Bonn: Feministische Flyeroffensive + Mehr

Feministische Flyeroffensive - 1

Seit Beginn des Wintersemesters verteilen wir unsere vier neuen Bibliotheksflyer. Vorn provokativ, hinten informativ: Wir haben uns vier zentrale Themen der Geschlechtergerechtigkeit ausgesucht, steile Thesen aufgestellt und sie rückseitig mit Hinweisen auf unsere Frauenbibliothek im AStA verknüpft. Und natürlich geht es auch darum, feministische Gesellschaftskritik sichtbar zu machen, statt sich nur (aber auch!) in Gleichstellungsgremien und Strukturarbeit einzubringen. Die Flyer findet ihr unten im Anhang.

 

Unser Büro in der Nassestraße 11, oberhalb der Mensa, ist jeden Montag von 14:00 bis 16:00 Uhr für euch geöffnet. Neben allen anderen Angeboten könnt ihr dort auch einen Blick in unsere lang gepflegte kleine Frauenbibliothek werfen und Medien ausleihen.

 

Seit etwa einem Monat gibt's vom Referat für Frauen und Gleichstellung an der Uni Bonn nicht nur eine Flyeroffensive. Mit unserem neuen newsblog treten wir offensiver auf und skandalisieren so zum Beispiel den Verkauf von sexistischen Geburtstagskarten in der Nasse-Mensa, die neuen frauenverachtenden Fachschaftsparty-Plakte der Germanisten, sorgen für mehr Öffentlichkeit bei Aktivistinnen, die Street Harassment in Bonn öffentlich machen, veranstalten einen Lesekreis zu Simone de Beauvoir: Das andere Geschlecht oder weisen auf Seminare und Vorlesungen hin, die sich im WS 12/13 mit Gender-Thematiken beschäftigen.

 

Die Flyer können gern zur Weiterverbreitung genutzt werden; eine mail an frauen@asta.uni-bonn.de reicht aus und wir senden euch hochauflösende Originale zu.

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Ich war schockiert bis enttäuscht, als ich eure Flyer gelesen habe. Und bevor mir jemand Gegenteiliges an den Kopf wirft: ja, ich BIN Feministin aus Überzeugung. Aber was ihr da schreibt ist so überholt und unreflektiert, dass einem schlecht werden kann. 

 

Auf dem ersten Flyer steht: "Pornographie ist die Darstellung von Frauen, an denen Männer sexuelle Handlungen vollziehen." Schon der erste Satz falsch. Pornografie zeigt sexuelle Handlungen. Egal ob zwischen Mann und Frau, nur Männern, nur Frauen, ganz vielen Männern und Frauen oder alleine an sich selbst. 

Weiter mit: "Statt das Geschehene auszuhandeln und aktiv zuzustimmen oder zu verneinen, scheint die Frau immer all das zu akzeptieren, was Männer ihr antun." Auch falsch. Es stimmt, in nicht wenigen Pornos ist das so. Es gibt aber vermehrt die Tendenz, im anhang an den Film die Dreharbeiten samt getroffener Absprachen zu zeigen, was meiner Meinung nach völlig okay ist. Und das, oh wehe, in BDSM-Pornos, in denen Frauen von Mäner gedemütigt und geschlagen werden.

 

Ich hab keine Lust mehr, hier alle vier Flyer durchzukauen. Ich finde sie aber, wie gesagt, einfach schlecht. Schade, hätte ja gut werden können!

Ja, das sehe ich genauso.
Hier werden die Erkenntnisse der "Frauen-/Männerforschung" bzw. später "Genderstudies" der letzten 25 Jahre ignoriert.
Von dekonstruktivistischen Ansätzen ist offenbar nichts bekannt und auch die Grundrichtung wendet sich eher einem 80er-Jahre Feminismus zu, statt sich mit z.B. dem Sex-Positive Ansatz auseinanderzusetzen.
Symptomatisch: die Forderung Freier*innen zu illegalisieren. Das geht leider an der Realität von Sexarbeiter*innen vorbei. Ebenso Problematisch die Viktimisierung der Sexarbeiter*innen. Diese werden nicht mehr als Individuen gesehen, die bewusst eigene Entscheidungen treffen, sondern nur noch als willenlose Opfer.
Meine Empfehlung:
Öfter Mal aktuelle Literatur und Forschungen zu diesem Thema lesen.

