Karlsruhe: Erfolgreiche antikapitalistische Demo am 15. Oktober

KA: Antikapitalistische Demo - 1

Rund 250 Menschen demonstrierten am 15.10.2011 unter dem Motto “Es ist keine Krise – Es ist das System” durch Karlsruhe und forderten stattdessen “Grenzenlose Solidarität statt kapitalistischem Überlebenskampf”.

Am Werderplatz fanden sich bereits zur Anfangskundgebung rund 150 Personen zusammen. Aufgrund technischer Schwierigkeiten musste der erste Redebeitrag verschoben werden, worauf sich der Demonstrationszug zügig und geschlossen in Bewegung setzte. Sehr zur Freude der Demonstrationsteilnehmer_innen beschränkte sich die Polizei lediglich auf die Verkehrsregelung, anders als bei zahlreichen antikapitalistischen und antifaschistischen Demonstrationen in der näheren Vergangenheit.

 

Die auftretenden technischen Schwierigkeiten taten der Stimmung der Demonstration keinen Abbruch, es ging Lautstark durch die Werderstraße, Rüppurrerstraße, Fritz-Erler-Straße, Markgrafenstraße über die Adlerstraße zum Lidellplatz, auf dem die erste Zwischenkundgebung abgehalten wurde.

Hier schlossen sich erfreulicherweise rund 50 Personen aus verschiedensten Spektren spontan der Demonstration an. Ein Vertreter des Libertären Bündnis Ludwigsburg hielt einen Redebeitrag über den Zusammenhang von Krise und Nationalismus und forderte “planetare Solidarität statt nationaler Borniertheit”.

 

Im Anschluss setzten sich die Demonstrant_innen weiter in Richtung Marktplatz in Bewegung. Aufgrund von parallel stattfindenden Veranstaltungen und überall in der Innenstadt verteilten Baustellen wurde die ursprüngliche Route leider nicht genehmigt. Statt über die Haupteinkaufsmeile von Karlsruhe ging es über die Hebelstraße Richtung Abschlusskundgebung am Friedrichsplatz.

 

Dort angekommen hielt zunächst ein Vertreter des Anarchistischen Netzwerks Südwest* den Redebeitrag, der ursprünglich für die Startkundgebung geplant war. Im Beitrag wurde die Rolle Griechenlands in der aktuellen Krise beschrieben und erläutert, wieso die Rettungspolitik der EU sowohl die Krise nicht verhindert, als auch soziale Konflikte verschärft. Den letzten Redebeitrag hielt wieder ein Vertreter vom Libertären Bündnis Ludwigsburg. Er stellte heraus, wieso die anwachsende, globale Protestbewegung inhaltlich noch in den Kinderschuhen steckt, sie aber viele Anknüpfungspunkte für radikale, anarchistische Kritik an den bestehenden Verhältnissen bietet.

 

Petra Schwarz vom Anarchistischen Netzwerk Südwest* wertete die Demonstration als vollen Erfolg. "Dass 250 Menschen die Schuld für die aktuelle Krise nicht “raffgierigen Managern” oder “faulen Griechen” geben, sondern sie als Symptom eines tieferliegenden Problems sehen, macht deutlich, dass ein Ausweg aus der derzeitigen Krise nicht in der Reformation des Kapitalismus bestehen kann, sondern nur in dessen Abschaffung" so Schwarz.

 

Die Demonstration bildete den Auftakt für weitere Veranstaltungen in denen die angerissenen Themen weiter ausgeführt werden. Alle Informationen hierzu werden in Kürze auf der Homepage des Anarchistischen Netzwerks Südwest* veröffentlicht.

 

Weiter Bilder findet ihr hier.

Zeige Kommentare: ausgeklappt | moderiert

Der Kapitalismus braucht die Krise. Er ist die Krise in ihrer Permanenz, auf den verschiedensten Ebenen der Realität, ausgedehnt über den gesamten Planeten. Ob als Klimakrise, Finanzmarktkrise, Euro-Krise oder als Dekadenz.

Für den Kapitalismus sind Krisen eine Möglichkeit sich die Welt untertan zu machen. Er benötigt die Krise, den Krieg, die Verunsicherung und Angst der Menschen um seine Macht- und Kontrollmechanismen auszubauen. Er braucht die Krise, den Schock, den Krieg, den Staatsterror, um sich das Leben auf diesem Planeten gefügig zu machen und sch selber anzupassen, gegenüber den sozialen Widersprüchen, die er selber verursacht.

Dem Staat, seinen bürokratischen Apparat, seinen Gesetzen und Verordnungen kommt dabei eine wichtige Rolle zu.

