[Bensheim] Stadtverordnetenversammlung reich beschenkt!

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Bensheim 16.10.2010: Die letzte Stadtverordnetenversammlung der Stadt Bensheim im Jahr 2010 wurde von 10 gut gelaunten Weihnachtsmenschen besucht. Kurz nach Beginn der Sitzung betraten die rotgekleideten Jukuz-Aktivist_innen den Raum, und sorgten für eine kurze Unterbrechung der sonst so langweiligen Veranstaltung.

Innerhalb von wenigen Minuten wurden Geschenke an alle Anwesenden verteilt. Diese waren leer und sollten die leeren Wahlversprechen der Komunalpolitiker_innen symbolisieren. Bei den Klängen kitschiger Weihnachtsmusik und noch kitschigerem "Hohoho"-Lachens wurde die Aktion durchgeführt.

 

Die städtischen Verantwortlichen waren sichtlich überfordert und konnten lediglich die verteilten Erklärungen lesen und die leeren Geschenke öffnen, während die Oppositions-Fraktionen spontan klatschten.

 

Diese Aktion soll lediglich der Auftakt einer Kampagne für ein selbstverwaltetes Jugend- und Kulturzentrum in Bensheim sein.

Heute ist nicht aller Tage, wir kommen wieder, keine Frage!


 

Jetzt seid ihr verwirrt, was?

Die Weihnachtsmänner die soeben eure Versammlung gestört und danach wieder verschwunden sind haben euch reich beschenkt! Ihr fragt euch jetzt sicher, wodurch ihr zu diesem Vergnügen kommt...

 

Wir, Jugendliche aus Bensheim und Umgebung, wollen mit dieser Geschenkaktion ein Zeichen für ein Jugend- und Kulturzentrum setzen, das unseren Ansprüchen gerecht wird. Die bunt verpackten Pakete, die vor euch liegen sind nämlich genauso hübsch und leer, wie die Versprechungen des Jugendbeauftragten Matthias Schimpf. In ewigen Diskussionsrunden mit ihm bekamen wir immer wieder das Blaue vom Himmel versprochen, bisher kam jedoch nichts dabei rum...

 

Wir fühlen uns hingehalten und gründlich verarscht! Anstatt weiter bei der Farce des sogenannten Jugendforums mitzuspielen, haben wir beschlossen unsere Angelegenheiten selbst in die Hand zu nehmen. Unsere Aktion ist eingebettet in eine Kampagne für ein Jugend und Kulturzentrum in Bensheim.

 

Das jetzige Jugendzentrum ist ein schlechter Witz, da es durch seine Öffnungszeiten, seinen Aufbau, seine Lage und seiner Größe nicht im Entferntesten an das heran kommt, was wir von einem Jugendzentrum erwarten. Zur Krönung erfüllt es noch nicht einmal unsere Kernforderung nach einem Freiraum, den wir selbst verwalten können.

 

Wir wollen uns in unserem Jugendzentrum selbstbestimmt organisieren ohne von der Stadt, noch von sonst einer Kraft in unsere Angelegenheiten hineingeredet zu bekommen. Wir wollen unser Kulturprogramm, unsere Parties und unsere Freizeit unabhängig von städtischen Interessen gestalten. Wir wollen einen unkomerziellen Raum in dem wir uns ohne Konsumzwang aufhalten und wohlfühlen können.

 

Da wir jedoch durch diverse Vorerfahrungen wissen das wir bei euch auf die übliche Art und Weise kein Gehör finden, haben wir uns für eine Aktion entschieden, bei der wir sicher sein können das sie für so viel Aufsehen sorgt, dass sie zumindest unseren hier vorliegenden Text lesen werden. Wir haben keine Lust mehr durch leere Versprechungen und Zusagen hingehalten zu werden. Wenn sie es nicht für nötig erachten auf die Bedürfnisse der Jugendlichen ihrer Stadt einzugehen müssen wir sie durch geeignete Mittel dazu bringen sich wenigsten für einen Moment mit uns und vor allem unseren Forderungen auseinander zu setzen. Wir werden keine Ruhe geben bis wir einen Ort haben an dem wir uns treffen und unsere eigenen Interessen frei und selbstbestimmt organisieren können.

 

Für ein selbstverwaltetes JuKuZ.

Viva la Maraldo!

www.juzmaraldo.blogsport.de

 

 

Überraschende Bescherung im Rathaus

Kolpinghaus, Bensheim, 16.12.2010

Die Weihnachtsstimmung in der Adventszeit ist überall präsent. Ob in den Einkaufsstraßen, zu Hause oder im Büro. Auch im Bensheimer Rathaus gab es in der letzten Stadtverordnetenversammlung eine große Bescherung – wenn auch eine sehr ungewöhnliche.

