Offener Brief des Dortmunder Antifa-Bündnisses zum Auftritt der Band "Die Bandbreite" beim UZ-Pressefest

UZ Pressefest

Offener Brief des Dortmunder Antifa-Bündnisses an den DKP-Vorstand, die Organisator_innen des UZ-Pressefestes und alle seine Fans und Besucher_innen.

Sehr geehrte Damen und Herren,

bereits zum 17. Mal findet das UZ-Pressefest im Revierpark Wischlingen in Dortmund statt. Mit Erstaunen stellten wir fest, dass unter den als "Highlights“[i] deklarierten Künstler_innen des DKP-Volksfestes auch die HipHop-Combo "Die Bandbreite" angekündigt wird. Im Zeitrahmen vom 24.-26. Juni 2011 soll damit in Dortmund einer Band eine öffentliche Plattform gegeben werden, deren Texte von sexistischen, antisemitischen und NS-relativierenden Inhalten geprägt sind. Die Duisburger Band um den Sänger Marcel Wojnarowicz, genannt Wojna, und den DJ Torben Pape, genannt DJ Torben, fallen aber nicht nur durch ihre rechtsgerichteten und antiaufklärerischen Songtexte auf, sondern auch durch ihre Teilnahme und Unterstützung rechtsoffener bis eindeutig nationalistischer Veranstaltungen und Konferenzen. An verschiedenen Stellen sind diese Kritikpunkte, die wir im Folgenden noch näher erläutern wollen, bereits zur Diskussion gestellt worden. Allerdings richten sich bisherige Berichte zwar an die Öffentlichkeit, jedoch unseres Wissens nach nicht direkt an die Veranstalter_innen. Deshalb möchten wir mit diesem Brief die Organisator_innen des UZ-Pressefestes dazu aufzufordern, der Band "Die Bandbreite" eine politische und programmatische Absage zu erteilen.

 

Sexismus und stereotype Frauenbilder


Die Bandbreite zeigt ihren Sexismus und ihr verachtendes Frauenbild deutlich in mehreren Songtexten. Frauen werden zu Objekten degradiert, die lediglich dazu da sind, die Triebe der Sänger zu befriedigen. Im Song "Man kennt uns" heißt es:

 

"zucke zur Mucke zwischen all den zauberhaften Zuckertitten.
Vergess die guten Sitten inspizier die fitten Schnitten,
move die Füße, um mit Muße in die Ausschnitte zu blicken."[ii]

 

und im Song "Miesmuschel":

 

"Du warst mies, so mies, du warst mies im Bett.
[...] Selbst ne Gummibraut hat nen bessern Hüftschwung,
ich renn auf den Balkon und kotz über die Brüstung.
[...] Du bist n hübsches Mädel, doch leider richtig Kacke im Bett -
ich krieg bei dir nich mal ne Latte, Jeanette."[iii]

 

Im Song "Eingelocht" steigern die Sänger der Bandbreite ihren Sexismus und schildern dort die Vergewaltigung einer Frau. Das bestätigt ihr bereits beschriebenes Frauenbild und steigert es dadurch, dass sie anscheinend kein Problem damit haben, wenn zur Lustbefriedigung Gewalt angewandt wird. Eine Stelle aus dem Song "Eingelocht" lautet:

 

Ne, ne, es tut dir weh, doch wir warten nich,
wo ich doch so selten ma n harten krich.
du bis nich artig und jetzt kommt deine Strafe,
du kanns nicht erwarten, datt ich zärtlich mit dir schlafe."[iv]

 

Relativierung des Nationalsozialismus und Antisemitismus


In dem Bandbreite-Song "Unter falscher Flagge" heißt es:

 

"Adolf Hitler hat schon 33 damit angefangen,
und zündete unter falscher Flagge den Reichstag an,
[...] Es war damals während des Sechs-Tage-Kriegs
Mirage 3 attackierten die USS Liberty
Israelische Torpedoboote schossen auf dat Schiff,
in der Hoffnung, datt et danach auf den Grund des Meeres sinkt."[v]

 

Damit werden Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands unter Hitler in eine Reihe mit israelischen Angriffen im 6-Tage-Krieg gestellt. Nicht nur an dieser Stelle relativieren die Sänger der Band so die Verbrechen des Nationalsozialismus. In dem Lied "Trauerspiel" werden gleich mehrere mehr als fragwürdige Analogien gezogen:

