen geschichtlichen Entwicklungsstufen in bestimmten gesellschaftlichen Situationen betrachtet werden kann. Wenn sie aber historisch dialektisch-materialistisch eingeordnet wird, ist sie nicht zentraler Punkt der Kritik an so einem Einheitsfeierlichkeitsmüll, sondern es ist klar, dass die Nation als solche erst verschwinden wird, wenn ihre historischen Bedingungen und Voraussetzungen verschwunden sind, gegen die es vordergründig zu kämpfen gilt. Das steht nicht dazu im Widerspruch, nationalistische Tendenzen und die nationalistische Ideologie in und von der Bevölkerung auch jetzt schon zu kritisieren und zu bekämpfen. Auch das könnte meiner Meinung nach deutlicher in der Zeitung herausgearbeitet werden, auch wenn die jetzige Form der Zeitung offensichtlich erstmal den Blickwinkel auf andere Aspekte der Einheitsfeierlichkeiten-Kritik legt und das ist meiner Meinung nach nicht verkehrt.

 

Und, alleine dass du die derzeitige repräsentative demokratische Scheindemokratie in der BRD als "die Demokratie" bezeichnet, macht deutlich, dass du in eindeutiger Gegenstandpunktmanière, den Begriff "Demokratie" und "Menschenrechte" von den verstörten und verstaubten Gegenstandpunkt-Opas übernimmst, ganz so wie ihre aktuelle ideologische Propaganda das will. Nicht umsonst versuchen die damit gerade verstärkt bundesweit vor allem jüngere GenossInnen mit ihrem isolierten, undialektischen, unmarxistischen und letzten Endes konterrevolutionären Quatsch zu vergiften. Du hast dieses Gift offenbar schon gierig aufgesaugt :( Lese mal wieder Primärliteratur, das täte dir deutlich besser.

 

PS: Was ist denn die Einschätzung des - nun schon mehrfach bewiesenen - alles besserwissenden Autors und selbsternannten Kommunisten zur DDR oder zu anderen sozialistischen Staaten? Ist die auch nur annähernd so reflektiert und differenziert und geschichtlich eingeordnet, wie es die Texte in der Zeitung tun oder ist sie ein (billiger) Abklatsch in linkem Teint der Bundeszentrale für politische Bildung?

Weltraumforschung wurde in der Sovjetunion deshalb betrieben, dass die Hungerleider und die Lagerinsassen in Sibirien endlich was zu fressen haben: Chapué

Gute Kritik, bin im wesentlichen mit Dir einverstanden. Wie üblich kommt natürlich sofort die bolschewistische Propaganda-Abteilung auf Linksunten und wird postulieren, dass jegliche Abweichler undialektisch, unmarxistisch und was weiss ich noch alles sind. Um dann in idealistischer Manier zu erklären, dass Weltraumfahrt eben doch ganz toll ist. Als ob Weltraumfahrt in einer kapitalistischen Gesellschaft losgelöst von ihrem Kontext betrachtet werden könnte. Und wieso machen kapitalistischen Staaten (wozu ich auch den ehemaligen Ostblock zähle) Weltraumforschung? Um vielleicht eines Tages mal im Weltraum Krieg zu führen und in der Zwischenzeit zumindest gut platzierte Satelliten zu haben. Das heisst Imperialismus und ist im Kapitalismus durchaus normal, das sollten jene, die ab und an gerne mit Lenin-Zitaten um sich werfen, eigentlich wissen...

... die bolschewistische Propaganda-Abteilung ist ganz gemein und kritisiert einfach die Texte der Lila Fee, die Ostblock-Staaten waren einfach nur kapitalistisch und wollten unbedingt im Weltraum Kriege führen... und die Erde ist wahrscheinlich doch eine Scheibe.

Nein, von gemein hab ich nix gesagt, es ist einfach nur lächerlich und langweilig, immer wieder mit den gleichen Dogmatikern sinnlose Diskussion führen zu müssen. Was war denn sonst das Ziel vom sowjetischen Raumfahrtsprogramm? Ein Arbeiterstaat auf dem Mond? Ein Gulag auf dem Mars? Zum Glück ist deine Nostalgie nicht von der geringsten realen politischen Relevanz. Und die Behauptung, die Erde sei eine Scheibe erscheint mir fast weniger absurd als jene, dass im Ostblock der "Kommunismus aufgebaut" wurde.

