BLN: 500 auf Kiez-Demo gegen den Afghanistan-Krieg

No Nato. No War. No Capitalism.

Bis zu 500 Menschen sind heute durch den Berliner Bezirk Neukölln gezogen um gegen die Mandatsverlängerung der Bundeswehr in Afghanistan zu protestieren, die am 28.Januar im Bundestag durch eine grosse Koalition aller Parteien außer der Linkspartei abgeknickt werden wird. Unter dem Motto „Bundeswehr und Nato raus aus Afghanistan“ versammelten sich die überwiegend jugendlichen Demonstranten um 15 Uhr am U-BHF Rathaus Neukölln zur Auftaktkundgebung.

 

Die Aktion fand im Rahmen eines dezentralen bundesweiten Aktionstages des antifaschistischen/antimilitaristischen Aktionsbündnisses „3a“ statt, das im Vorfeld mit einer umfangreichen Broschüre unter dem Titel „Krieg, Krise, Kapitalismus“ den Zusammenhang zwischen kapitalistischer Krise, imperialistischem Krieg und staatliche Repression aufgezeigt hat. Im Rahmen des Aktionstages fanden heute unter anderem auch Aktionen in Bonn, Duisburg, Essen, Hamburg, Köln, Freiburg und Stuttgart statt.


Ausserdem war die Demonstration, die lautstark und entschlossen durch Neukölln zog und von Passanten und Anwohnern mit Applaus und Zuspruch bedacht wurde, der Auftakt sogenannter „Aktionswochen gegen Krieg, staatliche Repression und für den Erhalt des linken Hausprojektes Liebig14“ die noch bis zum 2.Februar, dem Tag der angekündigten Räumung des linken Hausprojektes Liebig14. Mit einer Fülle von Aktionen und Demos soll in den nächsten Tagen und Wochen in Berlin eine Dynamik entfaltet werden die – wenn schon die Räumung nicht verhindern – so zumindest den politischen Preis dafür rapide in die Höhe treibt. Neben einer Streetparade für den Erhalt der Liebig14 die heute in Anschluss an die Afghanistan-Demo in Friedrichshain stattfand wird es in den nächsten Tagen Aktionen gegen die Kriminalisierung der kurdischen, Befreiungsbewegung, gegen Polizeigewalt und den 14sten europäischen Polizeikongress geben. Höhepunkt der Aktionstage werden jedoch die warscheinlich die Grossdemonstration für die Liebig14 am kommenden Samstag und die vielfältigen Aktionen im gesamten Stadtgebiet am Tag der erwarteten Räumung, den 2.Februar 2011.

 

Zum Zusammenhang zwischen den einzelnen Protestanlässen in den nächsten Tagen erklärte Jonas Schiesser von der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin (ARAB):„In Afghanistan werden Zivilisten von der Bundeswehr bombardiert, in Berlin verprügeln Polizeibeamte regelmäßig Demonstranten und am 2.Februar planen mehrere hundert von ihnen darüber hinaus schwer bewaffnet ein Wohnhaus in Friedrichshain zu stürmen und deren Bewohner vor die Tür zu setzen. All diese Gewalt wird ausgeübt vom bürgerlichen Staat mit dem Ziel die Freiheit des Eigentums und des Profits durchzusetzen. Wir wollen in den nächsten Wochen mit vielfältigen Aktionen die praktische Kritik dieser Gewalt und der damit verbundenen Vergesellschaftungsform vorantreiben und eine Verbindung zwischen den verschiedenen Bewegungen dagegen suchen.

 

Die Demonstration begann mit einem Redebeitrag der Linkspartei Bundestagsabgeordneten Inge Höger, danach informierte das Kurdistan Solidaritätskomitee Berlin über eine Demonstration am folgenden Dienstag um 15 am U-BHF Hallesches Tor. Redebeitrag gab es im Verlauf der Demonstration vom Antifaschistischen/Antimilitaristischen Aktionsbündnis, der AK Internationalismus der IG Metall, der SDAJ und der ARAB zu den erwähnten Aktionswochen. Es wurde dazu aufgefordert sich an dem Widerstand gegen die Räumung der Liebig14 zu beteiligen und nach der Demo zur Streetparade in Friedrichshain zu gehen. Desweiteren wurde dazu aufgerufen sich an der bundesweiten Protestaktionen am 5.Februar in München gegen die NATO-Sicherheitskonferenz und am 19.Februar in Dresden gegen einen der europaweit grössten Naziaufmärsche zu beteiligen und Buskarten für die Aktionen zu erwerben.

