[Sachsen] Keinen Cent für's NDC

Gegen Nazis

Namhafte Projekte der Zivilgesellschaft haben sich von antifaschistischer und antirassistischer Politik verabschiedet und sich im Tausch gegen Geld dem staatlichen Kampf gegen „Extremismus“ angeschlossen. Jetzt wird das Geld knapp – und das Netzwerk für Demokratie und Courage, das keinen
Kompromiss je ausgelassen hat, startet ausgerechnet in linken Zusammenhängen eine Charme-Offensive.

 

Das „Netzwerk für Demokratie und Courage“ (NDC) ist seit 1999 eine feste Größe der Zivilgesellschaft. Was sich selbst „Demokratieprojekt“ nennt, ist in jeder Hinsicht ein Staatsprojekt geworden und als solches von Fördermitteln abhängig. Zunächst flossen in das NDC Mittel der so genannten außerschulischen Jugendbildung, beantragt durch den DGB. Dadurch wurden – richtigerweise – erhebliche Risiken in Kauf genommen, unter anderem ein juristischer Streit mit dem Freistaat, ob die Fördermittel „richtig“ eingesetzt werden.

 

Das NDC, eine Geschichte ohne Missverständnisse
Die politische Streitlust ist schnell vergangen. Zur Finanzierung sind seit 2001 die EU, der Bund und der Freistaat Sachsen eingesprungen. Damals profitierte das NDC vom „Aufstand der Anständigen“, der von Kanzler Gerhard Schröder ausgerufen wurde. Diese Liaison mit der SPD hält bis heute an, obwohl auch sie nichts daran ändert, dass unterm Strich immer weniger Mittel ausgereicht werden.

Schon damals war klar, dass zivilgesellschaftliche Initiativen in Sachsen nur existieren können, wenn sie sich an einer ganz kurzen Leine halten lassen – und auch keine Ambitionen entwickeln, das zu ändern. Für einige Projekte, die nicht ans Gängelband wollten, war damit schon früh das Ende gekommen.
Mit dem Jahr 2004 endete auch der erste große Förderzeitraum für das NDC und schon damals wurde um dessen Fortbestehen gekämpft. Und wie! Um sich dem Staat weiter anzudienen, wurde der ehemals antirassistische Ansatz des Projekts in eine Art Qualifizierungsmaßnahme für Auszubildende umgemodelt. So wurde aus ehemals kritischer Bildungsarbeit eine affirmative Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt.

 

Vorauseilender Gehorsam zum Wohle der FdGO
Das NDC war darüber hinaus bereit, weitere Kompromisse einzugehen, die sich als folgenreich erweisen würden. Das geschah beispielsweise 2010, als die „Extremismusklausel“ eingeführt wurde. Künftig sollten sich Vereine und Initiativen per Unterschrift zu „Freiheitlich demokratischen Grundordnung“ (FdGO) bekennen und umgekehrt garantieren, dass sich keinesfalls vermeintliche (Links-) „Extremisten“ unter ihren MitarbeiterInnen befinden.

 

Während einige wenige Projekte dies konsequent verweigerten, war das Unterzeichnen des auch als „Demokratieerklärung“ bekannten Treueschwurs gegenüber dem Staat für ein „Demokratieprojekt“ wie das NDC natürlich kein Problem. Die Klausel wurde sogar in vorauseilendem Gehorsam an ehrenamtliche MitarbeiterInnen und ReferentInnen weitergereicht. So weit waren selbst wenig progressive Einrichtungen wie die Landeskirche Sachsen nicht mehr gegangen.

Das NDC aber protestierte nicht, das Unterschreiben der Klausel bekräftigte zugleich die völlige Abhängigkeit vom staatlichen Wohlgefallen. Erfolgreich war das NDC damit nicht wirklich: Zuerst strich das Sächsische Wirtschaftsministerium und zuletzt das vom Innenministerium betreute Programm „Weltoffenes Sachsen“ die Mittel drastisch zusammen. Seit Herbst 2012 schlägt das NDC Alarm und warnt seit Anfang 2013 vor der anstehenden Schließung des Leipziger Büros.

