[GP] Vorabend-Outing und antifaschistischer Protest gegen Nazikundgebungen

3

Hier ein Artikel zum Outing des Göppinger-Naziaktivisten Tino Ilgen am Vorabend des faschistischen Aktionstages im Kreis Göppingen am 7. April. Außerdem ein Überblick zu den antifaschistischen Protesten und den Aktivitäten der Nazis am Folgetag.

 

Outing

Freitagabend, den 6. April klärten AntifaschistInnen mit Plakaten, hunderten in der Nachbarschaft verteilten Flyern, einer unangemeldeten Demo und einem Hausbesuch über die Aktivitäten des Nazi-Aktivisten Tino Ilgen an seinem Wohnort in Eislingen bei Göppingen auf. Ilgen ist NPD-Aktivist des Kreisverbandes Göppingen und hat gute Kontakte zu den „Autonomen Nationalisten Göppingen“. Bei regionalen Nazi-Kundgebungen in den letzten Monaten trat er als Redner auf.

Etwa 35 engagierte AntifaschistInnen zogen mit einer lautstarken und vermummten Demo, die von bunter Pyrotechnik begleitet wurde bis vor Tino Ilgens Haustüre in die Gartenstr. 27. Dabei verklebten sie bebilderte Plakate, die Ilgen als aktiven Faschisten outen. Vor seinem Haus hielt ein Aktivist eine kurze Rede zur Rolle Ilgens in der Naziszene.  Die AntischistInnen zogen anschließend gemeinsam  weiter und skandierten Parolen wie:  „Nazis gibt’s in dieser Stadt, bildet Banden, macht sie platt!“ und „Hoch die internationale Solidarität!“. Noch bevor zahlreiche Streifenwägen anrückten und erfolglos den gesamten Ort durchkämmten, entfernten sich die AktivistInnen vom Ort des Geschehens.

Nazikundgebungen

Am folgenden Samstag organisierten die regionalen Nazis eine kleinere Kundgebungstour im Kreis Göppingen. Trotz überregionaler und und vielseitig beworbener Mobilisierung beteiligten sich im gesamten nur etwa 30-40 bekannte Nazis vorwiegend aus der Region um Göppingen, dem Rems-Murr Kreis, aus Leonberg , Ludwigsburg und Esslingen.

Kurzüberblick:

Den Auftakt machten die komplett mit dem Zug angereisten Nazis in Geislingen, wo sie bereits von GegendemonstrantInnen in Empfang genommen wurden. Die Anzahl der weitaus lautstärkeren NazigegnerInnen wuchs im Verlauf der Kundgebung auf weit mehr als das Doppelte der Nazis an. Der Rückweg der Nazis zum Bahnhof wurde kurzzeitig von einer Blockade unterbrochen und von diversen Wurfgegenständen begleitet.

Ein Kabelbrand auf der Bahnstrecke zwischen Göppingen und Geislingen sorgte dafür, dass die Nazis die folgenden zwei Stunden in einem stehenden Zug verbringen durften. Dank dieser Intervention war es ihnen zeitlich nicht möglich, eine in Süßen angemeldete Kundgebung wahrzunehmen, sodass der nächste Stopp in Eislingen kurz vor Göppingen folgte. Die dortige Kundgebung hielt das rechte Häuflein auf einem verlassenen Platz am Stadtrand ab. Neben lautstarken AntifaschistInnen, die sowieso kaum verständliche Nazireden übertönten, artikulierten auch AnwohnerInnen mit lauter Musik aus den Wohnungen ihren Protest gegen den faschistischen Aufmarsch.

Die anschließende Kundgebung in Göppingen begann für die Nazis mit einer kraftvollen antifaschistischen Begrüßung in der Bahnhofshalle. Laute antifaschistische Parolen und Wurfgegenstände verdeutlichten, dass sie auch hier nicht auf breitere Sympathien stoßen würden.

Ihre Kundgebung auf dem Bahnhofsvorplatz wurde allein von einem breiten Spektrum hunderter NazigegnerInnen  beachtet, die auch hier dafür sorgten, dass die Reden der Nazis nach außen nicht einmal annähernd zu verstehen waren. Immer wieder flog ein bunt gemischter Salat aus rohen Eiern, Tomaten, Flaschen und sonstigen Gegenständen  auf die Nazis und deren Polizeischutz. Die Bullen veranlasste dies dazu, die aufgebrachten Nazis mit Schlagstock und Pfefferspray-Einsatz in den Schutz des Bahnhofsgebäudes zu drängen. Völlig verunsichert kauften  die Nazis anschließend den Eisvorrat des Bahnhofskiosks leer um Blessuren zu kühlen und versuchten sich gegenseitig notdürftig von Eierüberrresten und Pfeffersprayrückständen zu reinigen.