 

Mit einer menge an Roten, Schwarzen, Schwarz-Roten und Antifa-Fahnen sowie lautstarken Parolen wie „deutsche Waffen, deutsches Geld – Morden mit in aller Welt“, „Hinter Krieg und Krise steht das Kapital – Der Kampf um Befreiung ist international“ und „Hoch die internationale Solidarität“ bewegte sich der Zug durch den migrantisch geprägten Berliner Stadteil. Nach einer Zwischenkundgebung am Hermannplatz endete die Demonstration kurz vor 17 Uhr wieder am Startpunkt dem U-BHF Rathaus Neukölln. Die Polizei hielt sich während der Demonstration überwiegend zurück, ebenfalls war das aufgefahrenen Polizeiaufgebot für Berliner Verhältnisse extrem klein.

 

Infos:

http://3a.blogsport.de

http://arab.blogsport.de

http://liebig14.blogsport.de

http://kurdistan.blogsport.de

 

 

Weitere Termine der „Aktionswochen gegen Krieg, staatliche Repression und für den Erhalt der Liebig14!“:

 

Am Dienstag, den 25.Januar, rufen kurdische Vereine um 15 Uhr am U-BHF Hallesches Tor zu einer Demonstration gegen die Kriminalisierung der kurdischen Befreiungsbewegung in der BRD, der Türkei und dem Iran auf. Im Iran wurde am 15.Januar ein kurdischer Aktivist hingerichtet, in der Türkei führt der Staat unvermindert Krieg gegen die kurdische Bevölkerung und in Berlin werden kurdische Kulturveranstaltungen von der Polizei verboten und Demonstrationen niedergeknüppelt.

Dienstag | 25.Januar | 15 Uhr | U-BHF Hallesches Tor

 

Am Freitag, den 28.Januar, findet um 19:30 am U-BHF Rosenthaler Platz eine Demonstration gegen Polizeigewalt und staatliche Repression unter dem Motto „In offener Feindschaft: still not loving police!“ statt. Mit der Aktion soll an die die Opfer tödlicher Polizeigewalt wie Oury Jalloh, Halim Dener oder Dennis J. erinnert werden und die grundlegende Funktion der Polizei zur Sicherung und Aufrechterhaltung der mörderischen kapitalistischen Eigentumsordnung thematisiert werden. Weiterhin richtet sich die Demonstration gegen die drohende polizeiliche Gewaltorgie gegen das linke Wohnprojekt „Liebig14“ und den 14. Europäischen Polizeikongress der Anfang Februar in Berlin stattfinden soll.

Freitag | 28.Januar | 19:30 Uhr | U-BHF Rosenthaler Platz

 

Gegen die drohende Räumung des linken Wohnprojektes „Liebig14“ am 2.Februar und die immer unerträglich werdende Zurrichtung der Berliner Innenstadt durch die heiligen Kräfte des Marktes findet am Samstag den 29.Januar am U-BHF Kottbusser Tor eine überregionale Demonstration statt. Wütend und Entschlossen soll von Kreuzberg nach Friedrichshain gezogen werden um Eigentümern und Polizei zu zeigen das wir unsere Häuser nicht kampflos hergeben werden und wir gewillt sind den politischen Preis für die Räumung in die Höhe zu treiben.

 

Samstag | 29.Januar | 15 Uhr | U-BHF Kottbusser Tor


Am Samstag den 29.Januar und Sonntag den 30.Januar findet in den Räumen der Schule für Erwachsenenbildung im Mehringhof der „entsichern“ Kongress des europaweiten linksradikalen Netzwerkes „Out of Control“ statt. An zwei Tagen wird sich mit staatlicher Repression auf europäischer Ebene und den den Möglichkeiten von Widerstand theoretisch auseinandergesetzt.

