Udo Ulfkottes Buch „Kein Schwarz. Kein Rot. Kein Gold.“: rassistisch grundierter Wohlstandschauvinismus

Udo Ulfkotte

Der Rechtsschreiber Udo Ulfkotte (* 1960) veröffentlichte im Rottenburger KOPP-Verlag 2010 das Buch „Kein Schwarz. Kein Rot. Kein Gold.“ mit dem Untertitel »Armut für alle im „Lustigen Migrantenstadl«“. Der Untertitel sagt eigentlich schon wohin die Reise geht, nämlich an den deutschen Stammtisch.  

 

Alle folgenden Zitate stammen aus dem Buch „Kein Schwarz. Kein Rot. Kein Gold. Armut für alle im »Lustigen Migrantenstadl«“ (1. Auflage September 2010, Rottenburg).

Nicht nur der Titel sagt bereits alles aus, auch die Kapitel-Überschriften lesen sich wie NPD-Wahlkampfparolen: „Türken erobern Europa“, „Zahltag im Schlaraffenland – wie arme Migranten Reichtümer anhäufen“, „Kulturferne Migranten zerstören Lebensqualität“, „Europa verblödet durch Zuwanderung“, „Ethnische Europäer als Menschen zweiter Klasse“ oder „Wir müssen sparen? Sparen wir uns kulturferne Migranten!“ 

Udo Ulfkotte ist ein rassistischer Wutbürger, der für rassistische Wutbürger_innen schreibt. Er bedient die alte rechtspopulistische Gegenüberstellung von „Wir Steuerzahler“ gegen „die Unproduktiven“. An anderer Stelle wird das in Einheimische“, „Europäer“, „ethnische Deutsche“ versus „Orientale“, „Integrationsresistente“, „barbarische Zuwandererknirpse“ übersetzt.

In der Sarrazinischen Manier macht Ulfkotte aus Migrant_innen genetisch veranlagte Dumme, die dem (Wirtschafts-)Standort Deutschland schaden:
„Wir züchten heute systematisch eine zugewanderte Generation doof, ein wachsendes aggressives, debiles Heer von Zurückgebliebenen, das nicht nur Deutschland innerhalb Europas zum Land der Hilfsarbeiter machen wird.“ (Seite 22)

Für Ulfkotte sind Menschen keine Individuen, sondern Teile von religiösen oder ethnischen Großgruppen, deren Grenzen er aber festlegt und die somit noch nicht einmal wählbar sind. Die von Ulfkotte konstruierten Kollektive, stehen sich in ständiger Konkurrenz gegenüber. Das mehr Menschen in der Bundesrepublik ein oder zwei Elternteile haben, die nicht hier geboren sind, gerät bei Ulfkotte zur Bedrohung. Noch schlimmer wenn sie dann noch Kinder bekommen. So wird bei Ulfkotte aus dem „Elterngeld“ eine „Vermehrungsprämie“. 

Ulfkotte arbeitet mit einem Einzelfall-Populismus, er präsentiert ein Ensemble von Aufreger-Beispielen, die er alle aus der Tagespresse entnommen hat. Hier verbindet er Taten oder angebliche Taten mit der Herkunft der Täter_innen. Er spricht jedes Mal davon, es handle sich nicht um einen Einzelfall, doch dann kommt schon der nächste Einzelfall.
So suggeriert der rassistische Märchen-Onkel Ulfkotte, Migrant_innen seien alle Kriminelle und tickende Zeitbomben auf zwei Füßen. Selbst Kinder bezeichnet Ulfkotte als „barbarische Zuwandererknirpse“.

