Erklärung der Villa Amalias: Wir sind und wir werden bestehen bleiben!

Villa Amalias: Wir sind und wir werden bestehen bleiben!

Heute, am 20. Dezember 2012, überfiel die Polizei die Villa Amalias. Unter dem Vorwand einer Anzeige wegen Drogenhandels durchsuchten sie das Gebäude in Gegenwart eines Bezirksanwalts. Ihre Ergebnisse sind lächerlich. Laut Dendias (dem Minister für öffentliche Ordnung und Bürgerschutz)ist dieses dennoch der Beweis, dass die Villa seit 22 Jahren ein „Epizentrum für Gesetzlosigkeit“ gewesen ist und dass das Gesetz, dank des „mutigen politischen Willens von Premierminister Samara“ am Ende wieder hergestellt wurde.

 

Welcher logische Spagat erkennt leere Bierflaschen als „Material zur Konstruktion von Molotow-Cocktails?“ Ist es ungewöhnlich an einem Ort, der einen Konzertraum und ein Café/eine Bar beherbergt, eine größere Anzahl Bierflaschen zu haben? Woraus besteht „entflammbares Material“? Beziehen sie sich auf die Reinigungsflüssigkeit für die Druckerpresse, die in dem besetzten Haus im Betrieb ist? Sollten wir über die Gas-Masken sprechen, die jeder Protestierende, der um seine Gesundheit besorgt ist, bei einer Demo mit sich tragen sollte? Sollten wir über die elementare Bedeutung von Selbstverteidigung (die nachgemachten Blitzknallkörper, Zwillen usw. ) in einen Raum reden, der wiederholt durch parastaatliche Banden angegriffen wurde. (Brandanschläge, Messerstechereien, Prügeleien) mit dem Höhepunkt im Jahre 2008, als der damalige Minister für öffentliche Ordnung und Bürgerschutz die „EinwohnerInnen“ von Agios Panteleimonas besuchte und ein Angriff erfolgte, kurz nachdem er gegangen war.

 

Unter dem Vorwand der Durchsuchung verwirklichten sie ihren langjährig bestehenden feuchten Traum: ihren Überfall auf einen Ort der eines der räumlichen Symbole all dessen ist, was in Ablehnung von Allem steht, das Herrschaft, Auferlegung, Sterilisation, Gleichgültigkeit, Selbstaufgabe, Unterwerfung repräsentiert. Hier liegen sie richtig. Das ist, wie wir sind. Wir und tausende Demonstrierender, Menschen im Kampf, HausbesetzerInnen, Streikende, Menschen die auf der Straße kämpfen. Wir sind die Wohnungslosen, die Punks und Rebellen, die VegetarierInnen und FeministInnen, die Nachtaktiven und die ArbeiterInnen, Armen und die Besitzlosen, die Opfer von Rassismus und die RächerInnen der Ungerechtigkeit. Der Minister bezeichnet uns als eine Höhle der Gesetzlosigkeit.

 

Und jetzt ganz ernsthaft, die Villa Amalias ist ein Beispiel für Organisierung, mit dem sich während der Zeit des Kannibalismus durch das Memorandum auseinandergesetzt werden musste. Der Angriff des Kapitals gegen die Arbeitsbedingungen, die Destruktion all ihrer Strukturen: die Abwertung von Allem was Gewerkschaften gewonnen haben, aller Solidaritätsstrukturen und abweichender Meinung, die selbstorganisierten Motivationen: alles wird ins Visier genommen. Die politisch weit rechts stehende Agenda, die seit dem Ausbruch der Krise vorherrscht, begann mit der Erklärung von Loverdos, dem damaligen Gesundheitsminister, der der Meinung war, die 300 migrantischen Hungerstreikenden Flüchtlinge wären eine (angebliche) Hygiene Bombe im Zentrum Athens. Es setzte sich damit fort, dass MigrantInnen zur Zielscheibe wurden (an der Grenzmauer des Evros, in Internierungslagern und im Rahmen der Operation Xenios Zeus/gastfreundlicher Zeus), die öffentliche Anprangerung HIV positiver, drogenabhängiger Frauen, unterstützt durch rechtsextreme Gewalt gegen EinwanderInnen, Homosexuelle und StraßenhändlerInnen. Die Folter von AntifaschistInnen auf dem Polizeipräsidium nach der antifaschistischen Motorraddemo, die Angriffe gegen Besetzungen und die brutale Repression gegen jede soziale und arbeitsbezogene Forderung, lassen wenig Raum für Zweifel, dass der Feind einen massiven Block aufgestellt hat. Einen Block, den wir jetzt bekämpfen müssen.

 

Wir sind hier seit 22 Jahren in einem Gebäude, dass sie jahrzehntelang Leerstehen ließen. Wir haben es erhalten und mit Leben gefüllt. Wir sind eine Besetzung, die immer ihre Türe für Gruppen, Einzelpersonen und Motivierte geöffnet hat, die sich für unkommerzielle Kultur, menschliche Würde, soziale, antifaschistische und Klassenkämpfe einsetzen. Villa Amalias liefert sich einen erbitterten Kampf- nicht um dutzende Säulen zu retten, sondern um unsere Wünsche, unsere Träume und die Hoffnung auf ein Leben in Freiheit für Alle zu schützen.

