Bochum: In dubio pro Nazi?

Daniel Ewers am 3.9.2011auf der Nazidemo in Dortmund(Foto: LFA)

Der Grundsatz „In dubio pro reo“ - „Im Zweifel für den Angeklagten“ ist eine Errungenschaft in der bürgerlichen Rechtssprechung. Er sieht vor, dass ein Angeklagter in einem Strafprozess nicht verurteilt werden darf, wenn dem Gericht Zweifel an seiner Schuld kommen. Ob die 4. kleine Strafkammer des Bochumer Landgerichts auch Zweifel in Hinsicht der Tatbeteiligung Daniel Ewers für die Körperverletzungen am 25.12.2011 hegen wird, ist am nächsten Freitag den 14. Dezember vor dem Schöffengericht zu erfahren. Im Juni war Daniel Ewers trotz Tatbeteiligung freigesprochen worden. In dubio pro reo“, so befand der Amtsrichter Pattard.

 

Dezember 2011 – Juni 2012

 

Für die deutsche Polizei und die deutsche Rechtssprechung scheint es eher ein Bagatelldelikt zu sein, wenn aus einer zahlenmäßig überlegenen Gruppe heraus ein Angriff auf eine vierköpfige Gruppe hervorgeht. Dabei ein Sehbehinderter krankenhausreif geschlagen wird und zwei Personen in das Gleisbett einer S-Bahn getrieben werden, die kurze Zeit darauf einfährt. Ein brutales, menschenverachtendes Gewaltverbrechen, bei dem man von Glück reden kann, dass nicht noch Schlimmeres passiert ist. Tatmotiv: menschenfeindliche und antidemokratische Grundhaltung auf Grund nationalsozialistischer Gesinnung.

 

Und dennoch. Die Ermittlungen verlaufen schleppend und zäh und von den Nazis wurden lediglich zwei Personen angeklagt. Diejenigen, die den Überfall starteten. Dennis Hülshort und Daniel Ewers. Als ob nicht die ganze Gruppe beteiligt gewesen wäre. Und von den beiden Angeklagten wurde nur eine Person verurteilt. Der 24 jährige Nazi Dennis Hülshorst aus Essen. Der andere Nazi, Daniel Ewers aus Bochum, erhielt durch den Amtsrichter Pattard die „In dubio pro reo“ Weihe.

 

Daniel Ewers nahm sein verbürgtes Recht in Anspruch einen Anwalt für sich reden zu lassen. Dies war der nicht minder extrem rechts eingestellte Bochumer Anwalt Andre Picker. Andre Picker versuchte sich im Nachweis von Fehlern bei der Lichtbildvorlage für die Zeugen. Dies sei zum Nachteil seines Mandanten geschehen. Diese Kritik am polizeilichen Vorgehen schien den leitenden Richter Pattard derart beeindruckt zu haben, dass er den vor Gericht als notorischen Gewalttäter bekannten Daniel Ewers „in dubio pro reo“ frei sprach. Mit Hohnlächeln für die Justiz und hämischen Grinsen für die geschädigten Opfer quittierten die anwesenden Nazis das Urteil.

 

Der vorbestrafte Dennis Hülshorst erhielt als Einziger für das Gewaltvergehen an den vier Leuten eine Strafe. Eine Haftstrafe von 2 Jahren und drei Monate. Unter anderm wegen seines Kopfstoßes zum Gesicht des fast blinden Mannes, der diesem die Nase brach. Eine Strafe, die in dem am nächsten Freitag anstehenden Prozess noch einmal zur Revision steht. Ebenso wie der Freispruch Daniel Ewers.

 

Würde Daniel Ewers freigesprochen, gibt es für vier Verletzte und das Abdrängen von zwei Personen in die Gleisanlage allein nur einen Täter, Dennis Hülshorst. Dank „in dubio pro reo“.

Was für Ermittlungen.

Was für eine Justiz.

 

homezone – Langendreer - homezone

 

Ein Jahr später - dieselbe S-Bahn-Station - Fünf Nazis, die in Essen in die S1 eingestiegen sind, folgen einer Gruppe von fünf jungen Frauen und einen jungen Mann aus der Punkszene, als diese in Langendreer die S-Bahn verlassen. Außerhalb der S-Bahn-Station, nahe einer stark frequentierten Bushaltestelle und eines Kiosk, ziehen die Nazis Schlagstöcke und prügeln die Punks zusammen. Einige werden so stark verletzt, dass sie sich in ärztliche Behandlung begeben müssen. Einer jungen Frau wurde die Nase gebrochen.

