B: Ein Wort zum Samstag...

Rigaer 94 verteidigen

Eine Portion Eskalation und Hass gefälligst? Aber gerne doch! Der Bullenangriff auf die Kadterschmiede und das Wohnprojekt R94 werten wir als offene Kriegserklärung seitens der konservativen Dreckschleuder Henkel – nicht nur an die Betroffenen, sondern an alle widerständigen Elemente in dieser Stadt, die die Abfertigung und Normalgängelung im kapitalistischen Alltag nicht hinnehmen.


Der Ordnungsfreak von Innensenator hat damit schon früh im neuen Jahr seine Duftnote versprüht. Es spricht Bände, dass ein Haus angegriffen wurde, welches sich gegen die Angriffe der Bullen seit je her zur Wehr setzt. Eine unversöhnliche Demo in Neukölln gegen das, was uns gerne als „Ordnung“ verkauft wird war genau die Sprache die sie verstehen – denn täglich ist ihre Sprache Gewalt, Krieg, Verwertungszwang. Das die Bullen fressen mussten, war wohl auch der Grund, warum die Bullen die R94 gewählt haben, in der die Party gegen den Polizeikongress stattfand, um die Rechnung zu begleichen. Und letztlich auch, vor dem Jahrestag der L14-Räumung, die wie keine Räumung lange zuvor das Sicherheitsgerüst erschüttert hat, und das Symbol eine profitgeilen Stadt geworden ist, die mit Recht argumentiert, um es selbst rechtswidrig zu brechen. Wo sind die Korintenkacker*innen in den Kommentarspalten in diesem Fall, die blindwütig die Totalität des Existierenden für ihr Leben brachial verinnerlicht haben? Das Schauspiel der Entrüstung lässt uns nur lächeln, da es nur die Verbitterung und die gesellschaftliche Zwangsneurose verdeutlicht, die zornig und schnaufend nach „Ordnung“ und „Sicherheit“ auf Kosten jedweder Werte schreit. Die, die dort rufen, sind die, die nichts sagen wenn Menschen in Abschiebeknästen sitzen, schuldig keinen deutschen Pass zu besitzen. Es sind die, die fassungslos schimpfen, wenn ein Kreuzfahrtschiff kentert, aber den Sender wechseln wenn berichtet wird, dass Boote mit Flüchtlingen vor der europäischen Küste von Frontex versenkt wurden. Ein erbärmliches Schauspiel.

Es ist wichtig zu sehen, dass dieser Angriff kein isolierter Akt gegen die „linke Szene“ ist, auch wenn er an sie adressiert war. Denn die Ideologie hinter Clowns wie Henkel und seinen Status-Quo-Bewahrer*innen ist eine kleinkarierte Ideologie der Feindschaft gegen soziale Befreiung und solidarischem Leben ohne Leistungszwang und Profitlogik. Treffen wird dies nicht nur die Freiräume – betreffen tut es alle die durch das ökonomische Raster fallen. Verdrängung und Aufwertung säubert die Kieze und putzt sie zu Bühnen selbstgerechter Pseudoindividualist*innen hervor, die sich keiner Ideale und Prinzipien verpflichten wollen und ihren Opportunismus als Freiheit verstehen. Letztlich wird die Gentrifizierung irgendwann alle treffen, die nicht ganz oben am Ende der ökonomischen Ernährungsleiter stehen. Und sie wird auch nicht vor Jenen Halt machen, die sie aus Hass gegen die Widerspenstigen verteidigt haben. Was zählt ist, wer die Rechnung am Ende bezahlen kann.

Wir bleiben wütend. Eure Rechnung könnt ihr alleine zahlen. Wir werden auch morgen unsere Wut auf die Straße tragen, gegen die beständige Ignoranz, gegen die Selbstgerechtigkeit des Existierenden.
Nichts wird vergessen, es gibt keine Vergebung! Dem „Christdemokraten“ Henkel sagen wir, dass er nicht darauf zählen kann, dass wir auch nur eine Wange hinhalten werden. Der Idiotie, nachzufragen, welche Protestform denn erwünscht sei, geben wir uns sicherlich nicht hin. Unsere Erfahrung zeigt uns, wenn es nicht weh tut, interessiert es auch niemanden. Wer soziale Verwerfungen und Widerstände als Ursachen, und nicht als Symptome des normalisierten Wahnsinns begreift, was soll da Reden, was soll da Demokratie nützen? Wir meinen: Redet wenn ihr reden wollt. Sagen tut ihr doch nichts!

Stattdessen gibt’s ne Ansage: Investorschweine, Bullen, Blockwarte – eure scheiß Welt ist groß genug, verpisst euch. Unsere Antworten auf euren Dreck kennt ihr. Und wir werden weiter antworten!

One Struggle – One Fight!
Für mehr gemeinsame Wut

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Solidarität auch aus den Südwesten! Nette Aktion! One Struggle, one Fight!

