Heidelberger Biedermänner und Brandstifter Teil 9 - Martin Hackel

Martin Hackel auf dem Strategietreffen der DB 2010

In der Burschenschaft Normannia, die seit Jahrzehnten zum rechten Rand des ohnehin völkisch ausgerichteten Dachverbands der Deutschen Burschenschaft (DB) zählt, tummeln sich extrem rechte Positionen vom offenen Neofaschismus bis zum rechten Rand der CDU. Einer der Bundesbrüder ist der Physikstudent Martin Hackel. Im Geschäftsjahr 2009/2010 war er als Aktivensprecher der Normannia stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Burschenschaft.

 

Die Normannia ist seit Jahrzehnten für ihre antisemitischen, rassistischen und geschichtsrevisionistischen Ausfälle bekannt. So verteilten ihre Mitglieder mehrfach antisemitische Flugblätter, veranstalteten Vorträge mit verurteilten Rechtsterroristen wie dem „Südtirolbomber“ Erhart Hartung und organisierten klandestine Tagungen mit vorbestraften Volksverhetzern.

Martin Hackel wurde 1985 in Heidelberg geboren und war in seiner Schulzeit auf dem Nikolaus-Kistner-Gymnasium in Mosbach als Musterschüler bekannt. Nach der Schulzeit zog es ihn zur Bundeswehr, wo er – wie er in seiner Selbstdarstellung für die Deutsche Burschenschaft stolz vermerkt - bei den Fallschirmjägern diente. Seine Vorliebe für alles Militärische stellte er später auch im April 2010 unter Beweis, als ein von ihm maßgeblich mitorganisiertes „Fuxenwochenende“ in Heidelberg zur Nachwuchsschulung ganz selbstverständlich den Programmpunkt „Schießen mit Gewehr“ enthielt.
Mit Beginn seines Physikstudiums wurde Hackel bei der extrem rechten Burschenschaft Normannia aktiv. Die politische Ausrichtung der Normannia kann ihm kein Geheimnis gewesen sein. Auch wenn eine öffentliche Distanzierung der anderen Verbindungen bislang weitgehend ausblieb, warnt beispielsweise eine interne „Fuxenfibel“ der katholischen farbentragenden Verbindung Ferdinandea bereits in den 90er Jahren unter dem Stichwort ‚Normannia’: „rechtsradikal!!“. Die größten bekannt gewordenen Skandale der Normannia (unter anderem ihr konspirativ organisiertes Seminar mit diversen faschistischen Kadern) liegen nur kurz vor Hackels Studienbeginn.
Über mehrere Jahre hinweg bekleidete Hackel seit seinem Eintritt Ämter in der Aktivitas, darunter mehrere Semester lang das Amt des Sprechers.

Als die Burschenschaft Normannia im Geschäftsjahr 2009/2010 den Vorsitz der DB übernahm, stellte Hackel sein Studium zeitweilig zurück und nutzte die Gelegenheit, die politische Entwicklung der DB entscheidend in seinem Sinne mitzuprägen.

So führt er in seinem Abschlussbericht über die Regionalkonferenzen der Burschenschaften ausführlich seine Ansichten zur Debatte um den ‚Arierparagraphen’ in der Deutschen Burschenschaft aus. (https://linksunten.indymedia.org/de/system/files/data/2011/07/7474145764...) Der Bericht ist mit dem ausdrücklichen Zusatz versehen „nicht zur Weitergabe an Verbandsfremde freigegeben!“. Kein Wunder, strotzt der Text doch von ohne jede Distanz verwendeten Formulierungen wie „Volkstum“ oder „rassische Durchmischung“.
Hackel äußert in diesem Papier großes Verständnis für die völkische Politik insbesondere der österreichischen Burschenschaften: „Die Zugehörigkeit zu einem Vielvölkerstaat und die damit verbundenen kulturellen Vermischungen und Nivellierungen führten zu einer besonderen Sensibilisierung der burschenschaftlichen Bewegung in Österreich, wenn es um die Verteidigung ihres deutschen Volkstums und den Erhalt ihrer kulturellen Identität als Deutsche ging.“ In der Diskussion um ‚Rasse’ als Aufnahmekriterium versucht Hackel zu vermitteln: „Betrachtet man die Forderungen auf den beiden Rändern, so kann man den Wunsch nach Öffnung gut oder schlecht heißen, mit großen Gefahren ist er sicher nicht verbunden. Nach einer eventuellen Senkung der bestehenden Aufnahmebeschränkungen wäre der reine Bekenntnisdeutsche“, wie Hackel erleichtert anmerkt, „doch sicher eine Ausnahme.“ Deswegen sei es – so fügt Hackel süffisant an - kontraproduktiv, wenn beispielsweise „ein Verbandsbruder den Versuch unternahm aus der burschenschaftlichen Ehre die Erlaubnis zur rassischen Diskriminierung eines pigmentierten Verbandsbruders herzuleiten.“

Zuletzt bekleidete Hackel im Wintersemester 2012/2013 das Amt des „Fuxmajors“ der Normannia, der für die Anleitung und „Erziehung“ der Neumitglieder zuständig ist.

Martin Hackel arbeitet zur Zeit gerade am Abschluss seines Diplomstudiums am Institut für Umweltphysik der Universität Heidelberg. Er ist als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Glaziologie (Gletscherforschung) beschäftigt.

Biedermänner und Brandstifter entlarven – ganz gleich ob sie Bomberjacke und Springerstiefel tragen oder Anzug, Band und Mütze!