Salzburg: Bericht über den 1000-Kreuze-Marsch und Proteste dagegen

1000 Kreuze versenken!

Am 25.7. 2012 war es wieder soweit: Österreichische und deutsche AbtreibungsgegnerInnen trafen sich in Salzburg, um, wie in den Jahren davor, einen 1000 Kreuze Marsch duchzuführen. Aus diesem Grund fanden sich um 13.30 Uhr am Salzburger Hauptbahnhof ca. 80 ProChoice-Aktivist_innen zu einer Demo gegen eben diesen Marsch ein. Für Salzburger Verhältnisse waren auch erstaunlich  viele Bullen im Einsatz, mindestens 50 Deppen von der Einsatzeinheit und unzähligen Zivis.

 

Zu Beginn gab es einen Redebeitrag zum Hauptquartier der Salzburger LebenschützerInnen, dem Lebenszentrum; danach wurde ein Grußwort von Bündnis gegen den »Marsch für das Leben« in Berlin verlesen.


Die Demo, seit langem wieder mal im Spalier, bewegte sich danach zügig vom Bahnhof weg in Richtung Altstadt. Die Stimmung war entschlossen, es wurde die ganze Route über geflyert und es wurden duchgehend Parolen gerufen, z.B. „Abtreibung ist Frauenrecht – bei HLI da wird uns schlecht“ und „Kein Gott, kein Staat, kein Patriarchat“.


Gegen Ende der Demo kam es immer wieder zu Rempeleien durch einzelne Vertreter der Staatsmacht, durch die sich allerdings keine_r provozieren ließ. Nichtsdestotrotz wurde nach der Abschlußkundgebung, wo ein Redebeitrag zum Thema „Angriffe auf das Recht auf Schwangerschaftsabbrüche international“ verlesen wurde, eine Demoteilnehmerin festgenommen (angeblich tätlicher Angriff auf einen Bullen).


Parallel dazu wurde der Salzburger Oberfundichrist, „Weihbischof“ Andreas Laun, in einem in der Nähe der Abschlußkundgebung befindlichen Café gesichtet und mit einer Ladung Wasser erfrischt.


Bei der Gegenveranstaltung, dem 1000 Kreuze Marsch, fanden sich ca. 1 Stunde später ca. gleich viele ProChoice-Aktivist_innen wie ChristInnen ein, die alle in einem bunten Knäuel auf dem Domplatz rumstanden. Die Bullen, kurz mal überfordert, reagierten erstmal nicht, was immerhin nette Diskussionen mit den ChristInnen, ein Kiss In und Parolengerufe ermöglichte. Als sich der ChristInnenzug in Bewegung setzte, zogen die Bullen eine Kette auf, und es wurde nur noch durchgelassen, wer den Oberchristen persönlich bekannt war. Hinter der Bullenkette gab es dann auch erst die obligatorischen Kreuze.


Nach kurzem Gerenne, um die Bullen zu umgehen, fanden sich die ersten ProChoice-Aktivist_innen auf Höhe des Festspielhauses vorm 1000 Kreuze Marsch ein, der Rest kam dann ab der Griesgasse dazu. Die ChristInnen wurden lautstark begleitet, bis auf der linken Salzachseite beim Müllner Steg eine kleine Menschenblockade auftauchte. Die Bullen schoben die Blockierenden erstmal ca. 10 – 15 Meter weiter auf der ChristInnenroute, um zumindest die Brücke freizubekommen, woraufhin sich die Blockierenden hinsetzten.


Nach kurzer Untätigkeit leiteten die Bullen die ChristInnen auf den Müllner Steg, damit diese dort ihre Blumen vom Steg werfen konnten (sprich: Ende der Veranstaltung). Somit war klar, daß durch die Blockade die Route enorm verkürzt werden konnte. Eigentliches Zwischenziel wäre das Landeskrankenhaus (auf christlich: „Tötungsstätte“) gewesen, wo die einzige Möglichkeit besteht, in Salzburg Schwangerschaftsabbrüche durchführen zu lassen.

Die Rosenaction am Müllner Steg wurde von beiden Seiten der Salzach mit Parolen der ProChoice-Aktivist_innen übertönt.


Beim Weg des 1000 Kreuze Marsches zur Franziskanerkirche zwecks Abschlußkundgebung/Gottesdienst versuchten einige über den Makartsteg zu den ChristInnen zu gelangen, wobei es zu unschönen Szenen mit der Staatsmacht kam.


Die Bullen, zu diesem Zeitpunkt bereits ordentlich angepisst stürmten daraufhin in die verbliebenen ProChoice-Aktivist_innen und nahmen erstmal eine Aktivistin fest (schon wieder vermeintlicher tätlicher Angriff). Weils anscheinend noch nicht reichte, wurden danach noch mehrere Aktivist_innen „eingefangen“, durften sich längere Zeit auf eine Mauer im strömenden Regen setzen und nachdem es den Bullen anscheinend zu viel Arbeit war, wurden sie nach einer Personalienfeststellung, trotz vorheriger Ankündigung der Festnahme („Ihr seids alle festgenommen“) gehen gelassen.


Um die Freilassung der Festgenommen zu fordern, trafen sich ca. 30 Personen ab 18 Uhr bei der Polizeidirektion. Um ca. 21 Uhr wurden beide freigelassen.

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Liebe Genoss_innen und Freund_innen,

wir vom Bündnis gegen den »Marsch für das Leben« in Berlin haben ein Problem. Ein Problem, das Ihr in Salzburg auch habt: christliche Fundamentalist_innen. Und diese meinen auch noch mit unverfrorener Dreistigkeit, sie könnten sich unwidersprochen den öffentlichen Raum nehmen, um ihre frauenfeindliche Kackscheiße zu verbreiten. Doch wer  das Selbstbestimmungsrecht von Frauen über ihren Körper einschränken will, wird damit leben müssen, auf feministischen Gegenwind zu stoßen. Wer anderen Menschen vorschreiben will, wie sie zu leben und wen sie zu lieben oder besser: wen sie nicht zu lieben haben, muss damit rechnen, wütenden Frauen, Queers, Lesben und Schwulen gegenüberzustehen.

In Berlin haben wir es durch unseren bunten, lauten und entschlossenen Widerstand gegen den Aufmarsch der Fundamentalist_innen immerhin geschafft, dass sie nicht mehr die dreiste Lüge verbreiten, in Deutschland würden jeden Tag 1.000 Kinder abgetrieben, auf die sie mit ihrem Motto »1.000 Kreuze für das Leben« angespielt haben. Das ist zwar gut, aber nicht genug. Wir blicken jedoch in jedem Fall optimistisch in die Zukunft. Denn wenn wir den Aufmarsch schon nicht dauerhauft verhindern können, ist es doch jedes Mal ein Heid_innenspaß die Christ_innen mit Dildos, Kondomen und gleichgeschlechtlichen Küssen zu nerven. Wir wünschen Euch viel Mut und Kraft, dass auch Ihr den Christ_innen die Hölle heiß macht.

Bis die Scheiße aufhört!
Solidarische Grüße aus Berlin.