Anarchismus, Gewalt und Positionierungen

Ein Beitrag zur Debatte rund um antisexistische Praxis, Definitionsmacht, Parteilichkeit und Anarchismus die derzeit in Wien stattfindet. Meiner Meinung nach werden in der Debatte einige Dinge vermengt, die so nicht vermengt werden sollten, Konzepte trotz gleicher Bezeichnung/Begriffe unterschiedlich ausgelegt und vieles mehr. Zu ein paar Debatten-Splittern möchte ich meinen persönlichen Senf abgeben. 

 

Die Pizzeria Anarchia und "ihre Sexisten"

 

Mittlerweile ist es offiziell: Die beiten als "Sexisten" geouteten sind Teil des Pizzeria Anarchia Kollektivs: "Die beiden Mitglieder unseres Kollektivs schließen wir nicht aus". Das ist interessant zu wissen, der Fokus auf die Pizzeria Anarchia in der aktuellen Debatte verstellt aber oftmals den Blick auf wesentliche Details. 

 

Wie alles begann...

 

Ein Vorwurf gegenüber jenen, die Kritik am sexistischen Verhalten der beiden Männer* haben ist, doch nur die Pizzeria "anpatzen" zu wollen. Welchen Vorteil andere daraus ziehen sollen, gegen die Pizzeria Vorwürfe zu erfinden (und das wird mit der "anpatzen"-Anschuldigung impliziert) erschließt sich mir nicht ganz. Ein Kommentar auf Indymedia gibt eine mögliche Antwort, tendiert aber in Richtung Verschwörungstheorie: "Offenbar gehts dem EKH darum, das Entstehen und Weiterbestehen eines zweiten autonomen Zentrums (der Pizzeria), wo sie keinen Einfluß haben, zu verhindern!"

 

Der Eindruck, es ginge primär "gegen die Pizzeria" erhärtet sich auch, wenn eins annimmt, alles hätte mit den Plakaten im Juni 2012 begonnen. So wie ich es aber wahrgenommen habe, begann die Auseinandersetzung bereits lange davor, sogar bevor die Pizzeria (meines Wissens) existierte: Bereits im September und November 2011 wurden zwei Texte der fluoreszierende Frequenzresonanz veröffentlicht und in die Zeit verschiedener Besetzungen in Wien fällt und die ich als frühe Beiträge der seither anhaltenden Debatte einordne. 

 

Die Debatte, ob sich die beiden Männer* sexistisch verhalten haben und wie damit umzugehen ist, hat weder mit der Pizzeria angefangen noch ist es vorgeschobene Kritik, um die Pizzeria "anzupatzen". 

 

Die starke Gleichsetzung der Pizzeria mit den beiden Männern* verstellt auch den Blick auf andere, meines Erachtens nicht unwichtige, Fragen: Gibt es auch in der Pizzeria Leute, die dem aktuellen Umgang mit den Vorwürfen kritisch gegenüber stehen? Und wie sieht es mit Leuten aus, die zwar nicht Teil des Pizzeria-Kollektivs sind, die beiden aber unterstützen?

 

Stellungnahmen

 

Dennoch ist die Pizzeria seit längerem das soziale Umfeld der beiden und als Projekt mit antisexistischem Anspruch halte ich es gerechtfertigt, hier von der Pizzeria als Kollektiv/Projekt eine Positionierung einzufordern. Spätestens bei einer Veranstaltung zur und mit der Pizzeria im EKH im Frühjahr 2013 wurde von mehreren Anwesenden recht deutlich gemacht, dass eine Positionierung in Form einer Stellungnahme eingefordert wird. Obwohl seit Juni 2012 Vorwürfe gegen zwei des Pizzeria-Kollektivs im Raum stehen gab es monatelang keinerlei offizielle Stellungnahme zu dem Thema. Auch nach der Diskussion im EKH gab es monatelang keine offizielle Stellungnahme. Dass jetzt ausgerechnet eine geplante Radiosendung des Anarchistischen Radios doch in einer Stellungnahme resultierte, verwundert mich. Weshalb wird erst jetzt reagiert? Warum wird der Sendungsmacherin mehr Aufmerksamkeit geschenkt als anderen Leuten, die dasselbe seit langem fordern?