 

Wenn schon Staatsprojekt, dann aber richtig
In einer Flut von Pressemitteilungen und Rundschreiben weist das NDC bar jeder Selbstkritik auf die Unverzichtbarkeit der eigenen Arbeit und seine mal ehrenamtlichen, mal gut dotierten Leistungen für Demokratie – das bedeutet in Sachsen: gegen „Extremismus“ – hin.

Faktisch hatten sich mit der Einführung der „Extremismusklausel“ schon jene Personen aus dem NDC verabschiedet, die sich bei der Auseinandersetzung mit menschenfeindlichen und rassistischen Einstellungen in der Mitte der Gesellschaft eine kritische Distanz zur Herrschaft dieser „Mitte“ bewahren wollten. Seitens des NDC gab es kein Bedauern, im Gegenteil: Was mit der Klausel bezweckt werden sollte, hatte das Projekt schon aus eigenem Antrieb besorgt.

Auf Betteltour durch die Szene
Nachdem das NDC alles Erdenkliche getan hat, um sich von linker Politik, antifaschistischen Zusammenhängen, antirassistischen Projekten und gesellschaftskritischen Positionen abzusetzen, steht die heile Welt der ZivilgesellschafterInnen Kopf, seitdem der Staat sie nicht mehr mit geldwerten Vorteilen besticht. Aktuell werden deshalb in großem Stil Spenden eingetrieben – und zwar ausgerechnet in linken Locations, bei antifaschistischen Initiativen und antirassistischen Projekten.

Es gibt Anfragen an Festivals, für das NDC werden „Solipartys“ ausgerichtet und Spendenbüchsen ausgeschüttet. Wenn man es nicht besser wüsste, könnte man glatt meinen, hier sei eine Drückerkolonne unterwegs. Tatsächlich stehen dahinter die ehrenamtlichen TeamerInnen des NDC.
Fakt ist: Jeder Euro, der an das NDC fließt, unterstützt ein staatstragendes Projekt. Jeder Euro, der an das NDC gespendet wird, kann nicht (um nur ein Beispiel zu nennen) in die Unterstützung der Proteste von Asylsuchenden fließen, die vielerorts massiver Repression ausgesetzt sind. Läden wie das einst als linkes Projekt gestartete „Atari“ spielen dabei völlig unkritisch mit.

Sollte sich das NDC daran gesundstoßen können, wird es keinen Moment zögern, solche Locations gleich wieder zu verraten – und ihnen eine „Extremismusklausel“ zur Unterschrift vorzulegen. Damit wird zur Repression gegen linke Politik beigetragen. Auch, weil Gelder für Antirepressions-Arbeit, die etwa (um ein weiteres Beispiel zu nennen) der Ermittlungsausschuss gut gebrauchen könnte, schon dem NDC gespendet wurden.
Es scheint hier auch eine gehörige Portion Naivität im Spiel zu sein: Das wichtigste Drohmittel des NDC ist die Schließung des Leipziger Büros. Das hätte längst passieren sollen – ist es aber nicht. Wahrscheinlich wird das auch nicht passieren: Zum Projekterhalt sind Gelder durch SPD-Bundestagsabgeordnete zugesagt worden. Das staatstragende NDC ist längst unter einem staatlichen Rettungsschirm. In den alarmierenden Pressemitteilungen wird das natürlich nicht erwähnt.

Zurück an den Katzentisch der Regierung

 

Seitdem von einer „Zivilgesellschaft“ gesprochen wird, seit bald anderthalb Jahrzehnten also, ist sie Gegenstand berechtigter Kritik. Längst ist der Fall eingetreten, vor dem seit Anbeginn gewarnt wurde: nicht nur eine schrittweise Vereinnahmung durch den Staat, sondern ein bewusstes Bündnis.