Vielleicht überhaupt mal überlegen, sich aus dem ideologischen Schneckenhaus (und damit dem so behaglichen, gleichgeschalteten Gruppenmief) hinauszuwagen und in der 'Realität' (das ist das außerhalb der Diskussionen und Aktionen) schauen, wo/wie/ob benachteiligt wird! Gleiche Chancen, NICHT gleicher, geschenkter Zieleinlauf. Ich kann keine Quotenfrau gebrauchen, und doch stellte ich Frauen ein, die ihre Arbeit verstehen.

Aber die Realität ist leider nicht so binär, wie es in jederlei -ismus immer scheint....deshalb zieht es auch eher die schlichteren Gemüter dahin.

Die Flyer sind irgendwie ironisch oder als 70/80er-Retro-Gag gemeint....?

ein bisschen Frauen dekonstruieren, ein bisschen sich auf sex-positive Feministinnen beziehen und die Welt sieht schon wieder ganz super und lebenswert aus, mh? Und zu welchem Preis? Die reale Unterdrückungssituation zu verneinen. Viel Spaß mit deinem Begriff von "Freier*innen". Allein schon die völlig deplatzierte Anwendung des trans*-Sternchens. Wer von "Freier*innen" spricht, will mit Händen und Füßen nicht akzeptieren, dass es männlich positionierte Personen sind, die weiblich positionierte Personen missbrauchen. Und zwar zu tausenden und millionen jeden Tag. Und: Feminismus MUSS an der sog. "Realität" von Sexarbeiter_innen vorbei gehen. Denn er darf sich ihr legitimes Interesse, Geld zu verdienen, nicht zu eigen machen.  Auch in Kenntnisnahme der Positionen der Hurenbewegung ist es total daneben, eben genau diese Entsubjektivierung, unter der Huren stehen, eben genau diesen über die üblichen Zwangsverhältnisse des "doppelt freien Lohnarbeiters" hinausgehenden Gewalterfahrungen, die diese machen und die diese betroffen machen, zu verleugnen. Meine Empfehlung: Öfter mal aktuelle Literatur und Forschung richtig verstehen oder sie kritisch zurückweisen. Und nur weil Sex-Positivität "cool" klingt und super als Strategie funktioniert, bei deinen Kommilitonen nicht als verklemmte Emanze zu gelten, heißt das nicht, dass das Konzept unwidersprochen oder uneingeschränkt zu akzeptieren ist. Ich würd mich als sex-positive einordnen und die meisten vom Vorwurf der Sex-Negativität betroffenen Feministinnen wohl auch; aber wenn das zur Konsequenz hat, dass etwa der Anspruch auf Konsenssexualität nicht mehr erhoben werden darf; wenn die Positionalitäten von von Vergewaltigung betroffenen weggebügelt werden; wenn das Recht auf Asexualität marginalisiert wird, dann ist das nicht Sex Positive, dann ist das Affirmation der herrschenden Kultur der Gewaltsexualität.

 

@anarchafeministin:

dass Pornographie mehr zeigt als "nur" sexuelle Handlungen von Männern an Frauen widerspricht doch in keinster Weise der Darstellung, dass die Pornographie eben _maßgeblich_ sexuelle Handlungen von Männern an Frauen zeigt. Nur weil es schwule Pornographie gibt oder weil zwei Frauen dafür bezahlt werden, miteinander Sex zu haben negiert das doch in keinster Weise den im flyer genannten Grundcharakter. Und wenn du's ausführlich haben willst, lies ein Buch; einen flyer wegen unzureichender Darstellung zu kritisieren ist ne geistige Trockenübung.

Und zu der Frage des Aushandelns: Keine Ahnung wie sich deine und meine Empirie unterscheiden; aber wenn du der Meinung bist, dass in mainstream-Pornographie Sex dargestellt wird wie er a) in Wirklichkeit im Durchschnitt abläuft und b) ethischen Ansprüchen daran genügt, wie konsensuale Sexualität aussieht, dann bin ich extrem froh, dass ich warscheinlich nie mit dir in einem Bett landen werde.

Ach? Es gibt also keine Trans*Menschen die sich Sex kaufen? Wie kommst Du den da drauf? Oder wird das * nur noch verwendet, wenn es sich bei der Personengruppe um eine handelt die einen hohen Anteil an trans*menschen hat?
Ach? Es ist Feminismus, wenn ich Sexarbeiter*innen abspreche eigenständig handelnde Subjekte zu sein? Und diejenige, die sich daran stört, ist diejenigen, die dann die Entsubjektivierung von Sexarbeiter*innen verleugnet?
Ach? Es wurde irgendwo in den zwei ersten Posts der Anspruch Konsenssexualität abgewehrt? Wo denn genau?