In der ganzen Zeitung (und die ist ja nicht gerade wortkarg) geht es in exakt einem Halbsatz um die Raumfahrt. Konkret so: "Wenige Jahrzehnte nachdem die dortige Gesellschaft noch in Teilen feudal geprägt war, überholte die Sowjetunion die kapitalistischen Staaten etwa im Hinblick auf die Raumfahrt durch den ersten Menschen im Weltall". Dieser Satz ist inhaltlich völlig korrekt. Es geht den VerfasserInnen offensichtlich nicht darum das Sowjetische Raumfahrprogramm mit all den berühmten Kosmonauten zu analysieren, sondern viel mehr darum mit einem Beispiel den technischen Fortschritt darzulegen. Es ist doch völlig zutreffend, dass westlichen Politikern der Arsch auf Grundeis ging, angesichts der Errungenschaften die in den sozialistischen Versuchen teilweise eben auch erzielt wurden.

Auch wenn die Wissenschaft rund um die Raumfahrt viel prestigehaftes hat, wurden hier auch technische Dinge für den alltäglichen Bedarf entwickelt. Und ja, viele Menschen in der Sowjetunion und der DDR haben Juri Gagarin gefeiert - bürgerlich, antikommunistische Spielfilme (bspw. "Good Bye Lenin") hetzen bis heute hiergegen, bzw. machen sich über die "trotteligen ossis" lustig.

Der RAS eine DDR-Liebe vorzuwerfen ist doch auch offensichtlich Quatsch. Fast eine ganze Spalte der Zeitung behandelt die Fehlentwicklungen dort. Allerdings nicht platt und undifferenziert, sondern unter Berücksichtigung der historischen Situation. Genau so muss eine linke Ausseinandersetzung mit der Geschichte aussehen.

der ach so demokratischen Wendeaffen: Über 300 Millionen tote Menschen hat die Wiedereinführung des des globalen Kapitalistmus gebracht - das können sich alle bürgerliche Rechten und so wunderschön bürgerrechtlich Verblendeten Antikommunisten auf die Habensliste knallen - nicht mehr und nicht weniger: einfache Addition machts möglich.

Du tust ja gerade so als hätte es, während es die Sowjetunion gab weniger Tote gegeben. Als ob das Sterben durch Hunger und Krieg dank der glorreichen Sowjetunion für 73 Jahre ausgesetzt gewesen wäre. Das zeugt von einem bitteren Realitätsverlust. Statt die Sowjetunion zu analysieren, die strukturellen Fehler dieser sich zu erklären, wird hier ein Bild der Sowjetstaaten als Menschheitsbeglückungsvereine gezeichnet, welches mehr als nur absurd ist. Jede Kritik an dieser Verklärung als Antikommunismus zu bezeichnen, bezeichnet nur diesen Dogmatismus. Deshalb spart man sich auch auf den Text inhaltlich einzugehen: "Sowieso nur ein Antikommunist" manchmal sogar noch mit dem verschwörungstheoretischen Zusatz, dass sich die "Antikommunisten im Deckmäntelchen des Kommunismus über die Errungenschaften des Realsozialismus hermachen". Solche schlauen Füchse, diese getarnten Bürgerlichen... So bleibt der fade Beigeschmack einer Linken bei der nicht sein kann, was nicht sein darf.

und jedes Jahr kommen 15 Millionen tote Menschen dazu - und jetzt kannst du ganz gepflegt schweigen, wenn du darüber typischerweise keinen Ton verlieren willst.

 

Komischerweise gab es diese Zahlen mit dem bösen Ostblock keineswegs - schon ganz perfide, was Knalltüten wie Du nicht wahrhaben wollen.

Aha, im Ostblock gab es pro Jahr weniger Tote als jetzt auf der ganzen Welt. Was bitte schön willst du damit beweisen? Im Ostblock gab es Lohnarbeit, Geld, Wert, Klassen, all die Dinge halt, die eine kapitalistische Gesellschaft ausmachen. Wenn du einfach nur das kleinere Übel willst, kannst dich ja einfach damit begnügen, links zu wählen. Aber lass doch bitte die Leute in Ruhe, die mit Revolution Revolution meinen und nicht Verstaatlichung.