Es ist richtig, dass ein Teil der Zivilgesellschaft respektable Arbeit leistet, wenn es etwa darum geht, Opfer rechter Gewalt zu unterstützen. Das ändert aber nichts daran, dass ein gewichtiger Teil dieser Zivilgesellschaft nicht mehr ist als ein Sammelsurium an behördlich finanzierten und obrigkeitsstaatlich beaufsichtigten Vorfeldorganisationen. Sie nehmen wie selbstverständlich am Tisch irgendeines „kriminalpräventiven Rates“ platz. Sie entfernen sich – siehe NDC – von den Ansprüchen linker Politik. Oder sie stellen sich – wie das „Kulturbüro“ – dem Landesamt für Verfassungsschutz als ReferentInnen zur Verfügung.
Diese Fraktion der Zivilgesellschaft führt keine politischen Auseinandersetzungen gegen rassistische Zustände, sondern besorgt äußerst engagiert ein staatliches Geschäft. Passend zum Wagner-Jahr heißt das Motto auch in diesem Fall: „Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun.“

Dieser gefährliche Unsinn verdient entschiedene Kritik – und sonst gar nichts!
Für das Politische!

Kommuniqué einiger linker Gruppen aus Leipzig • Juni 2013

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Eure Kritik an der Zivilgesellschaft in allen Ehren - doch am wenigsten verdient hat dies das NDC.

All das, was ihr dort anprangert, trifft genauf auf das NDC eben nicht zu.

 

Ihr beklagt:

 

"Um sich dem Staat weiter anzudienen, wurde der ehemals antirassistische Ansatz des Projekts in eine Art Qualifizierungsmaßnahme für Auszubildende umgemodelt."

Wo ist das Problem? Eine Bildungsmaßnahme auch für Azubis zu erweitern, das geht in eure akademischen Köpfe wohl nicht rein?

Für euch ist dies, "sich dem Staat andienen". Gehts zur Abwechslung vieleicht mal mit Argumenten?

 

-"war das Unterzeichnen des auch als „Demokratieerklärung“ (...) natürlich kein Problem."

Ein ebenfalls an den Haaren herbeigezogener Unsinn. Die Pressemitteilungen, welche ihr beklagt, kamen nie ohne Kritik an dieser Extremismusklausel aus.

Das NDC stand immer - auch wenn ihr das nicht wahrhaben wollt - auf der Seite derjenigen, welche sich gegen das Kontrollinstrument wandten.

 

"Das NDC protestierte nicht"

 

Das NDC hat, wie bereits geschrieben, mit diversen Mitteln der Öffentlichkeitsarbeit und der politischen Auseinandersetzung gegen die Extremismusklausel gekämpft.

So zum Beispiel bei einer anberaumten Diskussion mit dem VS Präsidenten, welches es recht amüsant & eindrucksvoll zunichte machte:

Zum Anhören (ca. 23 Min.): http://freie-radios.net/52767 Zum Nachlesen: http://www.engagiertewissenschaft.de/de/inhalt/FKR_fordert_die_sofortige_Schliessung_der_Ausstellung_In_guter_Verfassung http://www.engagiertewissenschaft.de/de/inhalt/FKR_Positionspapier_Es_gibt_nichts_zu_diskutieren

 

"weist das NDC (...) auf (...) Leistungen für Demokratie – das bedeutet in Sachsen: gegen „Extremismus“ – hin

So macht man es sich leicht. Wenn ihr wenigstens eine Kritik der bürgerlichen Demokratie bringen würdet.

Sich gegen menschenverachtende Einstellungen in der Gesellschaft einzubringen - das kann man Demokratie nennen oder auch nicht - das ist für euch, wenn dies in Sachsen geschieht - "gegen "Extremismus" zu arbeiten. Dann müsst ich euch folgerichtig auch selbst auflösen.

 

"Nachdem das NDC alles Erdenkliche getan hat, um sich von linker Politik, antifaschistischen Zusammenhängen, antirassistischen Projekten und gesellschaftskritischen Positionen abzusetzen"

...Indem es....was tat? Ehrenamtliche Projekte zur Sensibilisierung gegen menschenfeindliche Einstellungen mit jungen Menschen durchzuführen?

Gegen die Extremismusklausel politisch zu wirken?

Das hört sich nach einer spannenden Argumentation an, bitte führt das doch mal aus.

 

"Fakt ist: Jeder Euro, der an das NDC fließt, unterstützt ein staatstragendes Projekt"

...

