[H] Antifaschistische Demonstration nach Messerangriff von Nazis

Nazis die Räume nehmen

Am 11.08.2012 um 18 Uhr startete in Hannover am Steintorplatz eine antifaschistische Demonstration als Reaktion auf die beiden Naziangriffe in der Nacht vom 10.08 auf den 11.08.2012 in Hannover und Barsinghausen (bei Hannover). Die Demo war, mit 350 Teilnehmer_innen, erfreulich gut besucht in Anbetracht der kurzen Mobilisierungszeit von unter 24 Stunden. So versammelte sich ein breites Spektrum an Menschen. Von autonomen Antifaschist_innen über kurdische Gewerkschafter_innen bis hin zu den Jusos, waren verschiedenste Menschen gekommen um ihre Solidarität mit den Angegriffenen zu bekunden und den Nazis deutlich zu machen, dass solche Angriffe nicht unbeantwortet bleiben werden.

 

Die Polizei hielt sich während der ganzen Demo zurück und beschränkte sich auf ihre originäre Aufgabe bei solchen Anlässen, das Regeln des Verkehrs. Der Demonstrationszug zog vom Steintorplatz am Schillerdenkmal vorbei zur Kurt-Schumacher Straße. Hier gab es einen kurzen Redebeitrag vor der Innenstadtwache in der Herschelstraße, die in der Vergangenheit immer wieder durch rassistische Übergriffe und Gewalt gegen festgenommene Linke aufgefallen ist. Auch für den Polizeieinsatz nach dem Naziangriff am Opernplatz in Hannover sind die Beamten der Herschelstraße verantwortlich gewesen. Danach zog die Demo am Hauptbahnhof vorbei zum Opernplatz um am Ort des Angriffs eine Abschlusskundgebung abzuhalten. Nach der Abschlusskundgebung wurden die Teilnehmer_innen mit dem Hinweis nur in Gruppen zu gehen und auf einander auf zupassen verabschiedet. Die Demo löste sich gegen 20 Uhr auf.

 

350 Teilnehmer_innen die entschlossen aufgetreten sind und nach außen hin deutlich gezeigt haben, was sie von messerstechenden Nazis und der wegsehenden Polizei halten, unserer Meinung nach ein voller Erfolg. Diese Demo ist nicht die letzte Reaktion auf diesen Naziangriff, sondern lediglich die Erste. Achtet auf weitere Ankündigungen und werdet selber aktiv.

 

Kampagne „Nazis die Räume nehmen“, 12.08.2012, Hannover

 

Richtigstellung: An diesem Wochenende ist bei uns so einiges Drunter und Drüber gegangen, wie sich mindestens alle vorstellen können, die schon mal in einer ähnlichen Situation waren. Wie schon mehrere Kommentator_innen auf Indymedia anzweifelten sind die Nazis nicht mit brennenden, sondern mit noch nicht entzündeten Molotov-Cocktails durch Barsinghausen gezogen. Wir bitten diesen Fehler unsererseits zu entschuldigen, die letzten Tage und Nächte waren lang und die Kommunikation streckenweise schwierig.

 

Redebeitrag der Kampagne „Nazis die Räume nehmen“, gehalten auf der Abschlusskundgebung:


Wir demonstrieren heute gegen den Terror und die Gewalt der Faschisten. Am Freitag den 10. August gegen 21:15 Uhr griffen die bekannten Nazis Lukas Richter, Maximilian Feige und Ralf Hansen einen Infostand der Kampagne „Nazis die Räume nehmen“ auf dem Opernplatz in Hannovers Innenstadt, unter anderem mit einem Messer bewaffnet, an. Nachdem die Bullen die Angreifer laufen ließen und einen der angegriffenen Antifaschisten festnahmen, fuhren die Nazis nach Barsinghausen, um dort erneut zu versuchen Antifaschist_innen umzubringen, wie Lukas Richter inzwischen auch bei den Bullen gestanden hat. Dabei verletzten sie einen Antifaschisten so schwer das er im Krankenhaus behandelt werden musste. Ihr ursprüngliches Vorhaben konnten sie zum Glück nicht in die Tat umsetzen. Des weiteren ist davon auszugehen, dass die mit Molotow Cocktails bewaffneten Nazis unterwegs waren, den grade wiedereröffneten Falkenkeller erneut zu zerstören. Dieser ist seit etwa einem dreiviertel Jahr wiederholt angriffen von Nazis ausgesetzt. Der Gestrige Abend stellt somit den traurigen Höhepunkt in einer Serie von Naziangriffen und Überfällen in der Region Barsinghausen dar.

