Bremer Antifa-Broschüre: Gesichter zeigen gegen Rechts

Bremer Antifa-Broschüre: Gesichter zeigen gegen Rechts

Bremen ist bekannt als sozialdemokratische Hochburg - eine weltoffene, tolerante Stadt - wer in Bremen lebt, macht sich über Neonazis gewöhnlich nicht viele Gedanken. Doch wie immer ist der Schein trügerisch. Obwohl Neonazismus im Bremer Alltag kaum sichtbar wird, ist die Hansestadt eines der organisatorischen Zentren der rechtsradikalen Szene Norddeutschlands. Bremer Gruppen pflegen enge Verbindungen zu Neonazihochburgen im niedersächsischen Umland: Delmenhorst und Tostedt sind dabei nur zwei Beispiele. Die Namen dieser Orte stehen für eine Hegemonie der Neonaziszene, stehen für direkte Bedrohung Andersdenkender und -aussehender und stehen auch für den mittelbaren Einfluss von Bremer Neonazis.


Der Gedanke, Neonazis seien dabei eine gesellschaftlich isolierte Randgruppe ist erstens Quatsch und zweitens gefährlich. Rassismus, Sexismus und andere Spielarten menschenverachtenden Denkens sind ein essentieller Teil der viel beschworenen „Mitte der Gesellschaft“, auch wenn mensch diese Begriffe dort nicht gern hört. Wer beispielsweise in Bremen nicht bio-deutsch genug aussieht und am falschen Ort unterwegs ist, wird von der Polizei durchsucht. Ohne weiteren Grund. Dass Laye-Alama Condé aus Sierra Leone von eben dieser Polizei 2004 zu Tode schikaniert wurde, ist genauso wenig gesellschaftliches Thema, wie die ungezählten Verletzten und Tote an den hochgerüsteten EU Außengrenzen. Ungern spricht mensch auch über das chauvinistische Wirtschaftssystem, dessen Auswirkungen in der Gesellschaft und den schrecklichen realen Konsequenzen auf das Leben von Menschen rund um den Globus. Ebenso wenig über die zunehmend nationalistische Attitüde, mit der die deutsche Öffentlichkeit das Weltgeschehen beobachtet. Und auch nicht darüber, wie gefährlich es ist, sich die Welt und auch das eigene Leben in Schwarz-Weiß-Mustern vorzustellen, die weder etwas erklären noch irgendetwas besser machen, sondern andere diskriminieren, ausgrenzen und in letzter Konsequenz sogar töten können. Wer all das „nur“ organisierten Neonazis zutraut, entschuldigt damit die komplette Mehrheitsgesellschaft und wird auch niemals die Ursachen dieser Zustände finden können.

 

Auch in Bremen dauert die Suche nach Verfechter_innen menschenverachtender Politik nicht lang: es gibt viele, die sich in dieser Aufzählung einen Platz verdient hätten - heimliche Neonazis gemeinsam mit verbitterten „Law and Order“ Fans, etablierten Partei-Funktionär_innen oder religiösen „Würdenträger_innen“ aller Couleur. Zu diesem Spektrum gehören unter anderem die „Bürger in Wut", die „Freien Wähler Bremen", „Bremen muss leben", „Protest der Bürger“, die „Evangelische Notgemeinschaft", der „Verein deutscher Studenten zu Bremen", die „Burschenschaft Germania zu Hannover", die auch Verbindungen nach Bremen pflegt, Teile der „Jungen Union", der CDU und SPD, die Abtreibungsgegner_innen von der „Lebensrechtsbewegung" ebenso wie verschiedene Vertriebenenverbände. Die Übergänge sind hierbei fließend, die Grenzen zur Bremer Neonaziszene durchlässig. Zwischen den organisierten Faschist_innen und dem Rest der Gesellschaft klafft keine riesige Lücke – in manchen Dingen trennt den Naziladen „Sportsfreund“ und die Bremer Bürgerschaft eben doch nicht viel mehr als zwei Straßenbahnhaltestellen.

 

Deshalb geht es im Folgenden nun auch nicht darum Neonazis als „from out of space“ zu beschreiben oder wie seltene Pflanzen zu kategorisieren. Doch nichtdestotrotz halten wir es für wichtig, die Protagonist_innen der regionalen Neonaziszene sicht- und greifbar machen, sie aus der Anonymität zu reißen und anderen Menschen die Möglichkeit zu geben, Neonazis das Leben schwerer zu machen. Wer sich die Verachtung anderer Menschen auf Grund von Hautfarbe, Geburtsort, Geschlecht, sexueller Präferenz, ökonomischer Stellung oder sonst irgendeiner Stereotypisierung zur politischen Überzeugung gemacht hat, soll nicht mehr ruhig schlafen können. Und auch, wenn die politische Großwetterlage davon sicher nicht schwer beeindruckt sein wird, so hoffen wir doch mit unserer Arbeit einen kleinen Beitrag für ein besseres Leben leisten zu können. In diesem Sinne: Schöne antifaschistische Grüße.

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Sehr geehrte Damen und Herren,

es ist doch schon komisch wie verallgemeinernd die Wörter Nazi, nationalsozialistisch, rechtspopulistisch und rechtsradikal Verwendung finden. Ich glaube, ebenso wenig wie Äpfel und Birnen miteinander zu vergleichen sind, so wenig haben Ihre Wörter Anspruch auf eine objektive Berichterstattung und einen ordentlichen Journalismus. Alles wird bei Ihnen über einen Kamm geschoren. Eine Beweiskette fehlt. Äußerungen der einzelnen Gruppierungen unterbleiben und wo man annehmen könnte, dass Dialogbereitschaft und Diskussionsraum bereitgestellt würde, verblasst dieser ganz und gar hinter haltloser Polemik und einseitigen Kommentaren. Jeder vernünftig denkende und westlich orientierte Mensch wird darüber nachzudenken haben, inwieweit hier Interessen von politischen Richtungen im Vordergrund stehen, die Meinung der Bevölkerung und Ihre Ansichten der tagtäglichen Problematiken aber kein Gehör findet- Schade!

http://bremer-schattenbericht.com hier gibt es immer neue Infos zur rechten Szene in Bremen und umzu.