 

Dies geschah nicht wie ein Jahr davor in der Nacht, sondern am hellichten Tag. Nicht auf einem dunklen, hochgelegenen S-Bahn Steig. Sondern vor der Station, wo sich der Pendlerparkplatz, mehrere Bushaltestellen, ein Kiosk, ein Döner und die ersten Mietshäuser befinden. Luftlinie vielleicht 400 Meter von der zuständigen Polizeistation.

Das heißt reihenweise Menschen, die hätten eingreifen können. Viele Augenzeugen, Leute mit Fotohandys. Taxis mit CB-Funk und eine nahe Polizeiwache.

 

 

What`s that?

 

- Laufen die Kokainkontakte der LA-Nazis jetzt so gut, dass sich alle Kameraden aus dem Ewers Clan - Umfeld gratis eine „free-line for the daily hate attack“ ziehen können und sich anschließend für den weissen Riesen halten?

 

- Hat´s Nazi-Combos im Pott, die permanent auf der Suche nach potenziellen Opfern sind? Ausgestattet mit einer denkbar niedrigen Hemmschwelle und Schlag- und Stichwaffen? Zu deren Opferfokus solche Jungpunks genau so zählen wie andere Gruppen, denen sie das Existenzrecht absprechen?

 

- Gehört diese Art braunes S-Bahn Surfing zum neuen Freizeitgestaltungsprogramm der Kameraden oder steckt da mehr dahinter. Neben „control your neigbourhood“ ein „control the trafic“? Motto mach den Nahverkehr zur Angstzone für Migranten, Demokraten und Antifas?

 

- Geht der Kreis der Kurzgeschorenen aus Bochum, Gelsenkirchen, Essen und Dortmund gerade steil, weil er demnächst einigen Kameraden in die nahegelegenen Haftanstalten schreiben darf?

 

S-Bahn-Station Langendreer

 

Die S-Bahn-Station Langendreer gehört anscheinend zu einem Ort, an dem sich die Nazis schon des öfteren straffrei und brutal haben austoben dürfen.

 

Sieht man sich die schleppenden polizeilichen Ermittlungen zum Überfall im letzten Dezember an. Betrachtet man, dass nur wenige der TäterInnen angeklagt wurden. Und sieht man sich das Prozeßergebnis vom 12. Juni diesen Jahres an, so ist klar, dass die Nazis von staatlicher Seite kaum Gegenwind zu erwarten haben. Auch die Prozessverläufe wegen des Überfalls von 300 ANs auf die DGB-Demo am 1. Mai 2009, der Prozess gegen die Skinheadfront Dortmund-Dorstfels wegen des des Weihnachtsmarksüberfalls und die Verschiebung des Hirsch Q – Prozesses. Als Nazis hast Du von Polizei und Justiz im Ruhrpott wenig zu erwarten. Diese Botschaft ist bei den Kameraden angekommen und sie agieren immer selbstbewußter.

 

Die S-Bahn-Plattform, sowie das Gebiet um die Station Bochum-Langendreer, scheinen die Nazis als ein Gebiet anzusehen, wo sie das Sagen haben. Auf jeden Fall temporär, wenn sie dort einchecken. Und (aus Erfahrung der erlebaren Umsetzbarkeit von Gewalt und Straffreiheit) wann immer sie dort Leute angreifen, verletzen und erniedrigen wollen. Auch zu hellichten Mittagsstunden eines Werktags. Sie gehen wohl davon aus, dass es sich hier um eine Zone handelt, die sie temporär kontrollieren und beherrschen können. D.h. den Punks in das bekannte Gebiet zu folgen, die Lage dort nach Störfaktoren zu checken, anzugreifen und zu verschwinden gehört zum „business as usual“. Also verlustarmes, effizientes Durchsetzen eigener Interessen. Das es jetzt Punks traf ist Zufall, es hätten auch ein paar MigrantInnen sein können, oder ein Obdachloser oder ein orthodoxer Jude mit Kippa oder... .

