Burschenschaft hatte Kontakt zur NPD

Die Jenaer Burschenschaft «Normannia» soll nach Erkenntnissen des Thüringer Innenministeriums auch das «Braune Haus» Jena, langjähriger Sitz des NPD-Kreisverbandes, genutzt haben.
Erstveröffentlicht: 
05.09.2012

Rechtsextremismus

 

JENA/DPA. Die Jenaer Burschenschaft „Normannia“ hat nach Erkenntnissen des Thüringer Innenministeriums jahrelang Kontakte zur NPD und zum Umfeld des Neonazi-Trios Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) unterhalten. Der ehemalige NPD-Funktionär Ralf Wohlleben und ein weiterer Jenaer Neonazi hätten persönliche Kontakte zu der Studentenverbindung gepflegt und an deren Veranstaltungen teilgenommen. Das geht aus einer Antwort des Ministeriums auf eine parlamentarische Anfrage der Linken hervor.

 

Die Burschenschaft habe auch das „Braune Haus“ Jena, den langjährigen Sitz des NPD-Kreisverbandes, genutzt. Die Initiative „Burschenschafter gegen Neonazis“ nannte die Erkenntnisse am Mittwoch einen Beleg für die Verstrickung von Teilen der Burschenschaften mit dem militanten Rechtsextremismus.

„Dass eine Regierung die Verbindungen von Burschenschaften zum Rechtsextremismus so deutlich macht, gab es noch nie“, sagte Sprecher Christian Becker der Nachrichtenagentur dpa. Der Ex-NPD-Funktionär Wohlleben sitzt in Untersuchungshaft, weil er den aus Jena stammenden mutmaßlichen Neonazi-Terroristen Beate Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt bei ihren Straftaten geholfen haben soll. Dem Trio wird eine Mordserie an neun Einwanderern und einer Polizistin angelastet.

Die vom Verfassungsschutz beobachtete Burschenschaft „Normannia“ bildete sich Ende 1999 als Abspaltung aus der Burschenschaft „Jenensia“. Ausschlaggebend sei eine als rechtsextremistisch bewertete Veranstaltung gewesen, heißt es in der Antwort. Dabei stellten Mitglieder des rechtsradikalen „Thüringer Heimatschutzes“ (THS) die Ordner. Zu den Teilnehmern gehörte auch der später als V-Mann des Verfassungsschutzes enttarnte frühere NPD-Funktionär Tino Brandt.

Das „Braune Haus“ Jena, einen Treffpunkt der rechtsextremen Szene, hat die „Normannia“ laut Ministerium zwischen 2006 und 2009 zu sechs Veranstaltungen genutzt. Im Sommer hatte die Stadt das ehemalige Gasthaus wegen baulicher Mängel sperren und versiegeln lassen.

Anfang Juni hatte sich der Burschentag der Deutschen Burschenschaft (DB) in Eisenach über den Umgang mit rechtsextremen Tendenzen in den eigenen Reihen zerstritten. Die „Normannia“ gehört einer Teilorganisation an, in der laut Verfassungsschutz Hamburg rechtsextreme Positionen offensiv vertreten oder zumindest zustimmend zur Kenntnis genommen werden.

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"Dass eine Regierung die Verbindungen von Burschenschaften zum Rechtsextremismus so deutlich macht, gab es noch nie", sagte Sprecher Christian Becker [der Initiative „Burschenschafter gegen Neonazis“ der Nachrichtenagentur dpa. Katharina König, Sprecherin für Antifaschismus der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag und Verantwortliche für die Anfrage meint dazu: "Nicht das Innenministerium, sondern das Aktionsbündnis gegen Rechts und antifaschistische Gruppen aus Jena haben die Verstrickungen der Normannia, die aus der Burschenschaft Jenensia hervorging, bereits vor Jahren aufgedeckt." via www.haskala.de, die ganze Antwort der Kleinen Anfrage ist dort auch downloadbar http://bit.ly/OOZPBx.