 

Gerüchte, Zweifel, und so weiter

 

In der nun veröffentlichten Stellungnahme des Pizzeria-Teilkollektivs wird (wie in vielen anderen Diskussionen zu dem Thema) kritisiert, es gäbe keine konkreten Anschuldigungen. Spätestens seit der Veröffentlichung des Plakat-Textes durch die Unterstützer_innengruppe DEFMA sind die Vorwürfe aber recht transparent: "Sexismus und sexualisierte Gewalt in Zusammenhang mit Drohungen und Erniedrigung" steht dort zum Beispiel. Für mich ist das schon ein recht konkreter Vorwurf. Klar, es ist keine Schilderung einer Szene, was die beiden wann gemacht hätten und so weiter. Es ist auch explizit nicht von einer Untersützter_innengruppe oder Betroffenen selber geschrieben worden. 

 

Kurzum: Es bleiben Zweifel. Ich kann nicht nachprüfen, ob es wirklich Betroffene sexualisierter Gewalt der beiden gibt. Mehr noch, ich könnte gar nicht nachprüfen, ob denn sexualisierte Gewalt ausgeübt wurde oder nicht, denn das ist subjektiv und kann nur die Betroffene selber feststellen (hier würde das Konzept der Definitionsmacht greifen). 

 

Was aber auch bleibt: Die Autor_innen des Plakats schreiben explizit, selber "noch nie die Erfahrung gemacht zu haben, persönlich von einem der beiden attackiert worden zu sein". Aber sexistisches Verhalten sind nicht nur Attacken, sexualisierte Gewalt oder gar Vergewaltigung. 

 

Und dann gibt es noch Dinge, die wohl als "Gerüchte" aufgefasst werden können: Persönliche Erzählungen von Situationen mit den beiden oder einem der beiden, die nicht öffentlich gemacht wurden und die ich nicht verifizieren kann (weil ich sie nicht selber wahrgenommen habe). Und die vielleicht auch, wenn darauf angesprochen, von den beiden Männern* dementiert werden. Diese nicht-öffentlichen Informationen als Gerüchte zu bezeichnen ist meines Erachtens der Versuch, sie zu delegitimieren, ihnen die Richtigkeit abzusprechen, manchmal werden sie auch vom Umfeld der beiden explizit als "Lüge" bezeichnet. Ja, es steht Aussage gegen Aussage. Und in dieser Situation, mit dem Wissen um die Plakate, dem Anti-Mannifest, die Diskussion im EKH und mehr, angesichts der patriarchalen Struktur unserer Gesellschaft, dessen, was sich Rape-Culture nennt, in dieser Situation Stehe ich auf der Seite jener, die diese Vorwürfe ausgesprochen haben, jene, die den beiden sexistisches Verhalten und sexualisierte Gewalt vorwerfen. 

 

(Hier vielleicht eine Anmerkung: Es ist zwar möglich, dass der* Autor* des indymedia-Artikels diesen erfunden hat, aber was bleibt ist meines Erachtens mehr als genug. Aus der Feststellung [und auch hier: wie soll ich das denn überprüfen, ob das stimmt?], dass ein Text zur Pizzeria und Sexismus erfunden ist folgt nicht, dass auch alles andere erfunden ist!)

 

Täterausschlüsse

 

In der Stellungnahme der Pizzeria wehren sich die Autor_innen dagegen, dass "ohne konkrete Anschuldigungen und ohne die Möglichkeit ihr Fehlverhalten zu reflektieren bzw. ohne überhaupt zu erfahren woraus dieses bestehen sollte, aus allen linksradikalen Räumen und sogar aus ihren sozialen Zusammenhängen, sprich ihrem Zuhause, ausgeschlossen werden sollen." 