 

Samstag, 29.Januar & Sonntag 30.Januar | Ab 10 Uhr | SFE – Mehringhof | Gneisenau Str.2a

 

Am Dienstag den 2.Februar um 8 Uhr Morgens planen die Eigentümer Suitbert Beulker und Edwin Thöne mit der Hilfe von ein paar hundert schwer bewaffneten Polizisten das Wohnhaus „Liebig14“ in Berlin-Friedrichshain gewaltsam zu stürmen und die Bewohner vor der Tür zu setzen. Diese Zerstörung kollektiver Freiräume und linker Strukturen sollte nicht widerstandslos hingenommen werden. Verschiedenen Autonome und linksradikale Gruppen rufen dazu auf am Morgen des 2.Februar im gesamten Stadtgebiet gegen die Räumung der Liebig 14 und die kapitalistische Zurrichtung der Innenstadt selbstständig aktiv zu werden. Falls die Räumung der Liebig14 nicht verhindert werden kann soll es um 19 Uhr am Boxhagener Platz eine wütende und kraftvolle Demonstration als erste Antwort geben.

 

Dienstag, 2.Februar | 8 Uhr | Räumung der Liebig14 verhindern! | Aktionen im Stadtgebiet
Nach der Räumung: 19 Uhr | Boxhagener Platz

 

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Auf den ersten Blick scheint das unten genannte Zitat ziemlich relativierend zu sein. Doch wird genauer hingeschaut, dann ist es tatsächlich zutreffend. Die Spezialeinsatzkräfte, die in Afghanistan eingesetzt werden, haben die gleiche Ausbildungsstätte, wie die Spezialkräfte, die die Liebig 14 räumen wollen. GSG9, US-Armee, französische Pezialeinheiten des Militärs und das Berliner Spezialeinsatzkommando (SEK) trainierten alle in der Berliner "Fighting City".


""" Zum Zusammenhang zwischen den einzelnen Protestanlässen in den nächsten Tagen erklärte Jonas Schiesser von der Antifaschistischen Revolutionären Aktion Berlin (ARAB):„In Afghanistan werden Zivilisten von der Bundeswehr bombardiert, in Berlin verprügeln Polizeibeamte regelmäßig Demonstranten und am 2.Februar planen mehrere hundert von ihnen darüber hinaus schwer bewaffnet ein Wohnhaus in Friedrichshain zu stürmen und deren Bewohner vor die Tür zu setzen. All diese Gewalt wird ausgeübt vom bürgerlichen Staat mit dem Ziel die Freiheit des Eigentums und des Profits durchzusetzen. Wir wollen in den nächsten Wochen mit vielfältigen Aktionen die praktische Kritik dieser Gewalt und der damit verbundenen Vergesellschaftungsform vorantreiben und eine Verbindung zwischen den verschiedenen Bewegungen dagegen suchen.“ """

“Alle Antiimperialisten sind Papiertiger!” Moa Tee Pung

 

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Es herrschen schwere Zeiten für Kriegskritiker_innen. Die BRD ist weltweit mit ihrer “größten Friedensbewegung der Welt”, der Bundeswehr, unterwegs um “Freiheit, Gleichheit und Sicherheit” an die Frau und den Mann zu bringen. Während sich deutsche Friedensfreund_innen dafür beglückwünschen, ihren ehemaligen Weggefährt_innen der “neuen deutschen Volkspartei” (den Grünen) ein Waffenembargo gegenüber China abgerungen zu haben, “plaudert” der Charmingboy der “einzigen Antikriegspartei im Bundestag” (Gregor Gysi, DIE.LINKE) mit dem “großen Satan” darüber, dass die Ablehnung der Waffenbruderschaft (Nato) nichts weiter als “Placebos” für die “Parteispinner” darstellt. Wer heutzutage darauf aufmerksam macht, dass das “bewaffnete technische Hilfswerk” Kinder- und Frauenmörder ist, dass die aktuelle Kriegspolitik nicht der Weltverbesserung dient, scheint im Abseits zu stehen.

Es scheint, als wären gerade die eingefleischten Antiimperialist_innen in ihrem Festhalten am Begriff des Imperialismus heutzutage besonders radikal. “Krieg dem imperialistischen Krieg!” mag bei Betrachtung der militärischen Auseinandersetzungen in der Welt als die Quintessenz eines revolutionären Bewusstseins erscheinen; dies ist tatsächlich jedoch insofern weit gefehlt, als dass geradezu das Gegenteil der Fall ist.

Moralismus & Ökonomismus sind weder die Waffen der Kritik, noch die Kritik der Waffen.

