Laugenzuflüsse in Gorleben -
BI Umweltschutz fordert schonungslose Klärung
Laugenzuflüsse gäbe es auch in Gorleben, das erfuhren die Mitglieder des
niedersächsischen Umweltausschusses bei ihrem Besuch in Gorleben am 23.
Februar, das Ausmaß und die Herkunft der Wässer - genannt wurde die Zahl
160.000 Liter - blieb jedoch im Unklaren. Der Vorsitzende des
Umweltausschusses, Grünen-Politiker Stefan Wenzel, legte nun mit Fragen an das
Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) nach.
Die Bürgerinitiative Umweltschutz (BI) Lüchow-Dannenberg begrüßt den Vorstoß
Wenzels: "Das war überfällig, denn das historische Gedächtnis in Sachen
Laugenzufluss ist in der Politik leider ultrakurz und bedarf der Auffrischung. Wir
wollen verhindern, dass sich nach dem Desaster in Morsleben und Asse II mit dem
Festhalten an Gorleben Asse III anbahnt."Das Abteufen der beiden Schächte
Anfang bis Mitte der 90er Jahre war von permanenten Laugenzuflüssen geprägt,
erinnert die BI. Beide Schächte wurden im Gefrierverfahren in die Tiefe getrieben.
In der so genannten "Topfrisszone", also dem Bereich zwischen Schacht und dem
Frostkörper, flossen immer wieder Wässer zu. Die Bauarbeiten mussten in rund
320 Meter Tiefe wiederholt ab - bzw. unterbrochen werden, weil der Schacht
nass war und um den Gebirgsbereich mit Magnesiazement zu injizieren mit dem
Ziel, den Zufluss zu stoppen.
Prof. Dr. Klaus Duphorn von der Uni Kiel widersprach seinerzeit den Angaben
des Bundesamtes, das von einzelnen Rissen sprach. Der Quartärgeologe, der vom
Gorleben-Befürworter zum -Gegner mutierte, je länger er sich mit den
geologischen Befunden des Salzstocks Gorleben auseinandersetzte, ging hingegen
von einem "Netzwerk von kommunizierenden Röhren" aus. Die Verbindung nach
oben, zum Gipshut und dem darüber liegenden Deckgebirge, sei durch
Druckmessungen und die chemische Untersuchung der Lauge nachweisbar.
Zwischen März und Dezember 1996 wurden bei horizontalen Bohrungen in 840
Meter Tiefe Laugennester angebohrt. Ostern 1996 wurde schließlich nur 60 Meter
entfernt vom Schacht 2 ein Laugennest angebohrt. Im Interview mit der
Frankfurter Rundschau sagte Prof. Dr. Klaus Duphorn daraufhin, damit sei
"erwiesen, dass der Salzstock nicht geeignet ist, denn nach den anfangs von der
PTB (Anm. Physikalisch-Technische Bundesanstalt, Vorläuferbehörde des BfS)
aufgestellten Kriterien müssen wegen Einsturzgefahr der Mindestabstand zu
Laugennestern 75 Meter betragen".
Die Frage sei, so ein BI-Sprecher, was aus dem Asse-Dilemma von den
zuständigen Behörden und Politikern gelernt wurde: "Vertuschen und Schönreden
hat kurze Beine, wir fordern schonungslose Aufklärung."
Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06
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