...und damit hast du schluss und endlich bewiesen das es sich bei dir, um einen individualistischen, egoistischen, Wildcat- Trottel handelt. Viel Spaß mit deiner "Revolution" die wahrscheinlich in der Diskussion enden wird wie man überhaupt Revolution machen sollte... Verstaatlichung ist die Überführung von Produktionsmitteln, im Sinne der Mehrheit der Bevölkerung, in öffentliche, kollektive Hand. Diese Überführung ist Teil einens revolutionären Prozesses, der damit aber noch lange nicht abgeschlossen ist. Was für dich bitte fortschrittlich, progressiv ist, ist für mich (und viele andere auch) schlichtweg schleiherhaft. Was passiert den in deiner kunterbunten Hippie-Welt, mit Privateigentum ? Bevor du andere Menschen in ihrer Begrifflichkeit kritisierst, leg bitte doch erstmal diese Begriffe für dich selbst fest, anstatt sprachlich sicher wertvoll, mit deinem letzten Satz die leere Worthülsen Kompanie aufmaschieren zu lassen, dich vor deinem PC feixend zusammenkrümmst und dir selber immer wieder erzählst, wie schlau, wie schlau doch dieser Kommentar war. Und ja auch in sozialistischen Staaten gibt es Lohnarbeit, Klassen und vieles anderes sehr sehr kritisierbares auch, nur ist im Gegensatz zu kapitalistischen Staaten die Mehrheit an der Macht, und die Grundlagen für die Abschaffung gelegt...oder wie stellst du dir Revolution vor ? ZACK BUMM KOMMUNISMUS !!!???? Ich bitte dich, lies nochmal nach, selbst anarchistische AutorInnen sind da (etwas) weiter. Viel Spaß beim hinterfragen deiner eigenen Gedankewelt, wünscht dir ein autoritärer, sexistischer, anarchistenfeindlicher und natürlich blutrünstiger Stalinist und natürlich viel Spaß mit deiner DDR(Ostblock)-Geisterbahn.

Obwohl ich Wildcat eine ziemlich interessante Zeitschrift finde, teile ich nicht alle ihre Ansichten. Für "Fortschritt" im Kapitalismus zu kämpfen, halte ich für Zeitverschwendung, v.a. wenn "Fortschritt" nichts anderes als Verstaatlichung bedeutet. Und, ja, klar, im Ostbloch war natürlich "die Mehrheit an der Macht". Ein paar Parteifunktionäre waren also "die Mehrheit"? Wieso bitte schön repräsentierte Honecker "die Mehrheit", Merkel aber nicht? Wie lange dauert dann bitteschön "die Abschaffung" des Kapitalismus, wenn 70 Jahre nicht reichten? Von welchen "anarchistischen AutorInnen" sprichst denn genau? Die Revolution stelle ich mir als Kommunisierung vor (z.B.: http://www.kommunisierung.net/spip.php?article4), doch da diese Theorie von der bolschewistischen Doxa abweicht, wirst du sicher behaupten, sie sei "unmarxistisch", "undialektisch" oder "antikommunistisch"...

Dreh mir nicht dir Worte im Mund um, Fortschritte im Kapitalismus bspw. eine bessere soziale Lage (bspw. durch Tarifverhandlunge), Unterstützung für Flüchtlingen, die Verhinderung von Naziaufmärschen usw. usf. sind zwar Dinge für die jede/r Linke/r ebenfalls kämpfen sollte, aber jeder/m Linken/r (die ernstzunhemend sind) weiß um Doppelcharakter, Organisationsfragen und vorallem um den Umstand das eine "Revolution" nicht von heute auf Morgen entsteht. Ich frage mich was du so als politische Arbeit ansiehst. Zu Hause rumsitzen? Scrabbeln? Bis 6 zählen? Fernzusehen?

 

Radikalismus wie deiner steht nicht nur Abseits der Linken, er steht Abseits von jedem möglichen.

 

Und genauso würde ich Theorien wie deine auch behandeln, genau aus diesem Grund diskutiere ich nicht mit dir auf einer gemeinsamen linken Basis, nämlich weil wir keine haben. Theorien die den Historischen Materialismus ablehnen haben in einer Linken Diskussion nichts zu suchen, das ist kein Dogmatismus sondern Definition, von dem was Linkspolitisch (sei es Radikalistisch oder noch so Opportunistisch geprägt) ist.

 

Und weil du eben nicht einmal die (wirklich aller geringste) Basis des Marxismus aktzeptierst (geschweige den eine annähernd Linke, d.h. wenigstens mit Klassenstandpunkt), bist du bürgerlich, durch und durch.

 

..ne mal im ernst, geh dich einfach vergraben, so etwas wirres wie dich braucht die Linke nicht. Viel spaß mit deiner Kommunisierung.

 

Und jetzt Schluss. Jetzt. Hier. Mit Verrückten wie dir.