Interessant ist auch, den "verklemmte (studentische) Emanze" Hammer mal so rum zu verwenden. Nicht schlecht...


P.S.: Sex-positive bezeichnet nicht die persönliche Einstellung zu Sexualität. In diesem Kontext würde ich empfehlen, sich mal die feministische Kritik an der PorNo-Kampagne anzusehen...

Ich denke nicht, dass das trans*-Sternchen Sinn macht als Platzhalter und Repräsentant. Dafür eignet sich _ viel besser. Aber in einer auf (nicht verstandenen) Korrektheit bedachten Linken setzen sich trans*-Sternchen auch per Abstimmung in JuSo-AStA-Koalitionen als "offizielle Sprachregelung" durch - und zerstören so das kritische sprachliche Potential des Sterns. Für einen absoluten Großteil der trans*-Leute dürfte der * z.B. in "Student*innen" als Repräsentant für sie eher bedrohlich wirken als repräsentieren. Die fühlen sich nämlich als "Studenten" und "Studentinnen" meistens (nicht immer) ziemlich wohl. Aber wenn du meinst, dass es nur um Repräsentation geht statt um kritische Revision der Binärgeschlechtlichkeit oder um beispielsweise sensibel zwischen Cis- und trans*-Männern zu trennen, wenn es darum geht, Raum- und Verbündetenpolitiken zu formulieren... dann hast du das ambivalente Verhältnis, das trans* zu Repräsentation haben (müssen), nicht bedacht. nein, dir ist es wichtig, dass auch die armen Freier_innen mit trans*-Background sich wohl fühlen. Und damit eingehst, zu verwischen, dass es eben (Cis-)Männer sind, die Frauen* kaufen. Es ist wichtig, von "Freiern" zu reden, um die Struktur des Ausbeutungsverhältnisses kenntlich zu machen. Wohl die wenigsten, die strikt nur von "Vergewaltiger" sprechen, statt es zu gendern, würden behaupten, dass es nicht auch welche gäbe, die nicht Cis-Männer sind. Trotzdem sind sie nicht so naiv, auf die Darstellung der Hierarchie zugunsten von Repräsentation zu verzichten.

Anderslautende Politiken sind nicht queer und nicht feministisch, weil sie ausblenden, dass queere Politiken nicht formuliert worden sind, damit auf linke-Szene-Parties jede_r mit jeder_m rumknutschen kann, sondern um der Struktur der vergeschlechtlichten Herrschaftsverhältnisse analytisch gerecht zu werden und eine Perspektive auf Emanzipation von diesen Strukturen aufrechtzuerhalten, die maßgeblich die Ausbeutung und Unterdrückung der einen sexuierten Position durch die andere sexuierte Position bedeuten. Stattdessen werden queerpolitiken heute erstens vom Feminismus getrennt und zweitens zur linken subkultur verflacht, die gerne sexuelle Freiheit erleben will und in der sich jeder "willkommen" fühlen soll auf ihren Parties. Und genau dagegen gilt es anzugehen.

 

Ich habe Sexarbeiterinnen nie abgesprochen, eigenständig handelnde Subjekte zu sein. "Nun hat Hegel mit Recht gezeigt, daß die Institution (hier: die Prostitution) Kritik an der kritisierenden abstrakten Subjektivität (dein*e "eigenständig handelnde*r Sexarbeiter*in") sei, das heißt, dass sie (die Institution) notwendig ist, - und zwar, daß sie auch notwendig ist dafür, daß das Subjekt überhaupt sich selbst erhält. Das bloße Fürsichsein (dein*e "eigenständig handelnde*r Sexarbeiter*in"), die Unmittelbarkeit des Subjekts, das da glaubt, auf sich selbst gestellt zu sein, ist tatsächlich ein bloßer Trug. Die Menschen sind tatsächlich zoon politikon in dem Sinn, daß sie nur vermöge eben der Gesellschaft und schließlich auch der gesetzten gesellschaftlichen Einrichtungen (hier insb.: die Institution "Prostitution") haben leben können, denen sie dann als autonome und kritische Subjektivität sich entgegensetzen." (Adorno, Vorlesung ü. Negative Dialektik), um mal mit Adorno/Hegel und einer garnichtmal so ganz passenden Textstelle rumzuwichsen. Soll heißen: Es gibt dein "eigenständig handelndes Subjekt" nicht ohne das "zwanghaft Kollektive" (ebd.). Du wirst "Subjekt" nicht erfassen, wenn du es nicht durch seine strukturellen Einschränkungen und Ohnmächte, das heißt Gesellschaft, hindurch denkst. Und wenn du diesen Schritt nicht mitgehst und an deinem rosigen freien Subjekt festhälst, das sich "frei zur Prostitution entscheidet", ja dann hast du eben einen Subjektbegriff des politischen Liberalismus und eben keinen kritischen, dann fällst du hinter die Möglichkeitsbedingung der Formulierung einer kritischen Theorie von Gesellschaft zurück. Dann kannst du aber auch gleich in die SPD eintreten und jeden Anspruch auf Emanzipation aufgeben. Oder eben Anarchistin werden.

