Interim #721 beschlagnahmt

interim #721

Heute wurden zum wiederholten Male linke Buchläden in Berlin durchsucht um die aktuelle Ausgabe der Interim zu beschlagnahmen. Als Begründung wird wahrscheinlich ein zweiseitiger Text mit dem Vorschlag zu einer "Antitourismus Kampange 2011" hergehalten haben.

 

Im Anhang wird das Heft dokumentiert.

 

Der Inhalt:

  • Hoffnung, Militanz, Perspektive 4
  • Rückblick auf die Volxsportsaison 2010      27
  • Zündeln in Zehlendorf 29
  • Wenn aus vermeintlichem Antisexismus... 30
  • Spitzel in GB geoutet 32
  • Auch Obdachlose haben Namen 33

 

Und das Editorial:

Letztzes Editorial 2010 

Nein, nein, keine Sorge, wir sind nicht auf dem Jesus-Trip. wir machen nur sowas wie ne echte Jahresabschlussausgabe. So mit Jahresrückblicken und Fragen für die Zukunft, Hoffnung und Selbstkritik. Und weil wir so schön regelmäßig unregelmäßig sind, dauert es dann eben ein Weilchen bis zur nächsten Nummer. Deshalb gibt's auch einen Text zum länger lesen, am warmen Kaminfeuer drüber diskutieren und antworten. Die "Freien Radikale/Freunde Dora Kaplans" haben einen sehr spannenden (und sehr langen) Text eingeschickt, der die militante Debatte wieder in Gang bringen soll. Irgendwie hatten wir auf so einen Text gewartet - die Debatte, die darin asngestoßen wird, soll und muss geführt werden. Allerdings haben wir das Gefühl, es ist eher ein guter Debattenstart als ein wirklich zufriedenstellender Text .Trotz der Länge bleibt er doch in vielen Punkten vage, die wir spannend fänden. Z.B. ist uns nicht klar, welche Utopie den Autor_innen vorschwebt, wenn sie auf den Mangel an Utopie unter Militanten hinweisen. Wir denken, zu jedem Abbschnitt müsste jetzt eine Reihe von Antworten kommen, Wir freuen uns drauf. 

Gefreut und geärgert hat uns der Beitrag zur Debatte um Sexismus in den eigenen Reihen. Gefreut hat er uns, weil die Debatte geführt wird. Geärgert hat uns der Inhalt. Zuerst was auch immer mensch von der Idee der Frauenreihen (waren es nicht FLT-Reihen?) auf der Silvio-Meier-Demo hält, uns schienen sie schon deshalb nötig, um die Debatte um Sexismus, Mackertum und hegemoniale Männlichkeit in unseren Zusammenhängen mal wieder offen zu führen. Die, die jetzt sagen, Debatte ja, Frauenreihen nein, sollten sich vielleicht fragen, ob sie zu der Frage auch dann einen Text geschrieben hätten, wenn es die Initiative zu den Reihen nicht gegeben' hätte. Zum anderen fragen wir uns, ob die vorgetragene Kritik an den Frauen- bzw. FIT-Reihen die Initiatocinnen wirklich trifft: Die erste Reihe auf der Silvio-Meier-Demo war nach unserem Eindruck entschlossen, kämpferisch, konfliktfreudig und laut. Also alles, wovon die Autocinnen des Beitrages behaupten, dies sei "männlich codiertes" Verhalten, das die Aktiven der Ersten Reihe pauschal abb1ehnen würden. Und noch was fanden wir problematisch. Unseres Wissens wurden Trans*personen nicht ausgeschlossen. Außerdem finden wir es schwierig queere und Trans*Positionen gegen Feminismus auszuspielen. Das scheint uns die Konsequenz aus der Position des Beitrags zu sein - und wir hoffen, da kommen Gegenpositionen. Auch diese Debatte sollte geführt werden. 

Ihr seht: Auch im nächsten Jahr ist dieses kleine unzensier- und unfangbbare Magazin äußerst lesenswert. 