 

Antiimperialist_innen verstehen es bei jeder militärischen Intervention einer Großmacht, nach den Rohstoffquellen oder den Routen für zukünftige Pipelines oder den geostrategischen Interessen zu suchen, um die es doch “eigentlich” gehe. Auch in den diesjährigen Mobilisierungen gegen die SiKo oder die Verlängerung des “Afghanistan-Mandats” ist dies eine beliebte Methode: “Afghanistan ist für die kapitalistischen Mächte vor allem von Interesse, weil es inmitten einer Region liegt, die reich an Rohstoffen ist. Dabei geht es den Besatzern weniger um die in Afghanistan vorhandenen Rohstoffe, als vielmehr um den geplanten Transport von Gas mit Pipelines durch das Land.”[1]

Ganz im Sinne Lenins wird in ökonomistischer Staats- und Politikauffassung argumentiert und die bürgerlichen Staaten als Puppen der Strippenzieher_innen – alias “große Konzerne” – verkauft, die für deren unmittelbaren Geschäftserfolg tätig würden. Auf eine Unterscheidung zwischen Ökonomie und Politik wird zumeist großzügig verzichtet, da letztere ohnehin in nichts anderem als in der Exekution der Geschäftsinteressen des Kapitals bestände. Diese Deduktion der Außenpolitik bürgerlicher Staaten aus der unmittelbaren Profitlogiken der Großkapitale entspringt dabei der antiimperialistischen Behauptung eines Übergangs vom Konkurrenz- zum Monopolkapitalismus bzw. zum Staatsmonopolkapitalismus. Aus dem Größenwachstum der Einzelkapitale und einer immer kleiner werdenden Zahl von Kapitalen, wird auf eine Veränderung der kapitalistischen Vergesellschaftungsweise als Ganzes geschlossen: nicht mehr die Verwertung des Werts, sondern der Wille der “Monopolherren” würde in der Epoche des Imperialismus die Ökonomie beherrschen. An die Stelle der negativen Totalität des Kapitalismus und seiner über den Wert vermittelten Vergesellschaftung sind die Interessen der Großkonzerne, bzw. – um in der Sprache der Antiglobalisierungsbewegung zu verharren – die transnationalen Multis getreten.

Stattdessen ist hervorzuheben, dass der bürgerliche Staat als “ideeller Gesamtkapitalist” (F.Engels) die Voraussetzungen kapitalistischer Akkumulation zu sichern hat – nicht nur als Funktionsbedingung des Kapitalismus, sondern als Voraussetzung der eigenen ökonomischen Existenz des Staates, die an ausreichende Steuereinnahmen, begrenzte Sozialausgaben und ein “stabiles” Geld gebunden ist. Und dabei endet die Fürsorge des Staats für die allgemeinen Bedingungen und speziellen Chancen der Kapitalakkumulation natürlich nicht an seinen Landesgrenzen; diese begrenzen zwar seine anerkannte Souveränität, d.h. sein Gewaltmonopol, nicht aber seine politischen, ökonomischen und gegebenenfalls militärischen Erpressungspotenziale.

Allerdings besteht diese staatliche Sicherung einer gelingenden Akkumulation nicht in der politischen Wahrnehmung eines bereits fertig vorliegenden kapitalistischen Klasseninteresses. Was zu dieser Sicherung alles nötig ist, wie deren Vor- und Nachteile verteilt werden, muss überhaupt erst innerhalb der verschiedenen staatlichen Institutionen und der “bürgerlichen Öffentlichkeit” ermittelt und zu einem politischen Konsens gemacht werden. Dieser Konsens betrifft daher nicht nur die Zustimmung der großen Kapitalfraktionen zur staatlichen Politik. Denn ausschlaggebend für außenwirtschaftspolitische Machtentfaltung sind wiederum die Konkurrenz- fähigkeit heimischer Unternehmen, das Volumen und Wachstum der Nationalökonomie als Ganzes, die Kaufkraft der nationalen Währung – und in Abhängigkeit davon das steuerfinanzierte militärische Erpressungspotenzial eines Staates oder Staatenbündnisses. Daher folgen auch nicht jeder Krieg und nicht jede “humanitäre Intervention”, die die Großmächte des Weltkapitalismus führen, einem primär ökonomischen Interesse. Jedoch ist ihre Militärmacht immerhin der beste Garant dafür, dass der nachfolgende Frieden nach den Bedürfnissen eines Weltmarktsystems organisiert wird, dem diese Staaten ihre ökonomische Dominanz verdanken.

