Verschwommene Bewegung

Tiere sind keine Ware!

Von der Notwendigkeit der Tierrechts-/ Tierbefreiungsbewegung[1] sich von Vegetarier_innen und (veganen) Tierschützer_innen abzugrenzen

Das Profil der Tierrechtsbewegung ist weniger scharf als die Klinge eines Plastik-Kindermessers. Sowohl vegetarisch und vegan, als auch Tierschutz und Tierrechte werden sowohl innerhalb der Bewegung als auch – daraus resultierend – in der Öffentlichkeit zumeist synonym verwendet oder zumindest miteinander zu einem undefinierbaren Brei vermengt.

 

Tierrechtsarbeit bedeutet für viele Menschen auch Anstrengung und emotionale Belastung, deshalb ist es so wichtig, dass wir uns innerhalb der Bewegung unterstützen. Ebenso sollte, neben gegenseitiger Unterstützung, auch Raum für Kritik vorhanden sein. Sowohl an der eigenen Arbeit als auch an der Anderer. Mit anderen Worten interne und externe Evaluation betreiben und erlauben. Bei aller Kritik sollte die Erreichung des gemeinsamen Ziels im Fokus stehen: Die Ausbeutung der nichtmenschlichen Tiere zu beenden, also die Auflösung des Herrschaftsverhältnisses zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Tieren zu erreichen.

Kritik zu äußern fällt jedoch häufig schwer, ebenso wie diese anzuhören. Dabei ist es für die Weiterentwicklung jeder Bewegung wichtig einen Diskurs zu führen. Denn wie sonst wollen wir überprüfen, ob wir mit unseren Aktionen eigentlich noch unser definiertes Ziel verfolgen? Diese Kritik kann nicht immer abstrakt sein, manchmal ist es notwendig diese exemplarisch mit Ereignissen zu verknüpfen.

Im Sinne dieses Kritikverständnisses ist dieser Artikel verfasst worden. Er soll auf Zustände hinweisen, die meiner Auffassung nach nicht zur Erreichung unserer gemeinsamen Zielsetzung beitragen. Diese Einschätzungen sind sowohl durch Beobachtung von Veranstaltungen, Ereignissen etc. als auch durch eigene Erfahrungen und Fehleinschätzungen in der eigenen Arbeit gewachsen. Eine öffentliche Auseinandersetzung, einschließlich einer umfassenden Kritik, mit den hier aufgestellten Thesen ist ausdrücklich erwünscht.

 

In der Juniausgabe 2010 der TIERBEFREIUNG stellte Emil Franzinelli eine wichtige Frage: „Sind Menschen und Gruppen, die sich der Bewegung zugehörig fühlen, grundsätzlich Tabu gegen Kritik, sofern sie mindestens den Vegetarismus propagieren?“[2] Scheinbar haben sich auch nach dem Erscheinen des Artikels – wie bereits davor – zu wenige Menschen mit dieser Frage auseinandergesetzt. Wie sonst könnte die Einladung bzw. Teilnahme diverser Gruppen an Veranstaltungen wie der Köln pelzfrei oder dem Veggie Street Day erklärt werden? Durch die Gewichtung Franzinellis Artikel auf die Auseinandersetzung mit rechtsradikalen Aktivist_innen“[3] und deren Tierrechtspositionen – was ohne Frage ein wichtiger Beitrag war und ist – ist diese spezielle, allgemein gehaltene Frage jedoch scheinbar nicht deutlich genug beantwortet worden.

Die Antwort auf Franzinellis Frage lautet klar und deutlich: Nein.

Wer Vegetarismus und/oder Tierausbeutung propagiert bzw. legitimiert, gehört der Tierrechtsbewegung nicht an. Im Gegenteil sie_er agiert gegen deren erklärtes Ziel.

 

Viel wichtiger ist somit die aus seinen Überlegungen resultierende Frage: Wieso fühlen sich besagte Gruppen und Menschen der Bewegung überhaupt zugehörig? Genau hier spielt das beinahe zur Unkenntlichkeit verschwommene Profil der Tierrechtsbewegung die zentrale Rolle.

 

Ausgrenzung?