Im Gegensatz zu dir seh ich politische Kämpfe nicht als "Arbeit" und ich glaube auch nicht, dass es Dinge gibt, die "jede/r Linke/r" tun soll. Damit machst du Kommunismus zu einer Religion neben anderen. Und die Masche "ich bin der Oberaktivist" ist einfach nur lächerlich. Was sollte ich nun eine Liste aller Demos und Aktionen anfügen, an denen ich teilgenommen habe? Um dir zu beweisen, dass ich ein "richtiger Linker" bin? Ist mir ehrlich gesagt zu blöd, dir überhaupt was zu beweisen und auf dieses tiefe Niveau zu sinken.

Der Rest deiner Vorwürfe ist genauso lächerlich. Keinen Klassenstandpunkt? Bitte? Hast du schon mal auch nur einen Text zur Kommunisierung gelesen?

Du argumentierst genau wie deine historischen Vorbilder (ausser, dass die besser schreiben konnten), zuerst betet man mal alle Dogmen runter und wenn der andere nicht einverstanden ist, ist er "bürgerlich", "undialektisch", "unmarxistisch", nicht "linkspolitisch" (deine Wortschöpfungen sind übrigens recht witzig) und hat darüber hinaus "keinen Klassenstandpunkt".

Wir werden uns niemals verstehen und das ist auch gut so.

Dann ist ja gut, viel Spaß mit deiner Politik.

 

Im übrigen hab ich niemals von dir erwartet auch nur annähernd aktivistisch zu sein, geschweige den gefordert alles aufzuzählen o.O

Ja es gibt schlichtweg Grundlagen für ein Linke Politik, wenn man die nicht definieren würde, würde es keinen Sinn machen in irgendeiner Weise diesen Begriff zu benutzen..du hast sicher auch deine Definition, auch wenn sie offensichtlich falsch ist.

 

Wenn du mit Kritik nicht umgehen kannst, dann geh nicht auf sie ein. Anstatt immer den selben Dogmatiker-Vorwurf zu bringen könntest du einfach Selbstkritik üben. Das sollte man nämlich als Linke/r machen ;) Ich habe im übrigen nicht eine Person außer Marx erwähnt und wenn du nicht mit der Basis des Marxismus einverstanden bist, dann bist du folgerichtig kein/e Marxist/in (ich glaub damit bist auch du einverstanden) und deswegen kritisiere ich dich, weil du dich eben als "links" verstehst und kein/e Marxist/in bist. Das ist mein kritikpunkt, mehr, anbei dein Verhalten, deine Art und vieles anderes.

 

Wie gesagt viel Spaß mit deinen absurden Vorstellungen.

Ich benutze den Begriff "linke Politik" auch nicht, wieso sollte ich ihn definieren? Ich sehe mich übrigens weder als "Linken", noch als "Marxist", sondern schlichtweg als Kommunist. Im Gegensatz zu MLern wie dir glaube ich, dass revolutionäre Theorie immer wieder aufgrund von aktuellen Kämpfen aktualisiert werden muss. Sicher ist, dass die Geschichte bewiesen hat, dass deine Theorie nicht zum Kommunismus geführt hat. "Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme – ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. in der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, i.e. Wirklichkeit und Macht, Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit des Denkens – das von der Praxis isoliert ist – ist eine rein scholastische Frage."

Mit Kritik kann ich grundsätzlich gut umgehen, aber wenn diese daraus besteht, mir vorzuwerfen, dass ich nicht Marxist-Leninist bin und nicht auf den Arbeiterstaat hoffe, dann sehe ich nicht ein, wieso ich "Selbstkritik" betreiben sollte. Deine Argumentation ist geprägt von der Arroganz des Gläubigen, eine "Debatte" ist auf dieser Grundlage sowieso nicht möglich.

Dir viel Spass beim Wiederaufbau der DDR!

"Selbstkritik, rückisichtslose, grausame, bis auf den Grund der Dinge gehende Selbstkritik ist Lebensluft und Lebenslicht der proletarischen Bewegung." - Die Krise der Sozialdemokratie/ Die „Junius“-Broschüre, Zürich 1916 in: Rosa Luxemburg, Gesammelte Werke, Bd. 4 (6. überarbeitete Auflage), Berlin 2000, S. 51-164. marxists.org

 

"Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß, und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!" - Leben des Galilei, Bertolt Brecht Werke. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe, Suhrkamp Verlag, Band 5 (Stücke 5), 1988, S. 248. ISBN 3-518-10001-7 <450>. f.[2]