GR: Aufruf zur Solidarität

Anarchist banner in Kamara, Thessaloniki: “Solidarity with the arrestees of the antifascist motorcycle demo – Athens – Evelpidon courts, 4/10”. Foto: Indy Athen

Die Ereignisse überschlagen sich in diesen Tagen in Griechenland. Während die Übergriffe auf Migrant_innen, deren Wohnhäuser und Läden durch Faschisten weiter gehen, zeigte sich die letzten Wochen und Monate immer wieder antifaschistischer Widerstand in Form von Demonstrationen, Flugblattaktionen und direkten Antworten.Vergangene Woche zeigte die Staatsmacht wieder einmal, auf wessen Seite sie steht.

 

Nachdem in Volos ein Abgeordneter der faschistischen Partei Chrysi Avgi während einer Kundgebung am Wochenende vor den Augen der Polizei eine Waffe gegenüber protestierenden Antifaschist_innen zog, wollte man auf der Wache „aus Zeitgründen“ die Anzeige von Augenzeugen nicht aufnehmen. Am selben Wochenende fand in Athen eine antifaschistische Motorraddemo statt, um die Öffentlichkeit über die andauernden Übergriffe und die unerträglichen Zustände für Migrant_innen, verschärft durch die staatliche Aktion „Xenios Zeus“, zu informieren, und um Präsenz in den Straßen Athens zu zeigen.


Nachdem diese auf einige Nazis traf, begannen Polizeieinheiten der Delta, die die Demo zuvor beobachtet hatten, die Antifaschist_innen zu attackieren, wobei einige zum Teil schwer verletzt wurden. 15 Demonstrant_innen wurden festgenommen. Eine Solidaritätsdemonstration zum Gericht, in die man die Gefangenen gebracht hatte, am darauffolgenden Tag, wurde ebenfalls angegriffen. 25 Antifaschist_innen wurden daraufhin in Gewahrsam genommen, 4 blieben bis Freitag Mittag in Haft und wurden dann entlassen. Die 19 Inhaftierten berichteten von menschenunwürdigen Bedingungen und Übergriffen in Haft. Sie trafen auf Andere, die dort seit 3 Monaten „vergessen“ werden. Die Kosten für jede Verhaftung dieser Art sind hoch: Nur für die Vorführung beim Haftrichter mussten innerhalb von 4 Tagen rund 15.000 Euro bezahlt werden. Heute (Freitag) wurden die letzten 15 Verhafteten frei auf Kaution (3000 Euro) frei gelassen.

 

Neben der Verschärfung der Situation durch Nazis und Polizei zeigte die Regierung im Anschluss an die Verhaftungen wieder einmal, auf wessen Seite sie steht. So lies die Pressestelle des Innenministeriums auf eine Stellungnahme des linken Parteienbündnisses Syriza hin verlauten, man werde weitere Maßnahmen veranlassen, um Recht und Ordnung durchzusetzen. Darüber hinaus warf man Linke in einen Topf mit den Faschisten und erklärte, man werde solch antidemokratischen Tendenzen eindämmen. In der Realität wird gemeinsame Sache mit den Nazis gemacht: Während diese sich mit offensichtlichen Straftaten in den Medien brüsten und ungeschoren davon kommen, werden Linke mit Repression überzogen. Gleichzeitig läuft weiterhin die rassistische, staatliche Polizeiaktion „Xenios Zeus“, bei der in den letzten 2 Monaten rund 27.500 Nichtgriech_innen in Gewahrsam genommen und rund 2600 verhaftet wurden, weil sie nicht die nötigen Papiere vorweisen konnten. Alles weist darauf hin, dass sich die Situation für Migrant_innen und Antifaschist_innen und alle, die unter die rassistische und faschistische Ideologie fallen, weiterhin verschärfen wird. Das Zusammenspiel zwischen Polizei und Neonazis mit Rückendeckung durch die Regierung und die Durchsetzung rassistischer Abschiebegesetze sind alarmierend und müssen als präfaschistische Zeichen gewertet werden.


Es herrscht ein unerträglicher Ausnahmezustand in Griechenland für alle Kräfte, die sich dem widersetzen. Dabei ist es den übrigen europäischen Regierungen sicherlich egal, wer in Griechenland regiert – solange die Ordnung durch zehntausende Polizisten aufrecht erhalten wird, die einen reibungslosen Ablauf monetärer Geschäfte garantieren. Der stetige Abwehrkampf und die Antirepressionsarbeit binden immer wieder Kapazitäten. Zudem können Geldbeträge für Verfahren in der aktuellen finanziellen Lage kaum noch aufgebracht werden.


Solidarität mit dem antifaschistischen Kampf in Griechenland! United we stand!


[Antifas, Anarchist_innen und Antiautoritäre im Oktober 2012]


Spenden für die Inhaftierten vom 29./30.9. über ABC Berlin an:  

SSB e.V. Kto.: 6603098570

BLZ: 100 500 00

IBAN: DE40 1005 0000 6603 0985 70
Stichwort: ” KNASTSOLIDARITÄT ” antifa greece

 

Links:

Bericht auf Occupied London (engl.)

Erklärung der 19 Inhaftierten

Bericht über die Demo

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Ergänzend dazu auf www.anarchismus.at: Was ist los in Europa? Teil 1: Griechenland - http://www.anarchismus.at/anarchistischer-blog/7379-was-ist-los-in-europ...