Allerdings kann sich Ulfkotte manchmal nicht für ein rassistisches Klischee entscheiden. Sind nun alle Menschen mit türkischen Migrationshintergrund dumm oder ist es problematisch das gutausgebildete Türken und ihre Nachkommen in die Türkei auswandern? Belasten die armen Flüchtlinge die Steuerkasse oder fahren sie alle einen fetten Mercedes? Und wenn Letzteres zutrifft, wie schaffen die dummen und „raffgierige Migranten“ es dann die Behörden zu verarschen? 

antimuslimischer Rassismus 
Abgesehen hat es Ulfkotte besonders auf Muslime bzw. auf Türk_innen und Araber_innen. Daneben findet sich bei ihm Antiziganismus und antiafrikanischer Rassismus.
Jedenfalls warnt er vor dem „Vormarsch des Islam“

Ulfkotte konstruiert Zusammenhänge zwischen dem Islam und Jugendgewalt oder Sozialhilfebetrug:
„Der Sozialhilfebetrug ist aus der Sicht von Mitbürgern wie […] eben kein Unrecht, sondern der Wille Allahs.“ (Seite 98) 

„Inländerdiskriminierung“
Wenn man Ulfkotte liest reibt man sich häufiger mal ungläubig die Augen. Da herrscht nämlich eine verkehrte Welt. Es gebe eine massive „Inländerdiskriminierung“ und es existiere eine „Apartheid gegenüber Einheimischen“ (Seite 74).
Hierzulande würden Flüchtlinge wie im „Schlaraffenland“ leben. Soviel Ignoranz muss man erst einmal aufbringen, um zu behaupten aus Sozialhilfe oder von der geringen Flüchtlings-Unterstützung könne man prima leben.

Verschwörung im Hintergrund 
An einigen Stellen deutet Ulfkotte eine Verschwörung im Hintergrund seines rassistischen Weltbildes an und spricht z.B. von den „Hintermänner[n] der Migrations- und Integrationsindustrie“ (Seite 42). 

Die „Volksverräter von SPD und Die Linke“ (Seite 284) und die Grünen würden hinter allem stecken. Es gäbe geheime Pläne zur Erschaffung eines „multikulturellen Menschen“:
„Die Briten haben Ende 2009 einen brisanten Geheimplan aus dem Jahre 2000 veröffentlicht. Diesem zufolge wollten europäische Sozialdemokraten einen neuen »multikulturellen Menschen« züchten.“ (Seite 182) 

Zusätzlich unterdrücke eine „türkische Dönerlobby“ die Berichterstattung über Gammelfleisch und den „Fäkal-Dschihad“. 

Sprache der Entmenschlichung 
Für Ulfkotte sind Migranten häufig nicht nur Menschen zweiter Klasse, er entmenschlicht sie auch durch seine Sprache. Er benutzt in Bezug auf Migranten Vokabular, was eigentlich nur für Tiere und Dinge bestimmt ist. So spricht er beispielsweise von „Döner- oder Gemischwarenladen-Türke“, „Kebab-Türken“, „Dönertürken“ oder „zugewanderte Mitesser“.  

Aus Migrant_innen werden bei Ulfkotte „gefräßige Migrations-Heuschrecken“, also Schädlinge:
„Wir müssen die Heuschrecken der Migrations- und Integrationsindustrie mitsamt ihren gefräßigen Mitessern auf strengste Diät setzen und sie so schnell wie möglich und auf Dauer loswerden.“ (Seite 319) 
Dazu passend beklagt Ulfkotte den „Kahlfraß unserer Sozialsysteme“ (Seite 43). Aber nur Tiere fressen, Menschen hingegen essen.

Migranten sind für Ulfkotte sogar nicht nur Tiere oder Dinge, sondern Krebs (Seite 314) oder
Gift:
„Denn statt skrupellos Migranten aus bildungsfernen Schichten zu importieren, hätte die Bundesregierung auch gleich Gift einführen und den Einheimischen verabreichen können.“ (Seite 26) 