Dem Vorwurf der Ausgrenzung von Vegetarier_innen und (veganen) Tierschützer_innen sei hier sogleich entgegnet, dass es nur logisch ist, diese nicht zu etwas zugehörig zu zählen, dem sie per Definition nicht angehören können. Eben dies wird durch die Akteur_innen der Bewegung nicht konsequent genug aufgezeigt bzw. dessen Gegenteil kritiklos hingenommen und ist somit die Ursache für das fälschlich entstehende Zugehörigkeitsgefühl.

Vegetarier_innen sind Veganer_innen, in Bezug auf ihr Handeln, nicht näher als Omnivor_innen. Das hat nichts mit Ausgrenzung zu tun, sondern ergibt sich aus der Definition von Veganismus. Omnivor_innen beuten Tiere aus, Vegetarier_innen ebenso, Veganer_innen hingegen versuchen dies zu vermeiden („Veganism is a way of living that seeks to exclude, as far as possible and practicable, all forms of exploitation of, and cruelty to, animals for food, clothing and any other purpose.“[4]). Das macht Veganer_innen aber nicht automatisch zu Tierrechtler_innen, was im späteren Verlauf dieses Aufsatzes exemplarisch an der veganen gesellschaft deutschlands verdeutlich wird. Tierrechtler_innen lehnen die Ausbeutung von Tieren prinzipiell ab und versuchen die gesellschaftlichen Verhältnisse dahingehend zu untersuchen und zu verändern. Tierschützer_innen hingegen stellen die Ausbeutung von Tieren nicht in Frage. Im Gegenteil, sie legitimieren sie durch die Unterstützung oder Initiierung von Gesetzen zur „besseren“ Haltung (Bsp:: die Deutschland wird käfigfrei-Kampagne der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt) oder „humanerem“ Morden (Bsp.: die Verleihung des PeTA Progress Award an die Schlachthausdesignerin Temple Grandin).

Insofern ist es unsinnig, davon zu sprechen, es gäbe „Spaltpilze“[5] innerhalb der Bewegung, die es sich zur Aufgabe gemacht hätten „das was noch an Bewegung vorhanden ist, so weit wie irgend möglich zu zerschlagen“[6]. Kaum nachzuvollziehen, dass der Autor hier ernsthaft die „Tierrechtsbewegung“ [7] meint. Schwingt er doch auf seiner Webseite eine flammende Rede für das Universelle Leben[8] – eine religiöse Gemeinschaft mir totalitären Strukturen nach deren Karmalehre jede Person für das sie betreffende Leid selbst verantwortlich ist[9] – und preist Literatur an, die zum Konsum von Tierausbeutungsprodukten aufruft[10]. Wieso fühlt sich der Autor dieses Pamphlets der Tierrechtsbewegung zugehörig? Auch dies ist ein Resultat einer zumeist unkritischen Auseinandersetzung der Bewegung mit Vegetarier_innen und (veganen) Tierschützer_innen, wodurch sie ihren eigenen Standpunkt bis zur Unkenntlichkeit verwischt.

 

