Berlin: Proteste gegen Erdogan-Besuch

Demo erdogan

Mehrere tausend Menschen versammelten sich heute vor dem Brandenburger Tor um den Staatsbesuch des türkischen Premieministers Erdogan zu nutzen um gegen die Unterdrückung der kurdischen Minderheit in der Türkei und den drohenden Krieg gegen Syrien zu protestieren. Sie solidarisierten sich darüber hinaus mit dem Hungerstreik von über 700 PKK-Gefangenen in den türkischen Gefangenen der seit über 50 Tagen anhält und deren Gesundheitszustand stündlich kritischer wird.

 

Aufgerufen zu der Kundgebung hatten die Alevitische Gemeinde, die Föderation kurdischer Vereine (YEK-KOM) und Organisationen der türkischen radikalen Linken. Auf die Kritik von türkischen Verbänden, das die Alevitische Gemeinde sich mit dieser Kundgebung in „die Nähe der Terroristen der PKK“ begibt, antwortet der Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde Ali Dogan in seiner Rede selbstbewusst „Wenn diese Leute behaupten ich sein Terrorisst weil ich mich mit dem Hungerstreikenden in den kurdischen Gefängnissen solidarisieren und ein Ende der ethnischen Unterdrückung in der Türkei fordere, dann bin ich halt ein Terrorist“. Sevim Dagelen von der Linkspartei kritisierte in ihrer Rede die Syrien-Politik der AKP-Regierung und warf ihnen „Kriegstreiberei“ vor. Gregor Gysi forderte die Türkei auf die Diskriminierung und Unterdrückung der Kurden zu beenden. Ebenfalls solidarisierten sich die Teilnehmer_innen und Veranstalter der Demonstration auch ausdrücklich mit dem Hungerstreik der Flüchtlinge am Brandenburger Tor und deren Forderungen. Für das musikalische Programm sorgte unter anderem der bekannte linke Sänger Ferhat Tunc.

 

Um das Bündnis von sehr verschiedenen Gruppen die erstmals gemeinsam gegen die Politik der AKP demonstrierten (Im Frühjahr in Bochum gab es noch eine Demo der Aleviten und eine der kurdischen Verbände getrennt) nicht zu gefährden wurde die Agitationfreiheit von den Ordner_innen leider massiv eingeschränkt. So waren jegliche Fahnen verboten, viele Transparente und Schilder die von den Ordnern als „Provokant“ angesehen werden wurden ebenfalls verboten. Auch das rufen von Parolen die sich positiv auf die kurdische Befreiungsbewegung beziehen wurden unterbunden. Das führte dazu das die Stimmung, grade unter den beteiligten kurdischen Jugendlichen und den Symphatisanten kommunistischer türkischer Organisationen, während der Kundgebung eher schlecht war und sehr viele Menschen vorzeitig die Kundgebung verlassen haben. So lässt sich auch teilweise die niedrige Teilnehmer_innenzahl erklären, die deutlich hinter den Angekündigten 10 000 zurückblieb.

 

Am späten Nachmittag ging das Gerücht um, das Erdogan beim konservativ-nationalistisch eingestellten Döner-Restaurant „Hasir“ in der Kreuzberger Adalberstrasse zu Abend essen würde. Spontan versammelten sich am Kottbusser Tor 50 kurdische Jugendlichen und Antifa-Aktivist_innen. Als klar wurde das Erdogan nicht mehr bei Hasir auftauchen würde, entschlossen sich die Jugendlichen eine kleine Spontan-Demonstration in Solidarität mit dem Hungerstreik der kurdischen Gefangenen in der Türkei durchzuführen und zogen mit einem „Antifa Genclik Enternasyonal“-Transparent, Fahnen der kurdischen Befreiungsbewegung, Böllern und Parolen wie „Freiheit für Kurdistan“, „Hoch die internationale Solidarität“ und „Biji Azadi“ durch die Adalbert und Oranienstrasse. Bevor die Polizei auftauchen konnte, löste sich die Ansammlung am Heinrichplatz wieder auf.

 

Fotos:

http://www.flickr.com/photos/pm_cheung/sets/72157631897403588/with/81423...

Videos:

http://youtu.be/1ezdclR0d8g

 

http://www.arab.blogsport.de

 

 

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Wie auf den Bildern zu sehen ist konnten türkische Genossinnen und Genossen sehr wohl das Tragen von mehreren Roten Fahnen durchsetzen, da diese als internationales Symbol für Freiheit, Sozialismus und Solidarität unumstritten und klar sind.
Die anti-politische Selbstkasteiung was den optischen Ausdruck der Kundgebung angeht ist trotzdem überaus dämmlich.
Die Abwesenheit von 7000 Menschen mit dem Verbot der Parole "Biji serok apo" zu erklären meinen zu können ist jedoch genauso bescheiden.

Verschwunden sind danach höchstens 40 kurdische und deutsche Kids.

What ever. Wir sind das Volk, wir sind im Recht, wir werden siegen!