 

Im ersten Posting wurde, ich insistiere darauf, der Anspruch auf Konsenssexualität abgewehrt: " "Statt das Geschehene auszuhandeln und aktiv zuzustimmen oder zu verneinen, scheint die Frau immer all das zu akzeptieren, was Männer ihr antun." Auch falsch. Es stimmt, in nicht wenigen Pornos ist das so. Es gibt aber vermehrt die Tendenz, im anhang an den Film die Dreharbeiten samt getroffener Absprachen zu zeigen" // mit "Auch falsch" behauptet anarchafeministin, dass durch ein paar alternative-porn-projekte, die "die Dreharbeiten samt getroffener Absprachen" zeigen (Absprachen VOR dem Sex, nicht WÄHREND des Sex), die Behauptung als falsch widerlegt sei, Pornographie (als Mainstream-Pornographie) zeige keine Konsenssexualität. Wenn Pornographie aber suggerirenden Charakter hat, wie im flyer behauptet, aber die Konsensaushandlung in den allermeisten Fällen VOR dem Sex (was ich stark bezweifle. Die Konsensaushandlung im mainstream-porn ist ein kleiner Stapel Geldscheine) und in den allermeisten Fällen NICHT im Film stattfindet, dann suggeriert sie einen Sex als normal, in dem KEINE Konsensaushandlung stattfindet und torpediert so die Etablierung von Konsensaushandlungen in der Sexualität der Konsument_innen. Welche einen solchen Porno unproblematisch findet, der ist Konsenssexualität nicht so wichtig.

 

zur Emanze: Bist du ernsthaft der Meinung, auf Feministinnen laste nicht der Druck des Umfeldes, als verklemmt zu gelten? Ich lese hier immer nur 'Verweise' auf Sex-Positivität, die die Autorin wohl nicht zur Kenntnis genommen habe. Nie eine Argumentation, die nachweist, dass die im flyer formulierte Kritik an nicht-konsensualer Sexualität, der Prostitutionsrealität und der Pornographierealität in problematischer Weise ein inkonsistent-negatives Bild von Sexualität zugrunde habe. Das ist nämlich eben der springende Punkt weswegen ich auf meinen bösen (zugegeben) Hammer kam: der bloße Verweis auf Sex-Positivität ist doch nur die Behauptung, eine selbst sei cool und entspannt und das gegenüber sexfeindlich und verklemmt. Und DARIN steckt schon der Hammer: die Autorin(nen) der flyer wurde von anarchafeministin als sexnegativ, indirekt als verklemmt bezeichnet. Nach dem Motto: Nur eine Verklemmte findet Prostitution schlimm und problematisiert Sex.

Zu behaupten, sex-positive bezeichne ja nicht die persönliche Einstellung zu Sexualität macht die Tatsache, dass linke Frauen, die heute keinen coolen Sex haben, die keine Schlampen sind, die nicht polyamourös leben, schräg angeguckt werden, unsichtbar. Das Konzept von sex-positivität hat eben wohl, auch in linken Kreisen, für neuen Druck gesorgt, dass Frauen eine positive persönliche Einstellung zu Sexualität haben.

 

Im übrigen zu mir: ich bin eine Schlampe und lebe polyamourös. Und gerade meine kritische sexpositivität verpflichtet mich dazu, euren 'have sex (-hate sexism)'-Imperativ, den ihr euch auf euren rosa buttons auf die schwarzen Windbreaker pappt, anzugreifen.

geben, die dekonstruktivistische ansätze mit strategischem essentialismus verbinden. und ich hab auch gehört, also man munkelt, dass buthler in ihren büchern von "Frauen" und "Lesben" spricht. Voll undekonstruktivistisch von ihr!