 

Täterausschlüsse sind Notlösungen, die meiner Erfahrung nach nur dann gefordert werden, wenn es sonst dazu führen würde, dass Betroffene sich aus den jeweiligen Zusammenhängen zurückziehen. Sie werden also üblicherweise dann ausgesprochen, wenn die Situation so ist, dass sich eine entweder-oder-Frage ergibt: Entweder ich als Betroffene ziehe mich zurück, weil ich die Gegenwart des Täters nicht aushalte, oder er geht, damit ich mich weiterhin in den Zusammenhängen aufhalten kann. Lange Zeit war es so, dass Frauen* nach Gewalterfahrungen oder ständiger Reproduktion patriarchaler Strukturen einfach die Zusammenhänge verlassen haben und den Raum Männern* überließen. Täterausschlüsse sind eine drastische aber wirksame Möglichkeit, dieser patriarchalen Struktur entgegenzuwirken. 

 

Täterausschlüsse sind gängige Praxis und meistens werden sie auch von den Tätern respektiert. Wenn Täter sie allerdings nicht respektieren, trotz ausgesprochenen Raumverboten versuchen, die Räume zu betreten kommt es auch vor, dass diese Raumverbote durchgesetzt werden. Wie die Durchsetzung erfolgt, sehe ich teilweise auch problematisch: Wenn es zu Szenen kommt, wo überwiegend Männer* mit Gewalt Täterausschlüsse durchsetzen, habe ich zu einem gewissen Grad Bauchweh (vor allem, wenn es zu Schlägen und Tritten kommt). Aber auch hier will ich betonen: Gewalt kommt nicht nur in Form von Schlägen und Tritten daher! Wenn Betroffene oder Unterstützer_innen bei Parties gestalkt werden, ständig angestänkert werden, dann sehe ich das auch als Form von Gewalt, die zwar subtiler daherkommt, aber ebenso effektiv ist. Und leider habe ich den Eindruck, dass einige Anarchist_innen diese Formen der Gewalt nicht sehen (wollen), aber um so lauter schreien, wenn es Rauswürfe gibt. 

 

struktureller Sexismus

 

Täterausschlüsse sind nicht dazu da, Täter zu ändern oder sie mit ihrem Sexismus auseinanderzusetzen. Täterausschlüsse sind mit Sicherheit auch nicht DIE Lösung, um sexistische Strukturen oder das Patriarchat zu überwinden. In der Stellungnahme der Pizzeria wird auch behauptet, das DefMa-Konzept eigne sich nicht als Werkzeug um "sexistische Strukturen zu bekämpfen". Das Definitionsmacht-Konzept alleine wird das nicht schaffen, aber meiner Meinung nach ist es sehr wohl ein sehr brauchbares Werkzeug. Denn was sind sexistische Strukturen? Eine sexistische Struktur ist, dass in der Regel angezweifelt wird, wenn Betroffene Situationen als sexualisierte Gewalt bezeichnen. (Die Struktur ergibt sich meiner Meinung nach (grob) daraus, dass es ein Muster ist, wie mit solchen Vorwürfen in der Regel umgegangen wird, gepaart mit einer Männerdominierten und patriarchalen Justiz [als mehrheitsgesellschaftliches Instrument, um diese Frage zu klären] und der Stärkungen dieser Struktur durch die ständige Wiederholung, mediale Zelebrierung [mensch denke an Strauss-Kahn und ähnliches] und Marginalisierung der Betroffenen-Perspektive bei gleichzeitiger Banalisierung der Taten in Diskursen.) 

 

Und leider sehe ich es so, dass die Stellungnahme der Pizzeria zur A-Radio-Sendung viele dieser sexistischen Strukturen reproduziert: Vorwürfe werden als Gerüchte delegitimiert, die Befindlichkeit der Täter* wird ins Zentrum gerückt, die Befindlichkeiten der Betroffenen wird hingegen nicht einmal angeschnitten, ja deren Existenz sogar in Frage gestellt (einzig, weil die Plakate nicht von Betroffenen selber geschrieben wurden wird geschlossen, dass es solche nicht gibt). Die Autor_innen wehren sich vehement gegen Raumverbote der Täter und würden wohl implizit bevorzugen, dass Betroffene sich zurückziehen, denn das wäre die Kehrseite der Medaille. Menschen, die Raumverbote durchsetzen, werden als Szenepolizist_innen diffamiert und Gewalt nur dann wahrgenommen, wenn sie körperliche Form annimmt. 