 

"Ihr seid die Reinkarnation der HJ, die HipHop-Jugend,
verkauft euer faschistisches System getarnt als Tugend,
[...] Wir sind für Euch die Juden Eures 3. HipHop-Reiches,
weil wir dat Business beherrschen und Euch dat Geschäft ja gleich ist."[vi]

 

Zusätzlich zu den ideologischen Relativierungen und Analogien übernehmen sie im letzten Satz antisemitische Denkmuster: Sie reproduzieren das Klischee "der Juden", die "dat Business beherrschen".

 

Verschwörungstheorien

 

Das Lied der Bandbreite mit dem Titel "Selbst gemacht" macht mehr als eindeutig klar, dass die Sänger verschiedene Verschwörungstheorien verbreiten. Sie werfen den USA vor, ihre eigenen Bürger_innen beim Angriff auf Pearl Habor geopfert zu haben, um in den Zweiten Weltkrieg einzutreten:

 

"ein anderes Unterfangen dat war ziemlich makaber,
eigne Leute geopfert im Massaker von Pearl Harbor,
ja die bösen Japaner, die euch nur dabei halfen,
endlich mit in den zweiten Weltkrieg einzugreifen."[vii]

 

Es stellt sich die Frage was uns „Die Bandbreite“ hier sagen möchte: Hätten die USA nicht in den Zweiten Weltkrieg eingreifen sollen? Bezweifelt „Die Bandbreite“, dass es zwischen Japan und den USA einen Konflikt um Einfluss im Pazifikraum gab, der ein einem Krieg gemündet ist? Im Verlauf des Liedes weiten sie schließlich ihre Verschwörungstheorien auf den 11. September 2001 aus. Sie behaupten der Anschlag sei von den USA "selbst gemacht", um Kriege gegen Afghanistan und den Irak führen zu können.

 

"Und da macht ihr’s mir leicht, mit dem 11. September,
denn an eurem Verhalten hat sich gar nix geändert."[viii]

 

Schlechte Gesellschaft?


„Die Bandbreite“ findet sich immer wieder auf Veranstaltungen, deren Agenda linker und antirassistischer Politik diametral gegenübersteht. So spielten sie zuletzt bei einer Veranstaltung des Jugendverbands der Schweizerischen Volkspartei.[ix] Die SVP fiel im letzten Wahlkampf mit rassistischen Wahlplakaten auf, die zur Ausgrenzung und Abschiebung von Ausländer_innen aus der Schweiz aufriefen. Auch eine Volksabstimmung über das Verbot von Minaretten an Moscheen geht auf die Initiative dieser Partei zurück. In Deutschland findet sie hauptsächlich bei PRO NRW und anderen Rechtspopulist_innen, sowie bei den Neonazis der NPD, die ein Wahlplakat der SVP nahezu unverändert übernommen haben, Beifall.

 

Umgang mit der Bandbreite


Wie die zahlreichen Beispiele belegen, ist "Die Bandbreite" eine Band, die sexistische, antisemitische und NS-relativierende Songtexte zum Besten gibt. Wir fordern daher, dass ihnen auf dem UZ-Pressefest keine Möglichkeit gegeben wird, ihre antiaufklärerischen Inhalte und Verschwörungstheorien zu verbreiten.

Mit antifaschistischen Grüßen, Dortmunder Antifa-Bündnis

 

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anscheinend haben autoren eine kleine rechercheschwäche. über die motive des auftritts "mit der svp" gibt die bandbreite selber auskunft:
"Da es leider nur Nationalräte der SVP waren, die das Thema Bilderberg-Konferenz in ihren Vorträgen auf die Agenda nahmen, machten wir unzweifelhaft klar, dass wir als Kosmopoliten das Zusammenleben mit allen anderen Kulturen für unabdingbar halten und schätzen. Der starke Beifall aus dem Publikum ließ uns spüren, dass die Besucher dieser Info8.ch-Veranstaltung tolerant und weltoffen waren."

schonmal was von zynismus oder ironie gehört? nimm doch mal den stock ausm arsch, dortmunder antifa