„Kooperation“

Wenn schon zu viele Menschen und Gruppen innerhalb der Bewegung nicht dazu bereit sind, Menschen und Gruppen entgegenzutreten, die ihrem Anliegen entgegenarbeiten, wie soll die Öffentlichkeit dann in der Lage sein, das verknotete Gemenge aus Tierrechten, Tierschutz, Veganismus und Vegetarismus zu entflechten? Im Gegenteil, es wird sogar „kooperiert“, wobei dies Assimilation bedeutet, in dem Sinne, dass die eigene Identität zwangsweise geleugnet werden muss um „kooperieren“ zu können. Was dabei heraus kommt, sind Presseberichte über Aktionen von Tierrechtler_innen, die jedoch als „Tierschützer“ [11] betitelt werden. Oder aber es fallen so bizarre Wortkombinationen wie „militante Tierschützer“[12], wenn sich Tierbefreiungsaktivist_innen einer Nerzfarm annehmen und das, obwohl sich die Gruppen Tierrechts-/ Tierbefreiungsinitiative XY nennen. In den wenigsten Fällen liegt dies ausschließlich am Desinteresse der Journalist_innen, sondern mindestens zu ebenso großem Anteil am Unvermögen oder Unwillen vieler Menschen und Gruppen in der Bewegung, sich deutlich von (veganen) Tierschützer_innen und Vegetarier_innen abzugrenzen. Es soll hier nicht dazu aufgerufen werden, mit diesen Menschen nicht in den Dialog zu treten. Dieser ist ebenso wie mit jeder anderen Gruppe zu führen und wird bei Vegetarier_innen und (veganen) Tierschützer_innen in vielen Fällen wohl sogar schneller zum Ziel führen. Dialog darf aber nicht mit Zusammenarbeit verwechselt oder vermischt werden, da es sonst zu Veranstaltungen wie der bereits erwähnten Köln pelzfrei oder dem Veggie Street Day kommt. Diese werden dem formulierten Ziel der Bewegung nicht mehr gerecht bzw. arbeiten dem entgegen, indem eine Vermengung von Veganismus mit Vegetarismus oder von Tierschutz mit Tierrechten oder beidem betrieben wird. An diesen soll im Folgenden exemplarisch aufgezeigt werden, dass sich viele Menschen und Gruppen zu wenig Gedanken über ihre Kooperationspartner_innen  bzw. die Unterstützung von Veranstaltungen machen, die ihrem eigenen Anliegen eigentlich entgegenarbeiten.

 

Veggie Street Day

Der alljährliche Veggie Street Day in Dortmund ist ein Happening, bei dem der Vegetarierbund Deutschland e.V. (VEBU) und die Tierfreunde e.V. einladen. Neben dem „normalen“ Laufpublikum folgen der Einladung, zumeist Personen und Organisationen die veganen Lifestyle verkaufen und Akteur_innen der Tierrechtsbewegung, die einfach nur hingehen. Leider ohne sich zu fragen, ob dies überhaupt eine adäquate Veranstaltung für Tierrechtler_innen ist. Die erste Gruppe besteht nämlich u.a. aus Attila Hildmann, der für den Pseudotierrechtsverein PeTA kocht[13], und aus Firmen – jedoch nicht alle, einige dürfen wohl zur zweiten Gruppe gezählt werden – die sich offiziell als vegan bezeichnen; wie im Fall von Avenging Animals - the vegan brandmark jedoch kein Problem darin sehen, einen Vegetarier (hier Thomas D.) als Lockmittel für den Verkauf ihrer zweiten Kollektion zu verwenden[14] (Obwohl sie vor Fertigstellung der Kollektion wussten, dass dieser nicht (mehr) versucht vegan zu leben.). Die zweite Gruppe besteht aus Tierrechtsinitiativen wie der TIRM aus Frankfurt a.M. oder Vertreter_innen des Nandu-Netzwerks und einer großen Menge an Besucher_innen aus der Bewegung. Diese stärken die Veranstaltung mit ihrer Präsenz, obwohl der VEBU als einer der organisierenden Gruppen deren Interessen entgegenarbeitet, indem er sich auch für eine vegetarische (nicht vegane!) Lebensweise einsetzt. Eine Woche später, beim Vegan-Vegetarischen Sommerfest 2010, kooperierte der VEBU sogar mit Personen aus dem Dunstkreis des  Universellen Lebens[15]. Zwar war hier die Empörung über die Teilnahme der UL-nahen Initiative zur Abschaffung der Jagd glücklicher- und berechtigterweise groß[16], die Frage, warum der Veganladen und einige Tierrechtler_innen, die sich empörten, im Vorfeld überhaupt bereit waren, an einem vegan-vegetarischen Sommerfest teilzunehmen, blieb jedoch ungefragt.

