Protestcamp auf dem Marktplatz beendet / Bauliche Verbesserungen in Unterkunft zugesagt
Die Asylbewerber haben ihr Protestcamp, das seit Sonntag vor dem Rathaus aufgebaut hatten, entfernt. Im Gegenzug verpflichtet sich der Landkreis, die Situation der Flüchtlinge – nicht nur in der Gemeinschaftsunterkunft auf dem Hardt – zu verbessern. Spätestens Ende 2014 soll diese Großeinrichtung geschlossen werden.
Schwäbisch Gmünd. In einem gut zweistündigen Gespräch haben Landrat Klaus Pavel, OB Richard Arnold und der Sprecher der Flüchtlinge in der Gemeinschaftsunterkunft, Charles Enoruwa, am Freitag diese Einigung (siehe Artikel „Die Absprache“) erzielt. Damit endet eine Protestaktion, die landesweit Beachtung gefunden hatte, zumindest vorerst – Charles Enoruwa betonte in einem Pressegespräch, dass der Protest wieder aufgenommen wird, wenn die anderen Punkte der Vereinbarung nicht eingehalten werden.
Die Unterbringung von Flüchtlingen, so der Landrat, werde noch auf Jahre hinaus den Landkreis beschäftigen. Allerdings sei es eigentlich eine Aufgabe von Bund und Land, deshalb forderte er diese Ebenen zu angemessener Unterstützung auf.
Menschen zusammen
Gmünd und seine Bevölkerung seien den Flüchtlingen gegenüber positiv eingestellt, sagte Oberbürgermeister Richard Arnold. Nicht zuletzt die Staufersaga habe die Menschen zusammengebracht. Er sagte auch zu, die Stadtverwaltung werde Genehmigungen für Asylbewerber zum Beispiel für die Teilnahme an auswärtigen Aktionen unbürokratisch bearbeiten. Wie am Rande der Pressekonferenz zu erfahren war, ist der Landkreisverwaltung bereits im Gespräch mit der Gmünder städtischen Wohnungsbaugesellschaft VGW über angebotene Objekte für die dezentrale Unterbringung von Flüchtlingen.
Die Leiterin der Gemeinschaftsunterkunft auf dem Hardt, Marcella Bolsinger, verspricht sich eine große Verbesserung von der dezentralen Unterbringung. Charles Enoruwa ist glücklich über die Einigung, dass die Asylbewerber künftig Geld statt Warengutscheine bekommen. Das Gutscheinsystem trenne die Flüchtlinge von der Bevölkerung bisher.
Die Absprache zwischen Verwaltung und Flüchtlingen
Dieses Zwölf-Punkte-Papier haben Landrat Klaus Pavel, OB Richard Arnold und Charles Enoruwa als Sprecher der Flüchtlinge ausgehandelt und unterzeichnet:
1. Der Ostalbkreis steht zu seiner humanitären Aufgabe, Flüchtlingen Schutz vor persönlicher Verfolgung zu gewähren.
2. Im Ostalbkreis leben derzeit circa 300 Flüchtlinge in staatlichen Unterkünften.
3.
Die künftige Unterbringung im Ostalbkreis ist mit folgenden Vorgaben
angedacht: a) Der Ostalbkreis sucht dringend Wohnraum für ein
dezentrales Konzept, dazu sind alle aufgefordert. b) Mitte Oktober 2012
wird eine neue Unterkunft für 30 bis 35 Personen bezogen.
4.
Bis spätestens April 2013 erarbeiten wir für den Kreistag ein
dezentrales Konzept mit dem Ziel, pro Standort 30 bis 40 Plätze zu
schaffen. Die Gemeinschaftsunterkunft Schwäbisch Gmünd soll auf
Grundlage dieses Ziels bis spätestens Ende 2014 aufgegeben werden.
5.
Als Sofortmaßnahme wird ab 8. Oktober durch zwei Mitarbeiter des
Ostalbkreises und Vertreter der Flüchtlinge eine Bauaufnahme erarbeitet
und die Mängel werden bis Ende Oktober/Mitte November 2012 beseitigt.
6. Ab sofort findet monatlich eine Gesprächsrunde unter Beteiligung des Landrates bzw. des Sozialdezernenten statt.
7. Das Gutscheinsystem wird ab 1. 12. 2012 kreisweit durch Geldleistungen ersetzt.
8.
Der Sprachunterricht wird verstärkt und verbessert und deshalb sollen
zum Beispiel durch die VHS modellhaft Sprachkurse angeboten werden. Die
Kosten übernimmt der Ostalbkreis.
9.
Ostalbkreis und die Stadt Schwäbisch Gmünd unterstützen Flüchtlinge bei
der Beantragung und Erteilung von Arbeitserlaubnissen; großzügige
Auslegung des Ermessens. Das Mitwirkungserfordernis der Flüchtlinge ist
zwingend.
10. Landrat und
Oberbürgermeister fordern einen Bericht beim Innenminister zum Fall
Lamin K, und besprechen die Ergebnisse gemeinsam mit Polizei und
Flüchtlingen.
11. Land und Bund
werden aufgefordert, der kommunalen Ebene, eine angemessene
Unterstützung und Kostenerstattung zu gewähren, um die Perspektiven der
Flüchtlinge zu verbessern. Vor diesem Hintergrund laden die
Unterzeichner Frau Ministerin Öney zu einem Besuch und Gespräch in die
Gemeinschaftsunterkunft ein.
12.
Auf Basis dieser Absprache werden die Demonstrationen vor dem Rathaus
sofort beendet und die Zelte vom Marktplatz entfernt als erster Schritt
der Zusammenarbeit und als Umsetzung der Vereinbarung. Sofern die
Zusagen unter Ziffer 1 bis 11 nicht eingehalten werden, behalten sich
die Flüchtlinge weitere Protestaktionen vor.
kmii
gestern nacht wurden extra noch um halb eins maler herrangekarrt um die schlimmsten mängel (schimmel usw.) zu überstreichen