Sie haben das Eigentum und die Gewinne der herrschenden Klasse zu schützen, sie haben die Justiz, das Militär und die Polizei um ihre Gesetze und Interessen durchzusetzen. Sie haben ihren bürokratischen Knast über unsere Körper gelegt, um das Ausbrechen so schwer wie möglich zu machen.

Ihm kommt auch die Aufgabe zu, uns als nationale Produktionsgemeinschaft zu deklarieren. Diese falsche Gemeinschaft hat die Aufgabe, dem ökoniomischen Aufschwung Deutschlands zu dienen. Ihm kommt die Aufgabe zu, als funtkionierende Masse die Spielregeln des kapitalisatischen Gesamtzusammenhangs zu realisieren.

Wir sind Deutschland, wir sind Papst, Exportweltmeister, neoliberaler Musterknabe, Formel-1-Weltmeister und gelassene Patriotinnen und Patrioten. Wir sollen ehrfürchtig und demütig sein.

Zufrieden sollen wir sein, denn uns geht es doch in Deutschland sowieso gut.

Diejenigen, die nicht dienen wollen, die entweder nicht dazu bereit sind oder aufgrund anderer Einschränkungen nicht dazu in der Lage sind, sie werden verspottet und aus der nationalen Produktionsgemeischaft ausgeschlossen. Teile und Herrsche.

Hier die Opferbereiten deutschen Arbeiterinnen und Arbeiter, die zu allen Entbehrungen bereit sind, für BRD und jetzt auch für EU.

Dort die Fremdarbeiterinnen und Fremdarbeiter, der griechischen Faulpelze, die integrationsunwillige Muslima, der gewaltbereite Türkenjunge, der Langzeitarbeitslose oder der verwahrloste Punker aus de Stadtpark.

Die nationale Identifikation der Massen ist daher eine wichtige Existenzbedingung für den kapitalistischen Staat.

Diese Identifikationsmuster, die den Menschen tagtäglich in Presse und Politik vermittelt werden, sind nicht nur das Betäubungsmittel gegen die real erfahrenen sozialen Widersprüche der hiesigen Gesellschaft.

Sie sind auch der Bodensatz für Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus.

Es ist über all das gleiche Spiel. Auch in Griechenland. Zur Rettung der Nation, der Banken, der Profite, zur Bewältigung der sogenannten Krise, müssen durch das nationale Kollektiv Entbehrungen akzeptiert werden. Schließlich geht es hier ums Vaterland und da müssen schließlich alle eng beisammen stehen. Die Hose enger schnallen und so. In der Realität sieht das dann so aus:

Während die herrschende Klasse mit Hilfe ihrer Lakaien in den Parlamenten und Medien ihre Pfründe schützt, müssen Lohnabhängige, Arbeitslose, Studierende, Schülerinnen und Schüler, Rentnerinnen und Rentner, niedere Beamtinnen und Beamten dafür zahlen.

Wer sich dagegen wehrt, wird entweder von den Repressionsorganen des griechischen Staates in den Knast geworfen oder von marodierenden Nazi-Schlägertrupps zusammengeschlagen. Immer noch sitzen zahlreiche Anarchistinnen und Anarchisten in griechischen Knästen, weil sie sich dem niederträchtigen Spiel widersetzten. Daher möchte ich ihnen an dieser Stelle unsere Solidarität zu kommen lassen. Wir sind aus dem selben Grund  auf der Straße wie ihr. Wir haben es auch satt, uns von Staat, Kapital, ihren Ideologien manipulieren und beherrschen zu lassen. Wir haben es satt konsumierende Maschinen zu sein, wir haben es satt zum Wohle ihrer Herrschaft auf unsere Freiheit zu verzichten.

Europa steht zusammen gegen die Kräfte der Unterdrückung und der Spaltung. Planetare Solidarität statt nationaler Borniertheit. Zusammen kämpfen wir, mit unseren Freundinnen und Freunden in Griechenland, Spanien, Italien, Südamerika oder New York, statt zu schufften und zu konsumieren für eine falsche Gemeinschaft.

 

Libertäres Bündnis Ludwigsburg

War ne echt geile Demo...
Die Stimmung war der Hammer und es blieb trotz meiner anderlautenden Prognose friedlich. Ich vermute dies lag größtenteils an der geringen Polizeipräsenz!
Das beste Beispiel, dass wenn sich die Cops zurückhalten alles gut ist und bleibt :) 

Hier schlossen sich erfreulicherweise rund 50 Personen aus verschiedensten Spektren spontan der Demonstration an.

