NÜRNBERG/ERLANGEN Axel Graemer (60), der Anwalt von U-Bahn-Schläger Peter R. (24), ist in die Schusslinie der linken Szene geraten. Auf sein Haus und seine Kanzlei in Erlangen wurden in der Nacht zum Donnerstag Farbanschläge verübt. In einer E-Mail hat sich eine Gruppe namens „Blaues Wunder“ dazu bekannt.
„Ich nehme die Sache sehr ernst“, sagte Graemer am Freitag zur AZ. Der Kommunalpolitiker, der lange für die SPD im Erlanger Stadtrat saß und sich auch sozial in vielerlei Hinsicht engagiert, hat durchaus Verständnis für linke Aktivisten, die gegen neonazistische Umtriebe kämpfen. Graemer: „Mich jedoch jetzt auch noch im Internet als Nazi-Sympathisant an den Pranger zu stellen, überschreitet die Grenzen in nicht hinnehmbarer Weise.“ Das Feindbild entstand allein dadurch, weil Axel Graemer das Mandat für Peter R. übernahm. Der gilt als überzeugter Neonazi und steht seit Donnerstag vor Gericht. Laut Anklage der Staatanwaltschaft hat er einen Jugendlichen (17) in der U-Bahn fast zu Tode geprügelt.
Die Mandatsübernahme an sich bereitet Graemer keine grundsätzlichen Probleme. „Als Strafverteidiger ist es meine Aufgabe, ja sogar meine Pflicht, auch schwierige und unangenehme Fälle zu übernehmen. Deswegen muss ich mich noch lange nicht mit dem Gedankengut und der Tat eines Mandanten identifizieren“, beschreibt er sein berufliches Selbstverständnis. Ob er juristisch gegen das Farbbeutel-Bombardement und die Internet-Hetze vorgeht, ist noch offen. hr
Bekennerschreiben
Hier die "Internet-Hetze" von directactionde: