Stuttgart/Karlsruhe: drei Burschenschafter in Studierendenvertretungen gewählt

I cant relax with a Burschenschaft

In Karlsruhe wurden zwei und in Stuttgart ein Burschenschafter in die Studierendenvertretungen gewählt. In Karlsruhe geschah das über ein RCDS-Ticket und in Stuttgart trat sogar eine eigene verbindungsstudentische Liste an. Ganz offen bewarb die Karlsruher Burschenschaft Teutonia auf ihrer Facebook-Seite ihre beiden Mitglieder als RCDS-Kandidaten für die StuPa-Wahlen. In Karlsruhe erhielten bei einer Wahlbeteiligung von knapp über 20 Prozent die beiden RCDS-Teutonen Joachim Stopp und Sabin Muntean 562 bzw. 533 Stimmen, womit sie (erneut) den Einzug ins StuPa schafften.

 

Die Teutonia war bis 1996 oder 1997 Mitglied im Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ (DB) und anschließend bis 2012 in der „Neuen Deutschen Burschenschaft“ (NDB). Aktuell ist sie Mitglied in der rechtskonservativen „Initiative Burschenschaftliche Zukunft“ (IBZ).

In Stuttgart hingegen verzichteten die Verbindungsstudenten auf den RCDS als Trojanisches Pferd und stellten mit der Liste „Aktive Studenten der Universität Stuttgart“ (LAS) eine eigene Liste auf. 
Diese Hochschulgruppe umfasste laut Angaben der Ghibellinia insgesamt 10 Verbindungsstudenten, darunter sechs Ghibellinen.
Die Wahlen fanden in dieser Form erstmals statt, da die grüne Landesregierung in Stuttgart den seit 1978 aufgelösten StuPa per Gesetz vom 27. Juni 2012 wieder eingeführt hatte. Bei einer Wahlbeteiligung von 8,8% erhielt die Liste am 14. und 15. Mai 2013 insgesamt 2.423 Stimmen. Mit 334 Einzelstimmen wurde aber nur ein einziger LAS-Kandidat ins StuPa gewählt: Thilo Häussermann. Häussermann ist Mitglied der Burschenschaft Ghibellinia zu Stuttgart, die bis 2013 DB-Mitglied war. Auf dem Haus der Ghibellinia fanden mehrfach rechte Vortragsveranstaltungen statt:
* Am 08.05.2008 (!!!) hielt der rechte Aktivist Albrecht Jebens bei der Burschenschaft Ghibellinia in Stuttgart einen Vortrag. Jebens ist seit 1970 Mitglied des Corps Franconia in Tübingen, 1982 bis 1997 war er der Geschäftsführer des deutschnationalen „Studienzentrums Weikersheim“, seit 2002 war er zweiter Vorsitzender des Preußeninstitutes, er saß im Beirat der extrem rechten „Gesellschaft für Siedlungsförderung in Trakehnen mbH“ und ist seit Juni 2006 Vorstandsmitglied im Holocaustleugner-“Verein Gedächtnisstätte e.V.“.
* Am 24. Juni 2008 referierte bei der Stuttgarter Burschenschaft Ghibellinia der Ökorechte Rolf Stolz zum Thema „Politische Korrektheit contra politische Freiheit“.
* Am 5. Januar 2009 referierte Michael Paulwitz aus Stuttgart bei der Burschenschaft Ghibellinia Stuttgart zum Thema „Medienlandschaft in Deutschland“. Paulwitz ist Mitglied der Burschenschaft Normannia Heidelberg seit 1999, Mitarbeiter der Bundesgeschäftsstelle der Republikaner, Assistent des Stuttgarter REPs-Stadtrat Schlierer und Stammautor der „Jungen Freiheit“.
* Am 22. Januar 2009 hielt erneut der extrem rechte Referent Dr. Albrecht Jebens bei der Burschenschaft Ghibellinia zu Stuttgart einen Vortrag mit dem Titel „Die Idee der Freiheit“. 
* Am 7. Juli 2011 referierte bei der Burschenschaft Ghibellinia Stuttgart zum Thema „Menschenrecht auf Muttersprache - nicht für Deutsche?“ Tobias Norbert Körfer (stellv. Vorsitzender der revanchistischen „Arbeitsgemeinschaft für Menschenrechte im Osten“ [AGMO] - Gesellschaft zur Unterstützung der Deutschen in Schlesien, Ostbrandenburg, Pommern, Ost- und Westpreußen“).    

Damit haben drei Mitglieder von reaktionären, elitären und nationalistischen Männerbünden es geschafft in studentische Vertretungen einzuziehen. Offenbar versuchen Studentenverbindungen wieder verstärkt Hochschul-Politik zu betreiben. Zwar sind nur etwa ein bis zwei Prozent aller männlichen Studierenden in einer Verbindung aktiv, aber bei niedriger Wahlbeteiligung und fehlender Aufklärung können sie durchaus Stimmengewinne einfahren. Auch ein positiver Diskurs über Begriffe wie „Elite“ und der wieder anziehende Abschluss der Hochschulen gegenüber Personen aus so genannten „bildungsfernen“ Familien (ArbeiterInnen-Kinder, MigrantInnen-Kinder) ist Wasser auf die Mühlen solcher Vereinigungen. 

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