Wiedereinmal gingen die Nazis mit äußerster Gewalt gegen Andersdenkende vor. Wiedereinmal wurde ein Antifaschist von der Polizei festgenommen, während sie die Nazis laufen ließ.

Diese Deutschen Zustände sind nicht länger hinnehmbar. Diese Bittere Realität ist hier leider eher die Regel. Ob es Nazis, wie Arnulf Priem sind, der bewaffnete Gruppen bildete und dafür 4 mal auf Bewährung frei kam oder die faschistischen Mörder des NSU die über Jahre aktiv sein konnten ohne das die Behörden auch nur das Geringste unternommen hätten. Auch der rechte Mörder Sven Kahlin der den Punk Thomas 'Schmuddel' Schulz 2005 in Dortmund erstach und wegen guter Führung schon 2010 wieder aus dem Knast kam, beteiligte sich gleich wieder an mehreren gewaltsamen Übergriffen auf Antifaschist_innen. Auch die Nazis die diesen Angriff durchführten, sind keine Unbekannten, so war z.B. Lukas Richter schon an mehreren bewaffneten Übergriffen beteiligt. Zudem nehmen alle Drei zuvor Genannten an Bundesweiten Naziaufmärschen teil. Es kann also getrost davon ausgegangen werden, das der Wahn der Nazis auch bei diesen Überfällen die Tötung von Menschen zum Ziel hatte. Das mörderische Hakenkreuz hat seine Macht auch Heute noch nicht verloren.

Repression wie sie nach solchen Vorfällen immer wieder Antifaschist_innen trifft ist bei weitem nichts Neues und gehört in Deutschland auch zu dieser bitteren Realität. Ob es das freidrehen der Bullen in Dresden, der Fall von Matti aus Berlin oder ganz konkret aus Hannover die Verfahren gegen Sven, Stefan und Tim sind. Dies sind nur einige Beispiele, eines ist aber klar, es kotzt uns an, das Faschisten die mit dem Ziel losziehen Menschen zu töten frei herumlaufen können und in ihrem Vorhaben nicht behindert werden. Dabei wird den Opfern rechter Gewalt oft auch noch eine Mitschuld gegeben. Ob es hier der Punk oder die Person mit Dreadlocks ist, welche durch ihr aussehen Provoziert habe oder da Antifaschist_Innen welche durch ihre Überzeugung die „friedliche“ deutsche Ruhe störten und somit legitimes Ziel mordender Faschisten seien. Auch die vom VS und von den sogenannten Wissenschaftlern Uwe Backes und Eckhard Jesse vorangetriebene „Extremismustheorie“, die Links und Rechts gleich setzt ist an diesen Zuständen Schuld. Dabei wird ihr eklatantes Versagen in der NSU Mordserie mehr als deutlich. Menschen die eine faschistische Ideologie annehmen bekennen sich zu einem geschlossenen Weltbild, in dem ganz klar nach Gut und Böse, nach Kamerad und Feind unterschieden wird. Alles was sich gegen die von den Nazis herbei phantasierte Volksgemeinschaft richtet oder nicht in ihre Zigarrenschachtelwelt passt muss rücksichtslos vernichtet werden. Diese Gedanken widersprechen den Werten, die aus der Aufklärung stammen und einem linken Selbstverständnis zu Grunde liegen; wie Egalität, Universalismus und Progression. Dies findet auch Ausdruck in den Zahlen der Ama­deu An­to­nio Stif­tung die seit 1990 182 von Nazis ermordete gezählt hat. Der deutsche Staat hingegen will von dieser Realität die uns alle bedroht nichts wissen und erkennt auch die Toten nicht als Opfer rechter Gewalt an. Unter diesen Aspekten kann es nur die Losung geben

„Kampf dem Faschismus, Kampf dem Staat“.

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