 

Köln pelzfrei

Ähnlich verhält es sich bei der alljährlichen Köln pelzfrei, u.a. organisiert von der Tierrechtsinitiative Köln. Eine kritische Auseinandersetzung der Veranstalter_innen mit teilnehmenden Gruppierungen findet nicht in genügendem Maß statt. Bereits im Vorfeld der diesjährigen Veranstaltung erhielt die Orgagruppe eine E-Mail, in der ihr mitgeteilt wurde, dass gleich mehrere teilnehmende, auf der Internetseite der Köln pelzfrei gelistete Gruppen „nichts mit Tierbefreiung oder -rechten zu tun haben, sondern mit ihrem Verhalten gegen die Ziele der Bewegung agieren“[17]. Darunter u.a. der TS Pitbull, Stafford & Co. Köln e.V., der u.a. auf die Webseite der Firma Fressnapf verlinkt[18] und Tier-Time e.V., ein religiös motivierter Verein – was dem Selbstverständnis der Köln pelzfrei widerspricht („Die Köln pelzfrei ist überparteilich, unabhängig und nicht religiös motiviert.“[19]) –, der auf seiner Internetpräsenz gerne PeTA Videos einbindet[20].

Die Orgagruppe versprach zunächst eine Diskussion der Kritikpunkte im eigenen Forum, meldete sich dann aber – auch auf erneute Nachfrage nach bereits durchgeführter Demo – nicht mehr zum Ausgang der Diskussion. Das Ergebnis ist aber auch so nachzuvollziehen: Die Gruppen nahmen an der Ausrichtung der Köln pelzfrei teil[21].

Beides Beispiele, die deutlich machen, wie sehr das eigene Verhalten der Akteur_innen der Bewegung dazu führt, dass die Bewegung kein Profil hat und somit in der Öffentlichkeit auch nicht als das wahrgenommen wird bzw. werden kann, was sie zu sein beansprucht.

 

vegane gesellschaft deutschland e.V.

Als ein aktueller und nicht unbedeutender Fall darf in diesem Zusammenhang die Nennung des vegane gesellschaft deutschland e.V. nicht fehlen. Hier haben sich ein paar ehemalige Mitglieder des Vegetarierbundes, die Schauspielerin Stephanie Kindermann („Ich reite auch fast immer ohne Sattel“[22]) und weitere zusammengefunden, die auf der Internetpräsenz der vgd oberflächlich für Tierrechte eintreten. Was sich wirklich hinter der Organisation versteckt – die sich anscheinend ohne Unterstützung einer breiten Basis von Tierrechtler_innen (nicht Tierschützer_innen!) als die vegane gesellschaft deutschlands bezeichnet – lässt sich anhand einer Stellungnahme der vgd zur Produktion eines eigenen Kinospots belegen, in dem neben pflanzlichen Produkten auch Tierausbeutungsprodukte über einen Scanner im Supermarkt gezogen werden. „in dem supermarkt wurden die mit tierleid verbundenen produkte, da wo es ging, wieder zurückgegeben bzw. wurden containerte produkte verwendet, die zuvor im müllcontainer landeten. der vorwurf [die vegane gesellschaft deutschland hätte spendengelder ausgegeben, um tierleichen für den spot zu kaufen] aber ist aus sicht der vgd auch insgesamt unsinnig, weil die gezeigten produkte selbst dann, wenn sie die vgd gekauft hätte, in keinem verhältnis zu den milliarden von eingekauften produkten stehen, die ja die vgd mit ihrem spot gerade zurückdrängen will. […] ‚schade, dass wir uns nach wenigen wochen öffentlichkeit diesem kontraproduktiven druck ausgesetzt sehen und uns jetzt für etwas rechtfertigen sollen, was im vergleich zur täglichen realität, die wir durch den spot ändern wollen, nicht einmal ins gewicht fallen würde, wenn der absurde vorwurf wahr wäre’“[23], ergänzt der Vorsitzende des vgd, Christian Vagedes.

Dem Individuum, dessen Leichenteile im Spot verwendet wurden, kann es in der Tat reichlich egal sein, ob diese von der vgd oder von sonst wem gekauft werden. Die Tatsache, dass seine Leichenteile gekauft werden und gekauft werden können, basiert jedoch auf der Nachfrage des Käufers oder aber unabhängig davon auf dem Angebot des Verkäufers. Beides sind keine unterstützenswerten Impulse. Dass ein solcher, von einer sich als vegan bezeichnenden Gesellschaft legitimiert wird – zu welchem Zweck ist dabei irrelevant, es läuft in jedem Fall entgegen der Interessen des Opfers – führt zur Unglaubwürdigkeit ihrer selbst.