 

Von dem braunen Phantasma „national befreite Zone“ soll hier nicht gesprochen werden. Und den Militärbegriff „no go area“ wollen wir auch nicht benutzen. Das Eine ist eine nationalsozialistische Wunschvorstellung in der Nazis hoffen, den demokratischen Staat abgeschafft und mit ihrer Präsenz ersetzt zu haben. Das Andere betrachtet Gesellschaft aus den Augen von Kampfhandlungen und das entbehrt in der jetzigen zivilen Gesellschaftjeglicher Basis. Es sei denn man lebt in einer „world of warcraft“. (Aber vielleicht tut das ja der ein oder andere Nazi.)

 

Wir ziehen den Begriff Angstzone vor. Die S-Bahn Station Bochum-Langendreer scheint sich zu einer Angstzone für diejenigen zu entwickeln, die Nazis sich als Opfer ihrer menschenverachtenden Gesellschaftsvorstellungen wünschen. Eine solche Dominanzzone ihrer Interessen möchten sie an diesem Ort aufbauen und erweitern. Nächtliche Überfälle reichen nicht mehr aus. Angst scheint ein zentraler Faktor in den Vorgängen am S-Bahnhof Bochum-Langendreer zu sein. Wie sonst käme es zu dem Umstand, dass niemand den Betroffenen zu Hilfe eilte? Und es bis jetzt für die Behörden schwierig ist Betroffene und ZeugInnen zu finden? Weil die Menschen Angst haben. In der Situation selber Opfer zu werden und darüber hinaus, als ZeugIn von Polizei, Justiz und Staat keinen Schutz vor den Nazis zu erfahren. Diese Einstellung zum Staat und seinen Vertretern speist sich aus unzähligen Geschichten. Selbst erlebten und Gehörten. Auf den Staat baut und vertraut in der konkreten und alltäglichen Auseinandersetzung mit Nazis kaum ein Bürger. Man scheint auf ihn angewiesen zu sein und hätte auch gerne seine Protektion. Aber das ist Wunschdenken. Und das wissen viele. Um diese Umstände wissen die Nazis und nutzen die mangelnde demokratische Verfasstheit staatlicher Organe für weitere Territorialgewinne.

 

Überlegungen

 

Dies sind einige Überlegungen, die wir uns um den Bereich der S-Bahn-Station Bochum-Langendreer und den Stadtteil machen. Geleitet von den Gedanken: Wo tritt rechte Gewalt auf? Wie stellt sie sich dar? Was für Rückschlüsse lassen sich daraus schließen?

 

Die (öffentlich wahrgenommene) rechte Gewalt hat sich in Langendreer verlagert und personell teilweise verschoben. Der Umzug der Ewers Familie in den Nachbarstadtteil hat, wie man sieht, nur teilweise damit zu tuen. Fest steht, dass Timo und Daniel Ewers, sowie Martin Penic, immer noch öffentliche Präsenz im Stadtteil suchen und Menschen bedrohen, die nicht in ihr Nazi-Weltbild passen. Das an diesem Wochenende Martin Penic und Jenny Ewers aus „An der Laake 13“ wegzogen, wird vielleicht auch noch etwas verändern. Mangelnde Recherche läßt aber generell keine genauen Prognosen zum Stadtteil zu.

 

Richtig ist, dass die Auflösung und/oder Verdrängung extrem rechter und gewalttätiger Sozialstrukturen, seien es WGs, Großfamilien oder Milieus, einen wichtigen Anteil in den antifaschistischen Bestrebungen in einem Stadtteil haben. Eine Fokussierung auf sie blendet aber viele andere Faktoren zu einer Rechtsentwicklung eines Stadtteil aus und hilft nicht das Problem im Ganzen zu begreifen und zu bekämpfen. Sich auf den Umzug der Ewers allein zu konzentrieren beweist nur, dass man gewillt ist ein gesellschaftspolitisches Problem grob zu vereinfachen. Wenn man dann noch Polizeimitteilungen über angebliche Erfolge Glauben schenkt, selbst keinerlei Anstrengungen in Richtung Stadtteilarbeit unternimmt und sein Gewinn darin sieht sich als Stichwortgeber für die bürgerliche Presse zu präsentieren. Dann bleibt einem in Anbetracht neuer rechter Gewalteskalationen Nichts anderes übrig, als den Debuty für den Dorfsheriff zu spielen.