Nach einigen Minuten versuchten die Nazis erneut ihre Kundgebung vor dem Bahnhofsgebäude abzuhalten. Nur kurze Zeit später folgte erneut ein heftiger Schwall an verschiedenförmigen Wurfgegenständen gegen die Rechten und ihren staatlichen Schutz. Der folgende, durch die Bullen beschleunigte, Rückzug in das Bahnhofsgebäude war die letzte Aktion der Nazis in Göppingen. Ihre Kundgebungszeit nunmehr abgelaufen und sie bewegten sich unter motivierenden „Haut ab!“ rufen auf die Bahngleise zurück.

Nächster Halt war Uhingen, wenige Kilometer vor Göppingen. Die etwas geschrumpfte Zahl von Nazis trat lautlos einer Überzahl an NazigegnerInnen am Bahnhof entgegen. Während der folgenden 1,5 Stunden wurden von den Nazis weder Transparente entrollt, Fahnen gezeigt, Parolen gerufen oder Reden gehalten.  Die Nazis wurden immer wieder durch antifaschistische Parolen beschallt. Die zahlreich anwesenden Bullen versuchten mehrere Male AntifaschistInnen vergeblich einzukesseln und führten vereinzelte Personenkontrollen durch. Völlig frustiert zogen die Nazis, nach ewigem Rumgestehe und durch die Bahnhofsunterführung zurück zu ihren Autos. Gerüchten nach verlief die rasche PKW-Heimreise nicht für alle der Nazis problemlos.

In Ebersbach, Plochingen und Esslingen fanden keine Naziaktionen statt. In Esslingen waren, trotz der permanenten Weiterleitung nach Göppingen, stets rund 50 AntifaschistInnen und zahlreiche interessierte BürgerInnen am Infopoint und auf der antifaschistischen Kundgebung am Bahnhofsvorplatz.

Insgesamt muss der „Aktionstag “ der Nazis als organisatorischer Misserfolg mit desaströser Innenwirkung bewertet werden. Sie konnten keinerlei  Öffentlichkeit erreichen und lediglich vier von acht angemeldeten Kundgebungen abhalten. Die überall stark präsenten Bullen konnten den groben Rahmen der Naziaktionen mit einem martialischem Auftreten, vereinzelten Festnahmen und Angriffen auf NazigegnerInnen zwar durchbringen, hatten jedoch immer wieder mit Protestformen zu kämpfen, denen sie nicht beikommen konnten.

Es hat sich gezeigt, dass in der Region hoffnungsvolles Potenzial für breiten antifaschistischen Widerstand vorhanden ist. Dieses Potenzial gilt es weiter auszubauen und insbesondere darauf hinzuwirken, dass sich zukünftig noch breitere Kreise und mehr NazigegnerInnen an Protesten und Aktionen beteiligen!

Wir werden an die heutigen Erfolge anknüpfen und weiterhin alles daran setzen, dass das Auftreten der Faschisten nicht zur gesellschaftlichen Normalität wird!

Antifaschistische Strukturen aufbauen!
Nazis konsequent bekämpfen!

Angehängt sind Bilder und der Flyer zum Outing in Eislingen am 6. April

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Sehr gut! Jetzt noch bitte die Bilder von den anwesenden Nazifressen :)

bilder folgen in den nächsten tagen

Die Bilder findet ihr in diesem Artikel:

https://linksunten.indymedia.org/de/node/57812

 

und hier auch nochmals:

 

Nazis Teil 1 Nazis Teil 2 Nazis Teil 3

Da fehlen aber einige Bilder von anwesenden Faschos.
Das sind bei weitem nicht alle die da waren, die hier abgebildeten Nazis.
Mindestens zehn bis fünfzehn weitere sind auf den Fotos nicht zu sehen!?

hier finden sich nochmals mehr Bilder:

https://linksunten.indymedia.org/de/node/57855

Hallo!

Sicherlich gab es einen starken Gegenprotest, doch das alles gelang nur dank der Antifaschisten von ausserhalb. Bei Gespraechen mit Goeppinger Buergern habe ich zwar festgestellt, dass sie die Nazis nicht unbedingt in ihrer Stadt haben wollen, doch ich glaube viel Goeppinger sind sehr eingeschuechtert, von den Nazis. Es ist ja mittlerweile schon fast normal dass diese Nazis monatlich aufmaschieren, Nazi Propaganda ist in Goeppingen auch schon normal geworden.

Ich denke es gilt nun den Goeppinger Buergern ein Stueck weit die Angst zu nehmen und ihnen zu erklaeren das Antifaschismus wichtig und sinnvoll ist. Auch muss dan Buendnis Kreis GP Nazifrei mehr Stellung beziehen und die "Rechtsunsicherheit" aufgehoben werden. Es kann nicht sein, dass man darueber diskutiert ob es nun legal ist, einen Aufkleber von einer Laterne wegzukratzen oder nicht. Ich denke, wenn das Buendnis sich endlich klar den Faschisten in den Weg stellt, nicht immer erst sicher gehen muss dass das was das Buendnis tut auch 100% legal ist, dann werden die Goeppinger Buerger sich auch mehr gegen die Faschisten engagieren, und nicht zu Hause bleiben aufgrund von Einschuechterung oder aehnlichem!