Dies ist nicht etwa ein unglücklicher Einzelfall, da die vgd auch als Unterstützer der Wir haben es satt!-Kampagne in Erscheinung tritt[24]. Damit setzt sie sich u.a. für „eine tiergerechte und klimaschonende Landwirtschaft ein“[25] und vollzieht eine Kooperation mit anderen (tierausbeutenden!) Unterstützern, wie demeter („Eine eigene Tierhaltung gehört […] unverzichtbar zu einer landwirtschaftlichen Betriebsindividualität.“[26]), proVieh („setzt sich ein für eine artgemäße Tierhaltung“[27]), Upländer Bauernmolkerei, der Albert Schweitzer Stiftung („Wir wirken darauf hin, Haltungsbedingungen [der Tiere] zu verbessern“[28]), Bundesverband Deutscher Milchviehhalter, Bunte Bentheimer („Durch den Kauf und Verzehr von Produkten des Bunten Bentheimer Schweines können auch Sie dazu beitragen, diese bedrohte Schweinerasse vor dem Aussterben zu bewahren“.[29]), vebu (siehe Veggie Street Day) und anderen. Da wundert es auch nicht, dass es zumindest auf der Webseite des vgd keine Möglichkeit gibt, stimmberechtigtes Mitglied zu werden, sondern lediglich zahlendes Fördermitglied ohne Stimmrecht. Frei nach dem Motto: zahlen und Mund halten.

Die vgd unterwandert mit ihrer Gründung die Tierrechtsbewegung, indem nun offiziell eine Vereinigung als deren Vertreter auftritt – das suggeriert der Name – die Tierrechte als Mittel zum Zweck einsetzt und dabei mit der Tierausbeutungsindustrie zusammenarbeitet. Insofern kann es für alle, die sich für die Befreiung der Tiere einsetzen, keine Option sein, mit der vgd zusammenzuarbeiten. Im besten Fall sollte deutlich Stellung gegen deren Selbsternennung zum repräsentativen Organ der Veganer_innen bezogen werden.

Mit Kritik will sich die vgd jedoch scheinbar nicht auseinandersetzen, da sie nach eigener Aussage kein „resonanzverstärker für schlechte laune und genörgel“[30] sei. Damit solche Aussagen in Zukunft nicht nötig sind, wurde bei der Einladung zur Bildung eines veganrats, die auch an Tierrechtsgruppen verschickt wurde, direkt darauf hingewiesen, dass jede_r Teilnehmer_in sich „zu stillschweigen“[31] verpflichtet und ausschließlich über „konstruktive ergebnisse und über die aufgaben und maßnahmen zu ihrer erfüllung“ [32] berichten darf.

 

Fazit

Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass viele Menschen sowohl vor Ort, als auch öffentlich Stellung beziehen, wenn sich (vegane) Tierschützer_innen als Tierrechtler_innen ausgeben oder aber Veganer_innen den Schulterschluss mit Vegetarier_innen betreiben, was immer eine Assimilation der Tierrechtsposition hin zu einem reformorientierten Tierschutz zur Folge hat. Eine reformistische Position ist keine Tierrechtsposition. Lässt sich die Bewegung weiter von reformistischen (veganen) Tierschützer_innen untergraben, wird sie mit samt ihrem Anliegen, der Befreiung der Tiere, unweigerlich an den Rand gedrängt werden. Von dort aus kann sie dann hilflos zuschauen, wenn „Ziel erreicht!“ verkündet wird, weil Kühe 24 Stunden am Tag massiert werden, bevor mensch sie schlachtet.

Die deutliche Abgrenzung, der Akteur_innen der Bewegung von Vegetarismus und Tierschutz ist eine Voraussetzung, damit die Tierrechtsbewegung sich für die Zukunft ein klares Profil zulegen und somit an Stärke gewinnen kann.

