Burschenschaftliche Kreise sind erfreut über möglichen neuen grünen Ministerpräsidenten

unzensuriert.at zu Kretschmann

Baden-Württemberg hat gewählt. Der neue Ministerpräsident heißt aller Wahrscheinlichkeit nach Winfried Kretschmann von den Grünen. Bei einem Teil der extremen Rechten sorgt diese Wahl sogar für eine gewisse Freude.

 

So erschien auf der Homepage „unzensuriert.at“ am 11. April 2011 ein Artikel mit der Überschrift „Kretschmann und die Burschenschaft: Es gibt doch noch vernünftige Grüne“, der am Folgetag von dem extrem rechten Newsportal „Deutschland-Echo“ gespiegelt wurde. „Unzensuriert“ ist die Homepage von Dr. Martin Graf (* 1960), seines Zeichens seit 1987 Mitglied der extrem rechten Burschenschaft Olympia Wien, Obmann (Vorsitzender) des Arbeitskreises Österreich des revanchistischen „Witikobundes“ und wichtiger FPÖ-Funktionär (Mitglied des österreichischen Nationalrat seit der Neuwahl 2006).

 

In dem „unzensuert“-Text wird Kretschmann ausdrücklich gelobt:

„Der wahrscheinliche künftige Ministerpräsident von Baden Württemberg, der Grüne Winfried Kretschmann [...] scheint aber seit seinen bewegten 1968er-Jahren dazugelernt zu haben. Auf Einladung einer (schlagenden) Burschenschaft an der Universität Tübingen hielt er dort 2006 einen Vortrag. Natürlich wurde er dafür von seinen „Parteifreunden“ nicht nur gerügt. Er musste sich in aller Form rechtfertigen, sich vom „Rechtsradikalismus“ nicht ausreichend distanziert zu haben.

 

Winfried Kretschmann verfasste dazu ein bemerkenswerten Text, der sogar auf der Seite der Grünen Landtagsfraktion Baden Württembergs (immer noch!) aufscheint: „Bemerkungen zur Auseinandersetzung mit dem Rechtsradikalismus“, von Winfried Kretschmann, MdL. Darin schreibt er unter anderem:

 

»Mit dem Vorwurf des Rechtsradikalismus muss man sorgsam umgehen. Rechtsradikal ist eine Gruppe erst dann, wenn ihre Haltungen gegen die freiheitlich-demokratische Grundordnung gerichtet sind.

Was ich bisher an Dossiers und Informationen über die Burschenschaft Arminia besitze, ist dies sicher nicht der Fall. Rechtskonservative und Rechtsradikale in einen Topf zu werfen ist ein schlimmer Fehler.«“

 

Kretschmann war damals als Referent bei der ultrarechten Straßburger Burschenschaft Arminia aufgetreten, die dem deutschnationalen „Studienzentrum Weikersheim“ nahe steht. Die fehlende Distanz von Kretschmann zum rechten Rand ist kein Zufall. Kretschmann gilt als wertkonservativer Grüner. In einem unlängst erschienenen Zeitungsporträt zu ihm heißt es:

 

Für den begeisterten Wanderer ist die Natur mehr als eine schöne Kulisse. Er nennt sie »Schöpfung«. Der Auftrag, sie zu bewahren, ist für ihn ein Gebot der Vernunft mit religiöser Dimension. Nicht von ungefähr singt der 62-Jährige im Kirchenchor seiner Heimatgemeinde Laiz, ist er Mitglied im Diözesanrat der Erzdiözese Freiburg und des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken. Als Jugendlicher war er kurzzeitig aus der Kirche ausgetreten, um später Mitglied der nichtschlagenden katholischen Studentenverbindung Carolingia zu werden. Glauben gehört zu seinem Leben.

 

Dass der katholische Verbindungsstudent Winfried Kretschmann keine Probleme mit Burschenschaften hat, ist also wenig verwunderlich. Aber nicht nur der Tübinger Burschenschaft Arminia Straßburg stellte Kretschmann mit seinem Auftritt quasi einen Persilschein aus. Er war auch bei der Trauerrede für den Ex-Ministerpräsidenten und NS-Marinerichter a.D. Filbinger in Freiburg anwesend, reagierte aber nicht auf Oettingers Aussagen dort und hielt Oettinger für „unverdächtig, den rechten Rand einsammeln zu wollen“.

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Kretschmann: Mangelnde Sensibilität bezüglich Rechtskonservativen und rechtem Geschichtsrevisionismus?

http://gruenelupe.blogsport.de/2011/04/16/kretschmann-mangelnde-sensibilitaet-bezueglich-rechtskonservativen-und-rechtem-geschichtsrevisionismus/