Ich hoffe, der_dem geneigten Leser_in ist an dieser Stelle spätestens klargeworden, das der hier auseinandergenommen Text leider einfach schlecht recherchiert ist. Wohlgesonnen interpretiert. Und das ist sehr, sehr Schade.

Das NDC führt Projekttage an Schulen und mit Azubis durch, um gegen menschenverachtende Einstellungen zu sensibilisieren.

Das es in Sachsen extrem schwer ist, eine solche Arbeit durchzuführen, ist jedem politischen Menschen klar.

Sachsen ist äusserst rechts und Vorreiter in Sachen repressiver Politik.

Das dabei die von euch beklagten Kompromisse (zB Unterzeichnung der Klausel) gemacht werden müssen, ist dabei eine Entscheidung, welche das NDC für sich beantwortet hat - und nebenbei, auf meine Zustimmung dabei sicherlich nicht stieß. Das ist jedoch für mich kein Grund, eines der wichtigsten politischen Projekte dieses besch. Bundeslandes grundsätzlich zu verdammen.

"Das dabei die von euch beklagten Kompromisse (zB Unterzeichnung der Klausel) gemacht werden müssen, ist dabei eine Entscheidung, welche das NDC für sich beantwortet hat "

 

 

" "Um sich dem Staat weiter anzudienen, wurde der ehemals antirassistische Ansatz des Projekts in eine Art Qualifizierungsmaßnahme für Auszubildende umgemodelt."

Wo ist das Problem? "

 

 

Du leugnest ja selber nicht, dass das NDC die Klausel unterschrieben hat und sich von ihrem ehemals antirassistischen Ansatz abgewand hat. Die Unterschreibung der Klausel ist ist der Dreh- und Angelpunkt - es ist der Hauptkritikpunkt des Verfassers (was ich gut nachvollziehen kann). Warum er dies so findet, führt er auch ein wenig aus:

"Es ist richtig, dass ein Teil der Zivilgesellschaft respektable Arbeit leistet, wenn es etwa darum geht, Opfer rechter Gewalt zu unterstützen. Das ändert aber nichts daran, dass ein gewichtiger Teil dieser Zivilgesellschaft nicht mehr ist als ein Sammelsurium an behördlich finanzierten und obrigkeitsstaatlich beaufsichtigten Vorfeldorganisationen. Sie nehmen wie selbstverständlich am Tisch irgendeines „kriminalpräventiven Rates“ platz. Sie entfernen sich – siehe NDC – von den Ansprüchen linker Politik. Oder sie stellen sich – wie das „Kulturbüro“ – dem Landesamt für Verfassungsschutz als ReferentInnen zur Verfügung.

Diese Fraktion der Zivilgesellschaft führt keine politischen Auseinandersetzungen gegen rassistische Zustände, sondern besorgt äußerst engagiert ein staatliches Geschäft. Passend zum Wagner-Jahr heißt das Motto auch in diesem Fall: „Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun."

Falls das NDC nun, wo es wohl kein Geld mehr vom Staat bekommt, in der Linken Szene versucht Geld zu sammeln, ist das ganz schön widerlich. Ich kenne das NDC nicht und weiß nicht was sie für Arbeit machen, aber es ist doch ganz schön bedenklich, wenn eine Organisation solch ein Verhalten an den Tag legt.

Du hast die relevanten Teile meines Kommentar einfach weggelassen und so ihren Sinn verfälscht, auf die ersten beiden Sätze inzugehen spare ich mir also.

 

Inwiefern die Unterzeichnung dieser Klausel (Organisationen wie das NDC sind abhängig von staatlichen Geldern, bitte auch daran denken) eine Abkehr von Antirassismus sein soll, muss schleierhaft bleiben. Ein Zusammenhang entfällt komplett.

Zur Ergänzung des Kommentars unter mir:

Die Ausbildung im NDC läuft in allen Bundesländern gleich: Auch in Sachsen wird dort die Extremismustheorieabgelehnt, ebenso ein affirmativer Demokratiebegriff.