Nur bitte, vergesst dabei nicht dass Kritik ein unheimlich wichtiges Gut ist. Kritisch mit der Umwelt, den Reizen, Meinungen, Konstruktionen umzugehen ist das Eine, selbstkritisch zu sein das Andere. Das Dritte jedoch, die Kritik der eigenen Bewegung anzunehmen und sie zu diskutieren ist ein besonders wichtiger Aspekt der leider besonders gerne nachlässigt wird. Dem Text nach zu urteilen seid ihr sogar schon eine Stufe weiter, ihr wollt überhaupt keine Kritik mehr - keine Produktivkritik von den Anderen, und offensichtlich auch keine Selbstkritik. What the Fuck?
Kritik, das ist das, was die letzte selbsternannte Stadtguerilla nicht annahm...

Ja, es ist eine scheiss Situation, die Idioten greifen unsere Häuser an, dringen ein, sogar in die Intimsphäre, schlagen alles kurz und klein, auch uns, und knasten dann auch noch alle ein. Verkaufen es dann durch die kapitalisierten Medien als Einsatz gegen Linksextreme Gewalttäter, stellen Strafanzeigen, versuchter Totschlag, Landfriedensbruch, Sachbeschädigung nach stundenlangem Einbruchsversuch mit Waffengewalt, wahren keine Pressefreiheit, mackern ständig rum. Von wegen Demokratie!
Sie unterstützen den Kapitialismus, und damit auch Immobilienhaie und sonstige Schwachmaten, kurz gesagt eben alle Kapitalisten, und bestärken sich dabei mit Gesetzen die absolut nicht das Aussagen was praktiziert wird. Fuck your Law 'n Order.

Doch wer ist der Feind? Henkel? Beulke? Yuppies? Hipster? Erasmusstudenten? Inaktive Linksradikale? Ist es richtig für eine Utopie zu kämpfen und dabei genau die Gefühle, Konstruktionen und Praxen zu reproduzieren die eigentlich eben genau nichts in dieser Utopie zu suchen haben?
In wie weit bestärken wir tagtäglich das kapitalistische System, ob wir nun studieren, lohnarbeiten gehen, uns in linksradikalen und trotzdem kapitalistisch agierenden Projekten ausbeuten lassen oder der kapitalistischen Verwertungslogik (in diesen Projekten) aktiv soldidarisch zeigen? Ob wir nun Produkte konsumieren die wir gekauft haben, weil wir doch nicht alles klauen können, ob wir Brennstoff verfeuern weils sonst zu kalt ist, ob wir Miete bezahlen oder auch einfach mal ein Bier, einen Schnaps trinken oder einen Joint rauchen wollen?

Was wollen wir? Demokratie? Oder doch lieber Anarchismus? Kapitalismus oder doch lieber Kommunismus? Weltweit oder National? Letztlich bleibt doch die Frage ob wir uns mit Häuserkämpfen, Widerstand gegen Gentrifikation, Ausbeutung und Unterdrückung, dem Kampf gegen Frontex überhaupt unserer emanzipativen Utopie nähern oder uns eben genau dies nur einbilden. Während die BRD, dessen Bevölkerung den faschistoidern Kapitalismus klar bejahrt, inzwischen in Europa die Vormachtstellung erlangt hat, in Zukunft weitere imperalistische Kriege gegen angebliche Schurkenstaaten führen wird, um uns den sogenannten Wohlstand (sic!) zu garantieren, verreckt jede dritte Sekunde wegen Hunger, und jede 17. Sekunde wegen unsauberem Trinkwasser ein Mensch (primär Kinder).
Und ihr macht euch Gedanken über Gentrifikation? Ist das die neue Art des Sozialen Kampfes? Kommt mal aus der Stadt raus und schaut euch das Elend in den Krisengebiete an!

Glaubt ihr ernsthaft dass es Ackermann, der sich am Donnerstag in Frankfurt/Main noch damit rühmte nicht mehr in Streubombenhersteller zu investieren, nach einem Konzerngewinn von 4,3 Mrd Euro, was einer fast Verdopplung im Vergleich zum Vorjahr entspricht, interessiert wenn ihr seine Filalien einschmeisst? Glaubt ihr ernsthaft dass es Henkel interessiert wenn in der Stadt paar Leute mit Steinen und Mollis spielen, einem Bullen in den Rücken treten oder die Liebig14 anmalen? Der freut sich doch noch darüber, weil er es ausschlachten kann...

Emotional kann ich das alles nachvollziehen, ich bin voll auf eurer Seite. Doch wenn ich das Ganze rational betrachte, wird das so nix.. Wir sollten uns endlich mal Gedanken über die Perspektive machen, keine Militanzdebatte, keine Aktionstage, keine Malaktionen, keine Autonome Vollversammlung, keine Demonstration, kein Autonomenkongress. keine neue RAF. Ein neuer Tunix-Kongress, das wär mal was.


more struggles, more fights.