Der letzte Sommer des M1?

Kein Green Business Center

Im Winter 2005/2006 versuchten die Schattenparker auf dem damals brachliegenden M1-Gelände mit einem Teil der wenigen nichtbeschlagnahmten Wägen zu überwintern. Danach nutzten die BewohnerInnen des Vauban-Quartiers den Platz als Parkplatz, bevor im Mai 2008 im Rahmen des Aktionsmonats "Zusammen die Utopie leben!" ein Park angepflanzt wurde. Ein Jahr später wurde das Gelände schließlich besetzt.

 

In den folgenden Wochen konzentrierte sich dann aber die Freiburger FreiraumaktivistInnen (Video) auf den Kampf für ein Libertäres Zentrum und besetzen die "Freie Antonia" in der Wiehre. Das Haus wurde geräumt, während sich der Staatschutz bemühte die legalisierten Projekte Schattenparker und KTS zu gefährden und sich die städtische Politik darum kümmerte das M1-Gelände - wie schon seit Jahren geplant -  an den Investor Dr. Michael Schröder, einen der für die Räumung des Squats « Rhino » in Genf Verantwortlichen, zu verkaufen. Dieser will dort einen weiterenn hässlichen Betonklotz namens Green Bussiness Center bauen.

 

Zwei Tage vor dem geplanten Abschluss des Kaufvertrages für das Gelände ist das „Kommando Rhino“ dann eingezogen und bereichert aktuell die Besetzung um einen Wagenplatz. Ob der Kauf am letzten Freitag dann zu Stande gekommen ist, bleibt weiterhin fraglich.

 

Mit oder ohne M1-Verkauf: Park, Wagenplatz, Volleyballfeld statt Greenwashing Center!

 


Bilder vom Platz

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Badische Zeitung

Das umstrittene Projekt eines "Green Business Centers" im Stadtteil Vauban ist geplatzt. Das bestätigte der Architekt und Projektentwickler Rolf Buschmann gestern gegenüber der BZ. Der Investor aus der Schweiz habe die Frist verstreichen lassen, die der Gemeinderat auf 31. Juli gesetzt hatte. Mehr als vier Jahre lang hat Buschmann für das Vorhaben geplant, geworben und gekämpft. "Das kann ich jetzt betriebswirtschaftlich abschreiben." Wie es nun weitergeht mit dem schwer vermarktbaren städtischen Grundstück, will die Rathausspitze heute bekanntgeben.

Seit Mai grillen und campen Aktivisten der linken Szene auf dem Areal am Eingang zum Stadtteil Vauban, um gegen das geplante grüne Geschäftshaus zu demonstrieren. Seit ein paar Tagen ist das "Kommando Rhino" dazugestoßen, eine Wagenburg, die den Protest verknüpft mit der Forderung nach einem Stellplatz. "Widerstand gegen die drohende Privatisierung", kündigt Rhino an.

Der ist vorerst nicht mehr nötig. Denn der Deal ist gescheitert. Der seit langem auf vergangenen Freitag angesetzte Notartermin, bei dem der Investor seine Unterschrift für den 1,1 Millionen Euro teuren Kauf des Grundstücks leisten sollte, fand nicht statt. Warum es so kam, kann Ideengeber Rolf Buschmann nicht erklären. "Vergangene Woche hat er noch mitgeteilt, er will’s machen", sagt Buschmann, "jetzt ist er auf Geschäftsreise in Afrika."

Das Projekt hatte von Anfang an Gegner, vor allem im Vorstand des Stadtteilvereins Vauban. Zu massiv sei das geplante viergeschossige und 90 Meter lange Gebäude, das Einzelhandel, Gastronomie, ein Hotel sowie einen Informationsbereich für Touristen beherbergen sollte. Investitionsvolumen: neun Millionen Euro. Rolf Buschmann hatte eigenen Angaben zufolge ein Freiburger Bauunternehmen an der Hand, das das Geschäftshaus zum Festpreis erstellen wollte. Darüber hinaus lockte eine Vermietungsgarantie über fünf Jahre. Die Nachfrage sei sehr gut gewesen."Wir hatten für jede Fläche eine Reservierung", versichert Buschmann.

Trotzdem stieg nun Michael Schröder, ein in Genf lebender Deutscher, offenbar aus. Zum zweiten Mal macht damit ein potenzieller Investor fürs Green Business Center einen Rückzieher. Bereits im Februar 2007 hatte der Hauptausschuss des Gemeinderats dem Verkauf des Grundstücks an die Baugesellschaft Hackmann mit Sitz in Offenburg zugestimmt – ein Jahr später machte sie einen Rückzieher und stürzte Projektentwickler Buschmann in Erklärungsnöte.

Trotzdem hielt eine Mehrheit des Gemeinderats an dem Vorhaben fest, gegen Proteste aus dem Stadtteil. Allerdings verknüpfte das Gremium auf Antrag der CDU die neuerliche Option mit einer Frist. Und an der will CDU-Fraktionschef Wendelin von Kageneck nicht rütteln. Das weiß auch Buschmann: "Kein Investor, keine Option, aber ein schöner Plan." Er habe zwar "keinen Fuß mehr in der Tür", doch stehe er mit seinem Konzept weiter zur Verfügung. 

