Knastkämpfe in Griechenland

Until all are free ...

Seit dem 29. November 2010 verzichten mehr als 9.000 der landesweit circa 12.600 Gefangenen in Griechenland auf die Gefängnismahlzeiten, etwa 1.200 Gefangene befinden sich zur Zeit in Hungerstreik. Sie alle kämpfen um Menschenrechte und Würde. Die erste Übersetzung beinhaltet ihre konkreten Forderungen, einen Aufruf zur Koordination und Organisierung von Solidaritätsaktionen zur Unterstützung ihres Kampfes, die zweite ist ein Demobericht aus Patras.

 

Landesweite Gefangenenproteste im Kampf um Menschenrechte und Würde

 

10. Dezember 2010:

  • 1.200 Gefangene im Hungerstreik
  • 7 Gefangene von Korfu nähen sich den Mund zu
  • ein weiterer Gefangener stirbt im Kassaveteia Gefängnis
  • keine Ärzte in den meisten Gefängnissen
  • die Forderungen der Gefangenen

 

Die Mobilisierungen in den Gefängnissen Griechenlands halten an. Mehr als 9.000 Inhaftierte und Gefangene (der landesweit ingesamt circa 12.600 Gefangenen) kämpfen für Menschenrechte und Würde, verzichten auf die Gefängnismahlzeiten[1], während sich im Moment 1.200 Gefangene im Hungerstreik befinden!

 

Sieben Gefangene nähten sich im Gefängnis von Korfu den Mund zu, während die Zahl der Gefangenen im Hungerstreik wächst.

 

Am Donnerstagnachmittag dem 9. Dezember wurde ein weiterer Gefangener[2], der auf die Gefängnismahlzeiten verzichtete, vom Staat ermordet. Der inhaftierte Bulgare hatte seine Strafe abgesessen und war “Gast”(!) im Kassaveteia Gefängnis. In diesem Gefängnis gibt es, wie in vielen anderen, keine Ärzte. Im Geneva Gefängnis z. B., wo die Beteiligung am Hungerstreik sehr hoch ist, wird das … Griechische Nationale Gesundheitssystem gänzlich durch einen Gefängnisarzt, der versucht, sich mit den multiplen Problemen zu befassen, die sich aus dem Hungerstreik ergeben, vertreten.

 

In dieser kritischen Situation ruft die Initiative für Gefangenenrechte das Justizministerium auf, sich mit dem Vorstand der Gefangenen zu treffen und Lösungen ihrer berechtigten Forderungen anzubieten.

 

Am Dienstag um 17 Uhr wird auf dem “Platz der Freiheit” in Korydallos/Athen eine Solidaritätskundgebung stattfinden, die sich dann zum Gefängnis fortbewegen wird.

 

Ähnliche Demonstrationen werden auch in anderen Städten stattfinden. Bis jetzt gibt es Aufrufe in Thessaloniki (16 Uhr, Venizelos Statue) und Larissa (15.30 Uhr, Neapoli Markt).

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Die Forderungen der Gefangenen:

 

Ein Aufruf der Initiative für die Rechte der Gefangenen in griechischen Gefängnissen, die sich seit Montag in einem koordinierten, landesweiten Protest befinden, er beinhaltet die Forderungen der Gefangenen.

 

Seit Montag dem 29. November verzichten die Gefangenen griechischer Haftanstalten aus Protest gegen die politische Gleichgültigkeit, die sie erfahren, auf die Mahlzeiten, was zu einem Hungerstreik eskaliert ist. Mit einer Presseveröffentlichung durch die koodinierenden Gruppen der Gefangenen aller Gefangnishöllenlöcher des Landes, machen sie ihre Forderungen (analytisch in der angefügten Liste) fur eine Entleerung der Gefängnisse, Verbesserung der Bedingungen, nach wahrer Gerechtigkeit und weniger Gefangenschaft geltend:

 

Forderungen:

  1. Stopp des Missbrauch der Untersuchungshaft
  2. Reduzierung der gesetzlichen Höchstgrenzen für kontinuierliche Haft
  3. Abschaffung der verheerenden Urteile und breitere Anwendung der Bewährung/Remission und der bedingten Entlassung
  4. Rechtsvorschriften, die die zeitliche Obergrenze der Verjährungsfrist fur disziplinarische Strafen auf 6 Monate festlegen, die nicht als hemmende Faktoren für beschränkte Entlassungen benutzt werden
  5. Abschaffung des Anti-Terrorismusgesetzes und der Sonderbedingungen für die Internierung politisch Gefangener
  6. Abschaffung der Jugendhaftanstalten und Etablierung von Strukturen zum Schutz von minderjährigen Straftätern (Anm. der Übersetzer_innen: wir sind uns nicht sicher was 'ανοιχτών δομών προστασίας' heißt)
  7. Sofortige Entlassung Gefangener mit Sonderbedürfnissen und derer, die unter schweren chronischen Erkrankungen leiden
  8. Inhaftierte Immigranten: (a) sofortige und unbeschränkte Ausübung ihres Rechts, ihre Haftstrafe in ihrem Herkunftsland zu verbüßen (b) sofortige Freilassung aller, die zur gerichtlichen oder verwaltungstechnischen Deportation festgehalten werden (c) direkte Verhandlung aller Gerichtsverfahren von Griechen und Immigranten auf allen Ebenen.
  9. Beurlaubung: Gewährung von Hafturlaub unter gleichen Grundbedingungen für alle, keine unterschiedliche und diskriminierende Behandlung, keine willkürliche Behandlung. (b) Erhöhung der Dauer des Hafturlaubs in allen Fallen.Gewährung des Hafturlaubs nach 1/5 (der Haftstrafe) bei allen Delikten und für alle Gefangenen, diejenigen eingeschlossen, die Haftstrafen wegen Drogen verbüßen.
  10. Verbesserung der Haftbedingungen: (a) das Recht auf Würde, Gesundheit, Bildung, Kommunikation, Entwicklung der Persönlichkeit, freie Meinungsäußerung, Bewegung (b) das Recht auf Arbeit, sofortige Arbeitsmöglichkeit für diejenigen, die es wünschen, ohne Restriktionen auf Grund von Disziplinarmaßnahmen (c) mehr Jobs and höhere prozentuale Anrechnung der Arbeitstage (die von der Strafe abgezogen werden) (d) Anwendung von Maßnahmen alternativ zur Inhaftierung - Ausbau der Institution ländlicher Gefängnisse um weibliche Gefangene aufzunehmen (e) Verbot körperlicher Untersuchungen, insbesondere vaginaler und analer, (f) Verbesserung der Bedingungen in der Untersuchungshaft, bei den Verlegungen und der Transportmittel.
  11. Abschaffung der Geldstrafen (Bußgelder)

 

Die Initiative für die Rechte der Gefangenen erklärt sich solidarisch mit dem gerechten Kampf der Gefangenen und ruft Einzelpersonen, Kollektive und Organisationen zu einem offenen Treffen auf, um unsere Aktionen für die Organisierung von Solidaritätshandlungen zu koodinieren.

 

Sonnabend 4. Dezember, 8:00 Uhr, Soziales Zentrum – Treffpunkt der Immigranten


Ermou 23 & Venizelou, Thessaloniki

 

www.keli.gr

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[1] Verzicht auf die Gefängnismahlzeiten bedeutet, dass sich die Gefangenen nur auf private Lebensmittelversorgung verlassen. In Gefängnissen, die keine Lebensmittelgeschäfte betreiben, sind deshalb die Gefangenen, die auf Gefängnismahlzeiten verzichten, standardmäßig im Hungerstreik.

 

[2] Ein 38-jahriger Inhaftierter im Hungerstreik wurde auch durch den Staat am 4. Dezember im Korydallos Gefängnis ermordet.

 

Quellen:

 

www.keli.gr (Updates auf Griechisch)

 

http://athens.indymedia.org/front.php3?lang=el&article_id=1231191


www.occupiedlondon.org/blog

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Versammlung in Solidarität mit dem Kampf der Gefangenen in Patras

 

Am Sonntag, 12. Dezember, versammelten sich circa 100 Genoss_innen vor dem Agios Stefanos Gefängnis (30 km entfernt von Patras, in Westgriechenland), um ihre Solidarität mit jenen auszudrücken, die hinter den Gitterstäben kämpfen. Eine sehr hohe Prozentzahl von Inhaftierten aus dem ganzen Land befindet sich seit dem 29. November bis heute im Hungerstreik oder verzichtet auf die Gefängnismahlzeiten. Sie fordern die Verbesserung der Haftbedingungen. Parolen wurden skandiert, ein Banner auf dem “Die Leidenschaft nach Freiheit ist stärker als jedes Gefängnis” steht, wurde aufgehängt, die Gefängnismauern wurden mittels Schablonen verschönert – es gab Musik und wechselseitige Kommunikation durch Sprecher. Ein Gefangener beschrieb am Telefon die Bedingungen unter denen sie leben und wie die, die kämpfen von den Wärtern behandelt werden. Gefangene winkten und schrien zurück, verbrannten Laken und selbstgemachte Flaggen.


Keiner der Kämpfenden ist alleine! Solidarität mit dem Kampf der Gefangenen!

 

Am Montag, 13. Dezember, wurde zu einem Aktionstag aufgerufen und Demonstrationen werden quer durchs Land stattfinden.

 

Quelle: http://contrainfo.espiv.net/