 

transformativer Täterumgang

 

In der Stellungnahme der Pizzeria wird geschrieben: "[wir beschäftigen] uns wenn möglich auch mit den Tätern und versuchen eine transformative Lösung zu finden". Transformativ heißt in dem Kontext (vermutlich), Veränderungen beim Täter anzuregen, reflexion anzustoßen, etc. um Wiederholungen zu vermeiden. Das finde ich unterstützenswert, allerdings kann ich nicht sehen, wie die meines Erachtens klaffende Lücke geschlossen werden kann: Betroffenen wird vermittelt, nie konkret genug werden zu können, es wird behauptet, es gäbe keine Auseinandersetzung mit den beiden Tätern, die Raumverbote werden als überzogen dargestellt, die Befindlichkeit der Täter wird über die Befindlichkeit der Betroffenen gestellt usw. In Summe bedeutet das für mich: Wir glauben nicht, dass die beiden sexistische Gewalt ausgeübt haben. Und solange das nicht geglaubt wird, sind sie wohl auch keine Täter. Gibt es nun den Versuch, sich transformative Lösungen zu den Vorwürfen zu finden? Ich glaube nicht, denn dazu müssten die Vorwürfe erst angenommen und nicht ständig in Zweifel gezogen werden. 

 

Wie dem auch sei, finde ich es prinzipiell eine gangbare Möglichkeit, als Kollektiv der Pizzeria zu sagen: "Wir schließen die beiden nicht aus unserem Kollektiv aus, denn als soziales Umfeld sehen wir es als unsere Aufgabe, sie mit ihrem Sexismus zu konfrontieren, sie zur Reflexion anzuhalten usw." Es gäbe auch die Möglichkeit, zu einem Treffen einzuladen (idealerweise nicht in der Pizzeria), wo Betroffene oder deren Unterstützer_innen eingeladen werden, um Betroffenen-Perspektive in die Täterarbeit einfließen zu lassen. Es könnte auch andere Versuche geben, Kontakt mit Betroffenen herzustellen, vielleicht mit anderen Gruppen als Schnittstelle, um die Betroffenen zu schützen. (Das EKH war immerhin gut genug als Location, um über den aktuellen Stand der Pizzeria zu informieren, weshalb nicht als Schnittstelle zu betroffenen?) All das sind nur vage Ideen, wie eine ernsthafte und Betroffenen-Freundliche Auseinandersetzung mit dem Thema passieren könnte. Und nachdem es keine Kontaktmöglichkeit mit Betroffenen oder Unterstützer_innen gibt, wäre es an der Pizzeria, hier den ersten Schritt zu machen, wenn sie ernsthaft an einer Lösung interessiert ist. Stattdessen gab es keinerlei (mir bekannte) Versuche, auf Betroffene oder deren Unterstützer_innen zuzugehen, sondern immer die Forderung nach Rechtfertigung und Zweifel an den Vorwürfen. 

 

Keine Projekte oder Räume können ernsthaft behaupten, frei von Sexismus zu sein (hier stimme ich der Pizzeria zu), aber der Umgang mit Vorwürfen ist eine recht konkrete Möglichkeit, patriarchale Strukturen zu schwächen, oder - so wie es meiner Meinung nach die Pizzeria macht - eben auch zu stärken. 

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Es wird wieder Zeit für eine Indymedia Austria Spielwiese. Offensichtlich ist die Wiener Szene mit kaum anderem beschäftigt als "Selbstreinigung", von politischen Aktivitäten wird selten berichtet.