Ach übrigens, bringt doch mal dem Bioladen um die Ecke eine paar Interims vorbei. Oder nehmt welche auf die J abresend-Feierlichkeiten mit Wir brauchen näm1l.ch neue Verteilstellen, nicht zuletzt, um die Buchläden zu entlasten. Denn Solidarität und Unterstützung forderten diese völlig zu Recht auf der gutbesuchten Infoveranstaltung im Festsaal Kreuzberg ein. Leider war die Diskussion eher von Rat 
losigkeit geprägt. Ein erster Ansatz vielleicht: massenhaftes Verteilen der interim. 
So, jetzt aber genug gequatscht, viel Spaß beim Lesen, Diskutieren, Verteilen und wild Kopieren. Lasst es zum Jahreswechsel ordentlich krachen! Böller statt Böller! 

Eure Red 

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Cool! Wenn die interim immer als pdf erscheinen würde, vielleicht noch in einer bischen besseren Quali als dieser Scan so dass man sie ausdrucken kann, könnte mensch sie ziemlich leicht verteilen und die ganze Beschlagnahme in den Buchläden würde vollkommen ins Leere laufen!

Weiter so und hoffe du scanst auch die nächsten Ausgaben (vielleicht in einer bischen höheren Auflösung) ein und stellst sie hier hoch!

Wie auch in dem Text Hoffnung, Militanz, Perspektive in der aktuellen Ausgabe geschrieben wurde für diese Debatte z.B. extra die Interim gewählt und es ist gewünscht das die Beiträge nicht in Internet veröffentlicht werden. Ich fände zwar ein Webarchiv der Interim auch toll, kann aber auch verstehen das so eventuell verteilstrukturen im "echten Leben" abgebaut werden könnten die mühsam aufgebaut wurden. (Oder was es noch für andere Gründe gegen eine zeitnahe Webdokumentation zu sein gibt [Zugang für Presse, Nazis])

 

Übrigens gibt es die radikal online: https://radikalrl.wordpress.com/

Es ging nicht nur um die aktuelle Nr. 721. Kann deshalb jemand auch die Nr. 720 einscannen und ins Netz stellen?


Es ist ausdrücklich erwünscht, dass die Interim verbreitet wird. Dazu ruft die Interim-Redaktion auf.


Eine Verbreitung im Internet ist sinnvoll und führt die Repressionsschläge ad absurdum. Und eine Verbreitung im Internet entlastet auch die betroffenen Buchläden.

Wollte auch eben ein "na endlich" loswerden. Die Interim als PDF ist viel effektiver für die konspirativen Themen die es in ihr gibt.

Die Sexismusdebatte wird in der Interim leider nur von immer den gleichen Personengruppen geführt da die Einzelpersonen deren Beiträge sich selten in die Interim verirren, meistens so beschäftigt sind dass sie den Faden der Debatte einfach verlieren. Ich zb. sehe auch nicht ein ein Jahr später über Sexismus in der Brunnenstrasse zu diskutieren wenn es ohnehin allen egal ist etwas im Hier und Jetzt gegen den darauf aufbauenden Hier um mich herum tun zu wollen, weiterhin die Täter_innen als politisches Umfeld toleriert werden (oder ihr Mainstream dem sie angehörten, der sich auch weiter entwickelt aber nie in seiner sexischten Verwertungslogik verändert) und ich keine politische Perspektive sehe dass die Personen die davon betroffen waren, sind, bleiben sich auch damit auseinandersetzen wollen.

 

Sprich die Betroffenen schauen weiter weg, die Täter_innen machen weiter, die Opfer müssen weiter die Beine spreizen.

 

Keine Ahnung wie lange das noch diskutiert werden soll?

 

Revolutionäre Ansätze wären mal angebracht?!

 

Paralell zur Radikal in der diese strukturell sozial diskutiert werden können, fände ich es absolut in Ordnung dass in der Interim mehr die "praktische" Umsetzung dieser veröffentlicht wird, dann aber bitte mit einem Gütesiegel dass eben nicht jeder den Scheiss in unsrem Namen umsetzen kann und vielleicht etwas "Massenwirksameres" als die ständigen Bauanleitungen für Sprengsätze?!