Deine Kritik macht es sich aber auch sehr einfach:

 

Es ist richtig, dass das NDC Sachsen in PMs immer auch mal gegen die Extremismusklausel protestiert hat. Außer solchen verbalen Ansagen gabs aber keinen Protest. Weder hat man sich um eine juristische Auseinandersetzung bemüht (da mussten dann ehrenamtliche Projekte wie das Akubiz aus Pirna ran, denen nicht im Ansatz Strukturen und Mittel wie beim NDC zur Verfügung stehen), noch um ein bisschen Aufsässigkeit. In einer Top-Down-Entscheidung hat die Führungsriege des achso emanzipatorisch-demokratischen NDCs die Klausel an alle TeamerInnen durchgereicht. Wer das nicht mittragen wollte, dem blieb nur zu gehen. (Was auch zahlreiche TeamerInnen gemacht haben). Ein Umgang, den es wie oben im Text geschrieben steht, nicht einmal bei der nicht gerade als Hort der Emanzipation bekannten Ev. Landeskirche Sachsen gab.

 

Zudem: auf wesentliche Kritikpunkte des Textes gehst du nicht ein. Das NDC braucht keine Spenden, da der finanzielle Erhalt seines Büros durch SPD-Zusagen gesichert ist. Dennoch werden fleissig Spenden- und Solitöpfe in Anspruch genommen, die sonst linksradikalen Projekten zur Verfügung stehen. Das trifft haargenau auf das NDC zu und das ist auch der Anlass für den Flyer gewesen. Das ignorierst du aber völlig.

Die Person vom NDC hat bei der Veranstaltung mit dem VS-Präsi überhaupt nichts dazu beigetragen, dass der VS seinen kram nicht unkommentiert von sich lässt. Das war schon wenn dann die Person von den Engagiertenwissenschaften und die vielen Menschen im Raum die interveniert haben. Auch hat das NDC keine Kundgebung davor angemeldet sonder andere linke AktivistInnen. Mir ist auch nicht bekannt, dass das NDC öffentlich zur Teilnahme an der Kundgebung aufgerufen hat, also bleib mal bei der Wahrheit! (hier der Bericht dazu und die Seite: https://linksunten.indymedia.org/de/node/73166 / http://wegmitdemvs.blogsport.eu/)

 

Und zu der super Arbeit des NDC und den Projekten an die Schulen, vielleicht ist bei euch auch mal etwas Selbstkritik und Analys angebracht. Dazu verweise ich mal auf dieses Buch hier und folgende Abschnitte:

 

“Ordnung.Macht.Extremismus” vom Forum für kritische Rechtsextremismusforschung

(http://engagiertewissenschaft.de/de/inhalt/Neuerscheinung_OrdnungMachtExtremismus_Effekte_und_Alternativen_des_Extremismusmodells) dazu vielleicht mal diese Texte lesen:

 

  • Daniel Schmidt, Rebecca Pates, Susanna Karawanskij: Verwaltung politischer Devianz. Das Problem des Wissens
  • Rebecca Pates: Die Hölle sind immer die anderen: Moralische Ordnungen in Trainings gegen »Rechtsextremisten«

Ich habe das NDC und die Menschen, die dort aktiv sind bisher immer als sehr reflektiert und emanzipatorisch mit den Begriffen "Demokratie" und "Extremismus" umgehen sehen. Ich selbst habe an einer Teamer*innen-Schulung teilgenommen, wo Kritik an den Begriffen geäußert wurde und Begründungen zur Benutzung (bei "Demokratie", als "mehr Demokratie ist wünschenswert, die realexistierende Demokratie sehr kritisch zu sehen") bzw. Nicht-Benutzung (bei "Extremismus" um nicht in die Links-Rechts-Schiene zu kommen, wo doch rechtes Gedankengut kein reines Randphänomen ist") geliefert und diskutiert wurden.

 

Allerdings bezieht sich dieses auch das NDC Baden-Württemberg. Die Landesverbände sind voneinander unabhängig, wobei aber natürlich auch Vernetzung stattfindet. Ob und wieso der Landesverband des NDC die "Extremismus-Klausel" im vorrauseilendem Gehorsam unterschrieben hat, weiß ich nicht.

 

Die, meiner Meinung nach, sehr wichtige bildungspolitische Arbeit, die das NDC aber bundesweit macht sind die Projekttage zu Vorurteilen, Rassismus und Nazis. Der Ansatz, dass junge Menschen mit den pädagogischen Konzepten der Projekttage in Schulklassen gehen und einen Tag lang mit Infos, (Rollen-)spielen und Beispielen erklären wie Vorurteile zu stande kommen, wie Diskriminierung entsteht, welche Nazi-Organisationsformen es gibt, und woran sie erkannt werden können und vor Allem wie couragiertes Handel aussieht, finde ich sehr wichtig. (Vor Allem wenn nebenbei Gender-Kritik und antifaschistische Praxis demonstriert werden)

 

Das NDC ist von staatlicher finanzieller Förderung abhängig. Dass heißt in Anträgen müssen diese Konzepte staatsverträglich übermittelt werden, um Fördergelder von zum Teil staatliche Institutionen zu bekommen. Ich habe bisher von der im Text sogenannten "Betteltour" durch die Szene noch nichts gehört.

 

In Baden-Württemberg hat der VS übrigens sein eigenes Bildungs-Programm: „Team meX. Mit Zivilcourage gegen Rechtsextremismus“. Also mir ist das der NDC um einiges lieber.

Hallo

Ich habe keine Ahnung was das NDC in Sachsen so alles treibt. Erhlich gesagt bekommt man das im Süden auch garnicht so mit. Aber Es ist deshalb auch nicht so ganz gerechtfertigt da die Verbände wirklich total unabhängig voneinander aggieren.
Und der NDC in Bawü hat sich damals explizit gegen die Extremismusformel ausgesprochen und hat diese bis heute auch nicht unterschrieben. Abgesehen davon hat es seinen Sitz im Juz Friedrich Dürr in Mannheim.

Ich fände es besser wenn nicht gleich pauschalisiert wird. Sondern differenziert. Das mag alles für Sachsen zutreffen aber dann sprecht bitte auch nur für Sachsen. Das wird den anderen nicht Gerecht.

Das NDC in Sachsen "treibt" nicht irgendwelche Sachen sondern setzt politische Bildungsarbeit mit den selben Zielen, Inhalten und auf Basis eines gemeinsamen Selbstverständnisses um wie das NDC in anderen Bundesländern. Beim NDC handelt es sich um ein in elf Bundesländern agierendes Netzwerk dessen Landesnetzstellen nicht "wirklich total unabhängig voneinander" agieren sondern, ganz im Gegenteil, eng zusammenarbeiten.

Dass das NDC in BaWü die Extremismusklausel nicht unterschrieben hat liegt wohl auch daran da das NDC in BaWü seit Jahren keine Mittel mehr aus Förderprogrammen erhalten hat für eine Unterschrift nötig gewesen wäre.

Das Jugendzentrum in Selbstverwaltung "Friedrich Dürr" ist nicht der Sitz des NDC sondern ein Kooperationspartner. Der Träger des NDC in BaWü ist die die Landesarbeitsgemeinschaft Offene Jugendbildung (LAGO e.V.).

 

Das NDC ist ein gemeinsames, bundesländerübergreifendes Projekt.

Die im Text vorgegebrachte Kritik ist, wie auch schon von einigen anderen Kommentator_innen dargelegt, weit von der Realität entfernt, deshalb ist es auch vollkommen unnötig sich vom NDC Sachsen abzugrenzen.

Wer so undifferenziert schreibt und sich damit ebenso undiffernziert gibt und nicht versteht, dass es sich bei unsäglich politisch etablierten Kontrollformen wie der "Demokratieklausel" darum geht und gehen sollte staatliche Strukturen zu kritisieren und dies das Ende eines Projektes bedeutet hätte, hätten Mitarbeiter*innen, nicht für das Projekt unterschrieben und somit ihren Namen hergeben haben und sich selbst einschränklen ließen; wer weiterhin die Differenziertheit der Mitarbeiter*innen im NDC Sachsen (und ich komme nicht aus Sachsen!) nicht darstellen vermag und nicht begreift, das es manchmal besser sein kann Bildungsarbeit unter diesen schwierigen staatlichen Einschränkungen weiterzumachen, weil es für Schüler*innen und ihre Auseinandersetzung mit Diskrinierungen etc. wichtig ist, wer nicht versteht, dass Menschen auch von ihrer Arbeit leben können müssen und somit in Zwänge geraten, die sie selber gerne vermieden hätten, ist weit davon entfernt für irgendetwas etwas politisches zu tun.