Obwohl man mit Nazi-Vergleichen vorsichtig sein muss und obwohl nicht jeder Rassist und jede Rassistin ein Neonazi ist, so lässt sich bei Ulfkotte doch ganz eindeutig die Verwendung von Nazi-Sprech attestieren. Im Nationalsozialismus folgte übrigens auf die Sprache der Entmenschlichung die Vernichtung. Der, vielleicht noch unbewusste, Vernichtungswunsch spiegelt sich auch in Ulfkottes Sprache wider. Vereinzelte rassistische Gewaltfantasien finden sich auch bei Ulfkotte, z.B. wenn er davon träumt dass ein Kampfhund über Muslime herfällt:
„Der hätte den aggressiven muslimischen Islamtrupp mit seinem kräftigen Gebiss nämlich binnen weniger Sekunden zu Dönerfleisch zerlegt – und erst dann sein Geschäft verrichtet.“ (Seite 77) 

Vorerst fordert Ulfkotte aber vor allem „nur“ einfach „Ausländer raus!“:
„Doch wenn Fernweh und Orientierungslosigkeit tatsächlich zu geballten Problemen bei bestimmten Migrantengruppen führen, dann wäre es doch für alle Beteiligten die sinnvollste und billigste Lösung, dass diese ihre Koffer packen und dorthin gehen, wo das Fernweh und die Orientierungslosigkeit sofort wieder behoben sind – in ihre Heimat. Dort werden sie garantiert artgerecht behandelt.“ (Seite 40) 
„Wir benötigen keine weiteren Sozialarbeiter zur Betreuung psychisch gestörter Migranten – wir brauchen stattdessen Rückführungsbetreuer, die diesen Migranten beim Packen der Koffer helfen und sie in den richtigen Zug Richtung Heimat setzen.“ (Seite 63) 
„Man muss den Menschen die Wahrheit sagen: Bestimmte zugewanderte Bevölkerungsgruppen haben sich über Jahrzehnte hin als weitgehend bildungs- und integrationsresistent erwiesen. Sie gehören nicht nach Europa. Wir müssen und wir werden sie wieder loswerden. […] Die aufrichtige Frage lautet: »Wann gehst du endlich wieder?« Nur so wird aus der bildungsfernen Migrantenflut endlich die von vielen Bürgern ersehnten Migrantenebbe.“ (Seite 176) 

Fazit: 100% Rassismus  
Udo Ulfkotte ist ein rassistischer Autor und ein Rechtspopulist, der auf Nazi-Sprache zurückgreift. Der Rottenburger Kopp-Verlag verkauft seine Bücher in einer Auflage von vermutlich mehreren zehntausend Stück und schürt damit den Hass.
Ulfkotte zeigt das man ohne Verbindung zur NPD ihr inhaltlich nahe sein kann. Nicht für die NPD, aber für Geert Wilders und die rechtspopulistische FPÖ lässt Ulfkotte in seinem Buch Sympathien erkennen.
Letztlich ist Ulfkotte trotz seiner Berufung auf die „wehrhafte Demokratie“ nur ein weiterer brauner Hetzer und sein Verlag nur ein weiterer brauner Verlag.
Am Ende seines Buches bekennt sich Ulfkotte nochmal offen zu seinem Rassismus:
„Wir haben die Nase voll von euren ewigen Forderungen. Vor allem: Wir wollen nicht länger für ein Fass ohne Boden bezahlen! Ihr habt Billionen von Euros bei uns in Europa abkassiert – und immer mehr von euch fordern immer höhere finanzielle Leistungen von uns ein. Ihr habt Zustände, die wir früher nur vom Hörensagen aus der Dritten Welt kannten, direkt vor unseren Haustüren eingeschleppt. Statt der versprochenen Bereicherung habt ihr uns häufig nur Verarmung und Unglück gebracht: Bildungsarmut und soziale Abzocke, die unsere europäischen Staaten in den Ruin treiben. Ihr verdient nicht unseren Respekt, sondern unsere allertiefste Verachtung“ (Seite 309)
Gegen diese rassistische Verachtung sollte Widerstand und Mitgefühl gesetzt werden. Menschen keine „Unkosten-Faktoren“ oder „Barbaren-Landplage“. Menschen sind Menschen!

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Danke für den Artikel!

 

Für alle die Ulfkotte mal persönlich die Meinung sagen wollen:

 

Steinbühlstr. 1

355678 Wetzlar