Im Gegensatz zu einer materialistischen Kritik der Staatenwelt und des Weltmarktes vermutet der Antiimperialismus im internationalen politischen Handeln der Staaten immer nur die gleiche Profit- und Interventions-Logik. Krieg und Frieden erscheinen stets nur als Mittel derselben Strategie mächtiger Konzerne und ihrer Vasall_innen von Staaten nach Befriedigung ihrer Interessen. Somit dient der Begriff des Imperialismus den Antiimperialist_innen stets als moralischer Ausdruck für die Übel in der Welt, welche jedoch dem Kapitalismus immanent sind. Der Weltmarkt – samt der auswärtigen Politik – wird nicht als die Konsequenz des kapitalistischen Privateigentums und des bürgerlichen Staates, sondern nur als eine Veränderung des Kapitalismus gefasst. Insofern überrascht es auch nicht, dass die “Hauptstadtantifa” (Antifaschistische Linke Berlin, kurz: ALB) in ihren antiimperialistischen Aufruf gegen die Mandatsverlängerung eine “gerechte Gesellschaft weltweit” fordert [2]. Jedoch liegen im “Weltmarkt” allgemein keine harmonischen Austauschbeziehungen vor, was wohl im bürgerlich-antiimperialistischen Verständnis als “gerecht” verstanden wird. Denn selbst der “gerechteste”, formal gleichberechtigte “Term of Trade”[3] geht zu Lasten des aufs Ganze betrachtet schwächeren, d.h. weniger produktiven Handelspartners. Dessen Kapitale sind zu klein, sein Kredit zu gering, und sein einziger Wettbewerbsvorteil – billige Lohnarbeit – ist notorisch wachstumsschwach. Doch angesichts der Entwicklungsdynamik des Kapitalismus ist für die meisten dieser ökonomisch unterlegenen Staaten die Öffnung und Produktion für den Weltmarkt die einzige Möglichkeit, überhaupt an Technologie und Kapital zu kommen – und schließlich sind diese Grundvoraussetzungen jeder eigenständigen Produktivitätsentwicklung.

Der Ökonomismus des Antiimperialismus liefert die moralisierende Abspaltung der Staatenkonkurrenz vom Kapitalismus. Als “schlecht” befundene Resultate der bürgerlichen Gesellschaft, wie Militarisierung der Gesellschaften und Kriegsführungen, werden externalisiert in Begriffe wie Imperialismus, Globalisierung oder Neoliberalismus. Doch diese Moralisierung ist im Kern nichts anderes als die Affirmation des falschen Ganzen, es ist das Gegenteil einer materialistischen Analyse des Staates und des Weltmarktes, die zumindest Kommunist_Innen zu Gebote stände.

Nieder mit der Völkerfreundschaft! Hoch die antinationale Solidarität!

 

Der Antiimperialismus lebt von der , dass bestimmte Arten des Nationalismus eine fortschrittliche Funktion hätten. Der Ursprung dieser Vorstellung entstammt aus der historischen Verbindung von Agrarrevolutionen und der Nationenkonstitution seit der französischen Revolution 1789. Die Landfrage war stets, auch zur Zeit antikolonialen Bewegungen in den 50er und 60er Jahren, mit der Frage der Erringung des Staatsbürger_innen-Status in die vermeintliche Auflösung als unabhängige Nation verknüpft. Zur Blütezeit der antikolonialen Revolten mag es daher ausgesehen haben, als seien die nationalistischen Bewegungen sozialrevolutionär aufgeladen. Doch schon damals wie heute galt ein unversöhnlicher Gegensatz – der zwischen Kommunismus und Nation!

In der antiimperialistischen Stilisierung des “Volkes”wurden und werden jedoch die Opfer von Krieg, Kolonialismus und Besatzung immer zugleich als objektiv antiimperialistisch und als Widerstandsgemeinschaft phantasiert. Unter dieser Perspektive erschien die Herrschaft aufgespaltet in eine, die den Beherrschten als wesensfremde – d.h. als imperialistische – und in eine authentische – d.h. autochthone Herrschaft – über die ‚Eigenen’, die in dem antiimperialistischen Schwulst von der “Souveränität”mit dem Prädikat “fortschrittlich” fetischisiert wird.