Frustrationen und Enttäuschungen sind selbstverständlich, doch sollten sie dort geäußert werden, wo sie hingehören. Nämlich bei Frau Schröder.

 

Für mehr Differenziertheit ließ:  http://jule.linxxnet.de/index.php/2013/06/wovon-kristina-schroder-getrau...

Pseudointellektueller Bullshit. Da ist wohl jemand frustriert und möchte sich mal Luft machen. Außer Unterstellungen und dem Vorwurf einem politischen Idealbildes nicht gerecht zu werden, steht hier aber nichts was wirklich erwähnenswert ist.

 

Lieber wichtig machen und den anderen Stöcke in die Beine werfen anstatt mal da anpacken wo es wirklich brennt. An all den Schulen in sachsens Kleinstädten ist so ein Ort. Der NDC ist auf jedenfall am Start und das ist auch gut so.

"Es ist richtig, dass ein Teil der Zivilgesellschaft respektable Arbeit leistet, wenn es etwa darum geht, Opfer rechter Gewalt zu unterstützen. Das ändert aber nichts daran, dass ein gewichtiger Teil dieser Zivilgesellschaft nicht mehr ist als ein Sammelsurium an behördlich finanzierten und obrigkeitsstaatlich beaufsichtigten Vorfeldorganisationen"

Nur zur Info und sachlichen Richtigstellung: Auch die Opferberatungsstellen sind zum großen Teil durch die entsprechenden Förderprogramme des BMFSFJ finanziert und können dann auch nur arbeiten, weil sie die Extremismusklausel unterschrieben haben. Dies haben die meisten Träger nur unter Protest getan.

Wenn also aus der Unterschrift der Extremismusklausel abgeleitet über die "behördlich finanzierten und obrigkeitsstaatlich beaufsichtigten Vorfeldorganisationen" gemeckert wird, dann bitte über alle.

ja, das NDC wär gerne um einiges emanzipatorischer und demokratischer, als es ist.

ja, das NDC wird von staatlichen Mitteln gefördert

ja, das NDC will diese Gelder auch kriegen und verbiegt sich da schnell mal noch ein bisschen mehr

 

aber

 

das NDC macht richtig gute Arbeit und erreicht eine Vielzahl an Menschen mit Inhalten, von denen linke Projekte/Gruppen... nur träumen können. Wenns kein Geld mehr fürs Material gibt, findet das nicht einfach nicht mehr statt. Linke Gruppen können ruhig mal was springen lassen, dass andere sich mit Staat und Institutionen rumschlagen, um mit Jugendgruppen und Schulklassen Diskussionen führen zu können, die diese sonst vielleicht nie führen würden. Es geht schließlich um Inhalte und nicht drum ständig zu beweisen wie radikal man ist.

Ihr könnt Euch ja mal aufem Schulhof auf nen Schemel stellen und laut durchsagen, jetzt gerne mal mit allen über Rassismus zu diskutieren oder die letzte Hausarbeit vorlesen.

 

scheiß drauf, dass da Kohle vom Staat kassiert wird und scheiß drauf, dass, um diesen zu melken, auch mal lieb Kind gemacht wird. Die Arbeit zählt und inhaltlich ist die Arbeit nicht staatstragend, weil sie versucht gegen GMF zu sensibilisieren und GMF ist nun mal Staatsimmanent.

Versteht mich nicht falsch. Niemand soll das NDC toll finden und wer dafür wegen dem Abkassieren von staatlichen Fördermitteln nix geben will, kann dies guten Gewissens lassen. Aber zu versuchen das Geld zu streichen nützt nur den Nazis und vielleicht auch sogar dem Staat. Habt ihr nichts besseres zu tun? Hab mal gehört im Raum Leipzig sollen schon mal Nazis gesehen worden sein. Könnt ja mal suchen gehen.