 

Ich würde auch gerne eine Stellungnahme sehen zu Rolands Selbstaussage dass die Militanzdebatte er alleine ist!?!

 

Was bedeutet das konkret für die Autonome Bewegung drum herum - Dass wir an Militanz kein Interesse haben oder dass wir nur andere Wege gehen als die von der Debatte in der Interim? Ich finde es auch pervers dass Einzelpersonen das Blatt in einem Monolog so für sich beanspruchen dürfen. Etwas mehr Kontrolle über die Nutzung und Mitarbeit in/bei der Interim steht bei mir auch auf dem Weihnachts-Wunschzettel und natürlich mehr Farbe oder ein weiß-grünes Layout, dass ein wenig mehr Stabilität dass die Interims auch aufeinander aufbauen, deutlich macht. Eine Interim fällt nämlich zwischen all den Flyern nicht auf, ist das Absicht? Warum? Wegen der Illegalität? Eine Zeitschrift die sich zu ihren Inhalten bekennt kann nicht kriminalisiert werden, denke ich.

 

Ansonsten wäre es schön wenn das von mir angesprochene Problem mit der Permanenz, dem Folgen des "Roten Fadens" und der Möglichkeit die Diskussionen auch in der Gegenwart ankommen zu lassen, zu behalten, zu beenden wenn sie sich in Neue transferieren müssen, mal von anderen Menschen überdacht und eventuell Zustimmung finden würde?, damit wir uns da konkret was überlegen könnten. Wie wäre es wenn alle beigeschickten Beiträge von der Redaktion allgemein zusammengefasst und dann mit den aktuellen Themen in der Bewegung verbunden werden? So würde die Sexismusdebatte zb. stets zeitgemäß sein, auch wenn die Demo, die Vorfälle bereits passiert sind. An diesem Punkt wären übrigens auch mal Erfolgsmeldungen und praktische Anleitungen angenehm. Bombenanleitungen sollten keine "Wie haben wir den Sexismus erfolgreich angegriffen" - Berichte überdecken und Anleitungen geben wie diese Heute und Morgen weiterhin erfolgreich umgesetzt wird. Und von wem.

 

Solidarische Grüße!

 

Die Interim #715 findet ihr auf baywords.com und wordpress.com (SSL) bei einem medienkollektiv.

Liebe Interim,

mit Erstaunen mußten wir in der letzten Ausgabe ausländerfeindliche Tendenzen in der militanten Linken feststellen.

Wir haben das Thema diskutiert und denken es ist endlich an der Zeit die Verantwortlichen der Gentrifizierung in Friedrichshain beim Namen zu nennen.

Schuld daran haben wir, die ehemaligen Hausbesetzer.

Erst durch die von uns geschaffenen Freiräume wurde Friedrichshain urbanisiert und für viele Mitmenschen attraktiv.

Unsere vielfältigen, für jedermann erschwinglichen kulturellen Angebote und die Verdrängung rechter Idioten hat tausende Alternative und Studenten aus der ganzen Welt hier angelockt, schließlich den Wohnraum begrenzt und verteuert und letztendlich auch die Spekulanten angezogen, die hier dann alles saniert haben.

Nach den Räumungswellen der neunziger Jahre haben auch einige von uns Kommerzkneipen, Szeneläden und Clubs gegründet, welche nun auch Touristen aus aller Welt anlocken.

Den größten Witz finden wir deshalb den Ausländern die Schuld an der Gentrifizierung zu geben und Touristen anzugreifen, obendrein mit dem Ziel mehr Bullen hier her zu locken um so den Kiez abzuwerten.

Gerade die Touristen machen Radau, beleben die Straßen 24 Stunden und tragen bereits zur Abwertung bei. Hierbei möchten wir noch anmerken, daß wir im letzten Jahr mehrfach von Touristen im Kampf gegen die Nazis unterstützt wurden.

Vielleicht ist dieser Artikel zu selbstkritisch, dennoch ist jeder der sich an der Anti-Tourismus-Kampagne 2011 beteiligt für uns ein Faschist und wird entsprechend behandelt.

Für mehr Ausländer und weniger Bullen im Kiez!!!

Eure

Kiezmiliz Friedrichsshain.