 

Während der Veranstaltung betraten 11 Weihnachtsmenschen den Raum und verteilten mitgebrachte Geschenke an die Anwesenden. Diese waren jedoch ohne Inhalt. Nur mit den Worten „Hohoho“ reichten die Verkleideten den 45 Stadtverordneten die Päckchen. Besondere Aufmersameit erhielt dabei der Stadtrat und Jugenddezernent Matthias Schimpf, der besonders viele Geschenke erhielt und mit Konfetti beworfen wurde.

 

Mit dieser Aktion wollten die rotgekleideten Gäste den Politiker_innen kein Dankeschön für ihre geleistete Arbeit geben. Damit drückten sie ihren Unmut und ihre Enttäuschung über die kommunale Politik aus. Denn hinter dem roten Mantel, der Mütze und dem langen weißen Bart verbargen sich junge Leute, die unzufrieden mit ihrer Situation in Bensheim sind.

 

Obwohl die Stadt die meisten Schulen an der ganzen Bergstraße besitzt und ein zentraler Punkt für junge Leute ist, gibt es kaum Räumlichkeiten oder Angebote für sie. Zwar gibt es ein kleines Jugendzentrum in der Nähe des Bahnhofs. Dieses ist jedoch nur für unter 15­Jährige ausgerichtet und es gibt kaum die Möglichkeit sich selbst aktiv mit einzubringen. Daher kamen, wie auch schon in der Vergangenheit, die Forderungen nach einem selbstorganisertem Jugendzentrum auf, um eine

kostenfreie Alternative zu teuren Kneipen oder vertragsgebundenen Freizeitaktivitäten zu bieten.

 

Das Vorhaben, einen solchen Freiraum zu etablieren, erhielt nie Anklang in der Politik. Auch die Eigeninitative der Betroffenen ist nicht erwünscht. Denn im Juni diesen Jahres wurde der ehemalige Mobilisierungsstützpunkt der Bundeswehr in der Rheinstraße besetzt. Er ist vollkommen nutzbar und seit zehn Jahren leer. Die Polizei räumte die Kaserne schon wenige Stunden später und es wurden Anzeigen gegen die Hausbesetzer_innen erstattet.

 

Mit freundlichen Grüßen,

die Aktivist_innen des Jukuz Maraldo


Information und Kontaktmöglichkeit

Infoseite: juzmaraldo.blogsport.de

Kontaktadresse: juzmaraldo{at}riseup.net

 

 

Kurze Zusammenfassung

Bensheim ist eine Stadt mit vielen Schulen. Knapp 10.000 Jugendliche sind täglich in Bensheim anzutreffen. Jedoch fehlt ihnen, besonders in dieser Jahreszeit, der Raum, um nach der Schule Zeit zu verbringen. Es gibt keine selbstorganisierten Freiräume in Bensheim. Das einzige Jugendzentrum ein winziger Glaskasten am Bahnhof, der nur für unter 15-Jährige ausgerichtet ist und selten offen ist – reicht bei weitem nicht aus!

 

Seit Jahren verhandeln verschiedene Initiativen und Vereine mit der Stadt. Bisher ist außer vielen leeren Versprechungen nichts dabei herausgekommen. Deswegen wurde am 11.06. die alte leerstehende Reservekaserne in Bensheim besetzt. Die Polizei räumte das Projekt nach wenigen Stunden. Gemeinsam mit der Initiative Neckar5 in Darmstadt, die ebenfalls ein Gebäude besetzte, um daraus ein selbstorganisiertes Wohnprojekt zu machen, wurde die Kampagne „Linke Freiräume erkämpfen und verteidigen!“ initiert. Die Kampagnenforderungen waren die bedingungslose Einstellung aller Verfahren im Zusammenhang mit den Besetzungen und die Schaffung von selbstverwalteten Freiräumen.

 

Im Rahmen dieser Kampagne fanden in Bensheim (18.09.) und Darmstadt (16.10.) zwei Demonstrationen statt.

 

Am 24.09. wurde in Darmstadt ein weiteres Haus besetzt. Dieses mal entschlossen sich die Besetzer_innen das Haus nicht ohne Widerstand aufzugeben. Von innen wurden sämtliche Eingänge verbarrikadiert und die Aktivist_innen versammelten sich in einem Kellerraum. Eine BFE-Hundertschaft brach mit schwerer Montur in das Haus ein. Alle Personen in dem Haus wurden festgenommen und für Stunden eingesperrt. Dabei wurde ihnen zu Teil nicht gestattet die Toilette zu besuchen.

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Sehr kreativ, sehr überzeugend und vorallem sehr gedankenanregend.

Macht weiter so, euer Weg ist klasse. :)

 

(schade dass wir die Gesichter nicht sehen können, als sie den "Beipackzettel" lasen, hrhr!)

Vielleicht für die Presse noch interessant:

Das Pressepaket mit hochauflösenden Bildern und allen Daten:

http://juzmaraldo.blogsport.de/images/pressepaket_stadtverordnetenversam...