 

In Bochum-Langendreer sind nicht nur durch die Entwicklung der letzten beiden Wochen alte/neue Fragen aufgeworfen worden. Denen nach Recherche, Analyse und Bewertungsktiterien einer Stadtteilentwicklung, sondern auch nach der Art und Weise der nötigen Organisierung eines antifaschistischen Widerstandes.

 

Ob Herr Ewers mit einem entsprechenden Urteil am nächsten Freitag ins Gefängnis geht oder nicht ist sehr interessant, aber nur eine marginale Frage in diesem Kontext. Vermutlich läßt sich an dem Urteil gegen ihn nur nachvollziehen, ob die Bochumer Justiz ein weiteres Mal nach dem Grundsatz „In dubio mitius“ - „Im Zweifel das Mildere“ vorgeht. Oder wie man in Anbetracht deutscher Justizgeschichte befinden könnte „In dubio pro Nazi“ - „Im Zweifel für den Nazi“.

 

Prozeß gegen Dennis Hülshorst (E) und Daniel Ewers (Do)

am Fr., 14.12.2012 ; 10:00 Uhr; Raum: C 148

Aktenzeichen: II-4 Ns 60/12

 

Prozeß im Juni 2012:

Bochum: Prozess gegen Daniel Ewers und Dennis Hülshorst

https://linksunten.indymedia.org/de/node/6210

Polizeipanne: Neonazi-Schläger freigesprochen

http://www.ruhrbarone.de/polizeipanne-neonazi-schlaeger-freigesprochen

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Solidarität muss praktisch werden, heißt

Angegriffenen rechter Gewalt zur Seite stehen.

Am Prozesstag, vor und nach dem Prozess, im Alltag

 

Der Angriff traf Wenige, gemeint waren Alle, heißt

Demonstrative Solidarität gegen Nazis und Rassisten.

Wir lassen niemanden durch Nazis einschüchtern. Weder am Prozesstag, noch sonst.

 

Keine Ruhe den Gewalttätern, heißt

Mediale und stadtteilorientierte Gegenöffentlichkeit gegen staatliches Vertuschen und Verschweigen,

gegen mediales Desinteresse und bürgerlichen Abwiegeln (durch Parteien, Plenas und Runde Tische)

 

Dem Staat und seinen Organen auf die Finger schaun, heißt

Den Rechtsstaat und seine Prozesse analysieren, kritisieren,

seine Funktion und Nutznießer offenlegen.

 

 

Viele haben sehr schlechte Erfahrungen mit den staatlichen Behörden, vor allem mit der Polizei, gemacht:

Sei es weil sie als Punks, Skins, Skater, Sprayer, Gammler, wegen Abhängens in der Öffentlichkeit, etc. p.p. von der Polizei wegen ihres Lebensstils drangsaliert, geschlagen oder mit Anzeigen überzogen wurden.

Weil sie von Polizisten auf Demos übel verletzt, sexistisch beleidigt und gedemütigt wurden.
Weil sie als Obdachlose schikaniert, als Armutsbevölkerung ihrer Bürgerrechte beraubt werden.

Weil sie als MigrantInnen rassistischen Ausweiskontrollen, entwürdigenden Gesetzen und ungerechten Behörden unterworfen sind.

Weil die Polizei in die Flüchtlingswohnheime eindringt und Flüchtlinge mit Gewalt in Hunger, Elend, Folter und Tod abschiebt.

Weil die Polizei fast nie für ihre Untaten bestraft wird.

 

Weil die Polizei nicht „Freund und Helfer“ ist.

Weil die Polizei Teil des Problems und nicht Teil der Lösung ist!

 

 

Und jetzt? Die Nazis haben einen zusammengeschlagen. Zu den Bullen? Anzeige erstatten?

 

Auf der einen Seite:

Die glauben einem eh nicht. Die lachen einen aus.

Da kommt sowieso Nichts rum. Das versandet.

Ich könnte mich belasten. Das dreht sich gegen mich.

Ich sage generell Nichts den Bullen. No a la cooperacion con la policia.

Da kriegen die Nazis meine Adresse und danach geht der Tanz erst richtig los.

Ich weiß wie Scheiße Prozesse sind. Das geb ich mir nicht. Auch nicht als Zeuge.

Etc.

 

Alles tausend Mal gehört. Alles hat seine Berechtigung.

 

Auf der anderen Seite:

Man kann den Nazis nicht Alles durchgehen lassen. Die setzen noch einen drauf.

