Nachdem etliche von uns schon bereits jetzt durch kaum bezahlbare Fahrpreise in ihre Mobilität eingeschränkt sind, vollziehen die Magdeburger Verkehrbetriebe eine weitere Erhöhung ihrer Fahrpreise zum 12. Dezember 2010. Laut Angaben der Volksstimme sollen die Preise im Straßenbahn- und Busverkehr um fünf Prozent steigen. Unter anderem wird der Preis für einen Einzelfahrschein von 1,70 € auf 1,80 € angehoben - doch das ist nur Augenwischerei. Die Fahrzeit wird zusätzlich von 90 auf 60 Minuten (richtungsbezogen) sinken.
Bei genauem Durchrechnen kommt mensch auf eine Nettopreiserhöhung von 58,8 Prozent. Nach der letzten umfangreichen Preiserhöhung bei der die Fahrt in die entgegengesetzte Richtung abgeschafft wurde und der Fahrpreis im Endeffekt um über 100% angehoben wurde, ist dies erneut ein Angriff und Einschnitt auf unsere Mobilität und Bewegungsfreiheit. So ist es eine logische Folge, dass Viele finanziell nicht mehr willens oder in der Lage sind, ihre Wege mit der MVB zurückzulegen; ob zum Arzt, zum Amt, um am kulturellen Leben Teilhaben zu können oder um einfach FreundInnen zu besuchen. Ganz besonders übel sieht es für illegalisierte MigrantInnen und Obdachlose aus, die trotz hoher Bedürftigkeit am öffentlichen Nahverkehr nahezu ausgeschlossen sind. Viele Menschen werden somit zunehmend ins gesellschaftliche Abseits und in die Isolation gedrängt oder gezwungen „Schwarz“ zu fahren. Der Anteil an sozialen Gefangenen die wegen „Erschleichen von Leistungen“ (Schwarzfahren) im Knast sitzt, ist erheblich. So z.B. in der JVA Plötzensee (Berlin), dort sitzen über ein Drittel aller Häftlinge wegen kostenloser Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel ein.
Ein
soziales Recht auf Mobilität und Bewegungsfreiheit gibt es somit
nicht. So wird auch bei der MVB deutlich, dass sich die Anwendung von
Marktgesetzen und die Profitorientierung im Sinne einer
kapitalistischen Verwertungslogik nicht an unseren Lebensbedürfnissen
orientieren. Statt einen sozialen Nahverkehr und Mobilität für Alle
zu ermöglichen, wird weiterhin in ein chices Image sowie
profitablere Werbeflächen investiert. Die MVB- NutzerInnen
profitieren eben nicht wirklich von bunt blinkenden Bildschirmen in
den Strabas, den noch moderneren Wartehäuschen, dem Ausbau der
Überwachungstechnik und der Anheuerung rassistischer
Sicherheitskräfte.
An dem was sich angeblich öffentlich nennt, sollte doch jede/r teilhaben können. Doch dies ist ganz und gar nicht der Fall. Unliebsame Fahrgäste sowie diejenigen die sich kein Ticket mehr leisten können und trotzdem die Straßenbahn nutzen, sehen sich mit den von der MVB angeheuerten Schlägertrupps konfrontiert. Übergriffe auf MigrantInnen und Alternative durch die Kontrolleties und so genannten Sicherheitskräften häufen sich. Im Nachtverkehr müssen diese (Securities) sogar teilweise von der Polizei begleitet werden, was deutlich macht, dass sich die von der MVB beauftragten Geldeintreiber nicht mehr sicher fühlen können.
Doch es liegt an uns diesem repressiven Klima sowie den untragbaren Bedingungen durch Öffentlichkeitsarbeit und direkte Intervention etwas entgegenzusetzen.
Welche Möglichkeiten gibt es schon jetzt einen öffentlichen Nahverkehr für mehr Menschen zu ermöglichen?
- große Fahrgemeinschaften bilden, um das Recht auf Mobilität durchzusetzen
- gültige Fahrscheine weitergeben oder auf dem Sitz liegen lassen
- andere Fahrgäste auf zusteigende Kontrolleure aufmerksam machen
- an den Wochenenden andere Fahrgäste auf (m)einer Monatskarte mitfahren lassen
Aber auch sonst stellen die Straßenbahnen einen öffentlichen Raum dar, den es gilt nutzbar zu machen und für uns zu besetzten. Beispielsweise durch Partys, öffentliche Buchlesungen und Infoveranstaltungen oder dem Verteilen von Flugblättern in denen wir eine klassenlose, solidarische Gesellschaft - eine Welt ohne Fahrscheine einfordern. In diesem Sinne:
Mobilität und Bewegungsfreiheit für Alle. Öffentliche Güter aneignen!
zusammen kämpfen Magdeburg, Dezember 2010
Öffentlich ???
Wenn die sich Öffentlicher Nahverkehr nennen, warum ist es dann nicht kostenfrei für die ÖFFENTLICHKEIT ???
Da sieht man mal wieder warm Privatisierung so gewünscht ist.
Genau wie mit der Bahn. Die Bahnhöfe werden aufgemotzt (zumindest die grossen wie Berlin, Köln, Essen, etc.) mit ÖFFENTLICHEN Geldern, um nachher an der Börse versilbert zu werden. Das das komplette Bahnnetz in D von den Bürgern finanziert wurde interessiert keine Sau !!!
Ich hätt dann gern nach dem Börsengang meine Kohle plus Zins und Zinseszins wieder (incl. dem was meine Familie und Vorfahren reingeschossen haben !!!).
Steine auf die Glaskuppel !!! Aber besser heute als morgen !!!
RABATZ
Diesen Artikel gibts auch in der aktuellen Rabatz.
Unter rabatz.blogsport.eu zum Download
Podcast: Liberté, égalité, gratuité! ÖPNV für lau
Die Idee der kostenlosen Benutzung von Bus und Bahn stammt schon aus den 70er Jahren. Durch aktuelle Erfolgserlebnisse in Städten wie Hasselt (Belgien), Templin, Tübingen oder Aubagne in Süd-Frankreich erlebt die Diskussion um die Einführung eines Nahverkehrs zum Nulltarif eine Renaissance. Doch wie konnte eine Stadt wie Aubagne den fahrscheinlosen Nahverkehr erfolgreich einführen? Und führt der Nulltarif automatisch zu einem Umstieg vom klimaschädlichen Individualverkehr?
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Berlin