Anstatt nach außen zu wirken, andere davon zu überzeugen, dass und wie das System bekämpft werden muss, wird nur nach innen Politik gemacht. In den Freiräumen, die alle nur noch Schutzräume sein sollen wird nicht am politischen Widerstand gearbeitet, sondern der neue Menschen bzw. Mann entworfen und durchgesetzt. Das Verhalten der Besucher wird peinlichst genau geprüft, jedes charakterliche "Fehlverhalten", vor allem in der Sprachverwendung wird sofort geahndet. Es ist völlig akzeptiert, Männer die sich nicht politisch korrekt genug ausdrücken, oder sonst wie nicht der Norm des unterwürfigen linken Mannes entsprechen agressiv zurechtzuweisen, zu beschimpfen und bei Nichteinsicht auch gleich raus zu werfen. Zu versuchen eigene Verhaltensweisen zu erklären hat sich diese abgehobene Szene längst abgewöhnen müssen, da ihre Moral Aussenstehenden nicht vermittelbar ist.
Das Ziel, das es zu erreichen gibt ist sich möglichst "reflektiert" zu verhalten um vor allem sprachlich zu beweisen, dass man selbst niemanden "unterdrückt" und alle Formen der Machtausübung perfekt dekonstruieren kann. Als Resultat entsteht ein Netzwerk aus Cliquen, eine Szene, in der einerseits wütende, agressive Feministinnen als "starke Frauen" sich jederzeit machtvoll durchsetzen dürfen, während Männer in jeder Diskussion, beim organisieren usw. ganz genau aufpassen müssen nicht "mackerhaft" rüber zu kommen. Als Macker wird nicht nur verunglimpft wer organisatorische Fähigkeiten hat, andere von seinen Standpunkten zu überzeugen versucht, sondern auch wer gut analysieren und schreiben kann ist dann eben ein Theoriemacker. Auf dem Altar der Hierarchielosigkeit werden die Fähigkeiten die notwendig sind um sich zu organisieren geopfert, übrig bleibt ein theoretisch und sozial verwahrloster Haufen, der nicht mehr in der Lage ist zu erkennen warum die eigenen "Bemühungen" eine hierarchiefreie Welt zu erreichen, nur ganz wenige Studenten unter 25 interessieren...

Auf Indymedia Austria wären derartige Stellungnahmen und Posts (wie die des Pizzeria Kollektivs), die rechtfertigender Natur sind, sehr schnell gelöscht worden. Mit Meinungsfreiheit hatte das indy austria Kollektiv es nämlich nie so, wenn es ihrer eigenen widerspricht...

auch ein Grund wieso es dieses nicht mehr gibt...

Auf IndyAustria dieses Gezänke? Bitte nicht, denn das interessiert außerhalb Wiens auch Niemanden.

Noch besser wäre wenn die Queerfemistinnenhauptstadt Europas in Ihrem wichtigtuerischem Gequatsche ganz für sich bleiben würde.

vergesst uns nicht...

Was hat der Kommentar außer Pauschalierung zu bieten?

ich könnte gar nicht nachprüfen, ob denn sexualisierte Gewalt ausgeübt wurde oder nicht, denn das ist subjektiv und kann nur die Betroffene selber feststellen (hier würde das Konzept der Definitionsmacht greifen). 

Wird jemand von einem 40-Tonner überfahren, rufst du wahrscheinlich erst dann den Rettungsdienst, wenn er sich als verletzt definiert hat.

Manchmal frage ich mich, wie es dazu kommen kann, dass schlaue Leute sich zu solchen Argumenten versteigen ... 

Es gibt sexuell motivierte Übergriffe, die auch eindeutig als solche benennbar sind. Grapschen, Vergewaltigung etc. Und dann gibt es Handlungen, die als übergriffig empfunden werden und da haben wir ein Problem, eben weil es rein subjektiv ist: Anscheinend weiß in Wien niemand, ob diese Personen Frauen angegrapscht haben oder sie nur nicht haben ausreden lassen. Es ist kein Wunder, dass da jeder, der sich ein wenig Restverstand bewahrt hat, nicht wegen Szenegerüchten oder dem Übergriffsempfinden von Feministinnen andere ausschließt. Nachher bestand ihr Verschulden nur darin, eine Email nicht nach der neusten Sternchen-Unterstrich-Konvention gegendert zu haben. 