Wenn denen einer was kann, dann die Bullen.

Die holen sich was auf`s Konto und werden dann aus den Verkehr gezogen.

Dann ist der im Computer und die Bullen wissen sofort woran sie mit dem sind.

So´n volles Vorstrafenregister macht sich nicht gut bei der Jobsuche.

Dann ist das gerichtsfest und keiner kann mehr kommen, da war Nichts.

Jede Anzeige mehr beweist die Gefährlichkeit von denen.

Nur dann kommt das in die Presse.

Etc.

 

Auch tausend Mal gehört. Auch überlegenswert.

 

 

 

Es ist schwierig da jemanden zu raten. Das hängt oft auch von der individuellen Situation ab.

Wie unsere Entscheidung aussehen würde ist klar. Aber das soll hier keine Rolle spielen.

 

Denen, die Anzeige erstatten wollen kann man sagen:

Eure Anzeige könnt Ihr bei der Polizei oder der Staatsanwaltschaft stellen. Dahin kann man auch einen Anwalt oder eine Person seines Vertrauens mitnehmen. Damit man eine Unterstützung hat und im Notfall auch einen Zeugen.

 

Zum Prozess

Wenn man vorsichtig sein will, kann man darauf bestehen, dass die Meldeadresse nicht in den Prozessakten erscheint. Somit bekommt der Anwalt des Nazis nicht eure Adresse. Im Prozess kann man sich mit der Justiz darauf einigen, dass Eure Adresse nicht verlesen wird.

Ihr könnt Euch zum Prozess eine Prozessbegleitung organisieren. Opferhilfe, Weißer Ring, Beratungsstellen Opfer rechter Gewalt, etc.. Vielleicht geht auch ein Lehrer, Pfarrer, Psychologe, Eures Vertrauens mit. (Lasst Euch beraten.)

Wenn Ihr Euch support organisiert heißt das nicht, dass Ihr „arme Opfer“ seid, sondern nur, dass ihr Euch die notwendige Unterstützung organisiert.

Ihr könnt Euer Erscheinen bei Gericht auch so terminieren, dass Ihr den Nazis nicht über den Weg lauft. Laßt Euch zum Gericht bringen und wegfahren, wenn Ihr das wollt.

Es gibt bei Gericht spezielle Warteräume, wo man auf seine Zeugenaussage wartet ohne den Nazis über den Weg zu laufen.

Wenn es sinnvoll ist, besorgt Euch einen sachkundigen Anwalt für eine Nebenklage. Zu den Nebenklagedelikten gehört zum Beispiel Körperverletzung. Über eine Nebenklage als Verletzter könnt Ihr ggf. bestehende Schadensersatzansprüche nach Zivilrecht erkämpfen. (Medizinische Kosten, kaputter Zahn, kaputte Brille, etc. p.p..)

Eine Rechtsschutzkasse ist oft dienlich. Finanzielle Hilfen kann man aber auch beim Weißen Ring, beim Bundesamt für Justiz (BAJ – siehe Politisch motivierte Kriminalität (PMK) – rechts) oder durch Spenden bei der Roten Hilfe, linken Gruppen etc. bekommen.

Bequatscht so etwas im Freundes- und Bekanntenkreis. Gut sind auch Leute, die da mehr mit zu tuen haben. Rechtshilfen, Anwälte, etc..

Wenn Ihr Euch sicher seid, was Ihr wollt, erstattet Anzeige.

Wie unrealistisch ist das denn?

Wenn ich irgendwo zusammen geschlagen werde mache ich doch nicht erstmal ne Umfragerunde, ne Pro-und-Contra-Liste und geh zum Anwalt um mich beraten zu lassen. Ich (wenn ich noch in der Lage bin) rufe direkt einen Krankenwagen und die bringen die Bullen wahrscheinlich eh mit.

Und dann nehmen die die Personalien auf. Da ist nichts mit "ach nee, nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen ihnen meine Adressdaten nicht auszuhändigen...".

Das Problem ist der Schockzustand, da ist erstmal nichts mit "reiflicher Überlegung und Abwegen der Situation" - und wenn ich mir dann zwei Tage später der Sache bewusst werde, was es heisst den Bullen meine Daten in die Hand zu drücken, habe ich doch gar keine Möglichkeiten mehr!