Autor: Uwe Mauch

Badische Zeitung

 

Green Business Center

 

Was der Widerstand im Stadtteil Vauban nicht vermochte, richtet nun der Markt: Das geplante grüne Geschäftshaus bleibt eine Idee ohne Investor. Seit zwölf Jahren sieht der Bebauungsplan eine gewerbliche Nutzung vor, ein städtebaulicher Wettbewerb gibt seit 1996 den Rahmen vor, innerhalb dessen sich Architekt Rolf Buschmann mit seinem "Green Business Center" bewegte. Der Mann, der mit dem "Solar-Info-Center" am Flugplatz bewiesen hat, dass er visionäre Vorhaben umsetzen kann, hat in diesem Fall keinen Geldgeber gefunden. Gleich zweimal sind Interessenten abgesprungen. Unklar bleibt, ob es am Projekt, am Projektentwickler, an risikoscheuen Unternehmern oder an allen dreien liegt. Stadtverwaltung und Gemeinderat jedenfalls haben die Unterstützung bis zum politisch Machbaren ausgereizt. Das weiß auch Rolf Buschmann, der erst gar nicht den Versuch unternimmt, eine neuerliche Fristverlängerung einzufordern. Die Gegner des auf neun Millionen Euro geschätzten Projekts werden es beruhigt zur Kenntnis nehmen und auf ihre Prognose verweisen, die sich nun bestätigt hat. Zu viel Schadenfreude wäre aber fehl am Platz. Denn das 1744 Quadratmeter große Grundstück hat sich als Ladenhüter entpuppt und mutierte zu einem wilden Park- und Campingplatz. Ein Zustand, den niemand wirklich wollen kann. Und eine Alternative ist nicht in Sicht. Somit fehlen der Stadtkasse die kalkulierte Million an Einnahmen und dem Stadtteil ein adäquater Eingang. 

Autor: Uwe Mauch

What's up in FR?

 

Nach intensiven Kämpfen um den Erhalt des autonomen Zentrums KTS-Freiburg folgten im Jahr 2005, nach etlichen Studi-Streiks Kämpfe um mehr Wagenburgen, eine Lösung für die Gruppe "Schattenparker" und weitere Häuser. Eine durchweg repressive Linie der Behörden verhinderte bis auf Ausnahmen die Entstehung neuer Räume. Dennoch wurde immer wieder auf die Straße gegangen um dieser Politik den Unmut vor die Schienbeine zu dräschen. Seit vergangenem Winter möchte die Verwaltung nun sogar bestehende Strukturen aktiv bedrohen, in dem die friedliche Lösung durch sogenannte Trägervereine durch Anzeigen gegen Vereinsvorsitzende unterminiert wird. Derweil ist auf dem im Mai besetzten M1-Gelände eine neue Wagenburg namens Kommando-Rhino entstanden. Und auch sind die letzten Worte im Kampf um ein libertäres Zentrum nicht gesprochen...

Zu KTS und Schattenparkers: Beiden Projekten, die aus den Vauban-Freiraumkämpfen Anfang der Neunziger  hervorgingen, droht nun eine Auflösung der Verträge. Neue Vorstände werden sich wohl kaum finden, um danach für Aktionen der Szene büssen zu müssen. Im folgenden gibt es eine unvollständige Sammlung von Stellungnahmen der beiden Projekte, die teilweise widerspiegeln wie es zur jetzigen Situation kam.

 

Erklärungen der KTS: März 2007 :: 2.April 2007 :: 8. Januar 2008 :: November 2008 :: 2.März 2009 :: 23. März 2009 :: 20. Juli 2009

 

Erklärungen der Schattenparker: Winter 2005/2006 :: März 2008 :: 26. Mai 2009 :: 27. Mai 2009 ::

03.08.2009 Green Business Center: Vertrag nicht zustande gekommen
Die für den 31. Juli festgesetzte Frist des Gemeinderats zum Abschluss des Grundstücksverkaufs Paula-Modersohn-Platz an den Investor der Projektgesellschaft „green business center“ ist nicht eingehalten worden. Die Verwaltung hat den hierfür notwendigen bankbestätigten Finanzierungsnachweis nicht erhalten. In den Wochen davor waren die Kaufvertragsverhandlungen mit dem Projektentwickler im Detail gut vorangekommen, so dass ein unterschriftsreifer Vertrag vorgelegen hatte.

Wird so wohl nicht gebaut: Das Green Business Center

Die Verwaltung wird nun gemeinsam mit der Freiburger Stadtbau GmbH (FSB) ein neues Konzept zur Bebauung des Grundstücks ausarbeiten. Oberbürgermeister Dieter Salomon hat hierzu bereits Gespräche mit der Geschäftsführung der FSB geführt: „Wir fangen jetzt aber nicht bei Null an. Die Stadtbau ist in der Lage, dort ein attraktives Projekt zu entwickeln und auch zügig umzusetzen.“ Sicher sei bereits jetzt, dass die Immobilie einen größeren Anteil an Wohnungen haben werde. „Wie genau das ganze jedoch ausgestaltet sein wird, wird man in den nächsten Monaten sehen.“ Die FSB hat bereits angekündigt, dort eine Mehrfachbeauftragung zur architektonischen Ausgestaltung durchzuführen: „Uns ist klar, dass an dieser Stelle ein innovatives und pfiffiges Projekt hin muss, das der städtebaulichen Situation dort gerecht wird.“ erklärte heute Ralf Klausmann, Geschäftsführer der Freiburger Stadtbau GmbH. Fest stehe bereits jetzt, dass die Immobilie in Passivhausbauweise errichtet werden soll. Ebenso wird eine detaillierte Wirtschaftlichkeitsprüfung zeigen, wie genau die Nutzung der Immobilie aussehen wird. Bei der Vergabe des Grundstücks an die Freiburger Stadtbau müsste keine neue Ausschreibung erfolgen, da die Stadt hundertprozentige Gesellschafterin der FSB ist. Nach der Sommerpause werden die Gremien der FSB und der Gemeinderat über den aktuellen Sachstand informiert und entsprechende Beschlüsse zur Entscheidung vorgelegt.