 

Wir rufen JedEn dazu auf, die/der ein Teil seiner/ihrer selbst in der Existenz des besetzten Hauses sieht, in dieser Zeit der Schlacht an unserer Seite zu stehen.

 

Das ist die Windmühle, an der sich die Vollstrecker im Don Quixote Stil entladen, obwohl sie in der Realität Ideen angreifen. Diese sind gesetzlos und illegal für sie. Sie jagen hinter Chimären her, aber sie werden Alpträume kassieren.

 

SOFORTIGE FREILASSUNG DER VILLA AMALIAS BESETZERINNEN

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+++Kundgebung für die Freilassung der Acht Genoss_innen in Athen+++Montag 24.12, 11.00 Uhr, Griechisches Generalkonsulat Hamburg Neue ABC Str.10+++

 

Um die in Athen eingesperrten Genoss_innen zu unterstützen und um unsere Solidarität mit der antiautoritären und anarchistischen Bewegung zum Ausdruck zu bringen, rufen wir am Montag den 24.12 um 11h zu einer Kundgebung vor dem griechischen Generalkonsulat in Hamburg auf.

Da jedes Konsulat und jede Botschaft in ihrem jeweiligen Land von politischen Aktionen, die vor Ort stattfinden berichten muss, halten wir jene Kundgebung im Rahmen unserer Möglichkeiten für Sinnvoll um Öffentlichkeit herzustellen.

Die Hintergründe der Razzia

In den Morgenstunden des 20.12 wurde das seit 22 Jahren besetzte Haus "Villa Amalias" in Athen von Spezialeinheiten der griechischen Polizei gestürmt und durchsucht. Alle sich zu der Zeit im Haus befindlichen acht Personen wurden eingefahren und sitzen momentan im Athener Zentralgefängnis. Unter den Inhaftierten befinden sich auch zwei Genoss_innen aus Kiel/Deutschland.

Die Festgenommen mussten sich am Freitag einem Vorverfahren am Athener Gericht unterziehen. Am Nachmittag kamen die acht Genoss_innen unter starker Polizeipräsenz am Athener Gericht an. Dutzende solidarische Menschen waren am Evelpidon Gerichtsgebäude versammelt und begrüßten sie mit lauten Sprechchören und Soliparolen.
Die Genoss_innen wurden zwei Stunden lang durch den Staatsanwalt verhört, der daraufhin eine Anklage wegen der Straftat des Herstellens von explosiven Materialien und weiterer Ordnungswidrigkeiten vorschlug. Am kommenden Montag (24.12) ab 9 Uhr werden die Acht dem Untersuchungsrichter vorgeführt, der über das weitere Prozedere entscheiden wird. Solange werden die Genoss_innen im Knast festgehalten. Der Vorwurf basiert auf leeren Glasflaschen und "verdächtigen" Flüssigkeiten, die angeblich von der Polizei in den Räumen der Villa sichergestellt wurden.

Klar ist, dass die Polizeiaktion im Kontext der momentanen Gesetztesverschärfungen und repressiven Profilierung der griechischen Regierung in Zeiten der sich Zuspitzenden sozialen Kämpfe gegen die EU-Krisenpolitik steht. Die Villa "Amalias" ist ein seit 22 Jahren besetzter Raum, in dem renitent, wütend und laut eine Gegenperspektive zu der vorherrschenden kapitalistischen und autoritären Politik artikuliert wird. Sie ist fester Bestandteil der antiautoritären und anarchistischen Bewegung in Athen. Auf Indymedia Athen heißt es dazu:"
"Nach den vielen täglichen Attacken gegen die antiautoritäre/anarchistische Bewegung ist jetzt klar, dass es sich die antisozialen, autoritären, politischen und ökonomischen Kräfte zum Ziel gemacht haben, die Bewegung zum Schweigen zu bringen."

Am Abend des 20.12. zogen ca. 1500 Menschen durch Athen um ihre Solidarität mit den acht Genoss_innen Ausdruck zu verleihen sowie ihrer Wut über die Razzia Luft zu machen.
In den letzten zwei Tagen gab es in mehreren Städten in Griechenland Demonstrationen, die sich mit den eingesperrten Genoss_innen und der Villa Amalias solidarisierten.

Im Knast sitzen Acht, gemeint sind wir Alle. Solidarität mit den Genoss_innen in Athen. Freiheit für alle politischen Gefangenen!

Kommt am Montag den 24.12 um 11h vor das Griechische Generalkonsulat Hamburg in der Neue ABC-Str. 10 !

Mit den Worten der griechischen Genoss_innen:

"Bürgermeister und Minister kriegt es in eure Köpfe rein: nicht einmal in euren wildesten Träumen könntet ihr uns die Villa Amalias wegnehmen.
Nehmt eure Hände weg von den besetzten Häusern!
Sofortige Befreiung unserer GenossInnen!"

Villa Amalias Squat, Acharnon 80 und Heyden Str.