Natürlich kann der Anwalt die Adressen schwärzen lassen, je nach Möglichkeit - im Vorfeld zu dem Prozess gegen Hülshorst & Ewers zum Beispiel hat die Polizei die Akten zuerst den rechten Anwälten zukommen lassen. Da kann dann kein "Opfer-Anwalt" mehr was machen, vor allem, weil diesen das nicht mitgeteilt wird. Das erfahren die auch erst wenn die Akte endlich mal auftaucht.

Gut die Adressen wurden dann im Gerricht selber nicht mehr vorgelesen. Aber ob das dann noch was gebracht hat...

 

Nach dieser Aktion der Polizei konnte von "Back-UP" jedenfalls durchgesetzt werden, dass die Opfer rechter Gewalt als Meldeadresse die Geschäftsadresse von Back-Up angeben können.

Man muss es nur wissen. Die Bullen sagen man könnte auch anstatt der Wohnadresse die Arbeitsadresse angeben. (was eine große Hilfe)

 

Ich denke von Pro und Conta Listen hat in der Situation niemand etwas. Man muss informiert sein und die Alternativen kennen!

Es bringt nämlich auch nichts die Nazis nicht anzuzeigen. Wie im Artikel schon erwähnt.

Ach und der Ewers wurde nur wegen eines Verfahrensfehlers frei gesprochen, also: Wenn die Polizei zur "Lichtbildvorlage" ruft - geht nicht hin! Das was die da machen ist veraltet und hat vor Gericht gar keinen Bestand und im schlimmsten Fall den Effekt das eure Aussage angezweifelt wird und eben ein Freispruch erfolgt!

 

Man kann den Bullen nicht trauen, sie sind ein Werkzeug bei dem Vorsicht geboten ist.

Ich empfinde es als sinnig das man sich dem Thema Verteidiger von Neonazis befasst, dies studiert und analysiert. Die Wichtigkeit besteht darin, daß sie zum Unterstützerumfeld gehören, welche den gefährlichen Alltag möglich machen. Andre Picker aus Bochum ist dafür ein exponiertes Beispiel dafür. Wesentlich subtiler doch nicht minder gefährlich ist beispielsweise der Verteidiger Dr. Hans-Otto Sieg aus Frankfurt am Main. Dieser Jurist der Rechtsanwaltskanzlei Dr. Rainer Buchert war ein enger, vertrauter Ansprechpartner der verstorbenen Ursel Müller von der HNG, welchem dem vermeintlichen US-"Nazi", US-Unternehmer und mutmaßlicher D.I.A. Agent Gary Rex Lauck den Verteidiger Dr. Hans-Otto Sieg vermittelte als Gary Rex Lauck noch vor seiner Auslieferung nach Hamburg in Auslieferungshaft im dänischem Roskilde inhaftiert gewesen ist. Nicht zu vergessen ist RA Klaus Kunze aus Uslar, Verteidiger von NRW-NPD Landesvorsitzenden Claus Cremer, sowie die Rechtsanwälte des Deutschen Rechtsbüro von und um Klaus Holmar sowie dem aus Berlin stammenden Richard Miosga. Da gibt es noch viel an Erkenntnisse zu erforschen und in tiefe Abgründe unserer Gesellschaft zu blicken. 

 

Zur D.I.A. (die Besonderheit des US-Militärnachrichtendienst besteht darin, über US-Staatsbürger und alle nicht US-Staatsbürger geichermaßen legal Akten anlegen zu dürfen, eigenständige gobale Überwachungen ohne Rücksprache mit anderen US-Behörden, auswärtigen Behörden, internationale Operationen führt sowohl eigenständig als auch im Rahmen der NATO Infrastrukturen) Bekanntes kann man von dem schweizer Historiker Daniele Ganser erfahren. 

Wenn deine "Analyse" zu dem Thema überhaupt was ergibt, dann höchstens dass der größte Teil der Verteidiger von Neonazis keineswegs einem Unterstützerumfeld angehören sondern sogenannte Pflichtverteidiger sind. Die stehen jedem, Linken wie Nazis, in einem Rechtsstaat zu und das ist auch gut so. Kennst du auch nur einen der erwähnten Anwälte etwas genauer oder persönlich? Dann erlaube dir nicht, diese Menschen als gefährlich zu bezeichnen.