Wenn es Übergriffe gab, die über die Gefühlsebene hinausgingen, dann wird man sie auch grob benennen können und dann hoffe ich, dass entsprechende Konsequenzen von vielen mitgetragen werden. Wenn es aber nicht mehr als Gerüchte und ein Unwohlsein gibt, dann verstehe ich jeden, der bei dem Ausschluss nicht mitmacht. Denn dafür gab es schon viel zu viele absonderliche Vorwürfe von Definitionsmachts-Anhängern, als dass man sich auf sie verlassen könnte.

Die letzten Wochen gab es - wahrscheinlich kam die Debatte auch aus Wien herübergeschwappt - hier eine gute Auseinandersetzung: 5 Artikel und über 300 Kommentare dazu.

In den Posts wurden weiterhin Artikel der letzten Jahre empfohlen - und zwar eine in der Jungle World abgedruckte Stellungnahme der Gruppe Les Madeleines: "Kein Kavaliersdelikt" sowie 7 Thesen zur Definitionsmacht, die sich beide ablehnend mit dem Definitionsmacht-Konzept auseinandersetzen.

 

Das Thema ist umkämpft, von einer Einigung oder gar Konsens kann wohl keine Rede sein. Wie es scheint, sind es zwei  Leute  samt Szene in Wien, die als Anstoß für eine Auseinandersetzung über ganzen deutschsprachigen Raum dienten. So ist Defma. Zum Sammeln der verschiedenen Facetten des Themas eignen sich die Threads hervorragend.

gut strukturierte zusammenfassungen posten, um den leuten überblick zu erleichtern <3 danke dir!!!

Die Texte von "Keine Defma" sind aber schrott, weil sie etwas als Definitionsmachtkonzept verkaufen wollen, das keines ist. Abgesehen davon sind sie stellenweise widersprüchlich. Ernsthaft: zuerst dachte ich das wär' Satire.

Ein Glück, dass das endlich mal jemand aufgeklärt hat. Hätten sich die Leute die 300 kommentarlange Diskussion ja einfach sparen können. Vorallem kam da irrtümlich das Argument auf, die Definitionsmacht wäre ihrerseits widersprüchlich - aber das ist ja damit jetzt auch vom Tisch, weil du dachtest, die ganze Welt um dich herum wäre Satire.

taeterauschluesse sind notloesungen... und werden meist akzeptiert. die zwei haben aber nirgends hausverbot ausser im ekh gekriegt. werden aber auf campuspartys, auf oeffentlichen festen, ja sogar am tag der offenen tür einer oeffentlichen uni von irgendwelchen szene heinis angegangen.

 

also was soll der scheiß hier??? 

der ganze text ist scheiße. einfach nur scheiße... jetzt ist es offiziell? ja gehts noch, das wurde doch schon auf den plakaten vor über einem jahr geschrieben dass diese zwei menschen in der pizza wohnen.

 

du hast keinerlei argumente. ausser internet kommentare die du der pizza zuschreibst unter einem text der soweit ich weiß nicht von der pizza verfasst wurde. also gehts noch? ihr seid nur noch lächerlich!!!

soweit ich weiß kennen die leute in der pizza keine betroffenensicht. das wird immer wiede rbetont. sie wissen nicht wer betroffene sein sollten, was denen passiert ist und was die gern hätten. wie kannst du den leuten in der pizza vorwerfen sie würden die betroffenensicht ignorieren? sie kennen sie nicht!

 

 

gehts scheißn

Das AZ Köln aber, dass die Pizza kurz vor ihrem Vortrag ausgeladen hat und auf interessierte Nachfrage keine Antwort gab und auch jegliche Diskussion ablehnte, scheint mehr Hintergründe zu kennen. Sonst würde sich ein emanzipatorischer Raum doch niemals vorschnell mit einem Freiraum aus Wien entsolidasieren? Ach so ich vergaß, so funktioniert Defma! Wer sich eigene Gedanken macht und Begründungen für Handeln wünscht, dem wird mit Misstreuen begegnet...