Der Antiimperialismus war somit nur das geistige Echo der allgemeinen Tendenz kapitaler Vergesellschaftung. Die Geschichte zeigte jedoch, dass die Erfahrungen abtrünniger Regionen und Nationen, von einer Zentralgewalt “”und ausgebeutet worden zu sein, nicht bedeuteten, dass es ihnen in der “ängigkeit”besser ginge. “ängigkeit” bedeutet in der Welt des Kapitals vor allem, dass sie sich der globalen Konkurrenz auf eigene Rechnung, und damit auf eigenes Risiko stellen konnten. Selbst der, der Rohstoffe zu verkaufen hatte, sah sich bald den unfreundlichen Konjunkturschwankungen der Weltmarktkonkurrenz ausgesetzt.

Der Antiimperialismus war und ist deswegen dazu verdammt, die Frustrationen des nationalen Hoch- und Gemeinschaftsgefühls durchzumachen. Diese Frustrationen sind der Nährboden des banalen, immer ein wenig verzweifelten Alltagsnationalismus und in vielen Regionen der Welt inzwischen die Flucht in das vermeintliche Heil der “Umma” (Nation der Gläubigen).

Da der Islamismus aber ganz offenkundig mit sozialer Revolution nichts am Hut hat, sondern sich als permanenten Kampf gegen vermeintliche Gemeinschaftsschädlinge ausweist, hadern heutige Antiimperialist_innen insbesondere in ihrem Verhältnis zu jenem Kampf. Denn wo den Antiimperialist_innen auf der einen Seite der “gerechte Kampf gegen die Unterdrücker und Besatzer” angeblich ins Auge springt, finden sich anderseits stets der Antisemitismus, die Frauenunterdrückung und das genaue Gegenteil einer “freien Assoziation freier Individuen”. (K.Marx).

Im globalen Weltordnungskrieg scheint die Dynamik dahin zu steuern, entweder für den Westen und dessen Ideologie der Menschenrechte oder für den Islamismus Partei ergreifen zu müssen. Der Kampf der Kulturen tobt nicht nur bei Huntington oder der Bild-Zeitung; längst ist er Teil des Repertoires antiimperialistischer Postillen von Junger Welt und der Antiimperialistischer Koordination Wien geworden. Jedoch sind “Menschrechts-Imperialismus” und “Islamismus” keineswegs unversöhnliche Gegensätze; sie sind jeweils ideologischer Ausdruck eines Weltkrisenprozesses, der die Demokratie als objektive Staatideologie im Zentrum und notwendigerweise die Barbarei an der Peripherie zur Geltung bringt.

Denn mit dem Ende des Sowjetreiches und der Integration der letzten Winkel der Erde in den totalen kapitalistischen Weltmarkt ist jede Bedingung der Möglichkeit, dass die Unterwerfung des Einzelnen unter das staatliche Diktat der “nationalen Selbstbestimmung” wenigstens eine Verbesserung des allgemeinen Lebensstandards als ihr Abfallprodukt mitliefert, endgültig vorbei. Fast alle Staaten der sog. “Dritten Welt” teilten dasselbe Schicksal: ihre Nationalökonomien wurden nach Maßgabe der Weltmarktproduktivität zu wertlosem Schrott erklärt. Einander befehdende Banden und Cliquen versuchen entweder die letzten verwertbaren Reste der Ökonomie an internationale Konzerne zu verscherbeln, oder sie empfehlen sich als kompetente Verwalter und Vollstrecker des Massenelends.

Die Tatsache, dass in vielen Regionen der Welt vor und insbesondere nach 1989 keine reproduktive Ökonomie entstand, führt zur allgemeinen Frustration der althergebrachten nationalen Befreiungsutopien. Wo sich als Ideal nur noch die Verwaltung von Elend anschickt, sind die adäquatesten Formen “nationaler Befreiung” nur noch völkische oder religiöse Phrasen sowie praktisch barbarische Schlächtereien.

Der Islamismus spielt in dieser Konstellation moralischen “Antikapitalismus” und “Modernisierungsbewegung” zugleich. In dem Moment, wo die gesellschaftliche Verbindung über den Markt nur mehr partiell funktioniert und es zum Zerfall der Gesellschaft kommt, avanciert der Islamismus, neben der unmittelbaren Repression durch die Staatsgewalt, zur zweiten vermittelnden Kraft; einer Kraft, die einen ideologischen und institutionellen Zusammenhalt der KonkurrentInnen herzustellen vermag. Durch sein Doppelwesen als personalisierter Antikapitalismus und moralistisches Untertanenbewusstsein, ist der Islamismus dazu prädestiniert, die adäquate Krisen-Staatsideologie zu sein.