Und falls jetzt einer kommt mit: "Aber das ist doch schon auffällig, wie viele Neonazis die verteidigen!":

Ja, stimmt. Wisst ihr warum? Weil gute Anwälte weiterempfohlen werden, auch unter Neonazis. Wer Anspruch auf einen Pflichtverteidiger hat, wird sich den nehmen mit dem seine "Kameraden" gute Erfahrungen gemacht haben. Das wird unter Linken nicht anders sein. Gibt es deshalb "linke Szeneanwälte" die man als "gefährlich" bezeichnen muss? Nein, verflucht. Gewöhnt euch dran. Wenn ihr was gegen rechts tun wollt, demonstriert gegen die AfD oder sowas aber macht nicht Stimmung gegen Menschen die ihrem verdammten Job nachgehen und darin (ohGottohGott) womöglich auch noch gut sind.

"Wenn man dann noch Polizeimitteilungen über angebliche Erfolge Glauben schenkt, selbst keinerlei Anstrengungen in Richtung Stadtteilarbeit unternimmt und sein Gewinn darin sieht sich als Stichwortgeber für die bürgerliche Presse zu präsentieren. Dann bleibt einem in Anbetracht neuer rechter Gewalteskalationen Nichts anderes übrig, als den Debuty für den Dorfsheriff zu spielen."

 

Ein ausführlicher Artikel und "eurer" Analyse, dass man die Situation in Langendreer nicht bloß auf die Ewers reduzieren darf, würde ich zustimmen. Aber irgendwie lasst "ihr" "euren" Rufen nach konsequenter Stadtteilarbeit wenig Taten folgen. Von Azzoncao liest man unzählige Artikel und Analysen, aber irgendwie wenig Aktions- und Veranstaltungsberichte. Wann habt "ihr" das letzte Mal mit einer Kundgebung auf die Bedrohung vor Ort aufmerksam gemacht? Wann habt ihr zuletzt geflyert oder Nazis real (und nicht nur im Netz) geoutet? Irgendwie recht dürftig. Kluge Analysen publizieren ist schön und gut, aber wenn man dann darauf pocht, dass andere sich dem annhemen und die Arbeit für einen machen ist das doch quark. Vordenker und Phasendrescher brauch wirklich niemand.

Du scheinst nicht aufmerksam die Texte gelesen zu haben.

Darüber hinaus sieht man, dass Du wenig weißt.

Zum einen über Langendreer und Bochum.

Zum anderen, von dem was wir im Stadtteil und auch generell machen.

 

Und das ist, in Angesichts deines Beitrags zur Diskussion, auch besser so.

Ganz so einfach kannst du es dir dann doch nicht machen. Mit dem Verweis auf meine vermeintliche Unwissenheit alle offenen Fragen wegzuwischen ist blöd. Es gibt ja nur zwei Möglichkeiten: Entweder du machst keine Aktionen in Bochum oder du berichtest nicht darüber. Bei bestimmten Aktionen mag das ja seine Berrechtigung haben, aber wieso sollte man nicht über Flyeraktionen gegen Nazis berichten? Oder über Informationsveranstaltungen im Stadtteil? Da drängt sich doch wirklich eher der Verdacht auf, dass da jemand taffe Ideen ins Netz spuckt, aber wenig "on the streets" unterwegs ist.

 

Bitte nicht falsch verstehen. Es ist gut, wenn sich jemand Gedanken über die Situation in Bochum macht, aber die Pläne sollten auch umgesetzt werden.

Deine Unwissenheit ist keine vermeintliche, sondern eine reale.

Sei dem gewiss.

Und das ist, wie in deinem Fall, auch gut so.

Ich bin schockiert darüber, was du für einen autoriären Stil an den Tag legst. Du meinst jetzt also, dass du darüber bestimmen darfst, was ich mir für ein Urteil erlauben darf und welche Informationen mir und der linken Öffentlichkeit zustehen? Und dazu null Argumente, nur mackerhaftes Kader-blabla? Danke, dass du dich selbst so abgeschossen hast!

 

Ich werde mich auf jeden Fall weiter für die Situation in Bochum interessieren und mir nichts von dir vorschreiben lassen. Dankeschön!

Vorwärts und nicht vergessen...

 

Warum stellen wir nicht alle mal unsere gemeinsamen Interessen in den Mittelpunkt, an Stelle dessen, was uns trennt? Solidarität ist eine Waffe, hab ich mal gehört.