 

Und wenn sie in der Folge von den „Ausgegrenzten“ als radikal tituliert wird, sollte sie sich nicht beunruhigt, sondern bestätigt fühlen. „Radikal“ beschreibt lediglich das Bestreben, gesellschaftliche und politische Probleme „an der Wurzel“ anzugreifen und von dort aus möglichst umfassend, vollständig und nachhaltig zu lösen. Nichts anderes als radikal ist die Forderung der Bewegung nach einer Auflösung des bestehenden Herrschaftsverhältnisses zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Tieren. Nicht anders als radikal ist ein solcher gesellschaftlicher Wandel zu erreichen.

 



[1] Im Folgenden wird der Begriff Tierrechtsbewegung bzw. Tierrechtler_in verwendet. Dadurch sollen die beiden Begriffe inhaltlich nicht gleichgesetzt werden. Der Autor vertritt die Ansicht, dass beide Strömungen, in Bezug auf das Thema dieses Aufsatzes, vor denselben Problemen bzw. Aufgaben stehen.

[2] Franzinelli, Emil: Hauptsache für die Tiere?. In: Tierbefreiung, Heft 67, 2010. S. 9.

[3] Ebd., S. 7.

[4] The Vegan Society: Who we are, www.vegansociety.com/about/who-we-are.aspx, Stand: 19.01.2011.

[5] Höcker, Bernd: Spaltpilze blockieren Engagement für die Tiere, www.veggiswelt.de/spaltpilze.htm, Stand: 19.01.2011.

[6] Ebd.

[7] Ebd.

[8] Ebd.

[9] Das Universelle Leben aller Kulturen e.V.: Der Gabriele-Brief für Freiheitsdenker, www.universelles-leben.org/cms/prophetie/publikationen/gabriele-briefe/gabriele-brief-nr-6/jeder-ist-fuer-sein-leben-selbst-verantwortlich.html, Stand: 19.01.2011.

[10] Höcker, Bernd: Veggis Welt, http://www.veggiswelt.de, Stand: 19.01.2011.

[11] Campus Delicti: Protest gegen Tierversuchsanlage, asta.uni-duesseldorf.de/wp-content/uploads/downloads/2010/12/CD344.pdf, Stand: 19.01.2011.

[12] Lübecker Nachrichten: Kieler Politiker wollen Pelztierfarmen verbieten, www.ln-online.de/artikel/2848602/Kieler_Politiker_wollen_Pelztierfarmen_verbieten.htm, Stand: 19.01.2011.

[13] PeTA Deutschland e.V.: Alles vegan – Die PeTA Kochshow mit Kerstin Linnartz, www.kochen.veganblog.de, Stand: 19.01.2011.

[14] Absolute Vegan Empire: ich bin da – the vip collection, https://www.avenging-animals.com/de/kollektionen/ich-bin-da-the-vip-collection.html, Stand: 19.01.2011.

[15] Vegan-vegetarisches Sommerfest, www.vegan-vegetarisches-sommerfest.de/#organisationen, Stand: 19.01.2011.

[16] Veni, Vedi, Vigi!: Vegan-Vegetarisches Sommerfest, www.veganladen.de, Stand: 19.01.2011.

[17] Brief des Autors an die Orgagruppe vom 15. September 2010.

[18] TS Pitbull, Stafford & Co. Köln e.V.: www.pit-staff.de/Sponsoren.html, Stand: 19.01.2011.

[19] Köln pelzfrei, www.koeln-pelzfrei.de, Stand: 19.01.2011.

[20] Tier-Time e.V.: Tierrechte, www.tier-time.de/html/tierrechte.html, Stand: 19.01.2011.

[21] Köln pelzfrei: Infostände, http://www.koeln-pelzfrei.de/2009/infostaende.php, Stand: 19.01.2011.

[22] VEBU: Vegan mit Herz und Hund, www.vebu.de/menschen/interviews/249-vegan-mit-herz-und-hund, Stand: 19.01.2011.

[23] vegane gesellschaft deutschland e.V.: aktueller Kinospot, http://www.vegane-gesellschaft.org/kinospot-absurder-vorwurf-wem-nutzt-er/, Stand: 19.01.2011.

[25] Wir haben es satt!: www.wir-haben-es-satt.de/start/home/aufruf/, Stand: 19.01.2011.

