[FR] Kundgebung und Sponti „Volles Rohr gegen Rechts!“

Kundgebung am 22.12.2011 in Freiburg

Am Abend des 22. Dezember fand auf dem Weihnachtsmarkt in Freiburg eine Kundgebung gegen Repression und rechten Terror statt (1 | 2). Drei Redebeiträge thematisierten dabei die ausufernde Gewalt von Rechts und die Kriminalisierung linksradikaler Gruppen in Freiburg und Anderswo. Nach einer Dreiviertelstunde gab es einen spontanen Demozug durch die vorweihnachtliche Innenstadt, den eine Hundertschaft zu begleiten versuchte.

 

Gegen 18:15 Uhr versammelten sich knapp 50 Menschen am historischen Rathaus auf dem Freiburger Weihnachtsmarkt um „Volles Rohr gegen Rechts!“ zu protestieren. Nachdem ein Aufruf zur Kundgebung verlesen wurde, folgte ein Beitrag zur diesjährigen Repression gegen die Wagenburgen „Rhino“ und „Schattenparker“, KTS und Gartenstraße, sowie die zahlreichen Wägler_innen die an den Straßenrand gedrängt wurden. Danach erläuterte ein Aktivist das Verhältnis von Staat, rechter Politik und (Neo-)Faschismus.

 

Nach einer knappen Stunde bildete sich ein spontaner Demozug, der über die Rathausgasse in Richtung Bertoldsbrunnen lief, vorweg das Transparent „Wer vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen“. Mit den immerhin diskussionslüsternden Bullen wurde weder über die Durchführung der unangemeldeten Kundgebung noch die Demoroute kommuniziert. Infolge dessen versuchten die Bullen mehrfach die Sponti dilettantisch zu stoppen.

 

Mit Parolen, Fahnen und Hip-Hop-Musik ging es über die KaJo, Salzstraße, Augstinerplatz, Wall- und Rempartstraße ins Sedanviertel. Auch wenn nur wenige Leute für das Anliegen mobilisiert werden konnten, verlief die Aktion weitgehend stressfrei. Einige hundert Flugblätter wurden verteilt und die Staatsmacht konnte keine Kontrolle über die Spontandemo erlangen.

 

Antifaschismus bleibt extrem wichtig! Wir kommen wieder, keine Frage!

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1. Wer bitte hat sich diesen Slogan ausgedacht, "Volles Rohr gegen Rechts". Bitte, merkt denn niemand wie unglaublisch schlecht das klingt? Klingt nach einer Mischung aus Ballermannparty und Grüner Jugend. Selbst wenn das vielleicht noch humorvoll oder

2. Was haben Rhino usw. damit zu tun?

3. Ich finde das Anliegen auch wichtig und es erstmal gut wenn da was auf die Beine gestellt wird, aber hat irgendwer von euch noch einen halbwegs klaren Blick für die Außenwirkung von sowas? Also wie das auf Menschen wirkt, die nicht Vokü, Dreadlocks und Plenum als Lebensinhalt haben?

Das wird zwar wieder als blödes Rumgenörgel abgetan, nach dem alten deutschen Motto "sag doch was man besser machen kann", aber freundlicher formulierte Kritik fällt einem da echt nicht mehr ein.

 

Wie sicherlich jede politische Aktion hatte auch diese Aktion Schwächen die es zu analysieren gilt. Der Demotitel war sicherlich nicht der gelungenste aller Zeiten. Dafür waren sowohl Aufruf als auch Reden aus meiner Sicht inhaltlich sehr gelungen und gut verständlich. Insgesamt war die Aktion aus meiner Sicht dennoch trotz einiger Kritikpunkte vor allem auch deshalb ein Erfolg, weil es trotz der eher überschaubaren Teilnehmerzahl und der relativ dazu gesehen recht hohen Polizeipräsenz gelungen ist sich der polizeilichen Kontrolle weitgehenst zu entziehen und eine entschlossene Spontandemo durch die belebte Innenstadt durchzuführen.

 

Zu deiner 2. "Frage":

Auch die Verknüpfung zur staatlichen Repression gegen linke Freiräume erscheint mir sinnvoll. Die Gleichsetzung linker und rechter politischer Bewegungen im Rahmen der Extremismustheorie wirkt weit in die Gesellschaft hinein und dieser sollte nicht nur durch eine Kritik an der Verharmlosung rechter Gewalt sondern auch einer entschiedenen Kritik an der Kriminalisierung linker Strukturen begenet werden. Der ebenfalls auf Indy veröffentlichete Aufruf erläutert hierzu meiner Meinung nach durchaus einige Zusammenhänge.

Siehe Aufrufe (Link 1| 2) im Text.

Zur Außenwirkung: Es sind recht wenig Leute gekommen, ich schätze 40-50; da ist es sehr schwer eine gescheite "Außenwirkung" zu entfalten. Dennoch haben viele  Passant_innen Flugis genommen - und gelesen - und die Redebeiträge haben auch viele Leute "erreicht". Die Sponti hat danach das ihre getan und die Polizei hatte das ganze besonders gegen Ende nur sehr geringfügig im Griff - wenn überhaupt. Ich fand die Kundgebung selber inhaltlich prima, war etwas enttäuscht über wenig Beteiligung.

Wieso Alternativforschläge/Pragmatischer Umgang ein besonders deutsches Motto sein sollen erschließt sich mir nicht.

Ich finde den Demotitel gerade für leute die nicht  Vokü, Dreadlocks und Plenum als Lebensinhalt haben sehr verständlich. Volles rohr weil es eben nicht nur um nazis geht, sondern auch um den staat. das leuchtet auch jedem ein seit der zwickauer zelle!

ich dacht ja, ich hätt den titel verstanden, aber nun bin ich verwirrt ;) was genau haben nochmal rohre mit dem staat und nazis zu tun?