Das scheinbare Dilemma des heutigen Antiimperialismus, sein Hadern mit den offen “reaktionären Befreiungsbewegungen” erweist sich bei Betrachtung seines materialistischen Grundes als Übergang zur weiteren Regression in völkische oder religiös-fundamentalistische Ideologie. Die alten antiimperialistischen Legitimationen der Staatsmacht unter den Schlagwörterb von “fortschrittlicher Entwicklung” vergammeln heute ohne Erdölvorkommen oder IWF-Kredit auf den Friedhöfen staatsaffirmativer Ideologien. Wo einst der Antiimperialismus dem “linken Nationalismus” frönte, dass das gute kämpfende “Volk ” als Synonym für ein versöhntes Kollektiv anbetete, in der jede/r Einzelne_r in absoluter Identität mit “Volk” und authentischer Herrschaft aufgegangen wäre, bleibt nun nichts als antiziganistisches Pogrom in Ungarn oder (Frauen)Steinigung im Iran.

Das klassische antiimperialistische Projekt der “nationalen Befreiung” hat seine Tage schon lange hinter sich, es wartet nur noch der Islamismus sowie andere Schlächter-Ideologien in den Köpfen der “guten Völker” auf die Kämpfer für eine “gerechtere Welt”.

Dies heißt nicht, den Kampf gegen das Elend der Welt aufzugeben, es gilt den Kampf Ums Ganze zu beginnen! Die Kritik an den kapitalistischen Produktionsverhältnissen muss aber auch eine Kritik an den ideologischen Denkformen sein, in denen sich das historisch Gewordene und gesellschaftlich Hervorgebrachte in den Köpfen der Menschen zum scheinbar Ursprünglichen, Natürlichen oder Göttlichen verkehrt und verselbständigt. Der Kapitalismus ist ein gesellschaftliches Verhältnis – von Menschen hervorgebracht – und als solches auch von den Menschen überwindbar.

“Sehen Sie, waren das nicht lebendige Tiger, eisenharte Tiger, echte Tiger? Letzten Endes aber haben sie sich in Papiertiger, in tote Tiger, in butterweiche Tiger verwandelt. Das sind historische Tatsachen. Hat man denn das alles nicht gesehen und gehört? Wahrlich tausendmal und aber Tausende Male! In Tausenden und Zehntausenden von Fällen! Somit muß man von ihrem Wesen her, aus einer langen Perspektive, in strategischer Hinsicht den Antiimperialismus als das betrachten, was er in Wirklichkeit ist – ein Papiertiger. Darauf müssen wir unser strategisches Denken gründen. Anderseits sind sie aber wiederum lebendige, eisenharte, wirkliche Tiger, die Menschen fressen können. Darauf müssen wir unser taktisches Denken gründen.” Moa Tee Pung 2011

Antiimperialistische Denkblockaden einreißen!

Für den Kommunismus heißt es: Es geht Ums Ganze!

Eine Flugschrift des Antifa AK Köln

no-racism.de | twitter.com/antifa_ak_koeln


[1] Aufruf zur Mandatsverlängerung und zur Siko Antifaschistisches / Antimilitaristisches Aktionsbündnis hier zu lesen

[2] ALB 2011 Bundeswehr raus aus Afghanistan

[3] Der Begriff Terms of Trade (TOT) bzw. Einfuhrtausch- verhältnis oder Realaustauschverhältnis bezeichnet eine volkswirtschaftliche Maßzahl für das reale Austauschverhält- nis zwischen den exportierten und den importierten Gütern eines Landes

... alle reaktionären antiimperialist_innen sind rechte spinner_innen ?

was habt ihr an "papiertigern" auszusetzen?

Habt ihr nix besseres drauf als so eine Spalterscheisse?

Viel erfolg an die Genoss_innen in Berlin fuer die naechsten Tage und Wochen!

dutzende intifadajünger und macker auf der demo.

oja und der islam mit seinen dutzenden al kaida jüngern übernimmt noch dein so schönes berlin und danach ist dein all so geliebtes deutschland dran.. immer wieder diese ausländer, nichtmal innerhalb der eigenen szene hat man seine ruhe wa? schlimm schlimm deutschland schafft sich für dich bestimmt auch ab..