?

 

es war wirklich eine super demo, sie war friedlich, laut, entschlossen und hat auch einige leute zum nachdenken angeregt. was mich aber eindeutig gestört hat war, dass sogenannte antideutsche aus dem saarland mit gelaufen sind.. was solche Leute auf antikapitalistischen Demos - generell auf unseren Demos - zu suchen haben, versteh ich echt nicht, sorry.

 

weiter so!

wie erkennst du antideutsche? und dann auch noch aus dem saarland?

Da wüsste ich doch jetzt auch gerne, wen du explizit damit meinst und woran du zu erkennen glaubst das die Menschen sogenannte "Antideutsche" waren?

 

Die einzigen Saarländer vor Ort waren -soweit uns bekannt war- von, oder aus dem Umfeld von antinationale.org. Und wir verstehen uns als Anarchist_innen. Nicht mehr und nicht weniger.

hey, einer hatte einen button mit einer israel-fahne an der mütze.

 

die sogenannte antinationale arbeitet doch mit der antifa-saar zusammen, oder? und afa saar ist ja mal eindeutig antideutsch eingestellt ^^

 

wenn ihr.. die antinationalen die mit den nationalen zusammenarbeiten.. keine antideutschen seid, dann tut mir das leid und ich entschuldige mich.

Wir hatten auch schon eine Veranstaltung zusammen mit Attac. Sind wir deshalb auch verkürzte Globalisierungsgegner_innen?

 

Wir haben vor einigen Wochen eine Demo mitorganisiert, auf der ein Mitglied der Linken gesprochen hat. Finden wir deshalb Parlarmentarismus super?

 

Wir haben die letzten Jahre nach Dresden mobilisiert, genau wie verdi. oder der DGB auch. Vertreten wir deshalb die Sozialpartnerschaft?

 

Man kann in gewissen Punkten mit Organisationen / Gruppen zusammenarbeiten, wenn in diesen Punkten dieselben Interessen bestehen und trotzdem deutlich machen, was es am anderen zu kritisieren gilt, oder wo inhaltliche Unterschiede liegen.

endlich mal nicht nur die bekloppten für zwei minuten oder drei tage mal empörten bis die luft wieder raus ist....

endlich mal vernünftige parolen und keine spinner_innen... wie die von fuck for forests vor dem bundestag oder die die sich eine linke "tea party bewegung" wünschen, wie die von attac....

mehr davon bitte!

Hallo,

ich habe gehört, dass die Demo eher lahm im Ausdruck war. Es war keine kämperische Stimmung, z.T. wurde Bier getrunken und es war insgesamt eher langweilig. was sagen andere dazu?

Es wurde vereinzelt Bier getrunken (wayne?). Das Demokonzept sollte offen sein, so dass sich auch Leute von außerhalb anschließen können, da wäre ein "kämpferischer" BlackBlock kontraproduktiv gewesen.

kann ich absolut nicht bestätigen. es war niemand betrunken, es war durch gehend laut und fröhlich. karlsruher_innen schlossen sich spontan an und die redebeiträge waren alles andere als von schlechten eltern. vor allem der bei der zwischenkundgebung. 

also kämpferische Stimmung ist für mich persönlich immer so ein Schlagwort bei dem sich spontan disharmonien aufbauen. Insbesondere in Ba-Wü.

Muss aber nichts heißen.

Nichts für Ungut.

Wenn man mit "kämpferische Stimmung" das sichere, ritualisierte und in der Regel unnötige Gerangel mit den Cops zum Demoende meint , so wie es z.B. gerne in Stuttgart gemacht wird, ja dann war diese Demo nicht kämpferisch...

Die Demo war auf jeden Fall kämpferisch! Zumindest in dem Sinne das super Stimmung herrschte! Aber das allerbeste waren eh die Inhalte, verab von der veralteten Kinderkacke von RA, MAT, RLHN,...

Sicher die Württemberger "Rotfrontler" halten Demos nur dann für kämpferisch wenn es "Action" mit den Bullen gibt. Aber jeder der ernsthaft am vermitteln von Inhalten intressiert ist, weiß das das in diesem Sinne nicht kämpferisch sondern Mackertum ist. Aber selbige Leute hetzen ja eh lieber über alle, die nicht zu 100Prozent ihrer Ideologie anhängen und bezichtigen alle die Stalinismus und Stalinisten und andere reaktionäre Möchtegernkommunisten ablehnen als Anti-Kommunisten und beschweren sich aber ganz groß wenn man anschließend hinterher hingeht und den Bruch mit ihnen sucht. Und das größte Geschrei gibts wenn man ihre Hetzjagd auf vermeintlich Antideutsche (aber letztlich eig auf alle die nicht ihrer Meinung sind) mit der stalinistischen Hetzjagd auf alle vermeintlichen "Trotzkisten" vergleicht?

Scheint, als wären 250 Personen ganz zufrieden mit dieser Demo. Wer aber in Zeiten wie diesen keine 1000 Menschen auf die Straße mobilisieren kann, muss den Fehler bei sich selbst suchen, nicht bei der Unaufgeklärtheit und dem "falschen Bewusstsein" der anderen. Vielleicht liegt es daran, dass die hier vertretene Subkultur eben nicht offen ist, sonder äußerst homogen, geschlossen und auf Abgrenzung aus.

Man muss dabei berücksichtigen, dass am selben Tag viele Menschen in anderen Städten protestierten im Rahmen der Occupy Geschichte. Diese Demo war als anarchistische und antinationale Demo veranstaltet und 250 Personen auf einer linksradikalen Demo sind baden-württembergische Verhältnisse eine durchschnittliche Zahl, für eine anarchistische Mobilsierung eine Zahl, auf die man für den Anfang recht zufrieden sein kann. Man sollte das natürlich nicht alles verlobhudeln, klar hätte man mehr mobilsieren können, klar hätte man das und das. Aber aus den Fehlern lernt man für's nächste Mal und die Organisatoren machen sich bereits Gedanken...

250 Menschen auf einer Demo, die ausschließlich von anarchistischen Gruppen organisiert wurde, eine dementsprechende inhaltliche Ausrichtung hatte und dazu nicht in einer Szene-Hochburg stattfand, find ich doch schon bemerkenswert.

 

Wenn du auf rießige Menschenmassen abfährst, hättest du nach Frankfurt oder Berlin fahren sollen um gegen gierige Manager und für einen gerechten Kapitalismus zu demonstrieren.

Na ich bin mal gespannt auf die Nachbereitung.

Das Problem mit der Szeneidentifikation und deren evtl abschreckende Wirkung nach außen ist ja lange genug bekannt.

Ich hab allerdings das Gefühl, dass gerade die Anarchistischen Gruppen da wesentlich offener und ehrlicher mit dem Thema umgehen als viele andere Gruppen.

Das mit dem auf Abgrenzung aus sein würde ich jetzt ehrlich gesagt so garnicht unhterschreiben.

Okay, wenn das eine Demo von Anarchisten für Anarchisten war, dann sind 250 vielleicht gar nicht schlecht. Ich habe sie aber irgendwie im Kontext der Proteste vom 15. Oktober gesehen.

 

Ich denke das Bedürfnis nach Szeneidentifikation durch Abgrenzung ist einigen schon so in Fleisch und Blut übergegangen, dass es ihnen schon gar nicht mehr auffällt. Typisch z.B. hier in den Kommentaren die pauschale Unterstellung, dass die Masse der #occupy-Protestierenden ja bloß "gegen gierige Manager" und für einen "gerechten Kapitalismus" sei. Sicherlich sind einige Tendenzen in der Bewegung zu kritisieren, aber welche Analyse der Verhältnisse sich durchsetzt steht noch überhaupt nicht fest.

 

Was tut also die linksradikale Szene? Sucht sie nach unliebsamen Meinungen, um sich endlich distanzieren zu können, und sich dann in ihre Ecken zurückzuziehen? Kocht sie sowieso ihr eigenes Süppchen, weil sie keinen Zugang zu dem Bevölkerungsteil hat, der da gerade auf die Straße geht? Oder macht sie sich zum festen Bestandteil der #occupy-Bewegung? Sucht sie die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Menschen und versucht sie durch solidarische Kritik zu überzeugen? Der erste Schritt dafür wäre eine Betonung der Gemeinsamkeiten - und die sollten ja, aus anarchistischer Sicht zumindest - vorhanden sein (keine Führer, horizontalen Selbstorganisation, direkte Demokratie in Versammlungen, Ablehung politischer Parteien...). So wie ich das sehe ist auch echt systemkritsches Potential vorhanden - Zinskritiker, Verschwörungstheoretiker und co. sind nicht in der Mehrheit. Und für erfahrene Aktivisten gäbe es sicher einiges zu tun. Mal sehen wie viele Leute Anarchisten noch für zerstörungswütige Chaoten halten, wenn sie mal gesehen haben, wie diese die Verpflegung der Demos und Camps, die Infrastruktur des Protestes und Ähnliches organisieren...