[26] Demeter e.V.: Erzeugungsrichtlinien für die Anerkennung der Demeter-Qualität, http://www.demeter.de/index.php?id=1521&MP=13-1491&no_cache=1&file=10&uid=343 , Stand: 19.01.2011.

[27] PROVIEH e.V.: Das will PROVIEH, www.provieh.de/s307.html, Stand: 19.01.2011.

[28] Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt: Über uns, http://www.albert-schweitzer-stiftung.de/ueber-uns, Stand: 19.01.2011.

[29] Verein zur Erhaltung des Bunten Bentheimer Schweines e.V.: Erhalten durch Aufessen…, www.bunte-bentheimer-schweine.de/Vermarktung/vermarktung.html, Stand: 19.01.2011.

[30] vegane gesellschaft deutschland e.V.: aktueller Kinospot, http://www.vegane-gesellschaft.org/kinospot-absurder-vorwurf-wem-nutzt-er/, Stand: 19.01.2011.

[31] Auszug aus einer Rundmail des vgd vom 21.12.2010 zur Bildung eines „veganrats“.

[32] Ebd.

 

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Zuerst einmal, der Artikel ist gut und ich kann so ziemlich allem zustimmen was drinsteht.

Aber eine Zusammenarbeit von veganen Tierschützer_innen mit Vegetarier_innen kann, wenn die das Ziel der Befreiung aller nicht-menschlichen Tiere nicht aus den Augen verloren wird, als Mittel zum Zweck gesehen werden, die vegane Idee weiter zu verbreiten. Z.b. indem Vegetarier_innen die vegane Ernährung auf vegan-vegetarischen Veranstaltungen kennenlernen.

absolut richtig, mal sehen wie weit ich jetzt aushole:
Fleischkonsum und Ausbeutung von Tieren ist in unserer Gesellschaft so tief verankert, dass sich die meisten Menschen nicht einmal bewusst sind, dass für ihre Frikadelle oder Steak ein fühlendes Wesen leiden&sterben musste. Die wenigen, die aber darauf aufmerksam werden, und das Unrecht erkennen, werden vielleicht angewidert Vegetarier. Warum nicht gleich Veganer? Einfach weil diese Leute die Tragweite ihrer neuen Erkentnisse über  die täglichen Verbrechen gegen Tiere noch nicht erfasst haben. Als Konsequenz verzichten sie also erstmal auf Fleisch, bis ihnen auffällt, dass für die Milch in ihrem Kaffee auch Tiere ausgebeutet wurden. Dann werden sie vielleicht Veganer.

Wir sollten also den Vegetarismus, als Übergangsphase zum Veganismus, begrüßen und unterstützen. Denn wer Vegetarier ist hat schonmal einen Schritt getan, und das IST besser als weiter Fleisch zu essen.

 

PS: bin selber gerade in der Übergangsphase zum Veganer. Nehme auch keine Milchprodukte/Eier aus Massentierhaltung mehr zu mir, aber solche aus Freilandhaltung schon. Auf Leder (und andere Produkte die den Tod von Tieren voraussetzen) zu verzichten gehört, finde ich, eigentlich schon zum Vegetarismus.

Unfassbar: Ich war mal Veganer, esse jetzt aber wieder Fleisch. Und ich bin mir echt voll bewusst und so, dass da Tiere für sterben. Hat die Aufklärung bei mir versagt? Komme ich in die Hölle?

meinst du mit "alles dumpfbacken" dich selbst, projiziierend?

 

es gibt natürlich etliche ehemalige veganer. manche von ihnen lassen sich damit erklären, dass sie als veganer noch nicht aufgeklärt waren. sondern geprägt. von ihrem sozialen milieu. als jugendlicher, der hard core hört, ist es hipp, so wie alle anderen (teils dumpfbacken?) auch vegan oder sogar straight edge und vielleicht sogar anarchistisch zu leben. kurze zeit mal kindlich/kindisch voll dagegen sein, dann aber "erwachsen" werden, also fleisch konsumieren in der form von verarbeiteten tierleichen und pornos.

 

ich überlege gerade, ob ich jemals so "aufgeklärt" war wie du (wahrscheinlich) in der zeit deines veganismus'.

mir fällt gerade aber kein beispiel dafür ein.