Hab mir die Flyer auch grade angeschaut.

ist jetzt kein Meilenstein aber allemal ne coole Aktion.

 

Was mich an deinem Kommentar stört: Offensichtlich hast du noch nicht mal lust gehabt den ersten Flyer bis zum Schluss zu lesen. der Vorwurf es würde nicht auf alle Arten von Pornographie eingegangen stimmt. Allerdings ist das ein Flyer und nicht der Versuch ein Standartwerk über Pornographie aus feminsitischer Perspektive zu schreiben. Am Ende des Flyers wird feminsit porn als positives Beispiel erwähnt. Mehr kann man von einem Flyer nciht erwarten.

 

Diese Flyer haben 100mal mehr mit der Realität zu tun als alle Vorstellungen von irgendwelchen Idiot_Innen die in ihren heteronormativen Denkstrukturen gefangen sind. Und an die ist der Flyer ja offensichtlich gerichtet. nicht an die dekonstruktivismus-Checker_Innen, als Beitrag zur Diskussion

Keep it up! Ich finde die Flyer als auch die Verteilaktion und die Arbeit sehr gelungen

- und es wird auch höchste Zeit, diese Probleme mal wieder anzusprechen, vor Allem da die linke Debatte sich viel zu sehr in relativistischen Positionen ausruht, als in einer völlig aus dem konsumkapitalistischen Ruder gelaufenen Gesellschaft eigene, kritische Werte zu entwickeln. Die paar alternativen Porn-Gegenprojekte dürfen den Blick vor der ganzen ausbeuterischen, hierarchischen Misere nicht versperren. Und selbst diese Projekte reproduzieren teils sehr fragwürdige Logiken. Selbst wenn sie konsensualisierten Sex zeigen, kann mensch immer noch kritisch finden, wie Lookismus, Entertainment und Konsumlogik in Beziehung zu menschlichen Intimitäten stehen (sollen). Links sein bedeutet zu kritisieren, was kritikwürdig ist. In dieser Debatte gibt es ja jede Menge heiße Eisen, allein deswegen würde ich keine schützende Hand über die Pornoindustrie oder die Prostitution halten, trotz Allem was an Ausnahmen und Einzelheiten zu berücksichtigen wäre, ist mir die Positionierung dort einfach zu fragwürdig. Vor Allem wenn mensch Alles in den Kontext der kapitalistischen Verwertungslogik stellt. 

 

Wer möchte kann auf dieser - Vorsicht politisch völlig untragbaren - Seite mal sehen, was vom Drehmaterial meist dem Schneideraum zum Opfer fällt: Verletzungen an zumeist weiblichen Körpern, Nervenzusammenbrüche, die ganzen Absurditäten:

http://www.efukt.com/

ich denke, wir stimmen überein, dass die problematikn in allen belangen mindestens thematisierbar sind. in welcher form ist ja fast egal, solange sich jeder darüber gedanken machen kann.

 

ich möchte aber mal ein anderes thema aufgreifen, indem ich von mir erzähle: ich bin ein mann und lebe asexuell. nicht dass ich nicht könnte...ich mag das einfach nicht so gerne. es war mir immer schon unangenehm. ich finde das aber vollkommen in ordnung und lebe mit mir selbst ganz zufrieden. ich kann mich jedoch schwer anderen gegenüber damit anvertrauen. täglich lauf ich durch die welt hab ich den eindruck alles ginge ausschließlich um sex. alles wird mit sex aufgemacht damit ja niemand wegschaut. sind wir alle so dumm, dass wir ständig nackte haut haut sehen müssen weil sonst unsere rezeptoren verkümmern???  klar fällt mir das natürlich mehr auf als sexuell aktiven menschen. das soll auch kein kollektivvorwurf sein.auf diesen Postkarten wird dies auch genutzt. klar provokant, jedoch ohne entsprechenden deutlichen hinweis im text. seid mir bitte nicht böse, aber ich finde das könnte man ergänzen.

was ich meine ist nicht, dass man die themen auf den postkarten nicht aufgreifen sollte. das muss man sogar (dringenst) aber die mediale versexung ist mindestens genauso wichtig. das fehlt mir hier. trotzdem sehr schöne aktion. ich wünsche ein schönes wochenende