Jetzt wird der Protest gegen Wohnungsnot brutal

10.10 Jutta Blankau die Täter demolierten vorm Alsterdorfer Reihenhaus der Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt den Dienst-Mercedes und die Haustür, verschütteten Farbe.
Erstveröffentlicht: 
27.10.2011

Der Protest gegen Wohnungsnot und steigende Mieten hat eine neue, radikale Qualität erreicht. In einem Bekennerschreiben, das bei der MOPO einging, brüstet sich eine anonyme Gruppe damit, ihrer „Wut“ auf die „Verantwortlichen für Gentrifizierung und Mietenterror“ mit fünf Anschlägen Ausdruck verliehen zu haben. Zu den Opfern gehören unter anderen Star-Architekt Hadi Teherani und Stadtentwicklungs-Senatorin Jutta Blankau (SPD).

 

Sie kämpfen gegen Wohnungsmangel, Gentrifizierung und steigende Mieten – wenn’s sein muss, auch mit Gewalt. In ihrem sachlich geschriebenen, dreiseitigen Bekennerschreiben prangern die Autoren die Stadtentwicklungspolitik des Senats an. Es geht um den Mangel bezahlbarer Wohnungen und nicht eingehaltene Versprechen der Politik. Die Stadt tue zu wenig, um die Wohnungsnot und die steigenden Mieten wirksam zu bekämpfen. Um ihrer „Wut“ darüber Luft zu machen, verübte die Gruppe nach eigenem Bekunden zwischen dem 10. und 26. Oktober fünf Anschläge.

 

Auszüge aus dem Bekennerschreiben:

„… An vielen Punkten zeigt sich Widerstand gegen die kapitalistische Stadt, gegen Verdrängung und Mietenwahnsinn; für die Aneignung der Plätze, Straßen und Häuser, um sich ein besseres Leben zu organisieren oder zumindest sich nicht unwidersprochen wegjagen zu lassen…Es liegt auf der Hand, dass die fehlenden Wohnungen, v.a. Wohnungen für Menschen mit geringem oder gar keinem Einkommen, durch die Senatspläne nicht geschaffen werden…Außer vagen Absichtserklärungen, schönen Worten und heißer Luft gab es nichts Greifbares…Wir sollten an der Potenzierung unseres Widerstandes arbeiten und über die Aneignung bzw. Enteignung an der Elbchaussee, Bellevue und dem Harvestehuder Weg nachdenken. Über Nacht wäre das Problem der Wohnungsnot gelöst. Uns gehört die Stadt und wir werden diesem Senat […] nicht wirkliches Interesse an der Lösung der Wohnungsnot abnehmen …“

 

 

Zu den Opfern gehört unter anderen Star-Architekt Hadi Teherani, dessen Büro am Elbberg (Altona) am Mittwoch mit Steinen und Farbe beworfen worden war. Auch Jutta Blankau (SPD), Senatorin für Stadtentwicklung und Umwelt, wurde von den Angreifern heimgesucht: Mitte Oktober waren ihr Dienstwagen und ihre Haustür mit Farbe beschmiert worden. Außerdem bekennt sich die Gruppe zu Farbanschlägen auf ein Architektenbüro, das an der Planung des Ikea in Altona beteiligt ist, sowie auf den Wagen des Vorsitzenden des Hamburger Grundeigentümer-Verbandes. Des Weiteren behauptet die Gruppe, für die Brandstiftungen an zwei Firmenwagen der Strabag AG am vergangenen Mittwoch verantwortlich zu sein. Die Taten hätte man bewusst im Vorfeld der morgigen Demo mit dem Titel „Mietenwahnsinn stoppen“ begangen, heißt es.

 

Um 13 Uhr treffen sich morgen am Millerntorplatz mehrere tausend Menschen, um gegen die Wohnungsnot in Hamburg zu demonstrieren. Daran beteiligen sich insgesamt 83 Initiativen: Von Parteien, Gewerkschaften und Mietervereinen bis hin zu Aktivisten der „Roten Flora“. Der Umzug bewegt sich über die Schanze bis nach Ottensen (Ende 19 Uhr). Die Polizei rechnet mit einer „friedlichen Veranstaltung“.

Von den Autoren des Bekennerschreibens fehlt bislang jede Spur. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

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wo findet mensch denn besagtes dreiseitiges bekenner_innenschreiben? finde nix auf linksunten und de.indy und auch kurze google-recherche ergab nichts. ists denn nirgends veröffentlicht? wenns jemensch findet oder in seinem posteingang hat, doch bitte kurz hier auf linksunten crossposten, much appreciated!

die besten grüße.

-s.

das bekennerschreiben hat die morgepost bekommen. vielleicht wirst du es später in irgend einer publikation nachlesen können, wochen später.

 

ich glaube man nennt es internetverdrossenheit.

die wollen doch auch einen prunkbau gegenüber dem polizeirevier : und es steht schon da.

Da geht die Post ab.