[Celle] Schlachtfabrikgegnerin wurde der Prozess gemacht

vor dem amtsgericht

Die Pressemitteilung, wie sie nach dem ersten Prozesstag verschickt wurde:

Pressemitteilung 17.04.2012

Am 17.04.2012 fand im Amtsgericht Celle der erste Prozesstag im Bußgeldverfahren gegen eine Schlachtfabrikgegnerin statt. Vorgeworfen wurde ihr, dass sie den besetzten Bauplatzes in Wietze, auf dem die umstrittene Schlachtfabrik der Firma Rothkötter gebaut werden sollte nicht freiwillig verließ. Nach fast sieben Stunden Verhandlung wurde der Prozess vertagt.

 

Nachdem der Aktivistin schon im Vorfeld eine Pflichtverteidigung abgelehnt wurde, lehnte Richter Fischer in der Verhandlung auch den Antrag, sich von einer rechtskundigen Vertrauensperson unterstützen zu lassen, ab. Doch die Betroffene ließ sich dadurch nicht einschüchtern und führte den Prozess ohne Rechtsbeistand entschlossen und offensiv fort. Dabei stieß sie bei den etwa 30 Prozessbeobachter_innen auf Sympathie. „Ich fand es sehr ermutigend, dass sich die Betroffene nicht unterkriegen ließ. So konnte sie klar machen, dass der Widerstand gegen die Schlachtfabrik noch lange nicht vorbei ist und auch vor Gerichten keinen Halt machen wird.“, erklärt Ursula Schneider-Falk, eine Zuschauerin.

 

Schon von Beginn an zeigte sich die Strategie der Aktivistin, die Problematiken der Schlachtfabrik auch im Prozess zu thematisieren. So stellte sie Anträge, in denen sie Inhalte wie Tierausbeutung, Klimakatastrophe, Regenwaldrodung, und Abschiebung thematisierte und den Zusammenhang mit Kapitalismus und Herrschaft aufzeigte. Immer wieder wurde sie dabei durch Richter Fischer unterbrochen. Dazu meint Unterstützer Marius Klausmann: „Es war empörend wie Richter Fischer versuchte, die Angeklagte mundtot zu machen und dabei grundlegende Rechte der Betroffenen missachtete.“.

Auch in die Rolle der passiven Angeklagten wollte sich die Aktivistin nicht drängen lassen, so versuchte sie den Prozess auch nach ihren Vorstellungen mitzugestalten. „Die Strategie der offensiven Prozessführung ist es, dass sich Betroffene aus der Passivität, die ihnen vom Gericht auferzwungen wird, herauskämpfen. Ich sehe die Justiz als eine Wegbereiterin für die Schlachtfabrik und Wahrerin des Kapitalismus und das möchte ich auch ansprechen. Indem Schlachtfabrikgegner_innen kriminalisiert werden, soll der Widerstand unterbunden und der grausamen Schlachtfabrik der Weg geebnet werden. Dadurch sollten wir uns nicht einschüchtern lassen!“, so die betroffene Aktivistin.

 

Nach etwa sieben Stunden wurde der Prozess vertagt. Die Aktivistin freute sich über die breite Unterstützung und kündigt an, auch am nächsten Prozesstag nicht klein bei zu geben: „Die große Unterstützung hat mir sehr geholfen. Sie hat mich ermutigt, auch beim nächsten Prozesstag weiterhin meine Kritik zum Ausdruck zu bringen und mich gegen diese Repression zu wehren.“

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

wo kann man den nächsten termin zum prozess dann erfahren???

guck am besten auf antiindustryfarm.blogsport.de nach, wenn du dich für den nächsten termin interessierst.

da stehen meist auch noch ganz andere spannende infos und termine..

gibt auch einen Artikel mit mehr Bildern und Text:

http://antiindustryfarm.blogsport.de/2012/04/19/erster-prozesstag-wegen-...

Der Nächste Termin steht noch nicht fest wird aber auf dem im vorigen Kommentar genannten Blog bekannt gegeben, sobald er feststeht ...

Laienverteidigungs-Netzwerk:

gegenseitige Verteidigung auf Augenhöhe

Um nicht allein auf der Anklagebank zu sitzen, können Beschuldigte auch nichtstudierte Verteidiger_innen (Laienverteidiger_innen) hinzuziehen. Dieses ist nach der Strafprozessordnung (§ 138 II StPO) möglich, kann aber von Richter_innen abgelehnt werden

 

Um u.a. den Wissensaustausch zu fördern und um der Vereinzelung entgegen zu wirken, gründete sich im Mai 2011 das Laienverteidiger_innen Netzwerk, in dem gegenseitige Hilfe von Aktivist_innen organisiert wird. Z.B. Verteidigung vor Gericht, Weitergabe von Wissen in Form von Prozesstrainings, Workshops, Broschüren, ...

 

Trainings und Fortbildung Prozesstrainings - die Grundlage zur Selbstermächtigung:

Wer Interesse an Prozesstrainings hat, kann Teainer_innen einladen. Solche Trainings finden in der Regel im ZUsammenhang mit bevorstehenden Prozessen statt oder werden von Basisakteur_innen aus Interesse organisiert. Über das Laienverteidiger_innen Netzwerk können Trainer_innen angefragt werden

.

 

Durch das Netzwerk können auch Laienverteidiger_innen für Angeklagte vermittelt werden, Allerdings unterscheidet sich das Netzwerk nicht nur Inhaltlich von einer herkömmlichen Anwaltskanzlei Vorraussetzung für die Verteidigung durch Laienverteidiger_inen ist auch immer die eigene Einarbeitung, Handlungsfähigkeit und Aktivität der/des Betroffenen. Die Angeklagten, das unterstützenmde Publikum  usw., sind die Quellen der Inhaltlichen Vermittlung. Eine/Ein Laienverteidiger_in kann die Handlungsmöglichkeiten erweitern und eigenes Impulse einbringen, aber sollte niemals die Angewklagte in den Hintergrund drängen, wie es beim Anwält_in/Mandant_innen-Verhältnis leider üblich ist. Emanzipation bedeutet die Ermächtigung von Menschen zum selbstständigen Handeln.

KONTAKT UND INFOS FINDEST DU UNTER:

www.laienverteidigung.de.vu

law_and_order@nirgendwo.info

 

Nächste Termine:

27.4. bis 1.5. in der Projektwerkstatt Saasen: Gerichtete Gerichte und jubelnde Justiz? ++ Flyer
Austausch-Treffen zu Erfahrungen vor Gericht und hinter dessen Kulissen. Eingeladen sind alle Menschen mit Gerichtserfahrungen, die ihre Ideen und Wissen weitergeben sowie von Anderen Tricks, Kniffe und Probleme erfahren wollen. Gestaltet als Open Space, eingeladen vom Laienverteidigungsnetzwerk!

 

14.-20.6. in der JUP! Bad Oldesloe (Turmstr. 14a): Laienverteidigungs-Netzwerktreffen, Schulung und mehr ++ Flyer

  • Do, 14.6. ab 10 Uhr bis So 17.6. bis 17 Uhr: Schulung für LaienverteidigerInnen
  • Sonntag Abend (17.6.): Vortrag zu Revisionsrecht
  • 18. – 20.6.: LaienVerteidigerInnenTreffen