 

Im Übrigen den einen Laden anzufeinden (war noch nie drin oder auch nur in der Nähe), weil er ein antirassistisches Bildungsprojekt, solipartys feiern lässt, obwohl es kein linksradikales Projekt ist, ist echt das letzte und einfach nur unsolidarische Kackscheiße!

Leute, gehts noch?

 

Sowas wird nicht in der öffentlichkeit diskutiert. 

In diesem Artikel steht nicht eine Postition vom NDC zu den Vorwürfen noch gibt es ein Statement von Betroffenen.  

 

Legt ihr sonst Leuten gegenüber eure Strukturen offen und tretet diese öffentlich breit, die ihre Texte mit "einige linke Gruppen" unterschreiben?

Was ist denn da los in Leipzig.

 

@Mods: Bitte den Artikel löschen.  

Hier lässt sich einmal wieder mehr sehen, wie schön sich eine linke Szene selber zerfleischt. Warum das sein muss, weiß ich bis lang nicht. Klar kann ich verstehen, wenn man Kritik auch an "sich selbst" und den nahe stehensten übt, dies ist zumindest ja auch eine gewisse Anerkennung. Denn wenn es einem egal wäre, müsste man seine Zeit nicht im Schreiben von solchen Artikeln vergeuden . Jedoch sollte das doch bitte so geschehen, dass die Kritisierten sich dabei auch etwas mitnehmen können. Die berühmte "konstruktive Kritik," wäre da eine durch aus fruchtende Methode.

Ich möchte hier nochmal einen Dank aussprechen an die Aktiven im NDC. Diese Arbeit ist nachvollziehbar anstrengend, manches Mal vielleicht frustrierend oder sogar erschreckend. Ich finde es super wichtig, dass sie gemacht wird. DANKE!

Es gibt viele Methoden und Möglichkeiten, wie man nun mit der Gesellschaftskritik, dem kritischen Bewusstsein, Antifaschismus usw. umgehen mag. Eine_r schreibt Artikel, andere machen Hausprojekte, wieder andere machen linke Szenekneipen, andere mobilisieren Demos, andere gehen in Schulen mit dem NDC. (Wer den richtigen Weg gefunden hat, wie sich dieses System nun am besten ändern lässt, kann ja mal bitte Bescheid geben.)

Ach und zu dem alles Dinge mit denen man nicht reich wird. Dennoch braucht Mensch dafür Kohle.

Da finde ich es nur sehr bedauerlich, wie es sich zumindest in der oberen Kritik darstellt,wenn nicht erkannt wird, in welchen oft unüberwindbaren Widersprüchen wir uns nun mal befinden. Das man für so eine Arbeit, wie es der NDC macht, finanzielle Mittel brauchet in diesem System ist nun einmal unabwendbar, so what.

Wem wirklich was an eine gesellschaftlichen Veränderung liegt sollte nicht auf Verbündete schießen. Solidarität mit dem nötigen Quentchen Kritik ist gefragt, damit es nicht in eine falsche Richtung geht. Davon war dieser schlechte Artikel weit entfernt.

@ D. Zweifel:

 

Vielleicht hab ich einen anderen Text gelesen als du, aber die Stelle, die kritisiert, dass das NDC Geld benötigt, die hab ich nicht entdecken können. Im Gegenteil, der Text kritisiert ja gerade, dass das NDC Geld hat (nämlich zugesagt von der SPD), aber unehrlich ist und lieber vorgaukelt, es habe keins, um so an Geldtöpfe zu kommen, die sonst nicht zur Verfügung stünden. Und dass diese Geldtöpfe außerdem von Leuten sind, von denen sich das NDC sonst per Extremismusklausel distanziert.

Derzeit wird in Leipzig ein Flugblatt „Keinen Cent für's NDC“ verbreitet (https://linksunten.indymedia.org/de/node/89383). Erst springt der Deppenapostroph ins Auge und dann ein Bild: eine Faust, die einen Bundesadler durchschlägt. Mit diesem Bild sieht das Flugblatt radikal aus, die Verfasser wollen es aber nicht sein. Denn sie bezeichnen sich als „linke Gruppen“ und propagieren die Kritik des Extremismusbegriffs.

 

https://linksunten.indymedia.org/de/node/90039