 

Nach allem, was ich aus Wien gehört habe, gilt meine Solidarität der Pizza Anarchis und für mich liegt ein dunkler Schatten auf dem AZ Köln und ihrem dogmatischen Handeln, obwohl ich Vieles an diesem Zentrum auch schätze, ist meine Einstellung inzwischen ambivalent.

Es gibt schon so seine Gründe warum das AZ Köln auch den spitznamen autoritäres Zentrum trägt. Natürlich ist das AZ als freiraum in Köln auch weiterhin wichtig und gehört verteidigt, als maßstab für einen brauchbaren Umgang mit Defma strukturen halte ich es allerdings für relativ ungeeignet.

okay , es ist zwar möglich dass der text erfunden wurde, aber irgendwie stimmt halt trotzdem was drinnen steht. ja ist klar

 

die gleichsetzung findet durch leute der szene statt. bei einem infoabend der pizzeria im ekh über die situation, wurde die diskussion sofort auf die zwei männer geleitet. diese durften natürlich nicht anwesend sein. auch an diesem abend kam es zu keinen konkreten anwürfen. ich war vor ort, es war schrecklich wie eine gruppe von 4 menschen durch ihr autoritäres verhalten eine diskussion von über 40 menschen kapern konnte. und alle ließen es sich gefallen, weil sonst ist mensch ja selber auf der täterschützerliste...

 

das anti-mannifest wurde auf sämtlichen indys, bis auf das österreichische pendant gelöscht. warum? biologistisch, sexistisch, verbalradikale gewaltaufrufe und potentiell reaktionäre scheiße. lest selbst: http://no-racism.net/article/3937/

 

ein altes muster: kommentare unter irgendwelchen artikeln werden den männern oder der pizzeria angelastet. anstatt einzusehen, dass riesengroße scheisse passiert wird einfach alles zur schuld einzelner.

 

du schreibst zuerst: jetzt ist es offiziell, die zwei sind teil des kollektivs. wahnsinnsneuigkeiten. vor einem jahr schon auf plakaten, im text der defma, auf der diskussion im ekh war das immer der vorwurf gegen die pizza. das schreibst du ja sogar später selbst: seit längerem das soziale umfeld der beiden.

 

ich frage viele leute, aus unterschiedlichsten zusammenhängen was die zwei gemacht haben sollen. noch nie, kein einziges mal konnte mir jemand eine konkrete situation schildern. bis auf eine: einer der beiden hätte eine frau in einem plenum auf einer besetzung niedergeschlagen. hmm, komischerweise weiß nur niemensch davon. keine der teilnehmenden personen hätte jemals von so etwas gehört. nicht im ansatz. ist ja auch nicht schwierig zu überprüfen. diese plena waren öffentlich und dutzende menschen haben teilgenommen. ich war auch auf dieser besetzung aktiv. es gab keinerlei körperliche gewalt in plena situationen, weder von den beiden noch von anderen ausgeführt. und solche gerüchte soll mensch ernst nehmen, weil sonst die bedürfnisse von betroffenen verraten werden? gehts noch?

 

keine argumente, keine betroffenen, kein plan von gar nichts. auf dieser basis werden menschen mittlerweile sogar verprügelt... ihr habt nicht mehr alle tassen.

 

 

volle solidarität für die pizzeria!

"fluoreszierende frequenzresonanz"... schön, dass der autonome feminismus mittlerweile so eine art hauseigene redaktion bahamas hat <3

Während offenbar wer, die zwei für Sexisten hält, heißt dass nicht, dass jede*r das so sehen muss. Dieser Automatismus in Wien kotzt mich an!

Die Aktivist*innen der Pizzeria werden ja wohl die beiden besser kennen und daher auch besser beurteilen können, ob die zwei Sexisten sind oder nicht.