(Bonn) Und nochmal: Plakatierte Frauenverachtung

Plakatierte Frauenverachtung

Eine Frau bezahlen, zwei Frauen kriegen; dass der Chic von Freiertum, Zuhälterei und Co längst in dieser Gesellschaft als ein gleichberechtigter Ausdruck vielfältiger sexueller Vorlieben und Freiheiten anerkannt ist, glaubt auch ein bekannter Bonner Club. So sehr, dass er mit diesem Ausdruck freier Sexualität gleich mal das eigene Angebot für Freigetränke bewirbt.

 

Denn bloße Toleranz (die etwa gegenüber Homosexualität auch immer wieder zur Debatte gestellt wird) kann es nicht sein, was die Menschen gegenüber Freiertum empfinden: hat doch noch kein uns bekannter Club mit zwei sich küssenden Männern für eine nicht-schwule Party geworben und geglaubt, die Freiheitssehnsüchte der Menschen damit in eine ansprechende Werbebotschaft zu verschmelzen. Anders der Kauf von Frauen (aka ihrer sexuellen Dienstleistungen): Wenn mit dieser Art von Darstellung Werbung getrieben werden kann, dann ist das nicht etwa dem besonders aggressiven Chauvinismus einiger weniger zu verdanken (Geschäftsführer_innen: Olaf Berg, Uli Mader, Silvia Schmitz), sondern dem rein ökonomischen Gespür dafür, dass solche Botschaften eben ankommen. Denn wenn solche Plakate nicht den intuitiven Ekel und entschiedenen Widerspruch des Zielpublikums provozieren, scheinen sie im Gegenteil als Spiegel zu fungieren für genau die Sehnsüchte, die tief in ihnen schlummern: die totale Verfügung über den weiblichen Körper, seine totale sexuelle Ausbeutung, die ultimative Macht vermittels des ökonomischen Gefälles zwischen Käufer und Gekaufter. Diese Sehnsüchte sind real; sie zeigen die sexuelle Verachtung der Frau.

Wenn sie aber ein Abbild eben dieser Verachtung darstellen, stellt sich die Frage, wie mit ihnen umgegangen werden muss. Erfüllen sie dann nicht eigentlich eine gute gesellschaftliche Funktion, wenn sie überall in der Universität und im Bonner Stadtbild hängen? Im Sinne von: Keine Frau* soll sich darüber Illusionen machen können, welche Stellung sie in dieser Gesellschaft innehat? Wir haben uns jedenfalls dagegen entschieden, die Plakate hängen zu lassen, sondern uns an die Universitätsverwaltung gewandt, beschwert und so erreicht, dass sie aus der Uni verschwanden. Denn diese Plakate sind mehr als bloße Spiegel der Gesellschaft; sie kanalisieren, motivieren und stabilisieren den herrschenden Sexismus vermittels seiner ökonomischen Verwertung wie ein Katalysator. Darum ist es eben doch richtig, gegen diese Propagandabotschaften der Frauenverachtung vorzugehen - gleichzeitig ist es wichtig, sich weiterhin ein Bild zu machen. Deswegen posten wir eine Fotographie des Plakates. Auf eine umfassende Bildkritik sei verzichtet; welche_r das nicht sieht, sieht eh nix mehr.

 

Dazu:

Nachtrag Sexistische Plakatmotive (15.01.13)

Dicke Dinger ziehen immer, weiß auch der Germanist! (23.10.12)

 

Aktuell:

05.05.13 in Bonn-Bad Godesberg: Pro NRW-Kundgebung stören

10.-12.5. im Kult41: Queer*Fem_fest

11.05. in Siegburg: Demo anlässlich des 8. Mai

Care Mob. Feministische Mobi zu Blockupy-Protesten in Frankfurt

 

Vergangen:

01.05.: [BN] Erfolgreiche 1. Mai Demo

Flyer-/Aufruftext FLTQ*&Allies-Blöcke auf LIZ-Demo und 1. Mai-Demo

Bonn: Queerfeministische Kritik an Veranstaltung mit Magnus Klaue (uA Konkret)

 

Referat für Frauen und Gleichstellung (bald: Geschlechtergerechtigkeit) im AStA der Uni Bonn

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Da hab ich doch wieder was zum Thema.

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