NACHGEFRAGT: "Das sind keine echten Türken"

Erstveröffentlicht: 
18.06.2013

Die gewalttätigen Auseinandersetzungen in Istanbul beschäftigen auch viele türkischstämmige Menschen, die im Kreis Göppingen wohnen. Yüksel Özer hat viel Verständnis für das harte Vorgehen der Regierung.

 

Der Vorsitzende des Türkischen Kulturvereins Eislingen glaubt, dass die Demonstranten von außen aufgestachelt wurden.

Herr Özer, nahezu täglich wird über gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten in Istanbul und anderen türkischen Städten berichtet. Wie bewerten Sie die Lage?

YÜKSEL ÖZER: Normalerweise gibt es solche Probleme nicht. Manche Kräfte wollen solche Szenen. Das sind keine echten Türken. Die sind vom Ausland gesteuert.

Sie meinen die Demonstranten?

ÖZER: Ja, das sind ausgebildete Provokateure. Vor dem Aufstand sind Journalisten aus Amerika, England, Frankreich gekommen und haben sie bestellt. Das sind keine normalen Menschen. Die wurden aufgestachelt. Wie in Syrien.

Wer sollte daran Interesse haben?

ÖZER: Es gibt eine Opposition gegen die Regierung. Die wollen wieder an die Macht kommen.

Es ist schwer vorstellbar, dass sich zehntausende Menschen, die zu den Demonstrationen kommen, von außen steuern lassen, oder?

ÖZER: In Istanbul leben etwa 20 Millionen Menschen. Wenn man denen was zum Essen und Trinken verspricht, kommen sie. Über Facebook und Internet wird dazu aufgerufen - mit falschen Argumenten und Geschichten.

Aber es geht doch um den Erhalt des Parks?

ÖZER: Die Regierung will eine Parkanlage für friedliche Spaziergänger. Sie will einen friedlichen, gemütlichen Park. Zwar sollen 600 Bäume gefällt werden, aber 7000 sollen dann gepflanzt werden, um den Spaziergängern Schatten zu spenden.

Wie verfolgen ihre Landsleute im Kulturverein das Geschehen?

ÖZER: Sie sehen die Nachrichten. Sie sind dafür, dass die Bevölkerung abstimmt und sie wollen, dass das Chaos abgestellt wird. Ich bin froh, dass der Park abgesperrt ist, sonst kommt das ganze Chaos wieder.

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 http://www.swp.de/goeppingen/lokales/goeppingen/Idealistenverein-Graue-Woelfe-weist-Vorwuerfe-zurueck;art5583,1810594

 

"Vorsichtig mit Urteilen über die Grauen Wölfe ist Yüksel Özer, 2. Vorsitzender der Vereinigung türkischer Vereine im Kreis, zu der der "Idealistenverein" gehört. Ob was dran sei an den Vorwürfen über sie, "das weiß ich nicht und wissen Sie nicht", sagt Özer. Er habe nichts Negatives gehört, der Idealistenverein leiste gute Zusammenarbeit, beim Stadtfest arbeite er mit. Dass die Grauen Wölfe eine Türkei bis nach China wollen - Özer hält den Ball flach. "Glauben Sie, dass das je Wirklichkeit wird?" Jeder habe so seine Ideen. Auch er klagt: "In Deutschland wird alles schnell als nationalistisch gesehen."

"Wie die hiesige Gesellschaft, so sind auch viele türkische Migranten auf dem rechten Auge blind", klagt Ragini Wahl, ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit tätig und langjährige Beobachterin der Grauen Wölfe. In der türkischen Community werde häufig die Tatsache heruntergespielt, dass die Grauen Wölfe für den Rechtsnationalismus ihres Gründers Alparslan Türkes stünden, der sich am Nationalsozialismus orientiert habe. Ihre Ideologie richte sich gegen Kurden, Aleviten und Christen. Ebenso förderten sie Antisemitismus."